Endlich! Nach fast 8 Wochen ist mein RAO 185° eingetroffen. Wohl Lieferschwierigkeiten des Herstellers. Übrigens macht es Spaß mit Thomas Wahl Geschäfte zu machen - eine sehr professionelle Abwicklung!
Doch nun zum ersten Eindruck: das Messer ist groß, ja, aber nicht riesig. Auch bei meinen nicht gerade großen Händen (Handschuhgröße 8 1/2) liegt es gut im Griff. Zusammengeklappt läßt es sich recht gut in der Jackentasche tragen; das Cordura-Etui ist wirklich etwas auftragend unter der Kleidung, paßt aber dem Messer wie angegossen. Ein Schnellziehholster ist es natürlich nicht, ist sicher auch nicht beabsichtigt. Alles sitzt sehr straff und damit fest, nichts wackelt.
Das RAO selbst ist natürlich nicht als EDC konstruiert, eher als Camp- oder Survival-Messer. Für diesen Zweck ist die Größe meines Erachtens optimal und eben als Folder auch tatsächlich leicht mitzuführen. Der Eindruck der Stabilität ist gigantisch. Die Klinge rastet mit einem satten "Klack" ein, keinerlei Klingenspiel - weder horizontal noch vertikal; genau das ist der Grund, warum ich ein Extrema Ratio - Fan bin. Auch ohne Eindrehen der an einem Fangriemen befestigten Stabilisierungsschraube steht die Klinge bombenfest.
Ich war schon sehr gespannt, wie die zusätzliche Stabilisierung wohl technisch gelöst sein würde. Hier war ich ein wenig enttäuscht! Erwartet hatte ich eine Bohrung am Ende der Klinge, dies hätte für Stabilität bei Beanspruchung der Schneide (z. B. beim Hacken) aber auch bei einem Schlag gegen den Klingenrücken gesorgt. Doch ist leider die Klinge an der Schraube nur angelehnt, dies gibt keine zusätzliche Stabilität beim Schneiden oder Hacken! (Andererseits muß man auch zugeben, daß dies bei dem vertrauenswürdigen "Modified Front Lock" wohl gar nicht mehr nötig ist.) Löst man den MFL bei eingesteckter Schraube zeigt sich leider auch ein vertikales Spiel der Klinge.
Extrema Ratio hat wohl hier einfach das aufgegebene Pflichtenheft abgearbeitet!
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Stabilisierungsschraube. Sie ist an einem elastischen Fangriemen befestigt, der auf keinen Fall zu lang ist. Durch das Verdrillen des Fangriemens beim Einschrauben wird er recht kurz und behindert das Schrauben und das dauert dann doch bis die Schraube sitzt! Hier wären Steckbolzen ideal wie man sie vom alten G3 der Bundeswehr kennt!
Erste Tests im Wald waren hervorragend!
Die Klinge zeigte sich wunderbar scharf. Ein Herausschneiden von Spänen machte wirklich Spaß. Beim Hacken drang die Klinge - wohl gut beschleunigt durch das Gewicht - wie durch Butter in die Holzoberfläche, Hebeln stellte kein Problem dar.
Eine Stichwaffe ist das RAO mit seiner Tantoklinge natürlich nicht. Auch für die Jagd ist es praktisch nicht geeignet; Abfangen, Aufbrechen, Aus-der- Decke-Schlagen ist kaum möglich. Es ist ein Messer für`s Grobe, ein Standhauer, ein Messer für`s Überleben, für die Wildnis aber vor allem auch ein Rettungsmesser - zum Aufhebeln von Türen oder Zertrümmern von Scheiben. Dafür ist es uneingeschränkt zu empfehlen!
Und der große Vorteil ist: man hat es auch dabei! Sozusagen ein wirklicher "Fixed Folder"!
Waldmann