Mal wieder aus einer Feile; erstes Messer

Heck

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EDIT: Update weiter unten!!



Guten Abend zusammen,

ich bin gerade dabei mein erstes "ganzes" Messer selbst zu fertigen. Bisher habe ich nur Opinels umgeformt, etwas aufgemotzt, Griffe getauscht und gefertigt und mal ein Kochmesser-Rohling mit einem Griff aus selbstgefertigem Sackleinen-Micarta versehen.

Nun soll es also ein komplettes Messer werden und die Anfänge sind gemacht. Ich habe eine alte Feile weichgeglüht, dazu habe ich einen kleinen Muffelofen zur Verfügung, der bis 1200°C kontrolliert geheizt und abgekühlt werden kann (Atmosphäre = Luft).
Dann habe ich die grobe Messerform mit Flex vorgeformt, mit Bandschleifer verfeinert (leider nur ein Mafac Tischgerät, also nicht geeignet zum Primärfase anbringen) und dann mit einer Konstruktion ähnlich dem Lansky-Schärfer die Primärfase gefeilt. Das ist der derzeitige Stand.

Die geplante Messerform: Das Ding bleibt fett, sprich die 6 mm Materialstärke bleiben, ich hab da nichts weggenommen. Es wird ein Scandi-Schliff werden und das Ganze soll richtig rustikal werden. Griffmaterial wird (hoffentlich) Räuchereiche von Jürgen Schanz, da ih da nur 500m Luftlinie zur Quelle habe :D

So und damit zu meinen Fragen bzw. Suche nach Tipps und Verbesserungsvorschlägen:
Ich weiß nicht genau welchen Stahl ich da vor mir habe. Ich habe ein kleines, weichgeglühtes Stück übrig mit dem ich probieren kann. Der Plan sieht zumindest jetzt so aus:

- Die Primärfase ist fast fertig, die würde ich fertig feilen bis ca. 1 mm (?) Stärke zum Anbringen der Sekundärfase übrig bleibt.
- Härten im o.g. genannten Muffelofen bei 820 °C, Haltezeit 6-10 min (?), Abkühlen in Öl
- Sofort in den nächsten Ofen bei 200°C, 2h halten. Kühlen, das Ganze wiederholen
- Fertigstellung: Anbringen der Sekundärfase, mit Schleifpapier Alles schön glätten, Griffmaterial vorbereiten, anbringen fertigschleifen.

Insbesondere würde mich interessieren was ihr von den Temperaturen und Haltezeiten der Wärmebehandlung haltet.
Danke schon im Voraus für eure Antworten.

Tobias
 
Zuletzt bearbeitet:
Grundsätzlich sind Feilenart und Marke interessant.
Raspeln bestehen meist aus C45 und Feilen aus C120-C145 mit leichten Beilegierungen.
Hufraspeln liegen irgendwo dazwischen.
Zur Funktionalität:
Du solltes dir halt im klaren sein was das Messer können soll.
Mit 6mm Dicke und Skandi-Schliff wird ein sauberes Trennen
von härterem Schnittgut (Schinken, Apfel, Salami, Karotte ...)
nicht mehr möglich sein. Das Ding wird eher ein Spalter.
Die 6mm scheinen zwar einigermaßen robust aber Feilenstahl wurde
nie auf außerordentliche Zähigkeit getrimmt und bricht deshalb deutlich schneller als viele andere Werkzeugstähle.
Zum Hebeln ist est also auch nicht wirklich geeignet.
Schnitzen wäre in Ordnung, der Skandi-Schliff arbeitet wie ein Stechbeitel
und hier könntest du auch die Vorzüge (Feinheit + Schnitthaltigkeit) des Stahles ausnutzen. (Die Dicke stört hier zumindest nicht, notwendig ist sie nicht).

Bringst du aber eine Sekundärphase an ist dieser Vorteil auch hinüber.

Zur Härtetemperatur:
Wichtig wäre es, was für eine Feile du benutzt hast.
Feilenstahl geht vom unlegierten C120 bis zu Wolframlegierten Stählen.
Anhand der Dicke gehe ich von einer Werkstattfeile aus.
Hier wird meist einfacherer Stahl genommen z.B.
C120 oder 120Cr3 Diese Stähle benötigen sehr wenig Haltezeit (im Sekundenbereich) bei niedrigeren Temperaturen.
Weiterhin vertraust du bei deinem Vorgehen stark dem Hersteller.
Du solltest immer eine Bruchprobe bei der gehärteten Feile vornehmen.
Ich hatte schon Feilen die hatten innen einen sehr groben Bruch und nur außen ein feines Gefüge.
Meistens sind Feilen aber ordentlich gehärtet.

Die 2x2 h sind unnötig lange, 2*1 h reichen bei der dicke locker.
Ich lasse meist sogar nur 2*30 min an.


Grüße,
Eisenbrenner
 
Vielen Dank für die Antwort!

Ich bin mit dem Feilen inzwischen durch, die Form steht und ist fürs erste Mal glaube ich ganz gut geworden. Die Sekundärphase habe ich inzwischen auch über Bord geworfen.

Zur Funktionalität: Das bei der Dicke die Anwendungsgebiete sehr eingeschränkt sind ist ok, mir ist in diesem Fall wichtig erste Erfahrungen zu sammeln und mit den mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einen Anfang zu machen. Es wird wohl nicht das letzte Messer bleiben...

Zur Ausgangsfeile: Sie war/ist von Pferd und es ist eine 3 unter dem Pferd Logo eingestanzt. Wenn ich den Katalog von Pferd richtig deute wohl eine Flachstumpf-Werlstattfeile zum Schlichten/Feinbearbeiten. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen, aber vielleicht hilft das weiter?

Ich würde jetzt erst einmal mit dem Reststück der weichgeglühten Feile das Härten testen und im nächsten Schritt den Messerrohling härten (insofern der erste Versuch klappt). Abkühlen in Öl ist bei dem Stahl in der Dicke ok?
 
Es müsste sich hierbei um einen Stahl ähnlich diesem handeln:
http://www.metalravne.com/selector/steels/OC120.html
Öl reicht normalerweise bei Dicken wie sie bei Messern vorkommen auch für Wasserhärter.
Wasser wäre hier wohl etwas zu schroff bzw. die Verzugs/Ausschußgefahr zu hoch.
Ideal wäre es, wenn du einen Härtetester hättest um dich an Temperatur und Haltezeit ranzutasten.
Ich kann dir da nicht weiterhelfen da ich in der Esse härte.

Grüße,
Eisenbrenner
 
Nochmals Danke für die Antwort, ich habe gerade mein Reststück in der Mache.

Ich habe mit einem Magneten versucht eine ungefähre Härtetemperatur zu finden, bei 5 Minuten Haltezeit war bei 760 °C kein Magnetismus mehr vorhanden.
Das würde gut zu dem von dir verlinkten OC120 passen. Bei dem Schaubild zur Anlaßtemperatur sieht man allerdings, dass bei Anlaßtemperaturen um 200°C recht hohe Härten von 65 HRC erreicht werden. Würde es bei dem Material nicht Sinn machen mit der Härte etwas runter zu gehen und für etwas mehr Zähigkeit zu gewinnen? Sprich, bei 280-300°C anzulassen um bei 57-60 HRC zu landen? Oder ist der Rückschluss "weniger Härte = mehr Zähigkeit" in dem Fall so nicht zu machen?

P.S.: Macht es bei der Dicke Sinn ein Spannungsarmglühen durchzuführen? Zeit dazu ist da, habs ja nicht eilig....
 
Das Funktioniert leider nicht, hier bist du im Bereich der Blausprödigkeit.
Diese beginnt ab 200°C Anlasstemperatur und endet erst wieder bei 350°.
Wenn du ein flexibleres Messer möchtest solltest du dies durch die Materialwahl steuern.
Evtl bringt es etwas vom unteren Ende des Temperaturbereiches zu härten, da muss man aber etwas probieren und/oder einen Härtemesser besitzen.
Du kannst auch differentiell anlassen.

Grüße,
Eisenbrenner
 
Mal ein kleiner Zwischenstand:

Der Griff ist in der Form schonmal fertig, Feinheiten kommen nach den Härten der Klinge (3 Bilder):





Leider habe ich noch keine Bilder vom Inneren der Griffschalen gemacht, das hole ich noch nach. Die Feilenform mit sich verjüngendem Erl ist in das Holz gefräst, so ist es eine "Mischung" aus Full Tang und Steckerl. Und ich hatte etwas Probleme mit den Hülsenmuttern (wie man sieht).
Das größte Problem sieht man auf dem letzten Bild. Am Ende des Griffs ist dann doch ein recht großer Spalt, da muss ich mir was überlegen. Wird beim Verkleben durch das Zusammenpressen zwar noch schmaler aber ganz weg werde ich den Spalt nicht kriegen. Vielleicht versuche ich es mit dunklem Epoxy...

 
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