Machete verbiegt sich nach Abschrecken

Rafale

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Hallo zusammen,
Bei uns in der Firma steht ein Induktionsofen, welcher nur noch für Testzwecke eingesetzt wird. Als Messersammler hatte ich diese Anlage schon länger im Visier und jetzt wo er nicht mehr produktiv eingesetzt wird und die Erlaubnis des Werkstattmeisters habe, habe ich mit der Produktion meiner eigenen Machete begonnen. Bis zum Härtevorgang sind mir und ein paar Mitarbeiter der Firma die Prozesse bekannt.

Nun beim Induktionshärten (Härtetemperatur ca. 830°C) können wir uns etwas nicht erklären. Sobald wir den Stahl abschrecken, verbiegt sich die Klinge wie ein Banane. Wir haben es bereits mit Öl (warm/kalt) und Wasser versucht. Der eingesetzte Stahl ist C60 und die Klingendicke ca. 2.5mm. Das einzige was hilft, wenn man die Machete beim Abschrecken mechanisch fixiert, so dass sie sich nicht verbiegen kann. (Siehe http://www.messerforum.net/showthread.php?117880-Das-erste-Messer-und-ein-Problem&highlight=verbogen)

Hat jemand von euch auch schon diese Erfahrung gemacht?
Ist die Klinge zu dünn?
Spielt die Art des Eintauches eine Rolle? Horizontal, Senkrecht?
Muss ich anstatt Öl/Wasser eine Emulsion einsetzen?

Vielen Dank vorab
Gruss
Rafa
 
AW: Machete verbiegt sich nach abschrecken

Willkommen im Forum:)

Beim Härten bildet sich Martensit das ein größeres Volumen als der austenitisierte Stahl hat. Wenn man nur die Schneide härtet, kann sich die klinge über den Rücken biegen, so dass die eine gerade Schneide konvex wird. Wenn man die ganze Klinge härtet dehnt sich der Bereich, der zuerst eingetaucht wird, zuerst aus. Mit dem Rücken voran kann man eine wellige Schneide kriegen. Eine weitere Ursache für Härteverzug können unsymmetrische Klingen sein. Wie sieht denn die Machete aus? Bilder kommen immer gut an.

Für den Anfang lohnt es sich mit kleinen Klingen zu üben, da gibt es kaum Verzug. Gehärtet wird in angewärmten Öl, mit Schneide und Spitze voran. Die Machete würde ich erst einmal zur Seite legen, vielleicht ergeben sich noch weitere Fragen.

Viel Erfolg!
 
AW: Machete verbiegt sich nach abschrecken

Lange, breite und zudem dünne Klingen haben nun mal eine Tendenz, sich beim Härten zu verziehen. Des Rätsels Lösung dazu hast Du schon selbst genannt: beim Abschrecken fixieren. So werden dünne Messerklingen, aber beispielsweise auch Spachtel und andere dünne Bleche, die zu härten sind, behandelt. Ausserdem kann man direkt nach dem Härten noch einige Sekunden lang problemlos richten und später im angelassenen Zustand mit dem Richthammer arbeiten.
 
Hallo, ich hänge mich da mal dazu, weil ich im speziellen häufige Probleme mit langen, schmalen Klingen habe, die schon recht weit vorgeschliffen sind (ausgeprägt dreieckiger Querschnitt). Diese verziehen sich bei mir immer nach unten, sodass eine gerade Schneide konkav wird.
Dabei ist es relativ egal, ob ich mit Rücken / Schneide zuerst oder senkrecht eintauche.

natto: Das steht doch deiner Beobachtung genau entgegen, oder verstehe ich da was falsch? Ein Freund von mir arbeitet sogar nach dem Prinzip: Rücken voran - weniger Verzug. Scheint ein recht komplexes Thema zu sein, vor allem stark geometrieabhängig.

Achim: Wie würdest du bei so einem Problem die Klinge beim Härten fixieren, ohne dabei eine ungleichmäßige Abkühlung zu erreichen? (seitlich gegen ein Flacheisen spannen wäre deshalb vermutlich nicht das Gelbe vom Ei)

Bei einem Extremfall konnte ich einer Schinkenmesserklinge sogar beim Normalisieren an Luft zuschauen wie sich die Schneide krümmt. Sollte man eventuell den Härteverzug einfach bei der Formgebung einkalkulieren?

LG, Oliver
 
Wie genau ist euer Ausgangsmaterial vorbehandelt?

Gewalzte oder gezogene Stähle können nach einer Spanenden Bearbeitung Spannungen "abbauen" welche sich mit Verzug zeigen. Dies wird eventuell durch das Härten dann noch verstärkt.
Dabei sind Walzrichtungen oft entscheidend... die man aber eigentlich nie vorher weiß.

Bei uns in der Firma gab es da auch schon öfter Problem an der Fräse...
 
Hallo Oliver,

meine Beobachtungen sind beim warmumformen von Schrott zu Schrott entstanden;) Die konkave Schneide bringt mich schon ins Grübeln. Im Gegensatz zum Katana wird der Rücken durchgehärtet, und die Biegung geht in die entgegengesetzte Richtung. Zu einem ähnlichen Problem hatte ich mir mal ne Erklärung ausgedacht, und die war falsch. Ich gehe mal suchen...

LG Holger
 
Nach "Komischer Verzug beim Härten" stimmt meine Überlegung doch. Und dann möchte ich Ulrich noch einmal zitieren:

Xians Erklärung hat einiges für sich.
Es kommt noch eines hinzu: Der Ms-Punkt (Temperatur, bei der die Martensitbildung beginnt) sinkt mit steigendem C-Gehalt. D.h. die Martensitbildung bei Deinem ja schon eutektoidischen und voll härtbaren Klingenkörper eilte der in dem Schneidenteil voraus. Die Schneide wollte sich also etwas später ausdehnen, als der Klingenkörper schon hart und nicht mehr plastisch verformbar war.
Daß das keine Wellen in der Schneide gegeben hat-Respekt ! Sie muß absolut kerzengerade gewesen sein, sodaß sie nicht nach der Seite ausgewichen ist.
Freundliche Grüße
U. Gerfin

Alle Achtung!
Kann das soweit zutreffen?
Der letzte Beitrag ist nochmal wesentlich.
 
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