Langsax

Ich bitte zu berücksichtigen, dass die folgenden Ausführungen, diejenigen eines Laien sind:

In Hans Delbrücks Standartwerk „Geschichte der Kriegskunst“ Teil 2, Die Germanen, 1. Buch, 2. Kapitel, wird eingehend das Thema der Bewaffnung der Germanen zur Zeit der römischen Invasionen behandelt und somit ein Zeitraum der älteren Eisenzeit von ca. 700 v. Cr. Bis 200 n. Chr.

Generell stellt Delbrück fest, dass die Germanen ein eisenarmes Volk waren. Aus diesem Grunde war die Hauptwaffe, wie schon von Tacitus eindringlich beschrieben, die Frame; ein ca. 10 Fuß langer Hoplitenspieß, der als Lanze, Wurfspieß und Nahkampfwaffe mangels Alternativen genutzt werden musste. Streitäxte und Schwerter, im Sinn eines römischen Gladius, stellten nicht die Hauptbewaffnung der Germanen dar. Die Germanen waren sogar dem Bogen entwöhnt, der zwar in der Jagd bekannt, im Kriege jedoch keine Anwendung fand. Dies lag auch an der germanischen Keilformation, die dazu diente den Gegner schnellstmöglich zu überrennen. Für Bogenschießen war keine Zeit.

Um so mehr muss die Frame selbst und der Umgang der Germanen mit dieser zur Meisterschaft gebracht worden sein, anders sind die Siege des Arminius gegen die Elitelegionen des Varus, ausgestattet mit Kettenhemden (Lorica) oder Spangenpanzer, eckigem Schild (scutum), Gladius (zweischneidiges, wuchtiges Kurzschwert, ideal für den Nahkampf), Kesselhelm mit Nackenschutz, dem berüchtigtem Pilum (Wurfspieß mit Widerhaken und Biegeeigenschaft bei Auftreffen auf Schilden, so dass diese unbrauchbar wurden, da sie aus den Schilden nicht mehr beseitigt werden konnten), höchster Disziplin und Fechtausbildung sowie Treffentaktik, nicht zu erklären.

Natürlich spielt hier auch das Hinterhalte legen in unzugänglicher Wildnis und die Guerillataktik der Germanen eine Rolle, die große Feldschlachten vermieden und die Vorteile der leichten Bewaffnung im überfallartigen Kleinkrieg ausnutzten.

Schwerter im Allgemeinen spielen bei den Germanen erst nach 200 n. Chr. eine größere Rolle, mit fortschreiten der Metallurgie und dem „Rüstungsdruck“ der Völkerwanderung.

So befinden wir uns nach einem Zeitsprung bei den Sachen, einem germanischen Stammesverbund in Westfalen und Niedersachsen, zur Zeit der Kriege mit Karl dem Großen im 7. Jahrhundert n. Chr. wieder, die mit Unterbrechungen ca. 30 Jahre dauerten und die germanische Ordnung des Things, der Fürsten und Hunni und des heidnischen Glaubens zugunsten des Königtums und Christentums beseitigten, in der Zeit der Langsaxe.

Zitat auf Niederdeutsch:

De Naam Saxones, so schrifft dat Widukind vun Corvey in't 9. Johrhunnert, kümmt vun dat korte Sweert her, wo 'n bloots mit een Siet tohauen kann - "Sax" heet dat Ding. Wat för 'n Namen de Sassen sülven för ehr Spraak bruukt hebbt, dat weet wi nich. Uns is man dat latinsche lingua saxonica tokamen.

Schon in der merowingischen und karolinischen Zeit (5.-9. Jahrhundert) wurde der Sax getragen. Er war eine Hieb- und Stichwaffe der freien Männer der damaligen Zeit. Die Länge von ca. 40 - 60 cm. und Breite von 3 - 4 cm. machten ihn in Mitteleuropa für Jahrhunderte zur Standardwaffe des Gemeinen.

Beim Sax handelt es sich nur um ein einschneidiges Messer, das in Längen von 75 bis 750 mm gefunden wurde, die sich in eine kurze Gruppe von bis zu 350 mm und eine zweite mit Längen zwischen 500 bis 750 mm einteilen lassen.

Der Sax war ursprünglich ein Mehrzweckmesser, dass sich aufgrund der Erfordernisse immer mehr zu einer im Kampf tauglichen, zum endgültigen Töten des Gegners eignenden Waffe entwickelte.

Die Langsaxe wurden als reine Waffe entwickelt, können aber hinter dem Speer nur als Zweitbewaffnung gedient haben. In diesem Zusammenhang sei die Fechtordnung des Schildwalls erwähnt, dem als Hauptbewaffnung Hoplitenspieße also Framen als Bewehrung dienen mussten.

Der Sax, nur einschneidig und dem Schwert unterlegen wirkend, muss Eigenschaften gehabt haben, die ihn nicht nur aus Gründen der einfacheren oder günstigeren Herstellung zur akzeptierten Waffe werden ließen. Die Spitz zulaufende Abkantung, dient meines Erachtens zum Knacken von Kettenhemden und Schuppenpanzern.

Schon die Mönchskrieger der Templer verwendeten meisterhaft gefertigte, sehr spitze Schwerter, die Kettenhemden mühelos durchdrangen. Je spitzer das Schwert, desto anspruchsvoller die Forderungen an seinen Träger und Anwender. Falscher Hieb, Spitze ab, falscher Stoß Spitze hängt im Holzschild fest.

Das Echo lässt dann nicht lange auf sich warten… deswegen die abgerundeten Spitzen bei vielen normalen Schwertern des Mittelalters.

Diese abgekantete Spitze der Saxe scheint mir so eine Kombilösung zu sein: Eine Art „Leatherman“ des frühen Mittelalters: Aber ich bin nicht der Weisheit letzter Schluss.

Ein solcher Langsax soll nun von mir getestet werden (hoffentlich ohne ein Abtrennen von eigenen Gliedmaßen):

Meanwhile: Dietrich von Bern trug einen Sax und kein Schwert: den Eckesax!

Super Bilder Ikarus!

Hört der Sax Dir?

http://www.schwertkampf.de/schwerttypen_nf.shtml

Super link! Antesten!
 
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Fazit:

Metallschemel verbogen, Telefonbuch zu 3/4 durchtrennt, Sax wie neu.

Der Langsax ist sehr gefährlich!

Für Nachahmungen dieses Experimentes wird keine Haftung übernommen und von Wiederholungen ausrücklich abgeraten.

Hat irgendjemand schoneinmal die Replik eines römischen Gladius getestet?
 
Wenn Du wirklich etwas über die Spathen, Saxe und Flügellanzen lernen möchtest, die im Rheinland und Westfalen gefunden (also wohl auch gebraucht) wurden, kann ich nur das Werk von Herbert Westphal empfehlen. Ich zitiere:

Herbert Westphal
Katalog aus der Reihe Studien zur Sachsenforschung. An drei Waffentypen - Spatha, Sax und Flügellanze - ermittelt der Autor mit Hilfe schmiedetechnischer Feinanalysen zeitliche Abhängigkeiten der Stücke untereinander und ordnet diese zu. Fotografische und zeichnerische Wiedergabe frühmittelalterlicher Waffen mit vielen Abbildungen, DIN A 4-Format, pb., 310 Seiten

Siehe auch hier:

http://www.vs-books.de/shop/details.php?id=932571&kategorie=123&main_kat=7&start=0&nr=

Achim
 
Hallo Achim,

danke für den TIPP, habe das Buch bestellt und bin sehr gespannt.

@ Hartzahn,

Ja du hast recht, das Bild mit der Spore ist ein Fund aus Österreich.

Frohe Ostern allerseits,

Fafnir
 
Danke auch von mir, ich habe das Buch auch sofort bestellt. Ich kenne ja den Autor und auch viele Arbeiten. Und Saxe interessieren mich ja seit geraumer Zeit, zumal ja die Aachener Domleute sich immer noch weigern, im sogenannten Jagdmesser vom ollen Karl einen Sax zu erkennen.

Frohe Ostern Euch allen
 
Sowas aber auch. Lange haben die gebraucht, mir das Buch zu schicken. Die teilten mir mit, dass es über Ostern zu einem richtigen Boom beim Verkauf des Buches gekommen ist. Ich war wohl zu lahm.
Waren wir das mit dem Boom?

Mal ehrlich, wer hat denn jetzt noch bestellt?

Ich finde sowas ja gut. Trotz Warterei.
 
hallo,
ich würde gerne mal von denen die das buch von herbert westphal bestellt haben wissen, ob es sich lohnt dieses buch zu bestellen.!?
und wie umfangreich das buch ist.

gruß
blacksmith
 
Ja, es lohnt sich. Ich habe es auch aber schon lämger als hier drauf aufmerksam gemacht wurde. Es bietet einen fundierten Überblick mit Maßtabellen und Beschreibungen des Aufbaus der Klingen. Das Buch behandelt noch dazu Spathen und Flügellanzen. Für Interessierte ein Muß!
 
Ich hab das Buch diese Woche bekommen.
Und direkt eine Merkwürdigkeit bei den Flügellanzen gefunden:confused:.
Auf Seite 296 in der Tabelle IV habe ich die Angaben der Düsseldorfer Lanze mit den Angaben in Manfred Sachse seinem Buch verglichen um zu sehen, wie gemessen wurde (bis wo Tülle und wo Blatt).
Die Maße Stimmen aber garnicht nicht überein, ob wohl ich mir sicher binn, dass es die selbe Spitze sein soll, weil der Herr Westphal im Text zu der Spitzenform auf Seite 259 angibt sich auf Sachse, M., 1989 S.25f. zu beziehen (und da habe ich nachgeschlagen).
Im Stadtmuseum ist die Spitze nicht ausgestellt und eine Nachfrage ergab, dass all die vielen Lanzenspitzen zur Zeit bei einem Restaurator sind, und diese erst im Herbst zurück erwartet werden.
 
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