Mein Schwert

Liebes Blankwaffen-Forum,
Pardon, wenn ich mich als Neuling so plötzlich, naseweis und noch dazu ausführlich zu Wort melde. Das Schwert an sich ist eine - oft genug im wahrsten Sinne des Wortes - derart vielschichtige Angelegenheit, dass ein von allen Interessierten, Praktikern (Schmieden, Polierern, Fechtern u.a.) wie Theoretikern (Historikern, Archäologen, Museumsfachleuten, Sammlern, u.a.), getragener Konsens kaum jemals erreicht werden wird. Das wäre auch gar nicht im Sinne des Erfinders, denn Jede(r), der hier schreibt hat/macht schließlich seine eigenen Erfahrungen mit diesem kulturgeschichtlich hoch spannenden Artefakt.
Eine Problematik, die mich bisher davon abgehalten hat, mich in allgemeinere Diskussionen einzuklinken ist die Gewohnheit mancher Forumsteilnehmer, vorschnelle Urteile über die Arbeit und oft genug über die Person Anderer zu fällen.
Eigentlich stand daher der Vorsatz fest, mich hier nicht öffentlich zu Wort zu melden, da die verbale Richtigstellung von "geschliffenen" Fakten erfahrungsgemäß kaum jemals den Unterhaltungswert einer ordentlichen Unterstellung erreicht. Nachdem nun aber Arno, Ulrich und auch Stefan Wuttke für mich in eine Bresche gesprungen sind, die doch am ehesten von meiner formlosen Wenigkeit ausgefüllt werden sollte, bleibt mir kaum etwas anderes, als den Vorsatz - zumindest vorübergehend - über Bord zu werfen.
Ich weiß aus eigener Anschauung, daß Dieter als einer der wenigen Profis auf dem Gebiet der Schleiferei, die sich noch dazu sehr gut mit Blankwaffen auskennen, auch nach japanischen Maßstäben solide Polituren abliefert. Vom selben Umstand gehe ich angesichts seiner langen Erfahrung auch für meinen Namensvetter in Berlin aus. Aus diesem Grund habe ich schon mehrfach Interessenten an einer Politur sowohl die Richtung Kassel, als auch die Richtung Berlin als geeigneten Zielort für eine Anfrage ans Herz gelegt. Das am Rande.
In Sachen Ralfs Schwert nur soviel als Anregung: ich betrachte es als keine wirklich beispielhafte Art und Weise einem Forumsmitglied, das bereit ist seine Begeisterung an einer Neuerwerbung mit dem kleinen Kreis von Schwertenthusiasten zu teilen, sein Stück madig zu machen. Dass dies unter dem Vorwand eines - wie man´s nimmt - dezenten Hinweises auf eine vermutete Unredlichkeit meinerseits geschehen ist, sei hiermit aus der Welt.
(Sollten Dir, Dieter, allerdings wieder einmal Bedenken hinsichtlich meiner dunklen Machenschaften kommen, wäre ich für eine direkte Kontaktaufnahme dankbar (website oder normale Adresse), bevor Du Deine Indizien öffentlich ins Feld führst.)
In der Tat wäre es eine tolle Sache, wenn ein Online-Forum zum Thema Blankwaffen sich dahingehend entwickeln würde, dass sich auch die größeren Sammler-Fischlein, ruhig anonym, bereit finden könnten, ein paar ihrer Schätze mit guten Bildern, Abmessungen, Gewicht, Balance etc. ins Netz zu stellen. In diesem Sinne ist auch die schöne Nachschmiedung der Klinge mit Schlangeneinlage von Dieter ein vielversprechender Ansatz.
Wenn man in Japan die Gelegenheit bekommt, ein Schwert oder gar eine ganze Sammlung in Augenschein nehmen zu dürfen, sollte man nach Möglichkeit nicht auf jeden Schmiedefehler, jede Unebenheit oder jeden nebligen Fleck der Politur hinweisen. Der Besitzer wird keine weitere Einladung aussprechen, zumal er nicht nach dem Urteil seines Gastes gefragt hat, sondern ihm nur Einblick in einen ansonsten für Aussenstehende völlig unzugänglichen Bereich seiner Interessen geben wollte. Soviel durfte ich bisher lernen: In Sachen Schwertbegutachtung ist, genau wie beim Fechten, eine gewisse Zurückhaltung manchmal gar nicht verkehrt. Jean Cocteau hat das viel schöner ausgedrückt:
"Was unsere Epoche kennzeichnet ist die Angst für dumm zu gelten, wenn man etwas lobt, und die Gewißheit für gescheit zu gelten, wenn man etwas tadelt."
Meine eigenen Fähigkeiten sind im Vergleich mit den Arbeitsergebnissen der Handwerker, die mich hier unterrichtet haben nicht der Rede wert. Die Schwachstellen und Unzulänglichkeiten meiner Arbeit kenne ich nur zu gut. Man kann sich eben nur bemühen zu tun, was man kann. An der von Arno bilderbuchmässig raffinierten und ausgeschmiedeten, von J. Schanz sauber vorgeschliffenen und sehr harten Klinge saß ich ca. 68 Stunden von Arato bis zum Nugui, wobei eben die Arbeit am Uchigumori-Jito allein schon etwa 20 Stunden gedauert hat. Das ist vor dem Hintergrund zeitgemäßer Arbeits- und Entlohnungsauffassungen vielleicht wirklich "idiotisch", auch wenn japanische Handwerker hier eventuell einen anderen Begriff wählen würden.
Aber letztlich, wie arm wäre das Leben ohne Idiotien wie das Interesse an Schwertern, alten Kulturen, etc. etc.. So, jetzt ruft der Spaghettitopf. Mit freundlichen Grüssen, Stefan Mäder
 
Schon komisch........

da schreibt man das eine Politur Ok ist und man auf gar keinen Fall die Arbeit miesmachen oder gar runterputzen will .......trotzdem wird man dafür angefeindet das man es wagt aus seinem eigenen Erfahrungsschatz etwas zu schreiben.
Auch der Hinweis das es auch an mir und meiner Unfähigkeit liegen kann wird nicht verstanden oder will nicht verstanden werden.

Wie Stefan Wuttke Aka Kajihei schon richtig schrieb. Hat man nicht den passenden Stein flutscht die Klinge nur drüber und nichts passiert.

Das ist völlig richtig das dass mit ein Grund sein kann warum ich bei einem
mit Chrom und Vanadium / Wolfram legierten Stahl dessen Karbide nicht schleifbar sind gescheitert bin. Nicht umsonst werden solche Stähle als verschleißfest beschrieben. Das ganze nach fast fünf Stunden und dem ausprobieren verschiedenster Uchigomri Steine. Die Erklärung das die Chrom und Vanadium Karbide einem Polierversuch mit einem Polierstein sehr erschweren, ja teilweise fast unmöglich machen erschien mir bisher schon logisch und nachvollziehbar.

Das deckt sich auch mit den Erfahrungen aus dem eigenen Beruf, bei dem ich regelmäßig an der Schleifmaschine stehe, welche auch von proffesionellen Schleifereien bestätigt werden.
Als Beispiel : Einen 1.2379 Stahl gehärtet auf 62 HRC mit herkömmlichen keramischen Schleifscheiben zu schleifen ist verdammt schwer und sehr teuer. Das Zeug frisst die Schleifscheiben förmlich auf.
Auch hier sind die Chrom/Vanadium/Molybdän Karbide dafür verantwortlich.

Das ist der Hintergrund vor dem mir die Leistung von Herr Dr. Mäder etwas unglaubwürdig erschien.

Daraus wird dann aber leider sofort interpretiert ich wollte eine tolle Arbeit miesmachen bzw. man unterstellt mir hier öffendlich ich wollte Herrn Dr. Mäder als einen Lügner und Betrüger bezeichnen....der mit Säure herumpfuschen würde.
Auch die Hinweise das professionelle Polierer in Japan teilweise da wo es Sinn macht zur Säure greifen wird hier nicht verstanden bzw. als eine verachtenswerte HauruckMethode runtergeputzt welche ja wohl nicht stimmen kann.

Diejenigen welche gerne weiter davon träumen möchten das echte profesionelle , ausgebildete Schwertpolierer in Japan keine Säure bei Bedarf, also da wo es sinnvoll ist einsetzen, können das gerne weiter tun.
Dem Rest der hier lesenden User welche Ihren geistigen Horizont erweitern möchten empfehle ich ein sehr lesenswertes Buch.
Titel: The Art of japanese Swordpolishing ISBN 4-7700-2494-0
Erschienen im Kodansha Verlag.
Der Mitautor Setsuo Takaiwa ist ein hochangesehener profesioneller Schwertpolierer der für seine Arbeiten zig Preise und Auszeichnungen erhalten hat......also kein Amateur oder gar selbsternannter Polierer ohne Lehre und Ausbildung bei einem Meister.
Ab Seite 136 werden zusätzliche Poliertechniken erklärt und gezeigt.
Unter anderem auch der sinnvolle Einsatz von verdünnter Salpetersäure.

Solche Techniken werden schon recht lange angewendet wo es sinnvoll ist. Richtig ist natürlich schon das sowas teilweise sehr kritisch von einigen Polierern betrachtet wird und auch gänzlich abgelehnt wird.
Ich selbst hatte da ebenfalls bei einem Mukansapolierer in Japan im Wohnzimmer gesessen und mich höflich nach dem Grund erkundigt warum eine von Ihm polierte Klinge eine bemerkenstwerte Tranzparenz aufwies welche ich so noch nie gesehen hatte. Die Antwort lautete das hier spezielle Poliertechniken verwendet worden waren. Ich war damals klug genug da nicht weiter nachzuharken eben weil ich genau weiß das Säureeinsätze in Japan offiziell Tabu sind.
In der Praxis ist das aber etwas anders.

Schade.....hier wäre es nicht schlecht gewesen wenn man mir ebenfalls ein privates Mail gesendet hätte. Ich hätte Gelegenheit gehabt die Sache näher zu erläutern, gegebenfalls etwas zu relativiern, und es wäre erst gar kein Porzellan zu Bruch gegangen.

Zur Relativierung : Ich habe bisher genau diese Damastkombi aus 1.2552 und 1.1545 noch nie im klassischen Stil bearbeitet.....schon gar nicht einen so hochraffinierten Verbundstahl. Vieleicht würde ich es bei dieser Kombi ja auch hinbekommen.

Weiter werde ich dieses Thema hier nicht auswalzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist ja sehr interessant hier etwas über Poliertechniken und Schleiftechniken zu erfahren. Auch das Mitlesen sachlicher Auseinandersetzungen kann sehr kurzweilig sein.

Aber offen gesagt: DAS interessiert mich HIER nur am Rande!:mad:

Ralf, ich finde die Klinge , die du hier zeigst absolut klasse! Und zwar rundherum. Eine tolle Linienführung,eine bildschöne Hohlkehle und das Oberflächenfinish ist einfach nur schön. (egal, wie es entstanden ist)
Bitte lass uns nicht zu lange auf Bilder von der Entstehung des Griffes warten. Ich bin sehr gespannt auf das fertige Schwert.
 
Ich finde die Klinge und auch die Politur einfach Klasse.
Was hast du denn für Griff und Parierstange geplant?

Ciao Sven
 
Aber offen gesagt: DAS interessiert mich HIER nur am Rande!

Mich schon. Erstmal Grüß Gott Stefan, schön dass Du hier etwas zum Thema geschrieben hast! Das freut mich deswegen besonders, weil ich weiß, dass sich Fachleute mit Internetforen oft etwas schwer tun - zu recht, wie man an diesem thread sieht.

Zur Sache:

Ich habe nicht den geringsten Schimmer von der Politur japanischer Schwerter. Aber ich weiß, wie Leute, die ihre Selbstfindungsphase abgeschlossen haben, miteinander umgehen sollten. Ihr sicher auch, also verhaltet euch und formuliert bitte auch so, dass hier konstruktive Diskussionen möglich sind. Es gibt genug, die viel sagen aber nichts zu sagen haben. Wenn sich dann diejenigen, die echtes Wissen beitragen, aus dem Forum prügeln, bleibt Larifari übrig. Das nutzt niemanden.

Bitte klärt Befindlichkeiten direkt - hier soll und darf es nur um die Sache gehen.

Pitter
 
Ich habe zum Thema Polituren einen Fred aufgemacht. Es würde mich freuen wenn viele Schwertfeger daran mitdebatieren würden, damit alle zusammen ihr Wissen erweitern können und wir hier den Faktor der Politur rausbekommen.
Gruß
Stefan
 
Moin Zusammen!

Hier ein weiteres Detail. Diesmal von der Scheide. Es zeigt unser Familienwappen. Graviert wurde es von Gravurmeister J. Lehmann.
Das Blech ist Silber. Eine wundervolle Arbeit die "live" noch viel beeindruckender ist. Unten die Vorlage für das Wappen.
In diesem Sinne...

Frohe Weihnachten euch allen!

lg
Ralf

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Leider sehe ich auch nichts...aber das, was bisher zu sehen war ist eine Meisterarbeit, Ästhetik pur.
Die Diskussion um die Schleifarbeit war trotz der aufkommenden Emotionaliät sehr interessant. Und zu den Emotionen: es zeigt sich wieder, das das geschriebene Wort oft eine andere Bedeutung bekommt, als ursprünglich beabsichtigt, es fehlt halt die Mimik und Gestik der "normalen" Konversation, die vieles relativiert.
Freue mich, das fertige Schwert zu sehen.
 
Hallo,

ich habe mal eine Frage zu dem Wappen und hoffe auf Erleuchtung;-)

Die vier Balken irritieren mich etwas. Ich kenne Balken aus der Heraldik nur als Farbenteiler oder als den "Bastardbalken", der aber nicht sehr relavant ist über die Zeit gesehen.

Welche Bedeutung haben die vier, das Wappensymbol kreuzende, Balken und wie werden die blasoniert?

Danke und Gruß.
 
Hallo Feuer,

hier ein Auszug aus der Stiftungsdokumentation:

"...Die Linienführung der senkrechten und waagerechten Fäden spielt auf den Großbuchstaben "H" und damit auf das Initial des Familiennamens Härle an. Damit entsteht ein sogenannter redender Bezug zum Familiennamen, der noch durch einen zweiten Aspekt verstärkt wird:
Der Familienname Härle geht auf das Wort Haar zurück, was durch die feinen "Haarlinien" zum Ausdruck kommt..."


Ein Wappen "redend" zu gestallten, ist eine der bereits seit dem 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart besonders bevorzugten Gestaltungsgrundsätze der Wappensymbolik - die französische Fachsprache, die form- und normgebend für die mitteleuropäsche Heraldik wurde, spricht von "armoiries chantantes" = singendes Wappen.

Die Blasonierung des Wappens lautet:

In Blau ein gesenktes Schwert die Parierstange beiderseits besetzt mit einem Flügel, die Klinge eine mit einem Löffel schräggekreuzte Gabel an der Fußstelle überdeckend, die ganze Figur silbern und begleitet von 2 goldenen Pfahlfäden auf den Flankenlinien, diese und die Zentralfigur überdeckt von zwei goldenen Querfäden auf den Balkenlinien.
Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken zwei einander berührende abgewendete Halbmonde besetzt von einem achtzackigen Stern, alles golden.


Hoffe ich konnte dich erleuchten :ahaa:

lg
Ralf
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich muss dir mein Lob aussprechen, für die feine Arbeit, die du dir da quasi selbst auferlegt hast. Sehr ästhetisch und schön gearbeitet. Gratulation.
 
Hi Chris,

Das Schwert ist letzten Mittowch fertig geworden. Leider gibt es noch keine vorzeigbaren Bilder. Ich bin alles andere als ein guter Fotograf :D
Aber ich werde in den nächsten 1-2 Wochen zu meiner Fotografin gehen die dann professionelle Bilder macht und dann werde ich sie selbstverständlich sofort posten.
Ich bitte daher noch um ein wenig Geduld.

Lg Ralf
 
Jap, gespannt bin ich jetzt auch, ich versteh zwar nicht viel von Schwertern, aber das, was ich gesehen habe, sieht einfach klasse aus!!:super:

LG
 
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