Leicht nagelgängig

"War nagelgängig als Imperfekt deswegen, weil es nach der ersten Berührung mit meinem Sieger Longlife schlagartig seine Nagelgängigkeit verlor…"
Das kann ich schwer glauben. Der Sieger Longlife ist zwar aggressiv, aber so aggressiv, dass aus einem nagelgehenden Messer mit einmaligem Wetzen ein nicht nagelgehendes wird, ist er auch nicht. Ich wetze meine nagelgängigen Messer jahrelang, ohne dass sie diese Eigenschaft verlieren

Auch ein extrem dünner Klingenschliff mit sagen wir mal 0,10mm direkt hinter der Wate kann eine Nagelgängigkeit nicht erzeugen sondern bestenfalls begünstigen.
Doch kann er. Nagelgängigkeit ist alleine eine Frage der Dicke. Es braucht dazu nicht unbedingt Solinger oder Badener Spezialschliffe, Shiro Kamo und andere können das auch.

"ich wundere mich ehrlich gesagt sehr über die hohe Anzahl an nagelgänigen Messern" Ich finde gar nicht, dass das so viele waren. Bei güNef gerade mal 8 Stück serienmäßig und güNef ist ein Liebhaber von Lasern.
 
Sorry Günef, meine Nagelgängisten Messer sind neben Kamo Kenyo, meinen Koraat Messern und dem Knechter leider mein Herder K5 und das 1922`er....

Da habe ich sogar RAsiermesser die nicht so nagelgängig sind...

Bei meinen geschmiedeten teste ich das immer, obwohl natürlich nicht alle als leicht nagelgängig einzustufen sind, aber zumindest ordentliche Verwerferungen an der Metallkante meiner Werkbank zeigen.

Wie auch schon angemerkt hat die Härte nichts mit der flexibilität zu tun!, Roman Landes hat vor Jahren hier mal ein Filetiermesser vorgestellt mit HRC 65 dass sich fast um 90 Grad gebogen hat....
Ich habe auch schonmal ein Filetiermesser aus einer alten Feile geschmiedet, dass dann auch unglaublich flexibel war, mit einer Klingendicke von max. 1,2mm.


Grüße Wastl.
 
Servus,

Na , wenn es eine Nagelprobe ist, wird man aufhören bevor es schmerzt. Außerdem hab ich die Erfahrung gemacht, dass man ein nicht nagelgängiges Messer drücken kann wie man will, da tut sich nichts. "Alles ziemlich verwaschen" Nur im Vergleich zum Messwert. Es geht aber auch gar nicht um einen exakten Wert, sondern nach meinem Verständnis um einen Bereich. Wie gesagt ist ungefähr alles unter 0,2mm nagelgängig. Mach ich also die Nagelprobe und es buckelt sehr leicht -große Beule, dann weiß ich - aha in der Nähe von 0,1 außerdem steigt die Dicke der Schneide nicht stark an, sonst wäre die Beule nicht groß. Kleine Beule bedeutet in der Nähe von 0,2 und oder die Dicke der Klinge nimmt schnell zu. Ich find das ist ein prima Anhaltspunkt. Schleppst du denn nen Meßschieber ins Kaufhaus mit? So weißt du relativ schnell wie dünn eine Klinge tatsächlich ausgeschliffen ist und du kannst sogar eine Geometrieveränderung im Verlauf der Schneide bemerken, je nachdem wie groß die Delle an verschiedenen Stellen ist.

das ist eine plausible wie auch praktisch unkompliziert durchführbare Methode zur Orientierung! Wenn ich ohne Hilfsmittel die Schneidfähigkeit eines Messers beurteilen möchte, ohne damit zu schneiden oder es zu vermessen, also es nur in Händen halte, ansehe es "begreife" und in der Hand wiege, dann bleiben mir erstmal der Blick über den Kehl und Klingenrücken, dass Prüfen auf Nagelgängigkeit und ein Blick auf die Breite der Schneidfase und das gefühlte Gewicht.

Dann folgt durch Erfahrung eine Schlussfolgerung, z.B. wieso differenzieren zwei 210er Gyutos ähnlicher Machart um 70gr Gewicht? Hat das schwerere Messer einen robusteren Anschliff oder versteckt sich das Gewicht an Stellen die keine oder nur sehr geringen Einfluss auf die Schneidfähigkeit haben, usw.

Mit solcher Art von "Begutachtung" selektiere ich interessante Messer vor, wenn ich in einem Laden einkaufe! So eingeschätzt muss mich ein Messer erstmal überzeugen, damit ich es mitnehme. Wenn ich jetzt provokant behaupte ich muss erstmal noch gar nichts schneiden um zu wissen ob das Messer für meine Bedürfnisse gemacht ist, sondern ich mache mich Zuhause mit Messschieber, Waage und Lineal über das Messer her, einfach aus Spaß um herauszufinden ob ich mit meiner Erwartung an die Schneidfähigkeit richtig gelegen habe.......:irre:

Ich behaupte kühn mal folgendes:

Wenn....

die Schneide über die ganze Länge bei leichtem Druck eine Stahlblase zeigt....

die Messwerte direkt über der Schneide so fragil als möglich sind, also um die 0,10m....

die Messerwerte auf den nächsten 15mm Richtung Klingenrücken nur ganz langsam ansteigen ( bei 10mm noch knapp unter 1mm )...

ab 15mm eine Abnahme der Klingenstärke vorhanden ist ( Hohlkehle ) oder eine geringe Zunahme in Form einer Shinogi-Linie....

der Klingenrücken max. 2mm Materialstärke ( Spezialfall "Laser" drastisch reduzierte Spaltwirkung bei hartem Schnittgut über Klingenhöhe, bei gleichzeitig erhöhtem Risiko das sich die Flanken festsaugen )....

ein Lineal quer über den Klingenspiegel gelegt, gibt Auskunft über den Geometrieverlauf, ob ( konvex, flat, s-grind, Hohlschliff usw. )....

das Klingelfinish rauh ist, grobporig oder gehämmert oder alles andere an Oberflächenstruktur, dass ein Gleiten begünstigt....

es sich um einen Stahl mit feinem Gefüge handelt, der sich hoch ausschärfen lässt....

ich alle diese Information habe und je nach Kombination der oben genannten Eigenschaften sehr gut und weitgehend exakt einschätzen kann wie dieses Messer schneiden wird, ohne je einen Schnitt damit gemacht zu haben!:ahaa:

Meine Erwartungshaltung ist dann sehr sehr hoch und kann erfüllt, übertroffen oder darunter bleiben, aber das ich enttäuscht gewesen wäre, habe ich noch nicht erlebt!

Jetzt kann man die einzelnen Eigenschaften nach Hierarchien einteilen und deren Wichtigkeit beurteilen. Eine guter Geometrieverlauf ist in Bezug auf die Schneidfähigkeit wichtiger als eine nagelgängige Schneide, ein konvexer auslaufender Klingenschliff ist wichtiger als ein völlig flacher, eine Oberfläche die wenige aber effektive Gleitpunkte bietet ist wichtiger als eine glatte die zum Festsaugen neigt usw.

"Zitat von kup"
Meine anderen Windmühlenmesser, immerhin ein Hechtsäbels in Carbon, und die beiden Yatagans von Herder waren nie nagelgängig.

Also nicht nur ich habe nicht nagelgängige Herder! :eek:

Darüber hinaus hängen an meinen Magnetleisten in der Küche 7 weitere Messer, die deutlich dünner ausgeschliffen sind als mein großes Herder 1922. Keines der Messer war jemals nagelgängig, wie paper-crane es oben beschrieben hat. Trotzdem schneiden die ganz hervorragend und auch leichter als das große 1922er.

Das gilt eins zu eins für mein K-Sabatier 200/8, mein dünngeschliffenes Hiromoto AS, für mein Hohenmoorer Yvo und auch für meine beiden Herder, schlecht schneiden die natürlich nicht...

Ich stimme dem zu, das ein sehr gut schneidendes Messer nicht nagelgängig sein muss, aber es geht ja um das Optimum hier und da sollte eine nagelgängige Schneide mit im Paket sein! Es ist wie immer eine simple Frage, da liegen zwei gleiche Messer, dass eine ist nagelgängig das andere nicht und ich möchte ein sehr schneidefähiges Messer an erster Stelle und an zweiter erst eine stabile Schneide. Welches werde ich wählen?

Jeder hier, hat seine eigene Vorstellung von einer ideal schneidenden Klinge, ich denke 90% lassen sich mit Fakten und Messdaten belegen und der Rest ist eine im Verhältnis einzelner Vorlieben richtig abgestimmtes und zusammengeführtes Konvolut an Einzeleigenschaften, die richtig miteinander kombiniert, für jeden User ein passendes Schneideerlebnis bietet. Hier gibt es kein "dieses Messer schneidet besser" mehr.

Nur ein" meine Messer schneiden göttlich, besser, leichter usw. sollte auf Nachfrage mit ein paar Daten ( Bilder, Messwerte ) zumindest grundsätzlich erklärt oder argumentiert werden können. Es soll bis zu einem Gewissen Grad nachvollziehbar und glaubhaft bleiben, damit wir hier alle noch was zu Diskutieren haben und etwas dazulernen! ;)

Gruß, güNef
 
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