güNef
Premium Mitglied
- Beiträge
- 5.765
Servus (Bonjour),
durch einen besonders günstigen Umstand hatte ich das große Vergnügen ein Nakiri aus der kreativen Hobbywerkstatt von Virgil für knapp 10 Tage mal auszuprobieren.
Das Dingens ist es.......La Nakiri DCN, interprétation de Maître Virgil4
Nachdem alle Daten und Fakten inclusive der gesamten Entstehungsgeschichte dokumentiert sind, kann ich mich voll und ganz meinen Eindrücken widmen und erspare mir dieses Mal akademisches wie Messwerte mit Schiebelehre und Lineal........das hat Virgil schon gemacht!
Optik und Design...
.....sind natürlich Geschmackssache, aber......
Ein Design kann die Funktion begleiten, die Funktion unterstützen, oder die Funktion stören oder behindern. Wie diese Sache sich hier verhält braucht keiner weiteren Worte.
Bei einem Full-Custom-Nakiri hat logischerweise der zukünftige Besitzer wie auch der Macher ein gewichtiges Wort mitzureden, so fließen noch zusätzliche Wünsche an Form, Farben und Materialien mit ein, die natürlich den jeweilgen Geschmack repräsentieren. Entweder flasht einem der erste Anblick oder er tut es nicht, bzw. beginnt der Betrachter sofort nach seinem Gusto gedanklich an dem Messer zu feilen wenn er mit dem was vor ihm liegt nicht zur Gänze seinen Geschmack getroffen sieht und beginnt vor seinem inneren Auge kleine Veränderungen vorzunehmen, bis er sein optisches Ideal erfüllt sieht.
Ich nicht! Was würde ich anders haben wollen? Grundsätzlich mal gar nix.
Optik, Materialwahl, Form und Design trifft voll meinen Geschmack, hier ist Virgils ästhetische Ader mit dem gleichen Blut gefüllt wie meine.
....aber wie schon Monaco Franze immer sagte: „A bissl was geht immer“
Balance & Gewicht........
Der Schwerpunkt ist weit in die Klinge gezogen, die nicht durchgängige Spitzerlkonstruktion und die leichten Griffmaterialien wie das Carbon in Kombination mit einer Klingenrückendicke von 2,7mm durchgehend und der stattlichen Klinge für ein Nakiri sorgt bei 208gr Gewicht für einen kräftigen Vorwärtsdrang Richtung Schnittgut. Da der Griff nicht verstiftet ist, fällt noch mal etwas „Gegengewicht“ weg. Ich empfinde so um die 180gr bei 180mm Schneidenlänge als ideal ausgewogen für ein Nakiri, nicht zu leicht, dass selber Druck auf hartes Schnittgut ausübt werden muss und nicht zu schwer um nicht rasch durch das Gewicht zu ermüden. Das ist natürlich eine Frage der Vorliebe, es gibt leichtere und schwerere Nakiris. Meine Referenz ist hier das Wakui Oktagonal-Nakiri von cleancut se mit gut 180gr. Nach meinem Empfinden unterstützt die klingenlastige Balance eines Nakiri das Schnittgefühl, aber wenn zusätzlich die Geometrie und das Gewicht perfekt aufeinander abgestimmt sind, kann die dadurch empfundene Schneidfähigkeit schon beinahe einschüchternd wirken. Meine persönliche Referenz ist wie schon erwähnt das besagte Wakui.
Nakiris von Watanabe, Kamo, Herder und Wakui sind mir bekannt. Von sehr leicht (Herder & Kamo) bis mittel (Watanabe) und schwer (Wakui) kenne ich die unterschiedlichen Gewichtsklassen. Die 208gr vom DCN waren Neuland für mich.
Vergleich mit einem Watanabe-Nakiri:
Die + 30gr zum Wakui braucht es nicht und würde ich einsparen in dem ich entweder die Klingenstärke etwas dünner auswähle, oder den Klingenrücken Richtung Vorderkante ausdünne. Die Balance würde geringfügig Richtung Griff wandern, wäre aber immer noch klingenlastig genug für ein Nakiri, ohne an Stabilität und den nötigen Zug so richtig ins Schnittgut zu fallen, einzubüßen
Ich betone ausdrücklich, dass ich hier von meinen persönlichen Erfahrungen und Vorlieben ausgehe und dies keinesfalls als allgemeingültig angesehen werden soll!
Zur Schneidfähigkeit......
......und was würde ich ändern (lassen)....?
Daten & Fakten (von Virgil übernommen) :
Gesamtlänge: 308 mm
Klingenlänge: 180 mm
Grifflänge: 128 mm
Klingendicke: 2,9 mm - 0,2 mm hinter der Wate
Klingenhöhe: max. 54 mm
Stahl: 1.2442, ca. 62 HRC
Griffdicke, maximal: 17,8 mm
Griff: rotes G10 und Carbonfiber
Gewicht: 208 g
Schwerpunkt: 38 mm vor dem Griffende
sonstiges: Steckerl-Aufbau, verklebt, Flachschliff, Walzhaut
Copyright Virgil:
Etwas widersprüchliches ist mir nicht aufgefallen von daher war auch kein Bedarf nachzumessen oder nachzuwiegen.
Die Geometrie ist hervorragend, ein leichter Schnitt und keine knackenden Möhren. Virgil hat mir gestattet das DCN richtig ranzunehmen und keine besondere Sorgfalt walten zu lassen. Ich choppe gerne mit einem Nakiri, bevorzugt so in der Gegend vom beginnenden hinteren Drittel der Schneide und nütze das flache Profil, die starre Klinge und das Gewicht der Klinge, denn dafür halte ich es wie geschaffen, wenn es die dazu nötige Abstimmung mitbringt auch wenn japanische Klingen in der Regel zugschnittoptimiert ausgelegt werden. Wie auf diesem Video schön zu sehen, gibt es verschiedene Schnitttechniken um ein Nakiri effizient einzusetzten, dass gezeigte Messer ist übrigens ein Watanabe-Nakiri aus der Pro-Serie. Ist das Messer ein schwereres Exemplar und hauchfein ausgeschliffen, dann entscheidet einzig die Schnitttechnik/der Nutzer über die Lebensdauer der Schneide. Bei 208gr und einem Ausschliff auf Null wie Watanabe und Kamo es zu halten pflegen, wäre der Impact beim Choppen zu hoch und die Schneide würde nachgeben. Hier sind die beiden alternativ gezeigten Zugschnittvarianten das Mittel der Wahl. Der von Virgil verwendete Stahl und der angesetzte Schliff erlauben trotz der wuchtigen Klinge einen sorglosen Umgang mit dem Messer. Es gab über den ganzen Anwendungszeitraum keine Ausbrüche und keine umgelegte Schneide und ich hab dieses Gemüsemesser weder geschont noch malträtiert.
Vor diesem Hintergrund hat Virgil mit seinem ersten Nakiri alles richtig gemacht. Er hat einer wuchtige Klinge den richtigen Anschliff verpasst und dazu einen passenden Stahl ausgewählt. Chapeau!
Ich würde ohne zu überlegen das DCN gegen mein Watanabe-Nakiri austauschen und das will was heißen.
Der Geometrieverlauf hat zwar noch einen Hauch Luft nach oben, diesen butterweichen und mühelosen Schnitt eines Wakui schafft es nicht ganz zu reproduzieren, aber jemand der solch ein Nakiri nicht zum Vergleich heranziehen kann, für den ist das DCN ein Spitzending.
Wäre es meines so könnte der Anschliff hinter der Wate so bleiben und nur nach oben hin noch etwas dünner ausgeschliffen sein. Das ist ein Erfahrungswert und wäre eine Massnahme von der ich mir noch einen Tacken mehr an Schneidfähigkeit erwarten würde, vor allem bei höherem und festem Schnittgut wie Äpfel, Kohlrabi oder rote Bete, ohne Gefahr zulaufen an Schneidkantenstabilität einzubüßen. Hier kann man aber sicher diskutieren welches Gefühl einem lieber ist, ein Spalten oder ein festsaugen der Klinge.
Es ginge natürlich auch hinter der Wate noch ein wenig dünner, aber das man sich damit eine geringere Schneidkantenstabilität einkauft ist klar und ich würde das nur insofern als Möglichkeit betrachten, wenn fix ist wer mit welcher Schnitttechnik auf welchem Brett damit arbeitet und hier nicht ständig Nutzer, Technik und Unterlage wechseln, sonst wird das nicht gut gehen.
So ist das DCN aber an den Besitzer und dessen Vorliebe angepasst und wirklich mehr als gut genug so wie es ist.
Insgesamt würde ich Virgil mit exakten Daten und Angaben versorgen, sofern ich genau weiß was ich haben will und das Nakiri abkönnen muss, dann wäre alles perfekt. Die nötigen Fähigkeiten das dann gekonnt umzusetzen hat der Mann!
Weder am Design noch an den Materialien würde ich etwas Verändern, dass gefällt mit so wie es ist zu 100%.
Die Verarbeitung.......
Ja Leute, hier zeigt sich auf fantastische Weise, was ein geschickter und genau arbeitender Hobbyist zu zeigen vermag. Ich erspar mir mal viel geplapper und zeige mal Detailbilder:
Ich wüsste nicht was man hier an F&F noch besser machen könnte. Die Walzhautoptik ist ein gewollter Akzent, alle Kanten sind akribisch bearbeitet, an diesem Messer ist kein Quadratmillimeter übersehen oder dem Zufall überlassen. Für einen Finish-Fetischisten wie ich einer bin ist das Betrachten der Oberflächen ein Fest. Der von Hand längsgeschliffene Klingenspiegel zeigt, dass ein schönes Finish und einen tadellose Funktion Hand in Hand gehen können, wenn man darauf Wert legt und sich die Zeit nimmt.
Der Griff ist wie aus einem Guss, kein Überstand, keine Kanten, keine Spalten und die fast schon zum Markenzeichen gewordene Daumenmulde rundet auch im Wortsinn die perfekte Vorstellung ab. Hier fliessen Optik und Haptik so gekonnt ineinander wie ich das noch nicht oft erlebt habe. Wenn ich ein bisschen überzeichnen darf, dann kommt mir ein Wa-Griff mit durchgängig gleichbleibender Höhe und Breite wie ein "Besenstiel" vor, wenn ich länger einen 3D-Griff wie diesen, der wirklich toll in der Hand liegt, damit vergleiche.
Als besonders angenehm hat sich der bachkieselglatte und breit belassene Kehl für die anliegenden Finger herausgestellt, was ein geübter Beobachter durchaus an den Bildern erkennen kann.
Der Materialmix aus modernen Kunststoffen und einem klassischen C-Stahl hebt das Nakiri aus dem gewohnten Rahmen. Virgil wollte eine moderne Interpretation eines klassischen japanischen Gemüsemessers umsetzen und das ist ihm wirklich gelungen.
Der Stahl......
"1.2442 war mal der klassische Stahl für gute Bügelsägenblätter. Wenn man Glück hat, findet man solche Blätter noch. Sie sind am roten Funken zu erkennen. Von Schnellarbeitsstahlblättern kann man sie unterscheiden, weil bei denen der Funke noch roter ist und sie wegen der Sonderkarbide kaum Sternchen zeigen.
Wie viele gute alte Stähle ist auch dieser Stahl von vielseitigeren, billigeren und eben nur fast gleichwertigen ersetzt worden und deshalb heute selten zu finden.
Ich ziehe ihn dem 1.2519 deutlich vor. Er ist besser schweißbar, eben weil er kein Chrom enthält, die Verschleißfestigkeit wird wegen der härteren Wolframkarbide auch eher besser sein."
Quelle: U.Gerfin
Ich habe das Nakiri ohne viel Mühe und mit durchnittlichen Schleifkünsten auf eine küchentaugliche Schärfe gebracht. Wenn es meins wäre, würde ich mich in der Tat etwas mehr mit Schleifmittel und optischen Hilfen beschäftigen um mir eine Schneide zu schaffen, die dem Stahl gerecht und meiner Schnitttechnik entgegenkommt und um auch aus dem feinen Stahl rauszuholen was eben geht.
Fazit.......
Ich bin wieder um eine Erfahrung reicher und möchte Virgil für diese gelungene und tolle Überraschung mir das Messer zum Ausprobieren zu überlassen herzlich danken.
Ich war ja schon vom Entwurf geflasht, aber es dann tatsächlich in Händen zu halten, zu greifen, zu wiegen, den Blick darüber wandern zu lassen und damit zu arbeiten sind immer völlig verschiedene Dinge als nach Bildern zu urteilen.
Eigentlich sehr schade das Virgil ausnahmslos zum Ausgleich und zur Entspannung Messer fertigt und sich vor allem mit kniffligen mechanisch-technischen Abläufen beschäftigt und seine tollen Messer dann an Familie und Freunde weitergibt.
Seine Kochmesser würden sicher Anhänger finden......
Um mir jetzt noch weitere Worte zu sparen, schliesse ich mit einem Satz:
Hätte ich einen Messerwunsch frei, so würde ich in mir in diesem Design und Stil ein 190er Gyuto wünschen!
Gruß, güNef
durch einen besonders günstigen Umstand hatte ich das große Vergnügen ein Nakiri aus der kreativen Hobbywerkstatt von Virgil für knapp 10 Tage mal auszuprobieren.
Das Dingens ist es.......La Nakiri DCN, interprétation de Maître Virgil4
Nachdem alle Daten und Fakten inclusive der gesamten Entstehungsgeschichte dokumentiert sind, kann ich mich voll und ganz meinen Eindrücken widmen und erspare mir dieses Mal akademisches wie Messwerte mit Schiebelehre und Lineal........das hat Virgil schon gemacht!
Optik und Design...
.....sind natürlich Geschmackssache, aber......
Ein Design kann die Funktion begleiten, die Funktion unterstützen, oder die Funktion stören oder behindern. Wie diese Sache sich hier verhält braucht keiner weiteren Worte.
Bei einem Full-Custom-Nakiri hat logischerweise der zukünftige Besitzer wie auch der Macher ein gewichtiges Wort mitzureden, so fließen noch zusätzliche Wünsche an Form, Farben und Materialien mit ein, die natürlich den jeweilgen Geschmack repräsentieren. Entweder flasht einem der erste Anblick oder er tut es nicht, bzw. beginnt der Betrachter sofort nach seinem Gusto gedanklich an dem Messer zu feilen wenn er mit dem was vor ihm liegt nicht zur Gänze seinen Geschmack getroffen sieht und beginnt vor seinem inneren Auge kleine Veränderungen vorzunehmen, bis er sein optisches Ideal erfüllt sieht.
Ich nicht! Was würde ich anders haben wollen? Grundsätzlich mal gar nix.
Optik, Materialwahl, Form und Design trifft voll meinen Geschmack, hier ist Virgils ästhetische Ader mit dem gleichen Blut gefüllt wie meine.
....aber wie schon Monaco Franze immer sagte: „A bissl was geht immer“
Balance & Gewicht........
Der Schwerpunkt ist weit in die Klinge gezogen, die nicht durchgängige Spitzerlkonstruktion und die leichten Griffmaterialien wie das Carbon in Kombination mit einer Klingenrückendicke von 2,7mm durchgehend und der stattlichen Klinge für ein Nakiri sorgt bei 208gr Gewicht für einen kräftigen Vorwärtsdrang Richtung Schnittgut. Da der Griff nicht verstiftet ist, fällt noch mal etwas „Gegengewicht“ weg. Ich empfinde so um die 180gr bei 180mm Schneidenlänge als ideal ausgewogen für ein Nakiri, nicht zu leicht, dass selber Druck auf hartes Schnittgut ausübt werden muss und nicht zu schwer um nicht rasch durch das Gewicht zu ermüden. Das ist natürlich eine Frage der Vorliebe, es gibt leichtere und schwerere Nakiris. Meine Referenz ist hier das Wakui Oktagonal-Nakiri von cleancut se mit gut 180gr. Nach meinem Empfinden unterstützt die klingenlastige Balance eines Nakiri das Schnittgefühl, aber wenn zusätzlich die Geometrie und das Gewicht perfekt aufeinander abgestimmt sind, kann die dadurch empfundene Schneidfähigkeit schon beinahe einschüchternd wirken. Meine persönliche Referenz ist wie schon erwähnt das besagte Wakui.
Nakiris von Watanabe, Kamo, Herder und Wakui sind mir bekannt. Von sehr leicht (Herder & Kamo) bis mittel (Watanabe) und schwer (Wakui) kenne ich die unterschiedlichen Gewichtsklassen. Die 208gr vom DCN waren Neuland für mich.
Vergleich mit einem Watanabe-Nakiri:
Die + 30gr zum Wakui braucht es nicht und würde ich einsparen in dem ich entweder die Klingenstärke etwas dünner auswähle, oder den Klingenrücken Richtung Vorderkante ausdünne. Die Balance würde geringfügig Richtung Griff wandern, wäre aber immer noch klingenlastig genug für ein Nakiri, ohne an Stabilität und den nötigen Zug so richtig ins Schnittgut zu fallen, einzubüßen
Ich betone ausdrücklich, dass ich hier von meinen persönlichen Erfahrungen und Vorlieben ausgehe und dies keinesfalls als allgemeingültig angesehen werden soll!
Zur Schneidfähigkeit......
......und was würde ich ändern (lassen)....?
Daten & Fakten (von Virgil übernommen) :
Gesamtlänge: 308 mm
Klingenlänge: 180 mm
Grifflänge: 128 mm
Klingendicke: 2,9 mm - 0,2 mm hinter der Wate
Klingenhöhe: max. 54 mm
Stahl: 1.2442, ca. 62 HRC
Griffdicke, maximal: 17,8 mm
Griff: rotes G10 und Carbonfiber
Gewicht: 208 g
Schwerpunkt: 38 mm vor dem Griffende
sonstiges: Steckerl-Aufbau, verklebt, Flachschliff, Walzhaut
Copyright Virgil:
Schneide buckelt, rasiert und fällt durch Möhrchen - Dank des durchgehend 2,9 mm starken Rückens
Etwas widersprüchliches ist mir nicht aufgefallen von daher war auch kein Bedarf nachzumessen oder nachzuwiegen.
Die Geometrie ist hervorragend, ein leichter Schnitt und keine knackenden Möhren. Virgil hat mir gestattet das DCN richtig ranzunehmen und keine besondere Sorgfalt walten zu lassen. Ich choppe gerne mit einem Nakiri, bevorzugt so in der Gegend vom beginnenden hinteren Drittel der Schneide und nütze das flache Profil, die starre Klinge und das Gewicht der Klinge, denn dafür halte ich es wie geschaffen, wenn es die dazu nötige Abstimmung mitbringt auch wenn japanische Klingen in der Regel zugschnittoptimiert ausgelegt werden. Wie auf diesem Video schön zu sehen, gibt es verschiedene Schnitttechniken um ein Nakiri effizient einzusetzten, dass gezeigte Messer ist übrigens ein Watanabe-Nakiri aus der Pro-Serie. Ist das Messer ein schwereres Exemplar und hauchfein ausgeschliffen, dann entscheidet einzig die Schnitttechnik/der Nutzer über die Lebensdauer der Schneide. Bei 208gr und einem Ausschliff auf Null wie Watanabe und Kamo es zu halten pflegen, wäre der Impact beim Choppen zu hoch und die Schneide würde nachgeben. Hier sind die beiden alternativ gezeigten Zugschnittvarianten das Mittel der Wahl. Der von Virgil verwendete Stahl und der angesetzte Schliff erlauben trotz der wuchtigen Klinge einen sorglosen Umgang mit dem Messer. Es gab über den ganzen Anwendungszeitraum keine Ausbrüche und keine umgelegte Schneide und ich hab dieses Gemüsemesser weder geschont noch malträtiert.
Vor diesem Hintergrund hat Virgil mit seinem ersten Nakiri alles richtig gemacht. Er hat einer wuchtige Klinge den richtigen Anschliff verpasst und dazu einen passenden Stahl ausgewählt. Chapeau!
Ich würde ohne zu überlegen das DCN gegen mein Watanabe-Nakiri austauschen und das will was heißen.
Der Geometrieverlauf hat zwar noch einen Hauch Luft nach oben, diesen butterweichen und mühelosen Schnitt eines Wakui schafft es nicht ganz zu reproduzieren, aber jemand der solch ein Nakiri nicht zum Vergleich heranziehen kann, für den ist das DCN ein Spitzending.
Wäre es meines so könnte der Anschliff hinter der Wate so bleiben und nur nach oben hin noch etwas dünner ausgeschliffen sein. Das ist ein Erfahrungswert und wäre eine Massnahme von der ich mir noch einen Tacken mehr an Schneidfähigkeit erwarten würde, vor allem bei höherem und festem Schnittgut wie Äpfel, Kohlrabi oder rote Bete, ohne Gefahr zulaufen an Schneidkantenstabilität einzubüßen. Hier kann man aber sicher diskutieren welches Gefühl einem lieber ist, ein Spalten oder ein festsaugen der Klinge.
Es ginge natürlich auch hinter der Wate noch ein wenig dünner, aber das man sich damit eine geringere Schneidkantenstabilität einkauft ist klar und ich würde das nur insofern als Möglichkeit betrachten, wenn fix ist wer mit welcher Schnitttechnik auf welchem Brett damit arbeitet und hier nicht ständig Nutzer, Technik und Unterlage wechseln, sonst wird das nicht gut gehen.
So ist das DCN aber an den Besitzer und dessen Vorliebe angepasst und wirklich mehr als gut genug so wie es ist.
Insgesamt würde ich Virgil mit exakten Daten und Angaben versorgen, sofern ich genau weiß was ich haben will und das Nakiri abkönnen muss, dann wäre alles perfekt. Die nötigen Fähigkeiten das dann gekonnt umzusetzen hat der Mann!
Weder am Design noch an den Materialien würde ich etwas Verändern, dass gefällt mit so wie es ist zu 100%.
Die Verarbeitung.......
Ja Leute, hier zeigt sich auf fantastische Weise, was ein geschickter und genau arbeitender Hobbyist zu zeigen vermag. Ich erspar mir mal viel geplapper und zeige mal Detailbilder:
Ich wüsste nicht was man hier an F&F noch besser machen könnte. Die Walzhautoptik ist ein gewollter Akzent, alle Kanten sind akribisch bearbeitet, an diesem Messer ist kein Quadratmillimeter übersehen oder dem Zufall überlassen. Für einen Finish-Fetischisten wie ich einer bin ist das Betrachten der Oberflächen ein Fest. Der von Hand längsgeschliffene Klingenspiegel zeigt, dass ein schönes Finish und einen tadellose Funktion Hand in Hand gehen können, wenn man darauf Wert legt und sich die Zeit nimmt.
Der Griff ist wie aus einem Guss, kein Überstand, keine Kanten, keine Spalten und die fast schon zum Markenzeichen gewordene Daumenmulde rundet auch im Wortsinn die perfekte Vorstellung ab. Hier fliessen Optik und Haptik so gekonnt ineinander wie ich das noch nicht oft erlebt habe. Wenn ich ein bisschen überzeichnen darf, dann kommt mir ein Wa-Griff mit durchgängig gleichbleibender Höhe und Breite wie ein "Besenstiel" vor, wenn ich länger einen 3D-Griff wie diesen, der wirklich toll in der Hand liegt, damit vergleiche.
Als besonders angenehm hat sich der bachkieselglatte und breit belassene Kehl für die anliegenden Finger herausgestellt, was ein geübter Beobachter durchaus an den Bildern erkennen kann.
Der Materialmix aus modernen Kunststoffen und einem klassischen C-Stahl hebt das Nakiri aus dem gewohnten Rahmen. Virgil wollte eine moderne Interpretation eines klassischen japanischen Gemüsemessers umsetzen und das ist ihm wirklich gelungen.
Der Stahl......
"1.2442 war mal der klassische Stahl für gute Bügelsägenblätter. Wenn man Glück hat, findet man solche Blätter noch. Sie sind am roten Funken zu erkennen. Von Schnellarbeitsstahlblättern kann man sie unterscheiden, weil bei denen der Funke noch roter ist und sie wegen der Sonderkarbide kaum Sternchen zeigen.
Wie viele gute alte Stähle ist auch dieser Stahl von vielseitigeren, billigeren und eben nur fast gleichwertigen ersetzt worden und deshalb heute selten zu finden.
Ich ziehe ihn dem 1.2519 deutlich vor. Er ist besser schweißbar, eben weil er kein Chrom enthält, die Verschleißfestigkeit wird wegen der härteren Wolframkarbide auch eher besser sein."
Quelle: U.Gerfin
Ich habe das Nakiri ohne viel Mühe und mit durchnittlichen Schleifkünsten auf eine küchentaugliche Schärfe gebracht. Wenn es meins wäre, würde ich mich in der Tat etwas mehr mit Schleifmittel und optischen Hilfen beschäftigen um mir eine Schneide zu schaffen, die dem Stahl gerecht und meiner Schnitttechnik entgegenkommt und um auch aus dem feinen Stahl rauszuholen was eben geht.
Fazit.......
Ich bin wieder um eine Erfahrung reicher und möchte Virgil für diese gelungene und tolle Überraschung mir das Messer zum Ausprobieren zu überlassen herzlich danken.
Ich war ja schon vom Entwurf geflasht, aber es dann tatsächlich in Händen zu halten, zu greifen, zu wiegen, den Blick darüber wandern zu lassen und damit zu arbeiten sind immer völlig verschiedene Dinge als nach Bildern zu urteilen.
Eigentlich sehr schade das Virgil ausnahmslos zum Ausgleich und zur Entspannung Messer fertigt und sich vor allem mit kniffligen mechanisch-technischen Abläufen beschäftigt und seine tollen Messer dann an Familie und Freunde weitergibt.
Seine Kochmesser würden sicher Anhänger finden......
Um mir jetzt noch weitere Worte zu sparen, schliesse ich mit einem Satz:
Hätte ich einen Messerwunsch frei, so würde ich in mir in diesem Design und Stil ein 190er Gyuto wünschen!
Gruß, güNef
Zuletzt bearbeitet: