Spekulieren wir ruhig mal ein bißchen:
Der rostbeständige Mantelstahl bietet keine Probleme. da ist jede V2 A Variante grundsätzlich geeignet. Beim Kern wird es schon etwas schwieriger. Dabei liegt das Problem nicht bei der erreichbarenb Härte, sondern darin, die Karbide feinkörnig genug zu halten. Daß sich die Fa, Zwilling erfrechen sollte, einen PM-Stahl anzupreisen und dann etwas anderes zu verwenden, halte ich für ausgeschlossen. Da wären Konkurrenz und die für unerlaubten Wettbewerb zuständigen Gerichte schnell auf dem Plan.
Schon seit einiger Zeit werden beispielsweise Schnellstähle im PM- Verfahren erzeugt und ihre übliche Einsatzhärte liegt bei 64-67 HRC. Auch der auf der Basis des Stahls 1.2363 hergestellte PM-Stahl 1o V- 2.6 % C, 5 % Cr, 1 % Mo- läßt sich spielend auf über 66 HRC härten. Roman hat eine Vielzahl der modernen PM-Messerstähle- und solche die es werden wollen- in der Ruhruniversität in Bochum untersuchen lassen.
Ob die Ergebnisse dieses Jahr noch vollständig herauskommen, weiß ich nicht, eine kleine Blütenlese bereitet er aber für Solingen vor. Während die meisten PM-Stähle die übliche Karbidkorngröße von ca. 3/ ooo mm aufwiesen, was die Bezeichnung Micro-carbide sicher nicht verdient, zeigten sowohl der Stahl 10 V, wie auch der M 4 ( eine mit C und Vanadin angereicherte Variante des 1.3343 : 1,4 % C, 6 % Wolfram, 5 % Mo, 4 % Van) eine erstaunlich feine Karbidstruktur von um 1/ooo mm.
Man sollte also nicht von vornherein in Zweifel ziehen, daß hier tatsächlich auch eine feine Karbidstruktur vorliegt. Bei beiden Stählen bliebe das Problem, daß der Karbidanteil volumenmäßig so überwiegt, daß die Mikrostabilität beeinträchtigt wäre. Dem kann man aber einfach durch Reduzierung der Legierungszusätze begegnen.
Mit 10 V als Messerklinge habe ich mittelprächtige Erfahrungen: Makrozähigkeit und Verschleißfestigkeit sind erstaunlich, die Schärfbarkeit ist aber sehr eingeschränkt. Den M 4 habe ich bisher nur aus großen Fräsern umgeschliffen und als Kaltmeissel zum Ausheben von Hohlkehlen eingesetzt. Das macht er phantastisch. Nachdem ich das Gefügebild gesehen habe, werde ich aber auch mal ein kleines Messerchen und ein Hobelmesserchen aus diesem Material machen.
Generell muß ich sagen: Wenn die Ingenieure der Schneidwarenindustrie sich vorgenommen haben, einen speziell für Messer geeigneten PM Stahl zu erzeugen, so werden sie das inzwischen hinkriegen. Kleine Abstriche bei der Mikrostabilität-feiner Schneidenwinkel- und der Schärfbarkeit werden bleiben. Der Laie wird mit der Benutzung dieser Messer überfordert sein, der Fachmann sollte mit ihnen fertig werden.
MfG Ulrich