Mein neues Böker Tech Tool City 3!

Hallo,

so, habe mir nun auch das Böker Tech Tool City gekauft. Es ist das große Tool, das auch eine Säge und die Zange eingebaut hat. Bisher keinerlei Beanstandungen. Allerdings fehlt in der freien Cliphalterung eine der Befestigungsschrauben. Auf der Website von Böker sind alle Bohrungen mit Schrauben versehen. Aber auch im Bild des OP scheint diese Schraube zu fehlen.

Der Mini-Schraubendreher von Victorinox passt tatsächlich nicht. Zwei Dinge sind mir beim Vergleich zu Victorinox noch aufgefallen. Während die Zange und die Schere beim Victorinox während der Benutzung fest stehen und nur der Teil mit dem Bedienhebel bewegt werden, bewegt sich beim Böker Tool der komplette Zangenteil und auch die komplette Schere.

Gruß
Gerhard
 
Allerdings fehlt in der freien Cliphalterung eine der Befestigungsschrauben. Auf der Website von Böker sind alle Bohrungen mit Schrauben versehen. Aber auch im Bild des OP scheint diese Schraube zu fehlen.

Die zweite Schraube ist nur notwendig, wenn der Clip an der Stelle sitzt.

Die ersten Tech Tools wurden daher ohne diese Schraube ausgeliefert. Wir haben das dann geändert, weil das leere Gewinde bei den Kunden zu Irritationen geführt hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun zu meinem „Senf“…

Wie ja dem ein oder anderen womöglich bekannt sein dürfte (wenn nicht, ist auch keine Bildungslücke), bin ich ja nun ein großer Fan von Taschenmesser aus dem Hause Victorinox.

Die vielseitige Verwendbarkeit der Pocket Tools aus der Eidgenossenschaft begeistert mich schon seit Jahrzehnten, und das nicht erst seit Mac Gyver.

Von daher vernahm ich die Veröffentlichung artverwandter Produkten anderer Anbieter (Böker, Swiza) mit großer Neugier.

Und nachdem ich dann auch noch im Netz einen Bericht entdeckt hatte, welcher die Frage aufwarf, ob Böker mit der Tech Tool-Reihe das bessere SAK bauen würde, war mir klar, diese These untersuchst Du besser mal selbst!

Also, sofort ein Tech Tool 4 City geordert, welches alle zurzeit verfügbaren Features der Solinger (lediglich den Kreuzschlitz-Schraubendreher gibt es bei diesem Modell nicht, da es den Korkenzieher besitzt) in sich vereint, und dieses dann mit den direkten Pendants aus den Häusern Victorinox (mit dem mittlerweile nicht mehr erhältlichen „Motorist“) und Wenger Delémont (mit dem neuen Evolution S52 unter dem Banner von Victorinox) verglichen.




Hier meine Eindrücke:

Zuerst einmal kam das Tech Tool in einer für den Hersteller typischen Box an, welche zudem sogar ein Echtheitssiegel besaß.
Ich bin zwar kein Fan von Verpackungen, aber das war dann doch schon mal sehr edel.

Doch schon beim ersten Betrachten war dieser Bonuspunkt auch wieder verpufft, weil die Gelenkstellen an den Tools durch einen Ölfilm angelaufen und teilweise auch "verfusselt" waren.
Aber ok, dieser Umstand sollte jetzt nicht überbewertet werden, eben mal mit einem Tuch drüber gegangen und gut ist.


Nicht nur optisch ist das Tech Tool 4 seinen „Kontrahenten“ in diesem Vergleich überlegen, es ist mit 178 gr auch das schwerste in der Runde.




Während von den Abmaßen her das Motorist mit dem Deutschen Klappmesser mithalten kann und nur das S52 gut erkennbar kleiner ist, so überrascht beim Wiegen der Messer, dass zwar das Wenger resultierend aus der Größe mit „nur“ 116 gr logischerweise das Fliegengewischt in der Runde ist, aber auch das Victorinox, obwohl ähnlich dimensioniert wie der „Rheinländer“, mit 136 gr dennoch deutlich leichter ist als sein Kollege aus NRW.

Das erstaunte mich irgendwo schon… Klinge, Stahl-Liner, Voll-Profil-Schalen, die Schrauben und der Clip machen das Messer für seine Verhältnisse doch schwerer als zuerst angenommen und außerdem besitzt das Victorinox Motorist mit dem Mehrzweckhaken, einem weiteren kleinen Schraubendreher und der kleinen Klinge sogar noch zusätzliche Accessoires.

Und gerade für jemanden, der bei Schneidwerkzeugen allgemein gerne auf jedes Gramm achtet, ist das etwas ernüchternd.


Die Optik ist ja bekanntermaßen Geschmacksache und über Geschmack lässt sich streiten.

Ich höre ja auch häufig von anderen Messer-Freunden, dass die roten Cellidor-Schalen von Victorinox und Wenger „altbacken“ oder gar „billig“ wirken, für mich jedoch sind sie traditionell und ein markantes Wiedererkennungsmerkmal, was auch die Stärke der Marke „Victorinox“ ausmacht.

Über das Aussehen der TT´s kann man wie erwähnt trefflich diskutieren, soll einfach lieber jeder für sich ausmachen.

Von der Form her kommen sie irgendwie den später entwickelten Swiza-Modellen sehr nah und ob man sich nun für die schwarzen G-10-Schalen der „City“-Serie entscheidet, aus welcher das hier getestete Messer stammt, die olivgrünen G-10-Exemplare der „Outdoor“-Reihe bevorzugt oder die anthrazitfarbenen G-10-Carbon-Versionen favorisiert, es scheint wohl für jeden Interessenten die ansprechende „Beschalung“ dabei zu sein ( und das auch bei allen 8 verschiedenen Ausführungen!!).

Wie gesagt, ob sie schön sind, muss jeder für sich entscheiden, zumindest sind sie enorm robust und sollte im Alltag beim Benutzen mal ein Kratzer auf die Schalen kommen, so stellt das nicht wirklich ein Grund zum Ärgern da.
Aber egal, viel wichtiger sind da ja eh eigentlich die einzelnen Werkzeuge…


Tools:

Klinge:

Besonders positiv ist natürlich die 7cm lange und über 2mm dicke Klinge aus 12C27-Schwedenstahl hervorzuheben. Echt der Hammer! Dieser Stahl war mir ja schon von Eka Swede her bekannt, hier ist er sogar noch auf Hochglanz poliert, mit einem Hohlschliff versehen und bietet jede Menge Schnittfreude. Bislang brauchte ich sie auch dank der super Schnitthaltigkeit noch nicht zu schärfen, denn in diesem Punkt hatte ich mit dem Stahl immer so meine Schwierigkeiten. Aber das Messer kam „Sharp-out-of-the-Box“ und ich hoffe, das bleibt auch noch eine ganze Zeit lang so. Sieht zumindest danach aus.
Noch ist die Klinge das Hauptelement an einem Folder und die ist hier einfach nur top!!!
Obwohl ich im Alltag in der Frühstückspause doch lieber auf ein Victorinox Spartan zurückgreife, da die Klinge der 91-er Reihe nicht so hoch ist und dadurch in meinen Augen besser zum Entkernen von Apfel- und Birnenstücken geeignet ist, gibt es an der TT-Klinge nichts, aber auch rein gar nichts, auszusetzen!!!



Hier noch mit einer "dickeren" Alox-Klinge im Vergleich, das dritte ist das Voyager mit einer "normalen" 91-er-Klinge



Clip:

Auch diesen finde ich genial und vermisse den eigentlich bei den Folder aus Ibach und Delémont. Natürlich gibt es mittlerweile für kleines Geld Hosenclips zu kaufen, die man am Inox-Ring befestigen kann. Aber beim Tech Tool ist der serienmäßig und kann in 2 Stellungen angeschraubt werden.
Fazit: Ganz klar Daumen hoch!




Glasbrecher:

Die Idee, einen Glasbrecher bei jedem Modell anzubringen, ist gar nicht mal so verkehrt, auch ein Plus gegenüber den Schweizer Offiziersmesser. Dort ist ein solcher nur beim Rescue Tool erhältlich. Die Frage, ob man ein solches Instrument überhaupt benötigt, muss jeder für sich ausmachen.
Jedoch kamen mir auch ein paar Zweifel, ob wegen dem Überstand der Spitze von der Holzsäge, welche das Öffnen von dieser erleichtern soll, der Glasbrecher verwendet werden kann, ohne dabei der Säge Schaden zuzuführen. Das ist bei erwähntem Rescue Tool wiederum besser gelöst.
Zudem gilt es bei dem Glasbrecher nachteilig anzumerken, dass er beim Einführen in die Hosentasche eben genau diese „aufschlitzen“ kann. Ein passender Schutz für den Alltag wäre vielleicht nicht verkehrt.
Ok, dafür bietet Böker zwar das passende Gürteletui an, was aber die Funktion des Clips wiederum überflüssig erscheinen lassen würde…




Bohrahle:

Von den drei Messern besitzt das Böker die beste! Sie ist sehr spitz, was ein optimales und akkurates Zentrieren an der gewünschten Stelle ermöglicht, zudem ist sie sehr scharf. Top! Da gibt es nichts zu beschweren!




Gurtschneider

Auch der ist ein kluges Detail, was vielleicht für Verkehrsteilnehmer in bestimmten Situationen nützlich sein könnte.
Beim ersten Aufklappen wunderte ich mich lediglich, warum er nach ungefähr 135° drehen zum Stillstand kam. Gab es da noch eine zusätzliche Verriegelung, wenn ja, warum?
Aber nein, das muss so sein und der Grund leuchtete mir dann auch ein (zumindest bilde ich mir das ein): Sollte man mal einen Sicherheitsgurt durchtrennen müssen, das Messer mit der Klinge vom Körper weg an dem Verunglückten vorbei führen, dabei dann mit der weg stehenden Schneide einen sauberen Schnitt vollziehen. Super durchdacht!



Zudem ist ein Schraubendreher, ähnlich wie am Dosenöffner bei den Victorinox-Modellen, an dieser Klinge angebracht und genau da liegt in meinen Augen der Minuspunkt von diesem Tool: Jetzt mag es sein, dass durch die angewinkelte Stellung des Gurtschneiders eine gewisse Hebelkraft beim Anziehen der Schraube erreicht werden kann, jedoch könnte man diese durch die sehr schmale Ausführung des Schneiders gar nicht ausreichend nutzen.
Beim Anziehen einer gut sitzenden Schraube habe ich mir die Schraubfläche leicht verbogen und deformiert. Mit der Schraubenfläche des Dosenöffners von meinem Spartan konnte ich die Schraube zwar auch nicht weiter eindrehen (das besorgte dann der Kreuzschlitz von meinem Swisstool…), aber sie hielt der Schraube wenigstens stand.





Zudem hatte ich beim Anziehen mit dem TT das Gefühl, ich würde das Messer leicht verziehen.
Das könnte jetzt ein Trugschluss sein, vielleicht war ich auch nur mit den Fingern immer etwas abgerutscht, nur kam es mir irgendwie so vor… oder ist hier auch ein Nachteil der verschraubten Messer gegenüber den fest vernieteten Schweizer zu erkennen, die in meinen Augen stabiler wirken???
Es gilt zu bemerken, dass bei den Böker-Messer nur die beiden äußeren Schrauben durch alle Lagen verlaufen und so für Halt sorgen.
Die innere hält nur die drei Lagen von Messer, Zange und Holzsäge.
Bedingt durch die Aufnahme von Ahle und Korkenzieher haben die anderen zwei Lagen ihre eigene dritte Schraube.
Keine Ahnung, ob das im Vergleich zu den SAK´s, die durchweg von 3 Nieten und einem Haltepin zusammengehalten werden, ein Nachteil ist, vermute aber schon.

Hier hätte ich mir wohl eher eine reine(n) Waidklinge oder Gurtschneider gewünscht, welche(r) in der Lage der Hauptklinge mit integriert worden wäre und dafür einen entsprechenden Kreuzschlitzschraubendreher oder gar die stabilere Dosenöffner-Variante von Victorinox an der Stelle des Gurtschneiders bevorzugt.

Denn obwohl das TT4 mit einigen Tools auffährt, zum Anziehen einer Schraube gibt es nur die größere Fläche am Kapselheber, welche jedoch für kleinere (Kreuzschlitz-)Schrauben ungeeignet ist und eben diese Fläche an dem Gurtschneider.
Jetzt besitzen zwar mit den Versionen 5 und 8 der Tech Tool-Reihe zwei Modelle den Kreuzschlitz-Schraubendreher an Stelle des Korkenziehers, aber das ansonsten üppig ausgestattete TT4 hat dahingehend echte Defizite.

Auch muss man leicht negativ anmerken, dass man bedingt durch die Schrägstellung des Gurtschneiders doch einen gewissen Platzbedarf beim Schrauben benötigt.
Ein Anziehen von kleinen Schrauben in den Elektrokabelkanälen auf unserer Firma war damit leider nicht möglich.
Auch meinte mein leider viel zu früh verstorbener Nachbar, ehemaliger Mitarbeiter einer hiesigen Schraubenfirma, dass ein gutes Werkzeug zum Anziehen einer Schraube immer axial ausgeführt sein soll, um die bestmögliche Kraft auf diese ausüben zu können.
Davon kann man hierbei jedoch nicht sprechen…

Ergebnis: Gurtschneider top, obwohl ich von einigen auch vernommen habe, dass sie mit der Schärfe nicht so ganz zufrieden waren, ich hingegen schon.
Die Schraubfläche hingegen hilft einem nur bedingt weiter.


Kapselheber, Holzsäge + Korkenzieher

Hier kann man es kurz machen: Wer bereits ein Victorinox mit den genannten Werkzeugen in der Hand hatte, findet am Böker keine großartigen Unterschiede, selbst die Formen sind nahezu identisch.
Einzig die seit 1985 übliche 90°-Stellung des Kapselhebers bei den Victorinox-Sackmessern wurde vom „Baumwerk“ aus Solingen nicht übernommen. Da kann sich jeder wieder erneut sein eigenes Urteil zu bilden, mir persönlich fehlt sie.




Und bei der Holzsäge gilt es, wie bei der identischen Version von den Schweizern auch, anzumerken, dass diese in meinen Augen zu schwach ausgeführt wurde. Irgendwie habe ich ein Händchen dafür, diese im Outdoor-Einsatz ständig zu verbiegen und sie stellt für mich auch bei den SAK´s die große Schwachstelle dar. Diese Erkenntnis habe ich den Ibachern auch schon mal vorgetragen, aber bislang noch keine schlüssige Antwort dazu erhalten… Lediglich die Metallsäge wurde von Ihnen mittlerweile stärker ausgelegt, warum nicht auch die Holzsäge??




Zum Korkenzieher gibt es nicht viel zu berichten (Funktion dürfte wohl klar sein), außer dass der Mini-Schraubendreher von Vic nicht komplett in diesen eingedreht werden kann (Schade für Brillenträger…) und das er beim Einführen in die Hosentasche während des Befestigens durch den Clip schon sehr störend, ja gar „Hosenfeindlich“ wirkt.




Zange

Vom Aussehen ebenfalls der Victorinox-Ausführung sehr ähnlich, zudem nahezu gleiches Handling.

Ausnahme ist die „Aufdrück-Funktion“, welche bei den Produkten aus dem Kanton Schwyz mittels Feder erfolgt, Böker greift auf den Wenger-typischen Hebel-Mechanismus zurück. Man muss vielleicht etwas mehr Kraft beim Schließen der Zange aufbringen als bei einem Vic, dafür scheint sie beim Öffnen wiederum etwas kräftiger zu sein.



Jetzt kann man einwenden, ja, die Federn beim Offiziellen Ausrüster der Schweizer Armee und Bundeswehr gehen ja auch leicht kaputt, aber genau darin sehe ich wieder einen Vorteil zugunsten der Schwyzer: Denn sie ist im Schadensfall leichter austauschbar.
Denn wer nur halbwegs handwerklich begabt ist, setzt die für wenig Geld erworbenen Feder im Nu wieder ein, Problem behoben.
Aber was ist, wenn einem die geöffnete Zange vom Tech Tool runter fällt und sich dabei der Hebel verbiegt?
Unter Umständen bleibt einem dank der Lebenslangen Garantie, die von Böker angeboten wird (wie von den Schweizern übrigens auch!!!), nur das Einschicken mit der Bitte um Reparatur, was aber einen gewissen zeitlichen Verzicht auf das Messer mit sich ziehen würde.

Aber hier bitte nicht falsch verstehen, wir sprechen über einen „hätte-wenn-und-aber“-Fall, die Zange an sich ist super, sie erfüllt die an sie gestellten Aufgaben in ihrem vorgegebenen Rahmen top, greift auch stark zu!

Natürlich bietet Wenger wiederum die verstellbare Variante an, welche ein noch größeres Einsatzgebiet ermöglicht. Aber da ist dann wieder jeder selbst gefragt, wo er seine Prioritäten bei einem Taschen-Tool setzt und was für ihn wichtig ist…


Schere

Letzt genanntes Problem mit dem Hebel-Mechanismus gilt auch für die Schere, obwohl bei ihr zudem noch einiges mehr zu beanstanden ist.
Kurz und knapp: die Stege sind wie beim Wenger-Modell zu dünn, sie schneiden bei längerem Arbeiten oder beim Zerteilen von stärkerem Material (z. B. Pappe) in den Daumen ein. Nicht schön!

Darin liegt nun ein weiterer Vorteil der Feder-Variante: Man ist gezwungen, die Schere etwas breiter zu dimensionieren, was ein Handling angenehmer macht.

Zudem finde ich die Ausführungen von Victorinox an der Schneide filigraner, was sich an der persönlichen Maniküre schon zeigt. Da ist die Böker-Schere schon sehr „grob“ und teilweise ungenau. Ok, die Schere nur auf die Funktion einer Nagelschere zu reduzieren, wäre jetzt aber auch nicht fair.
Vorteil der Böker-Variante im Vergleich zu den Wenger-Scheren ist aber schon mal der, dass auf die nervige Mikro-Verzahnung verzichtet wurde.
Die Schere des TT ist zwar ok, die von Victorinox ist in meinen Augen aber um einiges besser!





Schlüsselring

Die Idee, diesen klappbar zu wählen, finde ich wirklich Klasse und äußerst innovativ: Man klappt ihn aus, wenn man ihn braucht, und wieder ein, wenn er stört. Das hat echt was!



Aber, und schon habe ich wieder einen Einwand: Die Konstruktion mit der Spitze zum Aufklappen ist zwar funktionell von Nöten, aber diese ratscht ähnlich wie Korkenzieher und Glasbrecher an der Hosentasche herum.
Von daher gilt schon festzuhalten, dass das TT schon über einige Tools verfügt, die negative Auswirkungen auf die Langlebigkeit einer Hose und somit auf den Erhalt des heimischen Familien-Friedens haben können.
Natürlich hat auch der Inox-Ring von einigen Vic so manchen Beinkleidern von mir den vorzeitigen Gang in den Altkleider-Container und die Degradierung zur Arbeitslose beschert, aber die Böker-Modellen scheinen wohl auf dem Gebiet noch Rekorde aufstellen zu wollen…


Stahl-Liner

Ja, die Alu-Platinen der Offiziersmesser haben nicht überall ein gutes Standing, aber in meinen Augen wirken sie doch schöner als die doch sehr dünnen Stahl-Liner der Solinger, die mich vom Aussehen eher an billige Messer aus Fernost erinnern, was einen negativen Touch in mir hervorruft. Aber hier sind wir wieder beim Aussehen und das ist ja Geschmackssache…

Außerdem musste ich nach mehrmaligem Öffnen der Zange bemerken, dass diese an dem Liner schleift und sich so Kratzspuren auf genau dem Teil der Zange gebildet haben, welche von dem Liner im Inneren des Messers überdeckt wird. Funktionell tut das der Sache bestimmt keinen Abbruch, auch soll das Messer ja benutzt werden und es können sich immer mal Kratzer auf den Werkzeugen bilden, nur mag es der ein oder andere als störend empfinden, wenn sich solche ohne sein eigenes zu tun bilden.
Zudem passiert das mit den Alu-Liner von Victorinox nicht, zumindest sind mir Fälle dieser Art nicht bekannt.



So weit zu den vorhandenen Tools, nun zu denen, die ich bei dieser Reihe vermisse:

Zuerst den Dosenöffner. Jetzt mag es vielleicht Untersuchungen gegeben haben, die aussagen, dass ein solcher von den meisten Besitzer von SAK´s eh nicht verwendet wird, ich nutze ihn aber schon und vermisse ihn auch bei Böker. Nicht auch zuletzt wegen der kräftigeren Schraubenfläche. Außerdem ist das TT im Outdoor-Bereich so nur bedingt nutzbar.

Außerdem vermisse ich als alter „Victorinox-ianer“ die kleine Klinge. Ob sie für manchen Messer-Freund überflüssig erscheint, ist das eine, aber gerade beim Basteln an feinen Konturen, dem Anspitzen von Blei-/Buntstiften, wie auch im Bereich der persönlichen Maniküre will ich auf diese einfach nicht mehr verzichten müssen. Ok, statt dieser hätte ich den Gurtschneider im Fach der Hauptklinge aber auch akzeptiert.






Und neben Pinzette und Zahnstocher finde ich besonders das Fehlen des Mehrzweckhakens als störend, denn dieser hat mir schon so manchen guten Dienst beim Transportieren von Getränke-Packs oder Wassereimer geleistet.




Vielleicht ist es mal wert, dass diese Punkte im „Baumwerk“ auf den Prüfstand zu kommen…



Fazit:

Und da möchte ich auf die eingangs gestellte Frage zurückkommen: Baut Böker mit der Tech Tool-Reihe die besseren SAK´s?
Kurz und knapp: Nein!

Ob die Solinger überhaupt je angetreten waren, um das Schweizer Messer vom Sockel zu stoßen, sei jetzt mal dahingestellt. Aber die Frage wurde extern aufgeworfen und die will ich hiermit auch gerne beantworten.

Für mich sind die Folder aus Ibach, wie auch aus Delémont, besser verarbeitet, vor allem wegen der Nieten möglicherweise auch stabiler, wirken in meinen Augen edler (auch wenn ich für die Aussage wohl so manches Kopfschütteln ernten werde…) und haben, obwohl das TT der „Gigant“ in der Runde war, immer noch das ein oder andere Tool mehr am Start, was die Einsatzmöglichkeit von den Eidgenossen natürlich entsprechend erweitert.

Ich will in dem Zusammenhang nochmal mal kurz den fehlenden Dosenöffner bei den TT´s erwähnen, der für Outdoor-Begeisterte ja fast unersetzlich ist. Natürlich kann man bei so Touren einen separaten Dosenöffner zusätzlich einpacken, aber warum, wenn man einen am Messer hat und dieser auch gut funktioniert? Und ich möchte jetzt auch nicht den Einwand hören, man kann ja auch zur Not die Konserve mit der Klinge öffnen. Ich halte das beim Tech Tool zwar durchaus für möglich, aber mir als Messer-Freund kommt ein solcher „Missbrauch“ beim besten Willen nicht in den Sinn.

Das Tech Tool kann bis auf die Klinge (und die ist denen der Schweizer nun wirklich überlegen) bei vielen Werkzeugen mithalten: Einige sind nahezu identisch, andere leicht verbessert, bei anderen wiederum liegt die Tücke im Detail, zudem gibt es aber auch mit Clip, Glasbrecher und Gurtschneider drei „Standards“, die wiederum bei den Kanton-Produkten nur bei speziellen Modellen Einsatz finden.

Von daher kann man, wenn man sich gewohnt „Schweizerisch-Neutral“ verhalten möchte, maximal von einem Niveau auf Augenhöhe bei diesem Vergleich sprechen. Aber ich stehe auf dem Standpunkt, dass die Taschenwerkzeuge aus der Alpenregion einfach besser bestückt und somit mehr Einsatzfälle pro Messer abdecken. Also: Game, Set, Match, Original Swiss Army Knife!


Jetzt muss man aber auch folgende feine Nuance in dem Zusammenhang bedenken: Die SAK´s sind eigens für den Militärdienst im ausgehenden 19. Jahrhundert entwickelt worden und durch die Optimierung der Tools im Laufe der Jahrzehnte sind sie auch im Outdoor-Bereich sehr gut verwendbar und stellen mit der Vielzahl der in der Zwischenzeit entwickelten Features (der Mehrzweckhaken bspw. wurde auch erst anno 1991 unter die Schere gesetzt…) das facettenreichere Pocket Tool da. Keine Frage!

Bei der Tech Tool Reihe aber sich hat Böker bewusst (unterstelle ich den Solingern jetzt einfach mal) nur auf die Werkzeuge konzentriert, die der „moderne, junge“ Mensch von heute im Alltag gebrauchen kann, z. B. bei der Autofahrt, bei eventuell auftretenden Basteleien, wo mal eben kein Werkzeugkasten schnell verfügbar oder gar vorhanden (!!) ist.
Ein Taschenmesser ersetzt in einer kleinen, beengten Großstadt-Mietwohnung das Arsenal an leichten Werkzeugen, was für immer mehr junge Menschen heutzutage eben häufig schon vollkommen ausreicht.
Leider vermisse ich einfach einen guten Schraubendreher an dem TT4, ansonsten hat es alles, was man evtl. mal bei einem Verkehrsunfall (Gurtschneider, Glasbrecher), zum Basteln und Reparieren (Schere, Holzsäge, Bohrahle, Zange) oder einfach nur für immer wieder kehrende Tätigkeiten gebrauchen kann (Klinge, Kapselheber, Korkenzieher).
Und gerade durch das Verlegen des „Thematischen Schwerpunktes“ der TT-Reihe hin zu einem Messer, was man am besten als Notfallhilfe im PKW ständig hinterlegen sollte, finde ich, versuchen die Solinger andere, ja eigene und neue Wege zu beschreiten.

Von daher ist die Titelfrage für mich auch so nicht zu stellen, das TT ist weder das bessere, noch das schlechtere Schweizer Messer, es ist eben einfach gar kein Schweizer Messer, sondern versucht sich als eigenständiges Produkt auf dem Markt zu etablieren.


Ich persönlich halte auch weiterhin lieber Victorinox die Treue, das TT4 wird aber in den Kreis der Worker mit aufgenommen und es kommt, wie man im Sport so schön sagt, auch mal auf seine Einsatzzeiten, bestimmt sogar, es wird sogar seinen Platz im Auto finden!


So, zum Abschluss bedanke ich mich dann für die aufgebrachte Zeit zum Lesen meiner gemachten Erfahrungen und meinen Respekt an alle, die auch durchgehalten haben und ich hoffe, er wird dem einen oder anderen eventuell dienlich sein
 
Moin,


danke für das ausführliche Review! Wir freuen uns immer sehr, wenn man sich mit unseren Produkten so intensiv auseinandersetzt.

Und natürlich sammeln wir auch Anregungen. ;-)
 
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