Ladenhüter Hugo Köller "Whazit" ?

GeorgS

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Seit einigen Tagen
besitze ich eine Art Beilchen oder Hippe oder was auch immer,
dessen Verwendungszweck mir unklar ist. (siehe Bilder)
Das Gerät stammt aus einer Krabbelkiste in einem Haushaltwarengeschäft.
Das Geschäft ist seit langem hier eine erste Adresse für Porzellan, Glas, und
Haushaltsmetallwaren. Es ist aber nicht auszuschließen, daß in dem
Geschäft früher auch Gartengerät (Wein/Obst) verkauft wurde.

Letzteres erwähne ich deshalb, weil ich einen Beitrag fand, in dem Hugo Köller
als renommierte Firma für Gartenwerkzeug genannt wird.

Die Aufschrift lautet "Hugo Köller", darunter "Solingen-Germany" und der
Köllersche Adler zwischen Hugo und Köller.
Gesamtlänge ist 25 cm, der Rücken des beilartigen Teils ist 4 mm dick,
Die Schneide des kleinen Querbeils ist 10 mm breit (lang).
Zunächst dachte ich an einen Küchenbeil, aber da ich nichts im
entferntesten Ähnliches fand, und nach dem Hinweis auf Gartengerät,
kam ich auf Sesel und Hippen, aber die haben keinen nach rückwärts
gekrümmten "Haken".
Ich bin ratlos.
Gruß
GeorgS

http://www.bilder-upload.eu/show.php?file=c33aa8-1338900806.jpg
http://www.bilder-upload.eu/show.php?file=d75b42-1338900852.jpg
http://www.bilder-upload.eu/show.php?file=714fa9-1338900902.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo GeorgS,
in Bayern kennt man so etwas ähnliches als "Daxenkrai".
Zunächst zur Worterklärung; eine Daxe ist ein kleiner Ast oder Zweig. Das Krai von krallen/ greifen, im weiteren heranholen.
Also Zweige zum zerhacken heranholen. Altbauern die den Hof übergeben hatten, haben sich das Brennholzrecht zusichern lassen und zusätzlich noch die abgeschlagenen Äste und Zweige aus dem Wald, Transport und Zerkleinern war wieder extra zu vereinbaren. Das Zerkleinern wurde mittels eines Querbeiles ähnlich wie vor, vorgenommen. Um die weiter entfernt liegenden Zweige heranzuholen und auch das Bücken zu erleichtern, konnte man den Haken einsetzen.
Dieser Haken mit der Querschneide ist jedoch wohl einem anderen Zweck zugedacht, auch ist der Griffabschluß für eine hackende und ziehende Arbeit nicht ergonomisch gut geeignet. Es scheint aber wohl doch eher etwas für den Wald gewesen zu sein (Dachschindeln werden mit einem anderen Werkzeug gespalten), evtl. Bäume markieren. Erst kleine Äste entfernen und dann die Rinde partiell abziehen? Für die Küche fällt mir da keine entsprechende Arbeit ein.
Wenn man den zeitlichen Ursprung etwas genauer eingrenzen könnte wäre der vermutliche Einsatz zur Forstarbeit wohl zu untermauern.

Noch viel Erfolg bei der Recherche.
Grüße aus München
Stefan
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Stefan,
vielen Dank für deine Anregungen. Deine Bemerkung zum Griff
trifft auf ähnliche Überlegungen bei mir.
Für ein Beil im weitesten Sinn ist der Griff einfach etwas zu
schwächlich und vor allem nicht solide befestigt.
Das Holz ist recht hart und scheint ein Tropenholz zu sein.

Von da aus kreisen meine Gedanken weiter zu einer Verwendung
als Messer, ohne große Kraft, wie ein "Rasiermesser" etwa.

Vielleicht zum Schaben der Schweine nach dem Brühen (Sengen)?
Aber wozu der "Haken" dann? Ich erinnere mich an Blechkegel
zu diesem Zweck, mit einem Drahthaken an der Spitze.
Wie sieht das Werkzeug aus, mit dem man Pferde (Roos auf boarisch)
die Hufe auskratzt bzw. abkratzt?
Hmm, mal suchen in die Richtung...
Gruß
Georg
 
Wie sieht das Werkzeug aus, mit dem man Pferde (Roos auf boarisch)
die Hufe auskratzt bzw. abkratzt?

Hufkratzer :super:
Aber wenn man deinen Ladenhüter dafür benutzen würde (vorrausgesetzt man hält das Ding auch wie einen Hufkratzer) dann hat man recht schnell die Klinge am Unterarm - du würdest dich also auf kurz oder lang in den Unterarm schneiden.
 
hallo,
ich hab ein solches Messer bei einem Hufschmied gesehen .Was er damit genau macht weiß ich leider auch nicht.
Gruß
Micky
 
Hallo,
ein Hufkratzer ist es wohl nicht, dazu bräuchte man eine Spitze und
die "Beil"schneide ist überflüssig.
Die Praxe oder der Daxenkrai sind eher Spuren, die in die richtige
Richtung gehen.
Gruß
Georg
 
Hallo zusammen,
für einen Hufkratzer ist es wirklich zu unhandlich, mit soetwas würde ich nicht gerne unter einem Gaul stehen wollen.
@ Micky, es gibt schon Hauklingen im Beschlagbereich, diese sind aber wesentlich kürzer (so ca. 50 mm Klingenlänge mit Griff dran, aber ganz bestimmt ohne Haken vonwegen draufhauen und so). Werden a la batonig eingesetzt.
@ ingoweimar, die gezeigte Praxe ist wohl auf der Hakenseite scharf? Waidpraxen waren früher auf den "hochwohlgeborenen Jagdpartien derer von und zu" üblich, um wie mit einem Beil das Wildbret kochfertig zu zerlegen. Haken sind mir bei alten Stücken aber noch nicht begegnet, man lernt aber nie aus.
Die Borsten beim Schlachten einer Sau könnte man schon damit entfernen, da dies aber gern mit beiden Händen gemacht wird wäre der Haken wiederum etwas gefährlich. Da es aber eher um das Ausreißen der Borsten mitsamt Wurzel geht und nicht um das Rasieren, sehe ich hier auch nicht viel Erhellendes.
Für eine Hippe ist die ganze Geschichte auch etwas klein und ohne effektive Masse, dürfte also eher leicht gehalten sein zum längeren Mitführen. Im Einsatzfalle dann aber doch mit etwas Masse zum Hacken.
Das Griffholz ist wirklich merkwürdig, wenn hier ein zeitl. Rahmen angesetzt werden soll, hilft es evtl. die Holzart zu bestimmen (vonwegen Kolonien im Kaiserreich bei Tropenholz).
Wenn das Dingens nicht Seriell fabrikmässig hergestellt worden wäre, würde ich sagen "Einzelfallspezialanwendung" aber so hat sich doch mal der Produzent ein paar Gedanken drüber gemacht. Da U. Köller mit Puma fusionierte könnte dort evtl. jemand etwas beisteuern.
@ GeorgS, habe dir einen Link zu einem MF Beitrag von Kollegen cut zur Historie von Köller, gemailt. Versuch es doch wirklich mal bei Puma.
Grüße von "Emil und den Detektiven" :))
Stefan
 
@ ingoweimar, die gezeigte Praxe ist wohl auf der Hakenseite scharf? Waidpraxen waren früher auf den "hochwohlgeborenen Jagdpartien derer von und zu" üblich, um wie mit einem Beil das Wildbret kochfertig zu zerlegen. Haken sind mir bei alten Stücken aber noch nicht begegnet, man lernt aber nie aus.

Nun, ich habe da gestern wohl etwas mit den Begrifflichkeiten gewürfelt. Den Begriff "Praxe" las ich bei "Fachwörter der Blankwaffen", aber ohne Bild. Dann sah ich dieses Bild und es passte meiner Meinung nach zum Begriff Praxe.
Mittlerweile habe ich auch ein Bild einer Praxe für die Jagd gesehen, ähnlich einem Standhauer.
Es gibt also offenbar für 2 Dinge diesen Begriff, für das Ausschlagen von Ästen etc. (siehe auch Deine Daxenkrai) und für die Jagd. Wobei mein verlinktes Bild nur zu Zweiterem so richtig passt.
Dieses Ding wird wohl einen Teil seines Geheimnisses nicht so bald freigeben.
Beste Grüße, Ingo
 
Hallo,
inzwischen hat mir jemand gesagt, er habe etwas
weitläufig ähnliches im Fernsehen zum Them
Harzgewinnung aus Kiefern gesehen.
Wobei allerdings anzumerken wäre, daß es ca. 200
Jahre her ist, daß bei uns Kiefern geharzt wurden.
Gruß
Georg
PS
@Ironisteve,
könntest du den Link bitte noch mal mailen, der wurde verstümmelt.
Ich hab dir eine Mail geschickt.
 
Georg,

in der DDR wurde noch zu Wendezeiten "geharzt". Aber der
Harzscharrer hat dazu andere Werkzeuge genutzt, und zwar
ein U-Förmig gebogenes Messer (ähnlich dem Hufmesser zum
Ausschneiden von Pferdehufen), mit dem Rillen in die Baumrinde
geschnnitten wurden. Also: Weitersuchen.

Gruß,
Haebbie
 
Hallo

Wenn man den zeitlichen Ursprung etwas genauer eingrenzen könnte wäre der vermutliche Einsatz zur Forstarbeit wohl zu untermauern.

Für einen Einsatz im Forst ist das Messer viel zu klein.

Die Praxe oder der Daxenkrai sind eher Spuren, die in die richtige
Richtung gehen.

Auch das sind Haumesser.... das Ding ist aber bloß 25cm lang;)

....weitläufig ähnliches im Fernsehen zum Them
Harzgewinnung aus Kiefern gesehen.

Der "Haken" an dem Messer taugt nicht zum Rinnenreißen in Holz, - auch die Schneide würde da keinen Sinn machen.
"Zapfmesser" sahen und sehen so aus: http://www.fauna-messer.de/plantagenmesser.htm

Der Haken sieht für mich aus, als wäre er dazu gedacht etwas anzuheben.... und zwar etwas nicht Allzuschweres.
Also nicht "Hochheben" sondern das Ende drunterschieben und dann Hochhebeln.... so eine Art feiner Kuhfuß

Die Große und auch die sorgfältige Verarbeitung sprechen daher eher für die Nutzung in einem Beruf der in geschlossenen Räumen ausgeübt wird.

Wenn wir mal die Sattlerei rauslassen kenne ich mich aber eher in Berufen aus, die man im Freien ausübt;).

Ich werde heute Abend mal ein paar meiner Bücher wälzen, - vielleicht finde ich ja doch noch was.

Aber Forstarbeiten, Lederverarbeitung, Zimmerei und jagdliche Nutzung scheiden mMn definitiv aus.

Gruß
chamenos
 
Ladenhüter Hugo Köller

Seit einigen Tagen
besitze ich eine Art Beilchen oder Hippe oder was auch immer,
dessen Verwendungszweck mir unklar ist. ...
Ich bin ratlos.
Gruß
GeorgS

Bei dem Schneidwerkzeug dürfte es sich um ein Pfropf- ubd Spaltmesser handeln,
Hugo Köller stellte solche Messer mit "hakenförmiger Spitze" mit verschiedenen Klingen- und Griffformen her.

Grüße
cut
 
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