Lederscheidenbau (3 etwas größere Bilder!)

Andreas

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Ich habe in den letzten Wochen damit verbracht (nein nicht die ganze Zeit!) ein paar Lederscheiden zu bauen.
Als Inspiration und Anleitung hat mir da HankEr gedient: http://www.blindschleiche.de/Artikel/GAK/20010113Scheide.php
Zu diesen Messern wollte ich ein andere Scheiden haben, weil z.T. Kydex-Holster dazugehörten, oder mir die vom Bauer gedachten "Tragemöglichkeiten" nicht so ganz gefallen haben.
Also für diese Messer:
Messer_mf.jpg

galt es dieses Scheiden:
Holster_org_mf.jpg

durch folgende:
Holster_aba_mf.jpg

zu ersetzen, bzw. zu ergänzen.

Zum Ersten muß ich mal HankEr eine großes Kompliment aussprechen!!! Seine Anleitung klappt prima, und zwar ohne "wenn und aber". Super geschrieben. <IMG SRC="smilies/spitze.gif" border="0">
Ich habe dazu vielleicht noch einige eigene Gedanken oder Erfahrungen einzubringen:
In einem Beitrag zur Lederbearbeitung hatte Guenter geschrieben, dass er statt Wasser Spiritus zum Einweichen des Leders nimmt. Super Tip! Stinkt nur und macht tüdelich im Kopf <IMG SRC="smilies/cwm53.gif" border="0"> . Hat aber folgende Vorteile: Leder trocknet schneller wieder, man kann eher weiterarbeiten. Weiterer +Punkt: Das Leder wird schön hart, behält sehr gut seine Form.
Das ist dann wichtig, wenn man durch das Formen des Leders um den Griff (z.B. beim Boll #1 und #2 aber auch beim Slim Outdoorsman SO) das Messer "stramm" zum Einrasten bringen muß. Gerade wenn ein Messer keinen oder nur einen kleinen Handschutz haben, ist das imho nötig, damit die Spitze nicht unten auf dem Keder aufliegt. Und 3. wenn man etwas benebelt in der Birne ist, merkt man beim Nähen die Blasen nicht so doll, die man sich zuzieht, wenn man den Faden schön stramm zieht beim Nähen <IMG SRC="smilies/rolleyes.gif" border="0"> .
Die Nähte habe ich im Leder nicht versenkt: 1. schwächt das das Leder. 2. ich habe das Leder im feuchten Zustand genäht, so dass sich der Faden schön in das Leder "drücken" läßt.
Faltnute habe ich aus den eben genannten Gründen auch nicht eingeschnitten. Im feuchten/nassen Zustand kann das Leder (3mm) auch bei dem kleinen Boll #2 ohne Probleme um das Messer geformt werden.
Der Dremel zum Vorbohren des Leders (2x 3mm oder 4mm + 3-4mm Keder)ist Gold wert!!!!
Nachdem ich die Kanten wie von HankEr beschrieben "poliert" wurden, habe ich die Schnittkanten und den Keder mit einem schwarzen "Edding" eingefärbt. Erst anschließend kam dann scharze Schuhcreme drauf. Ich habe es gleich mit Schuhcreme versucht, aber das Ergebnis hat mich so nicht ganz überzeugt, die Deckkraft hat nicht ausgereicht.

[ 08-06-2001: Nachricht editiert von: Andreas ]
 
hi andreas,

wieder mal eine sache die mich überzeugt.
messer, fotos UND die scheiden.
die scheiden sind super gelungen.( erstmalig ?? )
[ dachte immer du sitzt nur vorm pc, bzw. schmeißt stöckchen. <IMG SRC="smilies/cwm32.gif" border="0"> ]

schön, dass du gerade über die formbarkeit eingegangen bist. de artikel von hanker, bzw. die antwort von günter hab ich auch gelesen, aber das ist eine sehr gute ergänzung. denke ich werd dann auch spiritus nehmen. wenn trotz knaller birne die resultate so aussehen,............ <IMG SRC="smilies/cwm50.gif" border="0">

die formgebung ist dir ja beim outdoorsmen besonders gut gelungen. zufall oder anderes leder.
weißt du, oder ein anderer leser, ob man verschiedene lederarten verschieden gut formen kann?

also nochmal andreas, bist ja ein richtiger tausendsassa. <IMG SRC="smilies/spitze.gif" border="0">

grüße,..........
 
@haudegen: danke für's kompliment
also die slim outdoorsman SO scheide war die erste die ich gebaut habe.
danach kamen dann master skinner, boll #2 und boll #1 in der reihenfolge.
die beiden dozier-scheiden und die boll #2 scheide sind aus ein und dem selben lederstück (schwarz 3mm). die scheide vom boll #1 ist aus braunem 4mm leder.
beide ledersorten sind vegetabil gegerbt, schwarz ist voll durchgefärbt.
formen lassen sich die beiden ledersorten fast gleich gut, obwohl das 4mm-leder schon etwas störrischer ist.
das die scheide vom SO so schön geformt ist, hat nur den grund, dass ich verschiedene formen ausprobieren wollte.
beim formen muß man verdammt auf seine fingernägel aufpassen, sonst hat man das leder gleich noch "natur-punziert".
ach ja, eins habe ich noch vergessen:
nach dem tränken und formen der scheide für's boll #2 hatte die klinge (1.2519) nach einer 3/4-stunde trocknungsphase der scheide mit eingestecktem messer leichte "rost-spots". aber nix, was man nicht wieder "runterpoliert" bekommt.

[ 08-06-2001: Nachricht editiert von: Andreas ]
 
Hallo Andreas,

klasse Scheiden, da ich vorgestern auch meine erste gebaut habe kann ich Dir echt nachfühlen. Die Sache mit em Spiritus statt Wasser werd ich mal ausprobieren, das trocknen hat bei mir troz zu Hilfe nahme eines föns ewig gedauert.

so siehts aus

tantokom1.jpg


[ 08-06-2001: Nachricht editiert von: kanji ]
 
Hallo andreas,

sehen prima aus deine selbstgebauten scheiden.
Was das versenken der Nähte und die Faltnut betrifft, schließe ich mich dir voll an.
Einschneiden schwächt das leder und im feuchten zustand lassen sich die nähte gut versenken durch fest anziehen.
Um mehr 'griff' zu bekommen hab ich die Nähnadeln mit zwei spitzzangen geführt, das ist zwar ne ziemliche fummelei, aber man hat ordentlich zug auf der Schnur.
Mir persönlich ist Wasser zum erweichen lieber als spiritus, aus den von dir genannten gründen und meine bessere Hälfte beschwert sich nicht so über den gestank, da ich den Scheidenbau meist auf schlechtwettersontagnachmittage vor dem Fernseher erledigt habe. <IMG SRC="smilies/smile.gif" border="0">
Auch mag ich es wenn das Leder länger weichbleibt, da kann ich nachträglich leichter Korrekturen vornehmen.
Der Formgebungsprozess ist so etwas fließender, man hat mehr zeit das ganze auch mal ne stunde hinzulegen, dann aus der distanz nochmal ein auge draufzuwerfen.
That's my way.

Richtig ist das was funktioniert.


gruß
 
Hi, Andreas, gut gelungen!
Das mit dem rosten habe ich noch nicht gehabt, ich lasse die Messer allerdings auch nicht längere Zeit in der Scheide stecken. Ich forme die Kontouren ja sehr scharf und ziehe das Messer zum trocknen heraus. Dadurch wird der Sitz noch etwas fester. Bei empfindlichen Griffen (z.B. mit CCL-Öl behandelten Hölzern) wickle ich das Messer dünn in Folie und Tesa ein, weil diese Öle und Lacke Spirituslöslich sind. Außerdem kann dunkles Leder auf helle Griffhölzer abfärben. Ansonsten bleibt die Scheide mit Spiritus lange genug feucht, um auch eine Randpunzierung oder ähnliches durchzuführen.
Nur weiter so und experimentiere ruhig.
 
Hi Andreas,

ich kann nur sagen, Du hast Deine Zeit sinnvoll verbracht!
Scheidenbau ist eine schöne Sache, man hat schon nach kurzer Zeit den Bogen raus, wenn man sich nur traut!

Grüße,

Matthias.
 
Hallo Andreas,
saubere Arbeit..... kann man wohl sagen!
Einen Tip möchte ich gerne loswerden.
Des öfteren habe ich schon gelesen das mit einem kleinen Bohrer (Dremel, Ständerbohrmaschine) die Nahtlöcher vorgebohrt werden.
Nimmt man dagegen einen kleinen Nagel als Bohrer (ca1,5mm) hat das einige Vorteile.
Es wird kein Material aus dem Leder gebohrt!
Das Leder wird nur verdrängt und nicht beschädigt. (Sollbruchstelle, bzw. Performierung)
Die unschönen Bohrausbrüche auf der Unterseite sind weg.
Nachteil -- man muß beim nähen noch mal mit der Ahle nachstechen.

Aber jeder so wie er will.

gruß.
bert. www.69nord.at
Messerschmiede
 
Hallo,

warum macht Ihr das Leder Eurer Scheiden eigentlich immer nass - und jetzt auch noch mit Spiritus? Wenn man nicht aufpasst sieht das Ergebnis dann wie ein gekauter Kaugummi aus mit Flecken vom ungleichmäßigen Trocknen auch noch.

Ich habe meine bisherigen Scheiden (und andere Lederarbeiten) immer trocken verarbeitet, sogar noch mit dem Bügeleisen gebügelt (auf der linken Seite und/oder rechts mit einem Tuch untergelegt), damit das Leder schön eben ist. Erweiterungen für den Messergriff lassen sich mit einem Holzstiel (z.B. Hammer) ausformen, evtl. kann man die zu bearbeitende Stelle mit einem Fön leicht erwärmen.


Viele Grüße Ralph
 
Original erstellt von rhae:
<STRONG>Hallo,

warum macht Ihr das Leder Eurer Scheiden eigentlich immer nass - und jetzt auch noch mit Spiritus? ...
....

Viele Grüße Ralph</STRONG>
Ganz einfach: weil ich bisher noch kein Leder gefunden habe, mit dem man z.B. so was machen kann, wenn es trocken ist:

wues_el.jpg

Das Leder bleibt nur so stehen, wenn es naß geformt und punziert wird. Walkleder mit Spies ist übrigens überhaupt nicht anders zu verarbeiten.
 
Woh, tolle Scheiden, kriegt man richtig Lust selbst mal zu probieren!
Nur eine Frage, Ihr verformt das Leder nass, und lasst es trocknen, ok soweit. Doch was geschieht mit der fertigen Scheide, wenn die einmal nass wird ? Ist die Form dann dahin? <IMG SRC="smilies/cwm24.gif" border="0">
 
1. sollte die fertige Scheide je nach Geschmack oder Verarbeitung etwas gegen Feuchtigkeit geschützt werden: wenn eine punzierte Scheide mit Antik-Lederfarbe behandelt wurde, sollte sie auch mit einem Versiegelungsmittel (Tandy Super Sheen o.ä., auch ein flexibler Lack käme in Frage) behandelt werden; sonst empfehle ich Lederwachs, um die Scheide nicht weich zu machen. Lederöl und-fett ist gut, aber nur für weiches Leder.
2. müßte die Scheide schon gut durchweichen und gleichzeitig entsprechender Gegendruck da sein, um die Verformungen aufzuheben. Das Messer selbst erzeugt diesen Gegendruck nicht.
 
Hallo Guenter,

na gut, den besonderen 3D-Effekt bekommt man auf dem trockenen Weg evtl. nicht so einfach hin, punzieren, prägen und brennen ist aber durchaus möglich und es gibt noch sehr viel mehr Möglichkeiten Leder zu verzieren. Hier mal eine Scheide von mir aus dickem Rindleder, die gesamte Herstellungszeit war ca. 1 h von der Schablone bis zum fertigen Stück (OK es waren 2 h - aber auch 2 Scheiden).

scheide1.jpg


Und dann noch ein Schnellzieh-Holster wie ich es schon ca. 250 mal gemacht habe (Auftrag von einem Messerhändler):

scheide2.jpg


Wer Angst vor Regen hat, kann das Leder kann natürlich mit Fett behandeln, ist aber am Anfang nicht nötig, da sowieso schon eine dünne Wachsschicht drauf ist.


Viele Grüße Ralph
 
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