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Zwei Nächte über den Text geschlafen, jetzt darf er online gehen.
Das Unternehmen Manly-S aus Bulgarien firmiert noch als Hersteller von Klappmessern (about us): "´Manly-S´ Ltd is a Bulgarian company producing folding knives." - dabei hatte es bereits feststehende Messer produziert und nun (erstmals?) ein Feststehendes im offiziellen Programm, das Patriot.
Mit der Aufnahme in den Böker Katalog dürfte Manly sich zunehmender Bekanntheit erfreuen. Aktuell werden nach Deutschland die ersten Patriot ausgeliefert, die interessanten Eckdaten richten sich sowohl an Einsteiger von Fixed, EDC Liebhaber bis zur Outdoor Verwendung, der rostfähige Messerstahl 1.2379 (D2) ist laut Hersteller hoch gehärtet (59-61 HRC) und hebt sich gewissermaßen von den üblichen Stahlsorten in dieser Preisklasse ab.
Das Patriot wird zudem mit einer Kydex Scheide ausgeliefert, die - vorausgreifend - aus dünnem Material und engem Zuschnitt kompakte Maße und leichtes Gewicht ermöglicht.
Herstellerangaben und Messwerte
Manly listet das Patriot derzeit in vier verschiedenen Farben des G10 Griffmaterials, exemplarisch das hier vorgestellte "Patriot Black" in schwarzem G10 (manly-bg.com).
Die Charakteristik der Form lehnt sich an der Form des Klappmessers Comrade an, eine leicht ansteigende Daumenauflage oben zum Klingenrücken, unten eine Verbreiterung zum Fingerschutz, beim Patriot jedoch oben wie unten ausgeführt mit eingearbeiteten Riffelungen.
Form und Maße des Griffes beider entsprechen sich ebenfalls, eine relativ konstante Griffhöhe mit einem ähnlichem Griffabschluß. In der Hand gehalten fühlen sich beide natürlich anders an, die Griffrundungen unterscheiden sich deutlicher, das Patriot ist tendenziell bauchig, deren Hohlösen mit 7 mm Innendurchmesser sind prägend für das Bild wie für die Griffpositionen. Die vordere Hohlöse ist auf Höhe des Beginns der Daumenriffelung, beim Umgreifen vom Druckschnitt in eine 90 Grad Position "fällt" der Daumen auf die Ösen Öffnung.
Leider sind die Ösen ein Schwachpunkt in der Fertigung, es gibt bei meinem Exemplar abrupte Übergänge wie Überstände, leicht kantig, als ob mit zuviel Druck oder zu wenig Schalenanpassung eingefügt.
Die Anpassung an die Hand insgesamt ist sehr gefällig. Das G10 Material ist leicht strukturiert, eher glatt mit einer gewissen, dezenten Rauheit. Angenehmer als manche feinst geschliffene Holzschalen, das Umgreifen zu diversen Haltepositionen gelingt gut, bis evtl. auf den (vom Hersteller gewollten) Überstand des Erl am Griffende. Dieser ist gerundet, jedoch kantig an den Seiten. Beim Drehen des Messers in der Längsrichtung spüre ich diese Kanten. Dito beim Fingerschutz zur Klinge hin, die Riffelungen unten sind ausgeprägt und bremsen gut und sicher ab. Die Daumenauflage oben am Klingenrücken hingegen ist u.U. etwas zu tief zwischen die Griffschalen angesetzt, der Daumen gleitet eher darüber als zu verfangen.
Im Bildvergleich weiter unten mit dem Linder Super Edge 2 sieht man am Manly Patriot das höhere Ricasso, das ist so eine Sache: zu wenig um komplett mit dem Daumen oder dem Zeigefinger Platz zu finden, zu viel um die Schneide näher an den Griff zu bekommen. Ich persönlich mag schmal gehaltene Ricasso lieber bei den kurzen Klingen, bei langen Klingen kann ein hohes Ricasso sinnvoll sein, um darauf zu greifen, bei einem ausgeprägten Finger- bzw. Klingenschutz darüber d.h. "kürzer" zu greifen und so noch näher an die Schneide Druck und Kontrolle auszuüben. Das Patriot fremdelt in dieser Hinsicht etwas.
Nach dem Auspacken und Entfernen von öligen Substanzen auf der Klinge (Pluspunkt an Manly) durfte das Patriot am Pfister Brot abschneiden, mit Butter und Gorgonzola beschmieren sowie Ingwer klein schneiden., Letzteres sollte die Klingenfeinheit im Bereich der Spitze demonstrieren. Nach meinen Maßstäben legt Manly eine saubere, symetrische Schliffleistung vor, wie vom Comrade bekannt. Von der Klingenwurzel über die Mitte bis zu Spitze verjüngt sich die Klinge harmonisch, der Klingenrücken ist "robuster" ausgelegt, die Klingenstärke will gehalten werden, zur Schneide hin und bulgarischen Handwerkern sei Dank auch zu Spitze hin läuft die Stärke fein aus und macht richtig Spaß.
Die Schärfe würde ich als Manly Schliff bezeichnen: optisch etwas fragwürdig, praktisch überzeugend: schneidet auf Anhieb out of kydex Papier und Karton, bei dünnem Briefpapier mit Fenster-Kunststoff etwas ruppig und zupfend.
Kydex Scheide und weitere Details
Das dünne Kydex Material ist recht steif, die zwei Einwölbungen beim Griff Einschub greifen in die vordere Öse, in der Drehbewegung kein Spiel, in der Längsbewegung wackelt das Patriot um ca. 2 mm, das kann man lösen mit Heißluftpistole. Beim Einstecken "klackt" es hörbar, die insgesamt vier Ösen am oberen Ende der Scheide sollten das ständige Auf und Zu des Materials dauerhaft bändigen. Der Fingerschutz unten kann geradlinig in die Kydex Scheide eingeschoben werden, die Kydex Hälften biegen sich erst auf dem letzten Zentimeter (Griffschale bis Ösenmitte) auf. Die Daumenauflage am Kydex ist sehr dünn, zwar gerundet, etwas unangehm. Nur mit dem Daumendruck kann man die Scheide ablösen, sie fliegt regelrecht von dannen: Kraft mal Spannung minus Gewicht. Wann findet das erste Kydexscheiden Weitschnippen statt? Vielleicht begründet Manly einen neuen Trendsport bei den Messerfreunden.
Die abnehmbare Nylon Aufhängung ermöglicht ein einfaches Wechseln von Rechtshand auf Linkshand, sehr gut. Die Fertigung ist einfach, zu flexibel und an manchen Stellen zu knapp geschnitten. Die Unterseite des Druckknopfes auf der G10 Griffschale ist leider etwas scharfkantig, sie hat am Griff schon Spuren hinterlassen (Link zum Bild). Nach häufigem Bedienen reibt sich zudem die Farbe am Knopf ab. So bekommt man zügig den used look. Aus der Kydex steht das Patriot noch 8,8 cm heraus, gut zu greifen, sogar als Neckie mit Kette um den Hals lässt es sich ziehen, dann kann das Nylon zuhause bleiben.
Die Griffschalen bei meinem Patriot sind nicht perfekt im Sinne von gleichmäßigen Stärken, die Rundungen an den Kanten schon eher sauber und gleichmäßig ausgeführt.
Zusammenfassung und Ausblick
+++ Preis - Leistung
+ Passform für meine Hand, störend lediglich die Ösen Übergänge
+ Klingenform und -schliff
+ G10
+ Kydex leicht und platzsparend, viele Ösen für diverse Befestigungen
+ Links- wie Rechtshand
+ trägt wenig auf, 2 cm dank dünnen Kydex Materials
0 Gewicht könnte niedriger sein, siehe full tang
- kratzender Druckknopf auf Griff
- Nylon Aufhängung zu flexibel
Am Gürtel hängend und Druckknopf geöffnet zieht das schwere Messer nach unten und ... hängt quer am Bein. Das ist der Preis einer flexiblen, zu leichten Aufhängung. Diese kann daher nur als pro forma gewertet werden, man ist gezwungen, stets mit Druckknopf zu verschliessen, dessen Lasche ist leider sehr kurz abgeschnitten, das Band zu stramm, eher heikel zu öffnen und v.a. zu schliessen. Für eine Gürtelbefestigung insgesamt mangelhaft. Verstanden als Zugabe für eine leichte Neckie Kydexscheide i.O. Angesichts der Preiskalkulation mehr als i.O.
Die Verarbeitung an den zwei Ösen im Griff könnte verbessert werden, eine vernünftige Kydexstabilisierung ebenfalls, sobald noch der hochwertigere Stahl CPM154 als Option dazukäme, wäre das Patrion dort wo ich es mir wünschen würde, eine kleine feine Alternative im Bereich EDC und Rucksack. Mit fast 21 cm Länge, 4 mm Klingenstärke wie der feinen Schneide ist Potential für zahlreiche Verwendungen gegeben. Dann sieht man schnell über geringe Grate an der Kydex, dem Abrieb an den Ösen und zu kurz geschnittenen Nylon Bändern dieser frühen Version hinweg.
Besitze nun mehrere kleine Fixed, die diesen full tang aufweisen, das bedeutet zwangsläufig mehr Gewicht. Der längere Griff - mit über 11 cm fast schon luxuriös - kommt mir sehr entgegen, schmale Griffschalen in der hier gezeigten Höhe mit ~2,5 cm sehe ich für mich als Mindestmaß, ein Messer das von der Handkante bis zum gestreckten Daumen an der Hand anliegt, wie das Patriot, kommt meinem Ideal schon sehr nahe. Die Klingenform ist hoch genug und im Spitzenbereich gerundet genug, die Klingenstärke könnte geringer sein und dazu ein tapered tang, in Summe schätze ich 100 Gramm Messergewicht als erreichbar.
Die Klingengestaltung des Manly Patriot - wie beim Klappbruder Comrade - ist gefällig und funktioniert: mehr Kontrolle an diesen neuralgischen Stellen. Insgesamt ein tolles Pendant zum Comrade, ein Tick zu schwer. Doch das ist das Comrade vermutlich ebenfalls. In der Hand verteilt sich diese Masse höchst angenehm. Ich habe das Manly Patriot auf Anhieb in meine engere Auswahl als User aufgenommen. Es deckt sich mit vielen Wünschen, die sich durch und mit kleineren Fixed aufgetan haben.
So viel Kritik bei einem so günstigen Messer ist eigentlich Themaverfehlung, Manly liefert wie beim Comrade auch beim Patriot ein hohes Maß an Wertigkeit ab. Die Kydexscheide wird man sich ggf. anpassen, damit weniger Spiel und Geräusch beim Tragen entsteht, der Rest passt so wie er ist, Klingenforum und Griff finde ich wirklich schön gemacht. Mir genügt für Alltagsaufgaben der D2/1.2379 Stahl völlig.
Entschärfen kleiner Grate ist für jedermann leistbar, schwieriger wird es bei den Unebenheiten an den Hohlösen, das ist m.E. aufwendig. Wer damit leben kann, darf das Patriot als Empfehlung verstehen. Ein niedriger Preis setzt die Hemmschwelle herab, das Patriot als Ergänzung, Zweit- oder Drittmesser, verlierbares Reisemesser usw. anzuschaffen. Es hat Mängel, die man benennen sollte. Für einen Vergleich mit der Konkurrenz sollte ich mir vermutlich ein Real Steel Observer o.ä. ansehen, doch ich überspringe das, zuviele weitere Neuerscheinungen drängen sich auf. Die Manly Messer erachte ich als weit interessantere Modelle als Fernost Produktionen. Bleibt zu hoffen, dass so günstige Herstellungen ohne Geldwäsche funktionieren, der Verdacht drängt sich auf, wie schaffen die das kalkulativ. Ironiemodus aus, das Manly Patriot dürfte erfolgreich werden auf dem Markt, dem Unternehmen wünsche ich ein "Weiter so" und bleibe gespannt auf deren Entwicklung und Marktpositionierung.
Kritik und Hinweise wie immer willkommen.
Das Unternehmen Manly-S aus Bulgarien firmiert noch als Hersteller von Klappmessern (about us): "´Manly-S´ Ltd is a Bulgarian company producing folding knives." - dabei hatte es bereits feststehende Messer produziert und nun (erstmals?) ein Feststehendes im offiziellen Programm, das Patriot.
Mit der Aufnahme in den Böker Katalog dürfte Manly sich zunehmender Bekanntheit erfreuen. Aktuell werden nach Deutschland die ersten Patriot ausgeliefert, die interessanten Eckdaten richten sich sowohl an Einsteiger von Fixed, EDC Liebhaber bis zur Outdoor Verwendung, der rostfähige Messerstahl 1.2379 (D2) ist laut Hersteller hoch gehärtet (59-61 HRC) und hebt sich gewissermaßen von den üblichen Stahlsorten in dieser Preisklasse ab.
Das Patriot wird zudem mit einer Kydex Scheide ausgeliefert, die - vorausgreifend - aus dünnem Material und engem Zuschnitt kompakte Maße und leichtes Gewicht ermöglicht.
Herstellerangaben und Messwerte
Manly listet das Patriot derzeit in vier verschiedenen Farben des G10 Griffmaterials, exemplarisch das hier vorgestellte "Patriot Black" in schwarzem G10 (manly-bg.com).
- Gewicht gesamt: 162 g
- Gewicht Messer: 126 g [Klappmesser Comrade: 126 g - da fällt die Entscheidung schwerer welches nimmt man.]
- Klingenstahl: 1.2379, HRC 59-61
- Griffmaterial
- Scheide: Kydex mit abnehmbarer, flexibler Nylon-Aufhängung, Druckknopf, Gürtelbreite 7 cm möglich)
- Maße Kydex: Breite 5,4 cm (mit Nylon Band)
- Stärke Kydex: ~1,5 mm
- Dicke auf Höhe Kydex Arretierung: 2,0 cm
- Dicke auf Höhe Druckknopf: 3,1 cm
- Länge gesamt: 20,7 cm (Messer gesteckt mit Schweide: 21,3 cm)
- Klingenlänge: 9,1 cm
- Schneidenlänge: 9,4 cm
- Grifflänge: 11,4 cm
- Klingenstärke: 4 mm, (1 bzw. 2 cm vor Spitze: 1,7 mm bzw. 2,5 mm)
- Klingenbreite: 2,45 cm max.
- Breite am Fingerschutz: 2,7 cm
- Griffbreite: 1,7 cm
- Griffhöhe: 2,4 cm
Die Charakteristik der Form lehnt sich an der Form des Klappmessers Comrade an, eine leicht ansteigende Daumenauflage oben zum Klingenrücken, unten eine Verbreiterung zum Fingerschutz, beim Patriot jedoch oben wie unten ausgeführt mit eingearbeiteten Riffelungen.
Form und Maße des Griffes beider entsprechen sich ebenfalls, eine relativ konstante Griffhöhe mit einem ähnlichem Griffabschluß. In der Hand gehalten fühlen sich beide natürlich anders an, die Griffrundungen unterscheiden sich deutlicher, das Patriot ist tendenziell bauchig, deren Hohlösen mit 7 mm Innendurchmesser sind prägend für das Bild wie für die Griffpositionen. Die vordere Hohlöse ist auf Höhe des Beginns der Daumenriffelung, beim Umgreifen vom Druckschnitt in eine 90 Grad Position "fällt" der Daumen auf die Ösen Öffnung.
Leider sind die Ösen ein Schwachpunkt in der Fertigung, es gibt bei meinem Exemplar abrupte Übergänge wie Überstände, leicht kantig, als ob mit zuviel Druck oder zu wenig Schalenanpassung eingefügt.
Die Anpassung an die Hand insgesamt ist sehr gefällig. Das G10 Material ist leicht strukturiert, eher glatt mit einer gewissen, dezenten Rauheit. Angenehmer als manche feinst geschliffene Holzschalen, das Umgreifen zu diversen Haltepositionen gelingt gut, bis evtl. auf den (vom Hersteller gewollten) Überstand des Erl am Griffende. Dieser ist gerundet, jedoch kantig an den Seiten. Beim Drehen des Messers in der Längsrichtung spüre ich diese Kanten. Dito beim Fingerschutz zur Klinge hin, die Riffelungen unten sind ausgeprägt und bremsen gut und sicher ab. Die Daumenauflage oben am Klingenrücken hingegen ist u.U. etwas zu tief zwischen die Griffschalen angesetzt, der Daumen gleitet eher darüber als zu verfangen.
Im Bildvergleich weiter unten mit dem Linder Super Edge 2 sieht man am Manly Patriot das höhere Ricasso, das ist so eine Sache: zu wenig um komplett mit dem Daumen oder dem Zeigefinger Platz zu finden, zu viel um die Schneide näher an den Griff zu bekommen. Ich persönlich mag schmal gehaltene Ricasso lieber bei den kurzen Klingen, bei langen Klingen kann ein hohes Ricasso sinnvoll sein, um darauf zu greifen, bei einem ausgeprägten Finger- bzw. Klingenschutz darüber d.h. "kürzer" zu greifen und so noch näher an die Schneide Druck und Kontrolle auszuüben. Das Patriot fremdelt in dieser Hinsicht etwas.
Nach dem Auspacken und Entfernen von öligen Substanzen auf der Klinge (Pluspunkt an Manly) durfte das Patriot am Pfister Brot abschneiden, mit Butter und Gorgonzola beschmieren sowie Ingwer klein schneiden., Letzteres sollte die Klingenfeinheit im Bereich der Spitze demonstrieren. Nach meinen Maßstäben legt Manly eine saubere, symetrische Schliffleistung vor, wie vom Comrade bekannt. Von der Klingenwurzel über die Mitte bis zu Spitze verjüngt sich die Klinge harmonisch, der Klingenrücken ist "robuster" ausgelegt, die Klingenstärke will gehalten werden, zur Schneide hin und bulgarischen Handwerkern sei Dank auch zu Spitze hin läuft die Stärke fein aus und macht richtig Spaß.
Die Schärfe würde ich als Manly Schliff bezeichnen: optisch etwas fragwürdig, praktisch überzeugend: schneidet auf Anhieb out of kydex Papier und Karton, bei dünnem Briefpapier mit Fenster-Kunststoff etwas ruppig und zupfend.
Kydex Scheide und weitere Details
Das dünne Kydex Material ist recht steif, die zwei Einwölbungen beim Griff Einschub greifen in die vordere Öse, in der Drehbewegung kein Spiel, in der Längsbewegung wackelt das Patriot um ca. 2 mm, das kann man lösen mit Heißluftpistole. Beim Einstecken "klackt" es hörbar, die insgesamt vier Ösen am oberen Ende der Scheide sollten das ständige Auf und Zu des Materials dauerhaft bändigen. Der Fingerschutz unten kann geradlinig in die Kydex Scheide eingeschoben werden, die Kydex Hälften biegen sich erst auf dem letzten Zentimeter (Griffschale bis Ösenmitte) auf. Die Daumenauflage am Kydex ist sehr dünn, zwar gerundet, etwas unangehm. Nur mit dem Daumendruck kann man die Scheide ablösen, sie fliegt regelrecht von dannen: Kraft mal Spannung minus Gewicht. Wann findet das erste Kydexscheiden Weitschnippen statt? Vielleicht begründet Manly einen neuen Trendsport bei den Messerfreunden.
Die abnehmbare Nylon Aufhängung ermöglicht ein einfaches Wechseln von Rechtshand auf Linkshand, sehr gut. Die Fertigung ist einfach, zu flexibel und an manchen Stellen zu knapp geschnitten. Die Unterseite des Druckknopfes auf der G10 Griffschale ist leider etwas scharfkantig, sie hat am Griff schon Spuren hinterlassen (Link zum Bild). Nach häufigem Bedienen reibt sich zudem die Farbe am Knopf ab. So bekommt man zügig den used look. Aus der Kydex steht das Patriot noch 8,8 cm heraus, gut zu greifen, sogar als Neckie mit Kette um den Hals lässt es sich ziehen, dann kann das Nylon zuhause bleiben.
Die Griffschalen bei meinem Patriot sind nicht perfekt im Sinne von gleichmäßigen Stärken, die Rundungen an den Kanten schon eher sauber und gleichmäßig ausgeführt.
Zusammenfassung und Ausblick
+++ Preis - Leistung
+ Passform für meine Hand, störend lediglich die Ösen Übergänge
+ Klingenform und -schliff
+ G10
+ Kydex leicht und platzsparend, viele Ösen für diverse Befestigungen
+ Links- wie Rechtshand
+ trägt wenig auf, 2 cm dank dünnen Kydex Materials
0 Gewicht könnte niedriger sein, siehe full tang
- kratzender Druckknopf auf Griff
- Nylon Aufhängung zu flexibel
Am Gürtel hängend und Druckknopf geöffnet zieht das schwere Messer nach unten und ... hängt quer am Bein. Das ist der Preis einer flexiblen, zu leichten Aufhängung. Diese kann daher nur als pro forma gewertet werden, man ist gezwungen, stets mit Druckknopf zu verschliessen, dessen Lasche ist leider sehr kurz abgeschnitten, das Band zu stramm, eher heikel zu öffnen und v.a. zu schliessen. Für eine Gürtelbefestigung insgesamt mangelhaft. Verstanden als Zugabe für eine leichte Neckie Kydexscheide i.O. Angesichts der Preiskalkulation mehr als i.O.
Die Verarbeitung an den zwei Ösen im Griff könnte verbessert werden, eine vernünftige Kydexstabilisierung ebenfalls, sobald noch der hochwertigere Stahl CPM154 als Option dazukäme, wäre das Patrion dort wo ich es mir wünschen würde, eine kleine feine Alternative im Bereich EDC und Rucksack. Mit fast 21 cm Länge, 4 mm Klingenstärke wie der feinen Schneide ist Potential für zahlreiche Verwendungen gegeben. Dann sieht man schnell über geringe Grate an der Kydex, dem Abrieb an den Ösen und zu kurz geschnittenen Nylon Bändern dieser frühen Version hinweg.
Besitze nun mehrere kleine Fixed, die diesen full tang aufweisen, das bedeutet zwangsläufig mehr Gewicht. Der längere Griff - mit über 11 cm fast schon luxuriös - kommt mir sehr entgegen, schmale Griffschalen in der hier gezeigten Höhe mit ~2,5 cm sehe ich für mich als Mindestmaß, ein Messer das von der Handkante bis zum gestreckten Daumen an der Hand anliegt, wie das Patriot, kommt meinem Ideal schon sehr nahe. Die Klingenform ist hoch genug und im Spitzenbereich gerundet genug, die Klingenstärke könnte geringer sein und dazu ein tapered tang, in Summe schätze ich 100 Gramm Messergewicht als erreichbar.
Die Klingengestaltung des Manly Patriot - wie beim Klappbruder Comrade - ist gefällig und funktioniert: mehr Kontrolle an diesen neuralgischen Stellen. Insgesamt ein tolles Pendant zum Comrade, ein Tick zu schwer. Doch das ist das Comrade vermutlich ebenfalls. In der Hand verteilt sich diese Masse höchst angenehm. Ich habe das Manly Patriot auf Anhieb in meine engere Auswahl als User aufgenommen. Es deckt sich mit vielen Wünschen, die sich durch und mit kleineren Fixed aufgetan haben.
So viel Kritik bei einem so günstigen Messer ist eigentlich Themaverfehlung, Manly liefert wie beim Comrade auch beim Patriot ein hohes Maß an Wertigkeit ab. Die Kydexscheide wird man sich ggf. anpassen, damit weniger Spiel und Geräusch beim Tragen entsteht, der Rest passt so wie er ist, Klingenforum und Griff finde ich wirklich schön gemacht. Mir genügt für Alltagsaufgaben der D2/1.2379 Stahl völlig.
Entschärfen kleiner Grate ist für jedermann leistbar, schwieriger wird es bei den Unebenheiten an den Hohlösen, das ist m.E. aufwendig. Wer damit leben kann, darf das Patriot als Empfehlung verstehen. Ein niedriger Preis setzt die Hemmschwelle herab, das Patriot als Ergänzung, Zweit- oder Drittmesser, verlierbares Reisemesser usw. anzuschaffen. Es hat Mängel, die man benennen sollte. Für einen Vergleich mit der Konkurrenz sollte ich mir vermutlich ein Real Steel Observer o.ä. ansehen, doch ich überspringe das, zuviele weitere Neuerscheinungen drängen sich auf. Die Manly Messer erachte ich als weit interessantere Modelle als Fernost Produktionen. Bleibt zu hoffen, dass so günstige Herstellungen ohne Geldwäsche funktionieren, der Verdacht drängt sich auf, wie schaffen die das kalkulativ. Ironiemodus aus, das Manly Patriot dürfte erfolgreich werden auf dem Markt, dem Unternehmen wünsche ich ein "Weiter so" und bleibe gespannt auf deren Entwicklung und Marktpositionierung.
Kritik und Hinweise wie immer willkommen.
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