HerrBinder
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Hallo zusammen,
:edit:
Da dieser Beitrag als Erfahrungsbericht gedacht war handelt es sich dabei um etwas mehr Text. Am ende hab ich ein Datenblatt zusammengefasst und (wenn auch schlechte) Bilder angehängt. Einfach runterscrollen.
Darüberhinaus ist es ein rein privates Projekt und unter diesem Gesichtspunkt entstanden. Gedanken in richtung Professionalität sind bei mir während keiner Phase der Herstellung entstanden und sollten auch bei euch nicht zum tragen kommen wenn ihr einen (wertenden) Kommentar dazu abegebt
wie im Titel schon erwähnt, möchte ich hier ganz stolz mein erstes selbstgemachtes Messer präsentieren.
Zunächst noch ein paar Kleinigkeiten zu meiner Person.
Mein Name ist Peter, bin 38 Jahre alt und als Gastronom tätig in eigener Gaststätte.
Mein erstes Messer bekam ich schon sehr früh und seitdem sind Messer nahezu ständige Begleiter für mich.
Hier im Forum habe ich alles Wissenswerte erstöbert und zusammen mit meinen leicht angerosteten Fertigkeiten, die ich mir damals in meiner Ausbildung zum Mechaniker angeeignet hatte, bin ich das Projekt "Mein erstes Mal" angegangen.
Technische Grundaustattung: nahezu nicht vorhanden. wenn man mal von der haushaltsüblichen Bohrmaschine mit Baumarktkasette Bohrern absieht.
Aus dieser Not heraus habe ich mir die eigene Messlatte gleich eine Raste höher gelegt und mir selbst zur Aufgabe gemacht: "Wie weit komme ich mit Werkzeugen ausschliesslich vom orangenen Biber?"
Operation Biber startet mit Ausflug zum nahegelegenen Markt und weil Werkzeug kaufen Männersache ist, hab ich mir hierfür noch die tatkräftige Unterstüzung meines Sohnes (6) gesichert.
Dort hab ich mich dann mit folgendem bewaffnet:
1 Flachfeile Hieb 2
1 Rundfeile
1 Metall-Bügelsäge
2 Schraubzwingen
1 Hammer
je 1 Bogen Schleifpapier der Körnung 100, 120, 180, 220, 240, 320, 400 und 600
UHU Endfest 300 2K Epoxitkleber
1 Stange Aluminium Rundmaterial 5,3mm Ø
1 Stange Aluminium Rohr 10mm Ø
Zuhause angekommen hab ich dann erst ein mal Material bestellt. Für mein Erstlingswerk sollte es ein 4mm Böhler N690 mit Griffschalen aus afrikanischer Wenge sein.
An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Steigerwald bedanken für die schnelle Lieferung.
Wollte ich mir anfangs die grobe Arbeit erleichtern und längs der Kontur Bohrungen anbringen.
Leider musste ich feststellen, dass dieser Stahl kein sehr großer Fan von Baumarkt HSS Bohrern ist.
4 Löcher und 3 verschlissene Bohrer später griff ich genervt zur Tastatur und hab mir HSS-C Bohrer bestellt.
Operation Biber gescheitert!
Aber egal, ich bau mir ein eigenes Messer
In der Zwischenzeit hatte ich dann voller Tatendrang doch komplett ausgesägt. Pünktlich zum setzen der Bohrungen für die Griffbefestigung traf dann auch die Bestellung mit den schneidfreudigen Kollegen ein.
Zähharte Metalle mit minderwertigen Feilen zu bearbeiten ist kein großes Vergnügen.
Die Klinge ist ein leicht balliger Flachschliff geworden.
Aus Ermangelung eines Höhenreissers oder eines passenden (noch schneidenden) Bohrers zum anreissen der Schneidkante habe ich versucht durch blosses Augenmass ans Ziel zu kommen, was schlussendlich leider nicht ganz so gut geklappt hat.
Aus einem Stück Kupferrohr hab ich mir relativ zeitig einen Feilenreiniger gedengelt weil sich die Feile alle 2min zugesetzt hatte.
Beim ausschleifen der Feilriefen habe ich mir zugegeben nicht sonderlich viel Mühe gegeben, die hab ich größtenteils absichtlich stehen lassen, wegen des Self-Made-Effektes.
Beim Nächsten plane ich dafür mehr Zeit ein.
Folgend war ich zu einer Pause gezwungen, was meinem durchs feilen nicht besser gewordenem Tennisarm ganz gut tat.
Das in Form gebrachte Stück Stahl trat seine Rückreise zu Herrn Steigerwald an. Ordentlich angezogen und guter Dinge ging das Paket auf die Reise.
Bei dieser Gelegenheit habe ich meinen Werkzeugbestand um einen Schleifbandhalter und je 1 Bogen Schleifpapier der Körnung 800, 1000 und 1200 erweitert.
Wie nicht anders zu erwarten kam die komplette Lieferung äusserst adrett wieder bei mir an.
An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an den Herrn Steigerwald.
Ehrfürchtig hab ich die auf 59,5 HRC gehärtete Klinge ausgepackt und konnte Feierabend nur noch schwer erwarten.
Aufgrund meiner Arbeitszeiten komme ich ausschliesslich Nachts zum basteln.
Folgender Akt, Griffschalen montieren. Der gute Endfest hat hierbei einen klasse Job gemacht. allerdings sind mir die Senkungen im Holz, zum vernieten des Alurundmaterials, etwas zu groß geraten. Musste die entstandenen Lücken mit Sekundenkleber auffüllenund verschleifen.
Hier stand dann auchwieder eine Reise zum Nahegelegenem Baumarkt an. Diesmal aber der qualitativ Hochwertigere, Operation Biber war ja schon gescheitert.
Dort hab ich mir dann eine halbrund Raspel erstanden zum groben ausarbeiten des Griffes.
Mit Feile und viel schmirgeln wurde der Griff dann schön anschmiegsam gemacht.
Klinge auf Glanz poliert und ab auf den Bankstein.
Trotz der 4mm Klingenstärke rasiert das gute Stück durchaus zügig Armhaare.
Dies ist einer Coproduktion der Kollegen Bankstein, Sharpmaker, Belgischer Brocken und Leder zu verdanken. (meinen selbstgebauten Strop sieht man auch auf den Bildern)
Zu guter letzt dern Griff noch mit dunklem Balistol Schaftöl geölt.
Demnächst bekomme ich von meinem Bruder Sattlerwerkzeug, dann will ich mich im Scheidenbau versuchen. Mein Baby soll eine adäqute Aufbewahrung erhalten.
Letztendlich noch zusammengefasst das Datenblatt:
Böhler N690 4mm
afrikanische Wenge
Aluminium
Gesamtlänge 23cm
Griff 11cm
Klinge legale 12cm
59,5 HRC
leicht balliger Flachschliff
Gewicht k. A. ist aber angenehm schwer.
Viel Spass beim lesen und Anschauen.
Kritik, Lob und Anregungen fürs nächste sind höchst willkommen, wobei der großteil gerne zugunsten Lob und Anregung ausfallen darf
Gruß, Peter
P.S. ich hab grad festgestellt, dass die Kamera ziemlich schlechte Bilder gemacht hat. Versuche bei Gelegenheit eine bessere zu organisieren und dann mach ich neue Fotos.
:edit:
Da dieser Beitrag als Erfahrungsbericht gedacht war handelt es sich dabei um etwas mehr Text. Am ende hab ich ein Datenblatt zusammengefasst und (wenn auch schlechte) Bilder angehängt. Einfach runterscrollen.
Darüberhinaus ist es ein rein privates Projekt und unter diesem Gesichtspunkt entstanden. Gedanken in richtung Professionalität sind bei mir während keiner Phase der Herstellung entstanden und sollten auch bei euch nicht zum tragen kommen wenn ihr einen (wertenden) Kommentar dazu abegebt
wie im Titel schon erwähnt, möchte ich hier ganz stolz mein erstes selbstgemachtes Messer präsentieren.
Zunächst noch ein paar Kleinigkeiten zu meiner Person.
Mein Name ist Peter, bin 38 Jahre alt und als Gastronom tätig in eigener Gaststätte.
Mein erstes Messer bekam ich schon sehr früh und seitdem sind Messer nahezu ständige Begleiter für mich.
Hier im Forum habe ich alles Wissenswerte erstöbert und zusammen mit meinen leicht angerosteten Fertigkeiten, die ich mir damals in meiner Ausbildung zum Mechaniker angeeignet hatte, bin ich das Projekt "Mein erstes Mal" angegangen.
Technische Grundaustattung: nahezu nicht vorhanden. wenn man mal von der haushaltsüblichen Bohrmaschine mit Baumarktkasette Bohrern absieht.
Aus dieser Not heraus habe ich mir die eigene Messlatte gleich eine Raste höher gelegt und mir selbst zur Aufgabe gemacht: "Wie weit komme ich mit Werkzeugen ausschliesslich vom orangenen Biber?"
Operation Biber startet mit Ausflug zum nahegelegenen Markt und weil Werkzeug kaufen Männersache ist, hab ich mir hierfür noch die tatkräftige Unterstüzung meines Sohnes (6) gesichert.
Dort hab ich mich dann mit folgendem bewaffnet:
1 Flachfeile Hieb 2
1 Rundfeile
1 Metall-Bügelsäge
2 Schraubzwingen
1 Hammer
je 1 Bogen Schleifpapier der Körnung 100, 120, 180, 220, 240, 320, 400 und 600
UHU Endfest 300 2K Epoxitkleber
1 Stange Aluminium Rundmaterial 5,3mm Ø
1 Stange Aluminium Rohr 10mm Ø
Zuhause angekommen hab ich dann erst ein mal Material bestellt. Für mein Erstlingswerk sollte es ein 4mm Böhler N690 mit Griffschalen aus afrikanischer Wenge sein.
An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Steigerwald bedanken für die schnelle Lieferung.
Wollte ich mir anfangs die grobe Arbeit erleichtern und längs der Kontur Bohrungen anbringen.
Leider musste ich feststellen, dass dieser Stahl kein sehr großer Fan von Baumarkt HSS Bohrern ist.
4 Löcher und 3 verschlissene Bohrer später griff ich genervt zur Tastatur und hab mir HSS-C Bohrer bestellt.
Operation Biber gescheitert!
Aber egal, ich bau mir ein eigenes Messer
In der Zwischenzeit hatte ich dann voller Tatendrang doch komplett ausgesägt. Pünktlich zum setzen der Bohrungen für die Griffbefestigung traf dann auch die Bestellung mit den schneidfreudigen Kollegen ein.
Zähharte Metalle mit minderwertigen Feilen zu bearbeiten ist kein großes Vergnügen.
Die Klinge ist ein leicht balliger Flachschliff geworden.
Aus Ermangelung eines Höhenreissers oder eines passenden (noch schneidenden) Bohrers zum anreissen der Schneidkante habe ich versucht durch blosses Augenmass ans Ziel zu kommen, was schlussendlich leider nicht ganz so gut geklappt hat.
Aus einem Stück Kupferrohr hab ich mir relativ zeitig einen Feilenreiniger gedengelt weil sich die Feile alle 2min zugesetzt hatte.
Beim ausschleifen der Feilriefen habe ich mir zugegeben nicht sonderlich viel Mühe gegeben, die hab ich größtenteils absichtlich stehen lassen, wegen des Self-Made-Effektes.
Beim Nächsten plane ich dafür mehr Zeit ein.
Folgend war ich zu einer Pause gezwungen, was meinem durchs feilen nicht besser gewordenem Tennisarm ganz gut tat.
Das in Form gebrachte Stück Stahl trat seine Rückreise zu Herrn Steigerwald an. Ordentlich angezogen und guter Dinge ging das Paket auf die Reise.
Bei dieser Gelegenheit habe ich meinen Werkzeugbestand um einen Schleifbandhalter und je 1 Bogen Schleifpapier der Körnung 800, 1000 und 1200 erweitert.
Wie nicht anders zu erwarten kam die komplette Lieferung äusserst adrett wieder bei mir an.
An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an den Herrn Steigerwald.
Ehrfürchtig hab ich die auf 59,5 HRC gehärtete Klinge ausgepackt und konnte Feierabend nur noch schwer erwarten.
Aufgrund meiner Arbeitszeiten komme ich ausschliesslich Nachts zum basteln.
Folgender Akt, Griffschalen montieren. Der gute Endfest hat hierbei einen klasse Job gemacht. allerdings sind mir die Senkungen im Holz, zum vernieten des Alurundmaterials, etwas zu groß geraten. Musste die entstandenen Lücken mit Sekundenkleber auffüllenund verschleifen.
Hier stand dann auchwieder eine Reise zum Nahegelegenem Baumarkt an. Diesmal aber der qualitativ Hochwertigere, Operation Biber war ja schon gescheitert.
Dort hab ich mir dann eine halbrund Raspel erstanden zum groben ausarbeiten des Griffes.
Mit Feile und viel schmirgeln wurde der Griff dann schön anschmiegsam gemacht.
Klinge auf Glanz poliert und ab auf den Bankstein.
Trotz der 4mm Klingenstärke rasiert das gute Stück durchaus zügig Armhaare.
Dies ist einer Coproduktion der Kollegen Bankstein, Sharpmaker, Belgischer Brocken und Leder zu verdanken. (meinen selbstgebauten Strop sieht man auch auf den Bildern)
Zu guter letzt dern Griff noch mit dunklem Balistol Schaftöl geölt.
Demnächst bekomme ich von meinem Bruder Sattlerwerkzeug, dann will ich mich im Scheidenbau versuchen. Mein Baby soll eine adäqute Aufbewahrung erhalten.
Letztendlich noch zusammengefasst das Datenblatt:
Böhler N690 4mm
afrikanische Wenge
Aluminium
Gesamtlänge 23cm
Griff 11cm
Klinge legale 12cm
59,5 HRC
leicht balliger Flachschliff
Gewicht k. A. ist aber angenehm schwer.
Viel Spass beim lesen und Anschauen.
Kritik, Lob und Anregungen fürs nächste sind höchst willkommen, wobei der großteil gerne zugunsten Lob und Anregung ausfallen darf
Gruß, Peter
P.S. ich hab grad festgestellt, dass die Kamera ziemlich schlechte Bilder gemacht hat. Versuche bei Gelegenheit eine bessere zu organisieren und dann mach ich neue Fotos.
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