Guten Morgen zusammen,
da ich ganz zufrieden mit dem Ergebnis bin, wollte ich Euch die Entstehung und das fertige Messer meiner Bauerei einmal etwas ausführlicher vorstellen.
Vorab: wer die Geschichte dahinter nicht lesen mag, kann gleich zum noch folgenden Beitrag mit den Bildern und Specs scrollen.
Die Geschichte zum Interesse an japanischen Schneidwaren und auch Waffen muss man, glaube ich, kaum erzählen - viele werden nachvollziehen können, dass da eine gewisse Faszination von ausgeht und die (traditionellen) Formen und die handwerkliche Ausführung einfach etwas haben.
Nun brauche ich weder eine Stich- oder Hiebwaffe, noch kann ich mit der Chiselform der lange Zeit im Vordergrund stehenden Tanto-Variante in der täglichen Praxis etwas anfangen.
Damit es dann zu einem 'Projekt' anläuft, braucht es dann immer eine fixe Idee - und in diesem Fall sind es zwei:
Zum einen bin ich auf die Kwaiken-Form der kurzen Stichwaffe aus der Edo-Zeit gestoßen beim Surfen im Netz. Böker hat hier seinen Teil beigetragen, aber auch auf der Bildersuche zu Jute-Micarta ist mir was über den Weg gelaufen.
Aber das reichte noch nicht.
Die Zündung kam, als ich die Fertigklinge von NKD - Stout 100 - durch Zufall entdeckt habe. Und die ist aus 14c28N, einem Stahl, den ich gerne einmal probieren wollte.
Aber rostträge härte ich momentan noch nicht selber und einen ganzen Meter eines weiteren Stahls wollte ich mir auch nicht noch hinlegen ohne Sicherheit, dass ich damit weiter etwas machen will.
Da kam die Klinge für rund 35€ pro Stück ins Spiel. Fertig gehärtet und keine Kosten (Stahl plus 2xVersand plus Obolus fürs Härten) sowie dann auch keine Unsicherheit, dass da beim Harten Ausschuss/ Aufwand durch Beseitigung der Spuren von Richten
bzgl. Verzug entsteht.
Also 2 Stück davon bestellt.
Erster Eindruck der Dinger: ganz schön massiv von der Geometrie, sozusagen ein Donnerkeil. Für eine Stichwaffe ok, aber nix für mich als Messer. Mit einer Überarbeitung habe ich schon gerechnet auf Grund der Bilder, also keine Enttäuschung.
Dazu kam noch, dass die Kanten im Erlbereich etwas rund poliert waren und mir die sehr modisch, schräge Ausführung des Anschliffs am Übergang Ricasso/ Schneide und auch das Griffende nicht gefiel sowie der Erlbereich kurz und irgendwie nicht optimal gestaltet war.
Und: die Bohrungen im Erl habe mich noch kurz gedanklich beschäftigt. Statt Corby-Nieten in 4,7mm kamen dann Bohrer aus Hartmetall in 5mm ins Haus und es ging los:
Das ging super - man muss nur beim Durchbohren am besten etwas unter die Klinge legen, damit man beim Austreten des Bohrers das gute Stück nicht abbricht.
Dann Schneidflanken nacharbeiten (14c28N ist kein stressiges Material und Cubitron-Bänder leisten sehr gute Arbeit -das Band war im Anschluss noch tadellos):
Etwas feiner geschliffen dann:
Man sieht, dass im bauchigen Bereich etwas mehr abgetragen ist - leider habe ich zu spät gemerkt, dass die Klinge leichten Verzug hat. Das ganze lässt sich vom Anschliff der Schneidflanken soweit korrigieren, dass da keine groben Ungleichmäßigkeiten und er Geometrie entstehen - so fern man damit leben kann, dass die Spitze rund 1-1,5mm aus der Flucht läuft. Nach einigen Tests, wo ich von der Spitze zum Ricasso die Klinge auf einem Stück Papier abgerollt habe und mir den Abdruck angeschaut habe, habe ich mich dafür entschieden, damit zu leben: die Handführung einer Klinge ist wesentlich unpraziser, als dass sich dieser Makel drastisch im Alltag bemerkbar macht. Zudem kann man durch die Griffgestaltung dieses aus der Flucht laufen etwas vermitteln. Ein Richtversuch beim derzeitigen Bearbeitungszustand hatte bei der folgenden Beseitigung der Richtspuren eine zu dünne Klinge bedeutet.
...also weiter mit der Planung der Grifform. Zu kurz ist immer mistig, also wird es überstehende Griffschalen geben und einen Spalt, der dann ausgefüllt werden muss - womit, dazu später mehr.
Auf jeden Fall kann dann auch der Rest der Griffform frei gestaltet werden, wenn ich eh einen Spalt zu füllen habe. Den Erl habe ich dann auch in der sonstigen Form zurück genommen, damit ich genug Spalt habe, wo Material zum Füllen Halt finden kann:
Durch diese Ausführung war klar, dass ein technisch gut brauchbares Griffmaterial her musste: hart und nicht empfindlich für Risse oder Ausbrüche. Es war inzwischen auch klar, dass mein Zweigebohrener das Messer bekommen wird und wir haben uns schnell auf Grenadill geeinigt und ich habe losgelegt mit Aussägen, Bohren und Anpassung der Konturen:
Da schaut auch schon das Kupferröhrchen als Pin aus einem Erlloch - das harmoniert gut von der Farbe zu dem Grenadill, was ja oft einen farblichen Einschlag ins Violette hat (Mal davon abgesehen, dass ich momentan sowieso eine 'Kupferphase' habe ).
Dann weiter mit Griffausformung/ -Gestaltung am Band und dann fein mit der Feile, bis alles hübsch rund und ergonomisch ist:
Nun zurück zum Ausfüllen des Spaltes.
An sich war jetzt alles schon so gut gelungen und in der Anmutung von Linienführung und Holzwahl gediegen, dass ich den Spalt gerne mit natürlichem Material und nicht Plaste gefüllt hatte - aber die Idee Leder habe ich dann wieder verworfen:
Farblich passt das warme Braum des Leders nicht gut zum Grenadill und als Zweites generiert das Leder nicht den erhofften Grip. Die Griffform ohne jeglichen Handschutz Richtung Klinge ist nicht ohne und hier habe ich neben deutlichem Aufmaß der Grifflänge darauf Wert gelegt, ein Material zu nutzen, dass merklich rutschhemmend wirkt.
Also doch künstliches Material (es ist ja nun bei modernem, skandinavischem Stahl und afrikanischem Holz auch kein sooo großer Stilbruch) und hier habe ich schon einmal einen Versuch mit Sugru-Silikonknete gemacht, der ganz viel versprechend war (Dauerhaftigkeit muß sich aber erst noch zeigen).
Also los:
Das Holz ist natürlich vorher völlig fertig gefinisht, in dem Fall bis Korn 1000 geschliffen und nicht weiter poliert - also kein Hochglanz, sondern eher seidenmatt - das passt, finde ich.
....und damit ist die Entstehung auch schon durch. Das Ganze natürlich nicht an einem WE, sondern nach und nach, je nach Zeit und Muse neben dem Arbeiten und der Familie und so
Schärfen fehlt noch - was schnell erledigt war bei dem einfachen Stahl und den rund 0,3mm an der Ware. Schon hübsch feine Schärfe und ich bin echt zufrieden!
Und gleich zu den Bildern und 'Specs'....
da ich ganz zufrieden mit dem Ergebnis bin, wollte ich Euch die Entstehung und das fertige Messer meiner Bauerei einmal etwas ausführlicher vorstellen.
Vorab: wer die Geschichte dahinter nicht lesen mag, kann gleich zum noch folgenden Beitrag mit den Bildern und Specs scrollen.
Die Geschichte zum Interesse an japanischen Schneidwaren und auch Waffen muss man, glaube ich, kaum erzählen - viele werden nachvollziehen können, dass da eine gewisse Faszination von ausgeht und die (traditionellen) Formen und die handwerkliche Ausführung einfach etwas haben.
Nun brauche ich weder eine Stich- oder Hiebwaffe, noch kann ich mit der Chiselform der lange Zeit im Vordergrund stehenden Tanto-Variante in der täglichen Praxis etwas anfangen.
Damit es dann zu einem 'Projekt' anläuft, braucht es dann immer eine fixe Idee - und in diesem Fall sind es zwei:
Zum einen bin ich auf die Kwaiken-Form der kurzen Stichwaffe aus der Edo-Zeit gestoßen beim Surfen im Netz. Böker hat hier seinen Teil beigetragen, aber auch auf der Bildersuche zu Jute-Micarta ist mir was über den Weg gelaufen.
Aber das reichte noch nicht.
Die Zündung kam, als ich die Fertigklinge von NKD - Stout 100 - durch Zufall entdeckt habe. Und die ist aus 14c28N, einem Stahl, den ich gerne einmal probieren wollte.
Aber rostträge härte ich momentan noch nicht selber und einen ganzen Meter eines weiteren Stahls wollte ich mir auch nicht noch hinlegen ohne Sicherheit, dass ich damit weiter etwas machen will.
Da kam die Klinge für rund 35€ pro Stück ins Spiel. Fertig gehärtet und keine Kosten (Stahl plus 2xVersand plus Obolus fürs Härten) sowie dann auch keine Unsicherheit, dass da beim Harten Ausschuss/ Aufwand durch Beseitigung der Spuren von Richten
bzgl. Verzug entsteht.
Also 2 Stück davon bestellt.
Erster Eindruck der Dinger: ganz schön massiv von der Geometrie, sozusagen ein Donnerkeil. Für eine Stichwaffe ok, aber nix für mich als Messer. Mit einer Überarbeitung habe ich schon gerechnet auf Grund der Bilder, also keine Enttäuschung.
Dazu kam noch, dass die Kanten im Erlbereich etwas rund poliert waren und mir die sehr modisch, schräge Ausführung des Anschliffs am Übergang Ricasso/ Schneide und auch das Griffende nicht gefiel sowie der Erlbereich kurz und irgendwie nicht optimal gestaltet war.
Und: die Bohrungen im Erl habe mich noch kurz gedanklich beschäftigt. Statt Corby-Nieten in 4,7mm kamen dann Bohrer aus Hartmetall in 5mm ins Haus und es ging los:
Das ging super - man muss nur beim Durchbohren am besten etwas unter die Klinge legen, damit man beim Austreten des Bohrers das gute Stück nicht abbricht.
Dann Schneidflanken nacharbeiten (14c28N ist kein stressiges Material und Cubitron-Bänder leisten sehr gute Arbeit -das Band war im Anschluss noch tadellos):
Etwas feiner geschliffen dann:
Man sieht, dass im bauchigen Bereich etwas mehr abgetragen ist - leider habe ich zu spät gemerkt, dass die Klinge leichten Verzug hat. Das ganze lässt sich vom Anschliff der Schneidflanken soweit korrigieren, dass da keine groben Ungleichmäßigkeiten und er Geometrie entstehen - so fern man damit leben kann, dass die Spitze rund 1-1,5mm aus der Flucht läuft. Nach einigen Tests, wo ich von der Spitze zum Ricasso die Klinge auf einem Stück Papier abgerollt habe und mir den Abdruck angeschaut habe, habe ich mich dafür entschieden, damit zu leben: die Handführung einer Klinge ist wesentlich unpraziser, als dass sich dieser Makel drastisch im Alltag bemerkbar macht. Zudem kann man durch die Griffgestaltung dieses aus der Flucht laufen etwas vermitteln. Ein Richtversuch beim derzeitigen Bearbeitungszustand hatte bei der folgenden Beseitigung der Richtspuren eine zu dünne Klinge bedeutet.
...also weiter mit der Planung der Grifform. Zu kurz ist immer mistig, also wird es überstehende Griffschalen geben und einen Spalt, der dann ausgefüllt werden muss - womit, dazu später mehr.
Auf jeden Fall kann dann auch der Rest der Griffform frei gestaltet werden, wenn ich eh einen Spalt zu füllen habe. Den Erl habe ich dann auch in der sonstigen Form zurück genommen, damit ich genug Spalt habe, wo Material zum Füllen Halt finden kann:
Durch diese Ausführung war klar, dass ein technisch gut brauchbares Griffmaterial her musste: hart und nicht empfindlich für Risse oder Ausbrüche. Es war inzwischen auch klar, dass mein Zweigebohrener das Messer bekommen wird und wir haben uns schnell auf Grenadill geeinigt und ich habe losgelegt mit Aussägen, Bohren und Anpassung der Konturen:
Da schaut auch schon das Kupferröhrchen als Pin aus einem Erlloch - das harmoniert gut von der Farbe zu dem Grenadill, was ja oft einen farblichen Einschlag ins Violette hat (Mal davon abgesehen, dass ich momentan sowieso eine 'Kupferphase' habe ).
Dann weiter mit Griffausformung/ -Gestaltung am Band und dann fein mit der Feile, bis alles hübsch rund und ergonomisch ist:
Nun zurück zum Ausfüllen des Spaltes.
An sich war jetzt alles schon so gut gelungen und in der Anmutung von Linienführung und Holzwahl gediegen, dass ich den Spalt gerne mit natürlichem Material und nicht Plaste gefüllt hatte - aber die Idee Leder habe ich dann wieder verworfen:
Farblich passt das warme Braum des Leders nicht gut zum Grenadill und als Zweites generiert das Leder nicht den erhofften Grip. Die Griffform ohne jeglichen Handschutz Richtung Klinge ist nicht ohne und hier habe ich neben deutlichem Aufmaß der Grifflänge darauf Wert gelegt, ein Material zu nutzen, dass merklich rutschhemmend wirkt.
Also doch künstliches Material (es ist ja nun bei modernem, skandinavischem Stahl und afrikanischem Holz auch kein sooo großer Stilbruch) und hier habe ich schon einmal einen Versuch mit Sugru-Silikonknete gemacht, der ganz viel versprechend war (Dauerhaftigkeit muß sich aber erst noch zeigen).
Also los:
Das Holz ist natürlich vorher völlig fertig gefinisht, in dem Fall bis Korn 1000 geschliffen und nicht weiter poliert - also kein Hochglanz, sondern eher seidenmatt - das passt, finde ich.
....und damit ist die Entstehung auch schon durch. Das Ganze natürlich nicht an einem WE, sondern nach und nach, je nach Zeit und Muse neben dem Arbeiten und der Familie und so
Schärfen fehlt noch - was schnell erledigt war bei dem einfachen Stahl und den rund 0,3mm an der Ware. Schon hübsch feine Schärfe und ich bin echt zufrieden!
Und gleich zu den Bildern und 'Specs'....