Mein erster Folder - Böker Exskelibur I

deno

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Hallo Messerforum,
ich bin seit ca. drei Jahren gelegentlicher Mitleser in diesem tollen Forum und möchte hier meinen zweiten überlegten Messerkauf vorstellen.

Langweilige Intro
Der erste überlegte Kauf war das Victorinox Swisstool Spirit mit Lederetui (3.0223.L1) vor einem Jahr und mit dieser Entscheidung bin ich nach wie vor sehr zufrieden. Überlegt deshalb, weil jeder Kaufentscheidung eine äußerst lange Findungsphase vorangestellt wird. Es macht mir großen Spaß mich im Vorfeld mit dem Markt und den möglichen Optionen zu befassen, sei es abends auf dem Sofa oder als Ablenkung während der Arbeitszeit. Diese Eigenschaft zeigt jedoch auch immer leichte Neigungen zum Zwang und zwar teilweise so sehr, dass ich mich vor lauter Überlegungen gar nicht mehr entscheiden kann und verzweifelt aufgebe. So läuft meine Messersuche phasenweise seit vier Jahren, bis ich mich letztes Jahr schließlich als Kompromiss zu dem Multitool durchgerungen habe.
Ich gebe es mittlerweile offen zu, ich bin ein Ausrüstungsfetischist. Einer der immer gierig nach der für sich besten Lösung sucht, nur um sie dann nach dem Kauf zu selten zu nutzen. Aber es verschafft mir ein ruhiges Gewissen, wenn ich die Ausrüstung bei Bedarf in meinem Schrank weiß :irre:
So war ich auch schon mehrfach davor den Bestellknopf für ein hochwertiges Messer zu drücken und es ist nicht allein das Geld, welches mich davon abgehalten hat. Ein Messer habe ich als Bürohengst so gut wie nie dabei. So siegt dann am Ende leider meist mein schlechtes Gewissen. Nun wollte ich jedoch für eine mehrwöchige Südafrikareise endlich ein handliches Einhandmesser beschaffen, welches für den Notfall immer in der Tasche dabei sein kann. Entscheiden waren dabei für mich folgende Eigenschaften:
• Elegantes Äußeres
• Klingenlänge von 9-10cm
• Geringes Gewicht
• Einhändige Bedienung und dabei möglichst ohne Daumenpin oder Loch
• Zuverlässige Technik
• Ordentlicher Stahl, welchen auch ich leicht nachschärfen kann (muss zugeben, dass ich mit dem Sharpmaker bei 154CM echt meine Schwierigkeiten hatte)
Die Wahl fiel dann schließlich auf das Böker Plus Exskelibur 1. Das Exskelimoor sagt mir zwar optisch aufgrund der beidseitigen Liner mehr zu, da ich das Exskelibur jedoch für geradezu lächerliche 59,- Euro bestellen konnte, fiel mir die Wahl leichter. Und um euch nicht weiter zu langweilen, hier nun die Vorstellung…

Verpackung / Lieferinhalt
Das Messer kam in der typischen Kartonbox, verpackt in Luftpolsterfolie, samt Bedienungsanleitung und Stirnlochschlüssel.

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Technische Daten
Klingenlänge: 9 cm von Klingenspitze gerade bis zum Griffanfang
Klingenbreite: 2,7 cm am Start und dann weitgehend 2,6 cm
Klingenstärke: 2,8 cm (Herstellerangabe)
Länge geschlossen: 11,8 cm
Länge geöffnet: 20,4 cm
Gewicht: 95g (Herstellerangabe)
Klingenmaterial: 440C
Griffmaterial: G10 mit einseitigem Titanliner

Ersteindruck
Ich besitze das Messer erst seit ein paar Tagen, kann also vorerst nur den oberflächlichen Eindruck beschreiben. Und dieser ist insgesamt sehr gut.

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Griff
Das Griffmaterial hat mir auf den Fotos zugesagt, weil es eine mMn sehr schöne Maserung aufweist. Dieser Eindruck hat sich bestätigt, die Materialstruktur kommt bei Lichteinfall sehr schön zur Geltung. Das G10 ist griffig ohne dabei rau zu sein. An der dicksten, jeweils äußersten Stelle ist es beidseitig jedoch zu glatt geraten, fast poliert. Die Ecken sind vollständig abgerundet, es gibt keine scharfen Kanten, wodurch sich das Messer sehr schön greifen lässt. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass die beiden G10-Schalen unterschiedlich ausgeführt sind. Die Schale am Liner ist dicker und während ihre Kanten in Richtung der geschlossenen Seite stärker abgerundet sind, ist es in Richtung Klinge genau umgekehrt. Dort fällt die dünnere Schale ohne Liner fließend zur Klinge ab, während die dickere eine einfache Abrundung aufweist. Ob dies gewollt oder funktionsbedingt ist kann ich nicht beurteilen. Im geschlossenen Zustand fällt es weniger auf und beim greifen stört es nicht.

Der einseitige blau anodisierte Titanliner ist ein Hingucker. Zur geschlossenen Seite ist er absolut bündig mit der Schale verklebt. Mein Exemplar weist lediglich einen kleinen Schönheitsfehler in der Farbe auf. Zur Innenseite ist der Liner ebenfalls weitgehend bündig mit der G10-Schale, ab etwa 3 cm vom unteren Griffende ist jedoch ein leichter Abstand von 1 mm sichtbar. Die dünne rote Fiberlage auf der gegenüberliegenden Seite hat, wenn ich das richtig verstehe, lediglich eine optische Funktion. Ich bin kein Fan davon. Insbesondere weil sie nicht bündig mit dem Innenliegenden G10-Zwischenstück ist. Nach oben hin ist sie einen Millimeter kürzer ausgeführt, am unteren Griffende liegt sie ca. 0,5mm tiefer im Griff, was nicht nur fühlbar sondern auch sichtbar ist. Im Innenbereich des Griffes fallen nur leicht überstehende Materialreste auf.

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Die Schrauben haben eine optisch schöne Verteilung. Drei Inbusschrauben halten die untere Griffhälfte zusammen. Sie gehen durch den Griff und sind auf der anderen Seite sichtbar. Bei näherem Betrachten fällt auf, dass sie unterschiedlich tief in den Griff versenkt sind. Zwei stehen am Kopfende noch hervor und sind fühlbar. Auf der anderen Griffseite ist sichtbar, dass die Schrauben unterschiedlich tief im Griff enden, wodurch die stellenweise unterschiedliche Gesamtgriffdicke auffällt. Die Kopfschraube welche die Klinge fixiert benötigt ein Spezialwerkzeug (beigelegt) zum festziehen, eine umfunktionierte Büroklammer funktioniert jedoch auch. An einer Seite steht sie deutlich über (0,5 mm) auf der anderen (unter der Hosenklammer) ist sie sichtbar in den Griff versenkt. Insgesamt ist alles gut verschraubt, nichts wackelt oder macht einen unsicheren Eindruck.

Die Hosenklammer ist aus demselben blau anodisierten Titan wie der Liner gefertigt und wirkt sehr hochwertig. Sie wird von drei kleinen Kreuzschrauben gehalten und lässt sich sowohl unten, als auch oben befestigen, jedoch nur auf einer Seite. Die Klammer ist unglaublich fest. Einhändiges Befestigen an der Hosentasche ist schier unmöglich. Man muss die Tasche mit der anderen Hand halten. Vielleicht schafft kräftiges Biegen Abhilfe, im angebrachten Zustand traue ich mich jedoch nicht noch mehr Kraft aufzubringen, aus Angst die kleinen Schrauben auszureißen. Da ich gelesen habe, dass die Schrauben direkt im G10 fixiert sind, sehe ich vorläufig davon ab die Klammer abzunehmen. Häufiges schrauben dürfte nicht hilfreich sein.

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Klinge
Die Klinge weist eine sehr schöne Geometrie und eine längs angebrachte Mattierung auf. Sie ist im Lieferzustand scharf genug um Haare zu rasieren und weist keine Ausbrüche auf. Der Schliff gleichmäßig bis auf ein wirklich minimales Stück an der Spitze. Die Jimpings am unteren Ende der Klinge haben ein schönes Mittelmaß, bieten guten Wiederstand ohne aggressiv zu sein. Im geschlossenen Zustand helfen sie bei der einhändigen Öffnung der Klinge. Das untere Ende der Klinge, welches nur im geschlossenen Zustand zu sehen ist, scheint auch diese Jimpings besessen zu haben. Sie sind im Lieferzustand weitgehend raus gefeilt, jedoch unzureichend und sind somit noch seh- und fühlbar. Die Beschriftung der Klinge hält sich in Grenzen. Auf der einen Seite findet man das Böker Plus Logo und die Seriennummer, auf der anderen das Klingenmaterial und den Designer (Mike „Skellern“). Ferner ist unten auf der Scheidenseite das Herstellungsland gekennzeichnet (China). Ich persönlich würde weniger Beschriftung vorziehen, aber es ist noch in Ordnung.

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Die Klinge sitzt im geschlossenen Zustand mittig und wird im von einem leichten Druck sicher vor versehentlichem Öffnen bewahrt. Das einhändige Öffnen klappt gut und ohne viel Übung. Das Schließen ist ebenfalls einfach, auch wenn der Liner nicht hervorsteht und genau mit dem Daumen angepeilt werden muss. Die Klinge rastet mit einem satten Klack ein und weist lediglich leichtes seitliches Spiel auf. Das Anziehen der Kopfschraube hilft, jedoch muss ich noch das richtige Mittelmaß zwischen fest fixierter Klinge und Leichtgängigkeit bei der Öffnung finden. Der Liner liegt schön im ersten Drittel der Klingenrampe auf und sitzt perfekt. Kratzspuren am Material weisen darauf hin, dass hier bereits eine Anpassung vorgenommen wurde.

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Fazit
Insgesamt bin ich von dem Messer positiv überrascht. Das Design sagt mir bis auf einige Elemente sehr zu. Die Funktion ist bislang tadellos, das Messergewicht fast mittig ausbalanciert. Das geringe Gewicht in Verhältnis zur Größe empfinde ich als hervorragend. Das Messer verschwindet so unauffällig in der Hosentasche. Das Material und die Verarbeitung halte ich als Novize in Anbetracht des Preises für sehr gut. Ich denke, dass ich hier für kleines Geld einen ordentlichen Gegenwert bekomme und ich scheue mich gleichzeitig nicht das Messer zu nutzen. Großes Lob an Böker für die gute Serienumsetzung.
Es steht jedoch auch fest, dass ich mindestens noch ein zweites Folder benötige :D Dann ebenfalls elegant und möglichst perfekt verarbeitet. Dafür werde ich zwar deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen, aber die spannende Suche entschädigt dafür. Im Forum finde ich bestimmt weitere Inspiration.
 
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Er hat S***************** gesagt, er hat S***************** gesagt :GB_bonesrock:

An der dicksten, jeweils äußersten Stelle ist es beidseitig jedoch zu glatt geraten, fast poliert.
Das müßte sich auch hier mit einem Topfschwamm in Sekunden beheben lassen.

Die dünne rote Fiberlage auf der gegenüberliegenden Seite hat, wenn ich das richtig verstehe, lediglich eine optische Funktion. Ich bin kein Fan davon.
:haemisch: Wilkommen im Club!
 
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Da hast du dir für Südafrika genau das richtige Messer ausgesucht ;) schau mal bei Burger Knives ob dir da ein paar Messer bekannt vorkommen ;)

Schöner, objektiver Bericht übrigens :super:
 
Danke schön.

Ich war mir bewusst woher der Designer kommt. War sozusagen ein Wink mit dem Zaunpfahl ;)
Hatte schon überlegt ob ich mir vor Ort ein Original anschaue, aber scheinbar gibt es die nur mit kürzerer Klinge.

@ Polaris: Danke für den Tipp mit dem Topfschwamm, werde ich mal versuchen.
 
Ich hab mit Topfschwamschubbern schon diverse Zytel und G10 Oberflächen etwas rauher gemacht, ohne daß die dadurch "abgenutzt" aussahen.
Das mit dem glatten Bereich bei konvexen G10-Griffschalen scheint bei Böker* aber üblich zu sein, ist auch nicht ganz unsinnig, da der Griff so in dem Bereich, wo er in den Handfläche aufliegt, weniger rau ist, was die Haut bei Dauergebrauch schont und Griffwechsel etwas erleichtert.
 
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