Wunderbares Messer, abu, vielen Dank für die Teilhabe !
Die These
… dass die Zange zum Ziehen von Nägeln an Zigarrenkisten dient ...
halte ich für abwegig.
Zigarrenkisten dienten bei Rauchern üblicherweise als Aufbewahrungsmöglichkeit für die Zigarren. Deshalb waren sie mit Spezialpapier ausgekleidet, das dem Austrocknen des Inhaltes entgegenwirken sollte. Nach der Entnahme wurden die Kisten wieder mit dem Original-Nagel verschlossen.
Die „Kneifzange“ würde bei Anwendung sowohl den Kistendeckel als auch den Nagel beschädigen … deshalb gab es bereits den Zigarrenkistenöffner als flaches, Schraubenzieher-ähnliches Werkzeugteil mit schlitzförmiger Einkerbung, durch den der Deckel ohne Beschädigung aufgehebelt werden konnte.
… Keiner von uns hat je so eine winzige Zange oder Bügelsäge gesehen …
Oh doch, Gottfried Zuckschwerdt aus Tuttlingen und weitere Messerschmiede habe diese Werkzeugteile (und weitere) hergestellt. Zuckschwerdt hat sie z.B. an seinen Modellen „No. 500/50“ sowie „No. 500/100“ verwendet:
Und hier eine Abbildung von Pius Lang:
… Es gibt für diese Teile keinen allgemeinen Verwendungszweck. …
Treffer, fshamburg! Jedes spezielle Werkzeug hat seinen ganz besonderen Verwendungszweck und keinen allgemeinen Verwendungszweck. Leider zeigen die historischen Kataloge vieler „Messermacher“ ihre Produkte nur in exzellenter Abbildung und meist nur mit wenigen oder garkeinen Hinweisen auf den Verwendungszweck der Werkzeuge. So benennt das Musterbuch von Zuckschwert aus dem Jahr 1924 nur folgende Klingenteile:
Klinge, Federmesser, Radierer, Kneiple, Nagelfeile, Pinzette, Zahnstocher, Schere, Korkzieher, Haken, Nadel, Gartenmesser, Säge, Pfriem, Hakenstahl, Stecher, Schraubenzieher, Büchsenöffner, Bohrer.
Der Verwendungszweck der Miniaturwerkzeuge ergibt sich aber möglicherweise aus der Produktbeschreibung des 50-teiligen bzw. 100-teiligen Werkzeugsatzes von Gottfried Zuckschwerdt aus den 1920er Jahren: sie sind garnicht als Taschenmesser konzipiert sondern als „Reklameobjekt“
… diese Messer dienten offenbar weniger der Anwendung als Werkzeug sondern vielmehr „nur“ als Schaustück, um Aufmerksamkeit zu erwecken und/oder die eigenen exzellenten handwerklichen Fähigkeiten zu verdeutlichen.
Grüße
cut