Hallo, heute mal ein wenig Schmiede-Theorie!
Die ich bei meinen ersten Messer immer große Unsicherheit verspürt habe, was das richtig härten angeht, habe ich mich entschlossen, ein wenig Grundlagenforschung zu betreiben.
Man liest ja immer viel über das Gefüge des Metalls, über Sprödigkeit und Härte. Über* Funkenflugbild und Feilentest... etc.. Aber wenn man mal ehrlich ist, wird wohl kaum einer seine Messer an die Belastungsgrenze führen um zu testen, ob die gewünschten Eigenschaften auch wirklich besitzt. Und wer nicht über jahrelange Erfahrung im Schmieden verfügt, wird wohl auch wie unsicher dabei sein, wenn er den Funkenflug anhand von ein paar Bildern einordnen will, oder das erste mal mit einer Feile sauber den Rohling geht
Um mal ein Gefühl dazu bekommen, wie sich "spröde-wie Glas" wirklich anfühlt, und wie sich dieses "Gefüge" wirklich auf die Stabilität einer Klinge auswirkt, habe ich mir folgendes Experiment ausgedacht:
Thema:
4 gleich starke Stücke Metal aus identischem Material werden unterschiedlich Wärme behandelt. In den anschließenden Tests, werde ich dann prüfen wie sehr sich die Eigenschaften der Testobjekte von einander entscheiden.
Versuchsaufbau:
In der Esse werden, in gleicher weise, 4 gleichgroße Metallplättchen geschmiedet. Diese werden anschließend auf unterschiedliche Art wärme behandelt. Die Rohlinge werden mit Fräsungen markiert (1-4 Striche) um Verwechslungen aus zu schließen. Dabei werden alle Rohlinge im ersten Durchgang Gelb-Glühend erhitzt.
Rohling 1: Wird an der Luft abgekühlt.
Rohling 2: Wird im kalten (ca. 10°C) Wasser 10 Sekunden abgeschreckt.
Rohling 3: Wird in kaltem (ca. 10°C) Rapsöl 10 Sekunden abgeschreckt.
Rohling 4: Wird nach 3 maligem normalisieren (Gelbglühend an der Luft abkühlen lassen) im vorgewärmten Öl (ca. 60°C) abgeschreckt.
Hypothese:*
Die Eigenschaften sollten sich abhängig von der Wärmebehandlung deutlich voneinander unterscheiden.
R1: Sollte nicht härten und sollte deutlich weicher als die anderen Rohlinge sein. Biegen ohne ein brechen sollte möglich sein.
R2: Sollte hart, aber auch sehr spröde sein. Die Gefahr einer Rissbildung im Material ist laut Literatur sehr hoch. Das Gefüge sollte sehr grob sein.
R3: Sollte hart und weniger spröde als R2 sein. Das Gefüge sollte aber noch etwas grober sein.
R4: Sollte hart sein und ein feines Gefüge besitzen.
Durchführung der Tests:
1: Es wird ein Bruchtest durchgeführt. Dazu wird das Stück in den Schraubstock gespannt und wird einmal mit dem Hammer von der Seite geschlagen.
2: Es wird mit der Feile getestet, wie sich die Materialien unterschiedlich anfühlen um ein Gefühl dafür zu bekommen.
3: Mit dem Dremel wird der Funkenflug beobachtet. Und Unterschiede beobachtet.
Ergebnis:
1:
R1 ist auch nach 3 kräftige Hammerschlägen nicht gebrochen. Aber deutlich verformt. R2-4 sind mehr oder weniger sauber nach dem ersten Hammerschlag gebrochen ohne sich zu verbiegen.
Beim Gefüge unterscheiden sich Wasser- und Öl- gehärtete Rohlinge deutlich. Das Gefüge von R2 ist deutlich gröber und die unsaubere Bruchkante lässt auf Spannungsrisse schließen. Auf den Bildern leider nicht so gut zu erkennen, aber es deuten sich Risse längs zu Fläche des Rohlings an.
Die R3-4 zeigen keine Hinweise auf Rissen. Das Gefüge ist deutlich feiner. Wobei das Gefüge von R4 sich nur unwesentlich feiner darstellt.
2:
Im Feilentest zeigen sich für mich leider keine deutlichen Unterschiede. An allen Rohlingen zeigen sich deutlich Spuren und die Feile greift offensichtlich. Dieses Phänomen hat mich übrigens zu diesem Experiment getrieben. Vielleicht muss ich mich doch ein bisschen mehr einlesen. Der Bruchtest zeigt mir aber, das das Härten ja schon grundsätzlich erfolgreich war.
3:
Der Funkentest, wird noch nachgereicht.
Ich denke ich werde das Experiment demnächst noch einmal mit unterschiedlichen Härtetemperaturen durchführen. Ich vermute, dass das Gefüge durch die etwas zu hohe Temperatur etwas gröber als möglich geworden ist. Dazu dann aber ein neuer Test.
P.S. ich hoffe diese Bilder seht ihr nun. Ich werde die anderen dann auf die gleiche weise neu verlinken.