Makro Objektiv: Zhongyi Mitakon Creator Super Macro 85mm f/2.8

Zhongyi Mitakon Creator Super Macro 85mm f/2.8 - Anwendung Fotografie von Messerschneiden​


Tach,

wie hier ja schon angesprochen: Thread: "relativ-guenstige-objektive-fuer-aufnahmen-bis-500%" wollte ich mal ausprobieren, wie weit man mit dem Mitakon Makro kommt, wenn man Schneiden Fotografieren möchte.

Netterweise hat mit der Importeur HapaTeam ein Objektiv leihweise zum Testen geschickt. Vielen Dank dafür!

Hier das Objektiv auf der Seite von Hapa Team: Zhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x. Da gibts auch Produktbilder. Das, und Unboxing, erspare ich mir und euch hier im Forum. Ok, eines, damit man mal ne Vorstellung hier hat:
mtk85mf28fx_10.jpg


Quelle: HapaTeam

Gestern hab ich mehr oder weniger den ganzen Tag mit dem Ding herumgespielt. Bevor es zu den Bildern und den Schneiden geht, ein paar Eindrücke und Anmerkungen.

Allgemein zum Objektiv:​

  • Positiv: Es ist eine Stativschelle dabei. Sehr gut, das wünsche ich mir öfters. Und die Schelle ist mechanisch sehr ordentlich gemacht, gefällt mir gut.
  • Positiv: Es ist ein Ringlicht dabei. Ich hab das nach dem Auspacken zuerst als Spielzeug abgetan. Wenn ich sowas brauche, hab ich was helleres. Aber dann hab ich es mal probiert. Sooo schlecht ist das nicht, für das, was man erwarten kann.
  • Positiv: Haptik. Das Zhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x fühlt sich mechanisch ordentlich an, die Blendeneinstellung rastet recht knackig mit einem deutlichen "klick", Auszug läuft sauber und satt. Ok, das kann auch an viel Fett liegen ;). Qualität merkt man erst mit der Zeit. Mein Minolta Makro klickt nicht so schön, läuft aber halt schon seit > 30 Jahren sauber.
  • Negativ: Wenn das Objektiv senkrecht nach unten zeigt und man auf 1:1 eingestellt hat (Tubus ganz oben), dreht sich der Tubus gerne mal von selber weg von der 1:1 Einstellung. Das nervt. Ist nicht das einzige Objektiv, dass diese Macke hat, nervt mich bei allen.
  • Wäre nett: Wenn eine Streulichtblende dabei wäre. Bei vielen Makroobjektiven ist die Frontlinse so tief im Tubus, das man sich eine Streulichtblende sparen kann. Beim Zhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x liegt die Frontlinse weit vorne. Gerade wenn man nahe am Objektiv mit viel Licht rummacht, ist Streulicht ein Problem.
  • Neutral: Damits auch hier nochmal steht: Das Zhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x eignet sich nur für Makroaufnahmen mit Maßstab 1:1 bis 5:1. Es gibt keine Fokussierung auf größere Entfernungen.

Bildqualität:​

Kann ich seriös nicht beurteilen. Wundert mich, was da andere so ganz locker aus dem Ärmel schreiben. Am besten noch mit dem Ding frei aus der Hand fotografiert.

Warum das so ist: Wenn ich irgendein "normales" Objektiv in der Hand hab, find ich relativ einfach raus, ob es für mich taugt. Raus gehen, Feld/Wald/Wiese fotografieren, Ränder und Ecken der Bilder anschauen. Wenn Sonnensterne das Thema sind (ists für mich nicht) dann das passende Motiv suchen, gegen die Sonne fotografieren. Backsteinmauer, ein paar Gebäude, dann sieht man auch Verzeichnung. Alles kein Problem. Das ist jetzt nicht wissenschaftlich korrekt, da nicht reproduzierbar, aber mir reichts.

Aber hier? Abbildungsmaßstab 1:1 bis 5:1 ist halt extrem. Da müssen Bildebene und Objektebene zu 100% parallel ausgerichtet sein. Schärfentiefe ist nahe null. Abblenden hilft auch nicht wirklich, spätestens ab f5,6 spätestens f8,0 (aus dem Bauch geschätzt, ich rechne das nicht nach) macht Beugung die Schärfe kaputt. Nächstes Thema ist das Gewackel. Selbst mit Bildschirmlupe und externem Monitor bin ich mir nicht bei jedem Bild sicher, dass ich die Schärfeebene optimal erwischt hab. Kaum stellt man die Schärfe nach, wackelt das Bild wie ein Kuhschwanz. Belichtungszeit ist eh recht lang (ok, hätte blitzen können. Hab ich nicht, war ich gestern zu faul, werd ich weiterhin sein, also nicht meine Anwendung).

Sprich: Bevor ich das Objektiv schlecht bewerte, hätte ich eher Fehler auf meiner Seite angenommen.

Wenn man mit demZhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x "künstlerisch" was macht, wirds halt einfacher. Wenn da an den Rändern was unscharf ist, ist das eh so. Entweder wegen der kleinen Schärfeebene oder weil das Objetiv an den Rändern schwächtelt. Fällt also kaum auf. Eine gerade Schneide quer durchs Bild ist da was anderes.

Nach einem halben Tag rumprobieren, fällt mir jedenfalls nichts negatives auf. Verglichen mit meinem 50er Minolta Makro. Und das Minolta ist ziemlich gut. Hab hier noch zwei Nikons, die ich gar nicht erst angeflanscht habe; die sind pi mal Daumen nicht besser oder schlechter als das alte MD.

Aufbau:​

Kamera: Sony A7 II. Wackeldackel aus, Ausgelöst über Fernbedienung, 2 Sekunden Vorlauf (damit der Kuhschwanz a bisserl auswackeln kann)
Minitor: Lilliput A7s 7 Zoll 1920 x 1200 HD IPS Field Monitor
Balgen: Minolta Auto Bellows III
Objektivadapter: Novoflex Sony-E auf Minolta MD
Licht: Viltrox L116T (eingestellt auf 4400K, da sind die am hellsten)
Objektiv: Minolta 50mm 1:3.5 Makro mit Adapter für 1:1
Objektiv: Minolta 28mm 1:2.8 an Umkehrring
Säule: Kaiser Reprostativ RS 1 (ist hier überfordert, das müsste stabiler sein)
Einstellschlitten: Novoflex Castel-L
Beschallung: Marshall Kilburn II, Eierpad, Radio Caprice - Heavy/Hard Blues

Ok, ab zu den Bildern:

Zhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x - 5:1​

DSC01733_Mitakon 5_1.jpg


Zhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x - 1:1​

DSC01734_Mitakon_1_1.jpg


Minolta Makro 50 mm 1:1​

DSC01735_Minolta_Makro_1_1.jpg

Minolta Makro 50 mm am Balgen, fast voller Auszug​

DSC01738_Minolta_Makro_Balgen_f5.6.jpg


Minolta 28er mit Umkehrring am Balgen​

DSC01740_Minolta_28mm_Balken_Umkehrring.jpg


Hier der Aufbau:​

DSC05931.jpg


Arbeitsabstand Zhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x bei 1:1​

DSC05942.jpg


Arbeitsabstand Zhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x bei 5:1​

DSC05938.jpg


Arbeitsabstand Minolta Makro 50 mm bei 1:1​

DSC05943.jpg


Arbeitsabstand Minolta Makro 50 mm am Balgen​

DSC05952.jpg


Arbeitsabstand Minolta 28 mm, Umkehrring, Balgen​

DSC05957.jpg


Mikroskopobjektiv am Balgen, 10 fach, Schärfentiefe quasi null.​

Das Ding hab ich mir mal samt Schraubadapter sehr günstig auf ebay geschossen.
Keine Gewähr, dass die Bildqualität wenigstens durchschnittlich ist. Das hat mich nicht interessiert.
Wollte nur die Handhabung testen.
DSC01741_Mikroskopobjektiv_Balgen.jpg


Arbeitsabstand Mikroskopobjektiv 10x am Balgen. Das macht keinen Spaß.​

inb4: JANSJÖ - ja hab ich, war zu faul. Tubuslänge 160 mm (dafür ist das Objektiv gerechnet) hab ich nicht exakt eingehalten.
DSC05958.jpg


Zhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x - 5:1​

DSC01744_Mitakon_5_1.jpg


Zhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x - 1:1​

DSC01743_Mitakon_1_1.jpg


Zhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x - 1:1 mit Ringlicht​

DSC01749_Mitakon_1_1_Ringlicht_f5.6.jpg


Zhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x . 5:1 mit Ringlicht​

DSC01755_Mitakon_5_1_Ringlicht_f5.6.jpg


Mal schnell ein Bild mit meinem USB Mikroskop geschossen:​

2016_0101_000856_003.jpg


"Aufbau":​

Powerbank dran, Messer drunterlegen, abdrücken
DSC05968.jpg


Fazit. Hmmmm ;)


Anwendung Beurteilung von Schneiden​


Ich mein, die Bildqualität aus dem USB Dings ist bescheiden. Ist halt nur eine Dashcam mit a bisserl Glas oder Kunststoff als Objektiv vorne dran.
Andersrum gesehen, wenn ich wissen will, ob meine Schneide vernünftig ausschaut (tut sie hier nicht) dann reicht mir das.
Das Arbeiten ist halt viel schneller. Wenn ich das Mikroskop nicht mehr brauche, räum ichs schnell weg..
Vor allem aber ist so ein Teil mobil. Ich brauch keinen PC, keine Steckdose, das läuft out of the Box.
Für um die 200 EUR.

Aufnahmen im Makrobereich mit der Kamera sind qualitativ deutlich besser. Dafür ist auch der Aufwand hoch. Es ist schon das "einfach mal drunter legen" und Ausleuchten Aufwand.
Von Stacken gar nicht zu reden. Das gilt natürlich für alle Objektive. Makroforografie ist immer mit Aufwand verbunden.

Aber ok, ich hab ja Country und Western.

Zum Zhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x​


Das Zhongyi Mitakon 85mm f/2.8 Super Macro 5x ist für mich (!) kein must-have. Ich komme, was den Abbildungsmaßstab angeht, mit vorhandenem Gerödel in eine ähnliche Dimension.
Was die Bildqualität angeht, ist mir nichts negatives aufgefallen. Wer die Tage noch ein paar andere Bilder machen, Ende der Woche geht dann die Optik zurück.

Ein sehr großes Plus kann der Arbeitsabstand sein, das unterschätze ich nicht. Man tut sich mit Lichtsetzung viel leichter. Und kann auch unter dem Objektiv besser hantieren.
Das ist mir aber bei meinen Anwendungen keine 500 EUR wert.

Würde ich Makros von Kleinstviehzeugs machen, wärs vermutlich ne andere Diskussion. Mache ich nicht.
Und hier gehts ja primär um die Dokumentation von Messerschneiden.

Kommentare/Fragen gerne hier im thread

Servus
Pitter
 

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Danke für Deine aufschlußreiche Demo (y)!

… wenn ich wissen will, ob meine Schneide vernünftig ausschaut (tut sie hier nicht) dann reicht mir das. Das Arbeiten ist halt viel schneller. Wenn ich das Mikroskop nicht mehr brauche, räum ichs schnell weg.. Vor allem aber ist so ein Teil mobil. Ich brauch keinen PC, keine Steckdose, das läuft out of the Box. Für um die 200 EUR.

So sehe ich das unter dem Gesichtspunkt „Beurteilung einer Schneide“ auch. Und ein USB-Mikroskop gibt es auch günstiger. Ich habe für dieses "KKmoon USB Portable Mikroskop OTG Funktion 8LED digitaler Zoom Lupe mit Halter" 80,- € hingelegt und bin mit der Bildausbeute für meine Zwecke gut zufrieden.

Der Aufwand mit einem Objektiv lohnt imho nur für einen Foto-Hobbyisten, der bereits über eine hinreichende Grundausstattung verfügt und den nötigen Platz und die Muße hat.

Was die Bildqualität - bezogen auf die Schneide - angeht, ist die bei einem Dino Lite für 500,- € auch nicht schlechter als bei den von Dir verwendeten Objektiven, wie Bo Hannois Bilder zeigen.

Ich sehe also hier auch keinen qualitativen Vorteil eines Makro-Objektivs gegenüber einem höherwertigen USB-Mikroskop. Wenn es nur um Schneidenbeurteilung geht.

Dazu das deutlich schnellere Arbeiten ohne großen Aufwand und Gedöns.

Ein paar Beispielbilder von meinem Billig-USB-Mikroskop:

01 Spyderco Province OTB.jpg

Spyderco Province OTB


02 Spyderco Province nach Abzug Sinter.jpg

Spyderco Province nach Abzug mit Sinter


03 Sage 1 Maxamet.jpg

Spyderco Sage 1 Maxamet


04 Herder 1922 Office.jpg

Herder 1922 Office


05 Spyderco Nilakka.jpg

Spyderco Nilakka


06 Sebenza.jpg

Sebenza

R’n‘R
 
So sehe ich das unter dem Gesichtspunkt „Beurteilung einer Schneide“ auch. Und ein USB-Mikroskop gibt es auch günstiger. Ich habe für dieses "KKmoon USB Portable Mikroskop OTG Funktion 8LED digitaler Zoom Lupe mit Halter" 80,- € hingelegt und bin mit der Bildausbeute für meine Zwecke gut zufrieden.

Es geht immmer günstiger. Ich wollte eines mit Bildschirm, ohne PC. Das ist dann auch günstiger, als USB Mikroskop + PC ;)
Egal wie, die Bildqualität reicht mir nicht. Zum Gucken, ok. Mehr aber nicht.

Was die Bildqualität - bezogen auf die Schneide - angeht, ist die bei einem Dino Lite für 500,- € auch nicht schlechter als bei den von Dir verwendeten Objektiven, wie Bo Hannois Bilder zeigen.

Das Dino Lite ist für "so ein" USB Mikroskop tatsächlich überraschend gut. Kenne bisher nichts anderes in der Bauweise, das an die Bilder heranreicht, jupp.

Schau mer mal. Eigentlich will ich ja eher in die Richtung: scienceofsharp
Oder wenigstens ein Auflicht Mikroskop,
Das kost halt ... Kohle und Zeit. Ich eier also weiter.


Servus
Pitter
 
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