Meine neuesten Schärferkenntnisse

Kohlkarl

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Hi zusammen,

Ich lass mal wieder was von mir hören wie ich mittlerweile mit dem Schärfen zurechtkomme :)

Ich hatte das Glück recht schnell von @Simon Herde gleich am Anfang eines seiner Schleifsysteme ergattern zu können. Danke dir nochmals dafür!

Damit läufts ziemlich gut. Vor allem weil ich beim Naniwa sale mich nicht zügeln konnte (Schärfe ja auch Rasiermesser, daher wars quasi unmöglich nicht zu bestellen) und mir den lange ersehnten 3000er und den im Verruf stehenden 5000er aus der neuen Chosera Serie geholt habe.

Aber nun zur Erkenntnis… per Hand und dann auch mit System habe ich nach den 1k oder 2k Steinen (auf welchen ich noch bis spürbaren oder mikroskopisch sichtbaren Grat geschliffen habe) auf den höheren Steinen nach Gehör geschärft. Wenn der Klang eine deutliche Veränderung durchlaufen hatte und irgendwann gleichmäßig war, habe ich mit einer wechselschubdegression gefinisht (seltsames Wort, aber korrektes denglisch).
Die Ergebnisse waren super und ich hab mich gefreut. War ja scharf (nach dem 1k hat es immer sehr entspannt die Armhaare rasiert).
Aber irgendwie war’s auch gefühlt noch nicht wirklich das was ich „erwartet“ hatte. Dieses deutliche mehr an Schärfe, wovon hier auch immer die Rede ist hat sich bei mir irgendwie nicht gezeigt. Die Messlatte war aber dankenswerterweise auch sehr hoch, da ich ein Messer hatte welches von @neko geschärft wurde. War dann auch nochmal die Erkenntnis, dass mehr gehen muss und auch kann (Fähigkeiten und Erfahrung vorausgesetzt! Aber da ist so ein Schärfsystem einfach ein kleiner cheatcode, zumindest im Bereich der Übung bzgl. winkeltreue).

Nach erneutem, intensiven durchforsten von science of sharp kam es mir dann. Ich hatte einfach immer viel zu wenig Zeit auf den höheren Steinen verbracht. Der gleichmäßige Klang beim schärfen war lediglich das Zeichen für eine schön „polierte“ Facettenflanke. Sah unterm Mikroskop ja ebenfalls richtig gut aus. Was ich dadurch aber natürlich nicht gemacht hatte, war die schneidkante zu verfeinern/ schmälern.
Also ab mit einem „scharfen“ Messer auf den 3k und dann auch relativ lange auf den 5k und ja, der unterschied war enorm. Ein deutlicher Sprung und ein sehr befriedigendes Gefühl durch Recherche und Reflexion den Fehler gefunden zu haben.

Eine weitere Erkenntnis war, dass ich das Freihandschärfen intensivieren möchte um nicht für jeden Touch ab das System rausholen zu müssen. Auch hier lassen sich mitlerweile sehr zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Erstaunlicherweise kommen die besten Ergebnisse zustande, wenn ich den Stein in der Hand halte. Besonders zum abziehen/ aufstellen eignet sich gerade ein kürzlich verfeinerter Franke richtig gut.

Daher möchte ich einfach nochmal Danke an euch alle sagen. Ohne euren Rat und euren Willen wirklich fundierte Antworten geben zu wollen, hätte ich niemals so zügig so unglaubliche Ergebnisse erzielen können. Jeder Tip und jede Antwort hat mir enorm geholfen. Auch die Möglichkeit auf die ganzen gesammelten Erfahrungen zugreifen zu können ist unglaublich hilfreich!
Danke!
 
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Also ab mit einem „scharfen“ Messer auf den 3k und dann auch relativ lange auf den 5k und ja, der unterschied war enorm. Ein deutlicher Sprung und ein sehr befriedigendes Gefühl durch Recherche und Reflexion den Fehler gefunden zu haben.
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Wenn Du mal keinen Bock auf das ewig lange feine polieren hast ist beim System-Schleifen die minimale Erhöhung des Schleifwinkels m.E. eine einfachere Lösung.

Ich Finishe auf Spiegelglanz mit Lapping-Film in den Körnungen 9 µ , 3µ und dann 1 µ.

Wenn mir die Politur optisch bei 1 µ vom Glanz reicht, also ohne jetzt mit der Lupe nach feinsten Kratzern zu suchen, gehe ich einfach 2° rauf und zieh das Messer noch ein paar wenige leichte Züge über den 1 µ Lapping Film.

Dadurch entsteht quasie sofort eine wirklich winzige Microfase, die aber trotzdem sämtliche feinsten riefen - die die Politur der Flanken noch nicht erwischt hat - weg poliert. Einfach weil die Auflagefläche halt extrem klein wird.

Kannst ja mal probieren ob das was für Dich ist oder eher nicht. 🙂
 
Moin

3 kleine Tips

1. Zieh die Klinge vor dem Wechsel ein paarmal durch einen Korken . Das nimmt jede Menge Grat weg

2. Zum Wechsel auf den Finnischer ( 5K ) , lege ich ein Stück Papier hinten unter den Steinhalter ...das ergibt 0,1 -0,2 erhöhten Winkel.
wie @El Dirko schon gesagt hat...Politur geht deutlich schneller

3.Der Restgrat macht den Unterschied...der muss durch Leder , Papier aber auch Lappingfilm...komplett weg...
Das trennt die Könner vom Kenner


Der Naniwa 5Kmuss halt mit Vorsicht benutzt werden.toller Stein aber recht teuer ....halte den Rika5K für besser...aber geschmacksache

Gruss

Micha
 
Danke euch! Wird getestet. Korken hatte ich bis jetzt nur am Ende gemacht.
Zeitweise hab ich die Messer dann noch über nen Hängeriemen gezogen (mit Rasiermesserdruck). War dann schon auch nochmal besser. Aber leder auf Holz ist wahrscheinlich idealer, wobei die Verrundung bei Leder sich in Grenzen halten sollte? Vor allem bei drüber streicheln?

@knifeaddict führt nr.2 nicht dann quasi zu nr.3?
Der Naniwa war durch den sale und zusätzlichem Rabatt durch nen Kombi-Deal im „ok“ Bereich. War auch primär für die Rasiermesser gedacht.

Die Frage des Schneidwinkels ist gerade auch noch so ein Thema. Fühle mich bei 36 grad zwar wohl, aber ich denke ich sollte mal mehr unterschiedliche Winkel testen um selbst den unterschied zu merken.
Ist es so, dass ein etwas kleinerer Winkel die Standzeit erhöht?
Wo habt ihr euren goldenen Schnitt gefunden? Oder habt ihr ganz unterschiedliche Winkel?
 
Ist es so, dass ein etwas kleinerer Winkel die Standzeit erhöht?
Wo habt ihr euren goldenen Schnitt gefunden? Oder habt ihr ganz unterschiedliche Winkel?
Legitime Frage. Es sind unterschiedliche Winkel.
Um den richtigen Winkel fürs Messer zu empfehlen müsste man aber erst klären um welche Art Messer es geht. Welcher Stahl, welche Anwendung.
Die meisten Gebrauchsmesser bewegen sich bei mir zwischen 20 und 30 Grad Schneidenwinkel…

Grundsätzlich: Der Schneidenwinkel sollte so gewählt werden, dass die Klinge durch „normalen“ Verschleiß stumpf wird, und nicht dadurch, dass sich die Schneide umlegt oder Mikroausbrüche entstehen.

Gruß, Andreas
 
@Kohlkarl

Warum Korken...naja , ich möchte keine kleinen Metallsplitter , und das ist der Grat ja , auf meinem feinen Stein landet..
Gibt nur Kratzer und co,..

Und zu 2/3....das das eine nicht zum anderen führen muss...naja ich nehme das nicht immer zum entgraten...geht ja auch mit den Steinen
 
Hallo!

Ich kann das meiste nachvollziehen, aber ich glaube nicht, dass man auf dem feinen Stein viele Züge braucht, wenn man einmal eine ordentliche Fase angelegt hat. Ich könnte mir vorstellen, dass bei dir @Kohlkarl die Fase noch nicht perfekt war und da braucht man dann halt mit einem feinen Stein gefühlt ewig. Bei mir reichen beim Abschlussstein (früher Naniwa Pro 5k - ist ja scheinbar ident mit dem Chosera, jetzt ein Suita Naturstein) wenige Züge, ich sag mal 5/4/3/2/1 und fertig.

Das leichte Erhöhen praktiziere ich eher beim Abziehen mit dem Dick Micro, da werde ich auch minimal höher (aus den bereits beschriebenen Gründen), aber hier geht es ja um Steine.

Greez,
Wischi
 
Im Grunde haben ja alle Recht!

Wenn nahe perfekt vorgearbeitet ist und höchstens ein marginaler Grat vorhanden ( tatsächlich gratfrei im REM Bild ist eher selten), dann genügen wenige Züge - so auch meine Erfahrungen.

Falls der Restgrat dafür noch zu groß, der von mir vermutete Regelfall, auch weil man druckentlastet nicht immer 100% die Fase ganz vorne trifft, brauchts halt mehr Züge und/oder eine leichte Winkeländerung - so meine andere Erfahrung.

grüsse, pebe
 
Danke euch für die vielen Einschätzungen! Den Korken werd ich jetzt mal nach jedem Stein nutzen.
Kann natürlich sein, dass die Fase noch nicht perfekt war und ich deshalb mehr auf dem feinen Stein machen musste.
Ich werde das mal weiter beobachten.

Bei Rasiermessern habe ich aber durchaus das Gefühl, dass selbst wenn der eine Stein lange genug genutzt wurde, ich bei den feineren dennoch viel rausholen kann, wenn ich auf diesen dann auch eine gewisse Zeit verbringe. Werde das auch da mal in Zukunft öfter überprüfen.

Sprecht ihr absichtlich von Zügen, also edge trailing oder ist es nur die gebräuchliche Form? Beim Rasiermesser ist es ja relativ einstimmig das edge leading schärfen, also mit Schüben, zumindest die letzten Durchgänge auf den jeweiligen Steinen.
 
Sprecht ihr absichtlich von Zügen, also edge trailing oder ist es nur die gebräuchliche Form? Beim Rasiermesser ist es ja relativ einstimmig das edge leading schärfen, also mit Schüben, zumindest die letzten Durchgänge auf den jeweiligen Steinen.
Bei scieceofscharp kommt recht eindeutig raus, dass bei den feineren Steinen mit edgetrailing die feinere Schärfe zu erzielen ist.
Der Grat wird feiner, und nach Entfernen des Grates entsteht ein schmalerer Apex.
Das deckt sich auch mit meiner Erfahrung.
Ich entferne gegen Ende den Grat mehrfach durch Ziehen der Schneide in Längsrichtung über ein Stück Weichholz. Das nehme ich lieber, als einen Korken, da der im Holz verbleibende Grat dort als schwarzer Strich gut zu erkennen ist, und man so ein gutes Gefühl bekommt, wie viel Grat noch dran war.
Durch wechselweises abstreifen des Grates und immer leichtere und in der Anzahl geringere Züge über den Stein wird der abgestreifte Grat sichbar geringer, was ein relativ sicheres Anzeichen dafür ist, dass man einen sehr schmalen Apex erzielt hat.
1754054806352.png
 
Außer beim Entgraten kannst du machen, was du willst.


Wenn du den beim Schleifen entstandenen Grat mittels "edge trailing"-Zügen abträgst, wirst du einen mehr oder weniger ausgeprägten Foliengrat bekommen. Dafür ist die Schneide i. A. etwas schärfer (geringerer Radius/Durchmesser der Schneidkante). Den Foliengrat kannst du natürlich mit einem Korken sehr effizient loswerden, dabei geht aber ein bisschen der eigentlichen Schneidkante verloren und du verlierst minimal an Schärfe. Andere Möglichkeit sind die Winkelerhöhung auf dem Stein zum Entgraten oder halt Pastenleder/-faser.

Wenn du den beim Schleifen entstandenen Grat mittels "edge leading"-Schüben abträgst, riskierst du keinen Foliengrat, aber einen "regulären" Restgrat auf der anderen Seite des letzten Schubs, besonders, wenn du nicht kontrolliert druckentlastet (-> System) entgratest.

Eine letzte Möglichkeit ist natürlich, erst gar keinen Grat entstehen zu lassen, findest du unter dem Stichwort Plateaumethode z. B. auf Youtube bei Cliff Stamp oder Steel Drake. Braucht aber auch etwas Übung und funktioniert nicht bei allem, wo man die Primärfase schleift wie z. B. Rasiermesser, einseitige Japaner, Stechbeitel.
 
Hi zusammen,
Habe mal versucht möglichst viele/ alle eure Vorschläge umzusetzen. Hehe, da geht was :eek: zwar nur per Hand und ohne System, weil da möchte ich ja auch besser und sicherer werden, aber holla die Waldfee!!!
HHT5 nachm Ledern (3k, Korken, 5k, Korken, Leder - beim 5k dann mit mehr Zügen als Schüben und leichte winkelerhöhung bei den finishzügen)

Danke euch allen!
 
Erst mal danke an alle Beteiligten. Sehr interessant.
Bin immer wieder überrascht was es für neue Varianten gibt und was einfach nur wiederentdeckt wird ;)
findest du unter dem Stichwort Plateaumethode z. B. auf Youtube bei Cliff Stamp oder Steel Drake.
Was bedeutet die Plateaumethode genau? Nur so lange schleifen das grade kein Grat entsteht?


Kurze Rückfrage: Gute Idee zur Überprüfung, werde ich testen, aber meintest du quer zur Maserung?

Ich entferne gegen Ende den Grat mehrfach durch Ziehen der Schneide in Längsrichtung über ein Stück Weichholz.

Anhang anzeigen 319338
 
Erst mal danke an alle Beteiligten. Sehr interessant.
Bin immer wieder überrascht was es für neue Varianten gibt und was einfach nur wiederentdeckt wird ;)

Was bedeutet die Plateaumethode genau? Nur so lange schleifen das grade kein Grat entsteht?


Kurze Rückfrage: Gute Idee zur Überprüfung, werde ich testen, aber meintest du quer zur Maserung?
An der Kante mit bzw. in Richtung der Maserung, dass der Grat zwischen den Fasern hängen bleibt.

Gruß Ray
 
Das Bild zeigt Schnitte quer zur Maserung, nicht längs, wenn ich das richtig sehe.
Kann ja sein das es auch funktioniert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich mache es immer quer zur Maserung. Verwende aber gerne Holzstücke/Bereiche, die keinen stark ausgeprägten Härteunterschied in den Jahresringen haben.
 
Ich mache es so wie @ebenezer und verwende Tannenholz oder änliches Holz. Die Stirnzolzseite verwende ich nur für ganz empfindliche Messer z.B. Laser, Nakiri, Yanagiba etc.
 
Was bedeutet die Plateaumethode genau? Nur so lange schleifen das grade kein Grat entsteht?
Idealerweise ja.

Du trägst erst die alte Schneidkante vollständig ab, in dem du mit wenig Druck bei 90° in den Stein "reinschneidest". Dadurch wird ermüdetes Material entfernt und du stellst sicher, dass die nun abgeflachte ehemalige Schneidkante viel Licht reflektiert, wenn man mit einer hellen Taschenlampe direkt draufleuchtet. Das ist wichtig, da du darüber den Schleiffortschritt überprüfst - du hast ja keinen Grat, an dem du dich orientieren könntest.

Als zweites schleifst du die neue Sekundärfase bei einem niedrigen Winkel als den, den die Schneidkante später haben soll. Dieser Schritt lässt sich auch sehr gut mit leichtem Ausdünnen verbinden, indem du einen Winkel knapp über dem der Primärfase wählst - je kleiner der Winkel, desto stärker dünnst du aus. Du kannst natürlich auch einfach den aktuellen Winkel der Sekundärfase reproduzieren. Diesen Schritt kannst du nur mit einem groben Stein machen oder einer Progression von grob bis beliebig fein.

Der dritte und letzte Schritt ist eine Mikrofase im gewünschten Schleifwinkel, wobei du bei jedem Schleifzug die Seite wechselst. Den letzten Schritt machst du nur mit dem Finisher. Wenn du im vorherigen Schritt gut gearbeitet hast, geht das auch bei einem sehr feinen Stein recht schnell, weil du nur wenige Züge brauchst, da du bis kurz vor die Schneidkante bereits im vorherigen Schritt mit höherem Druck und ggf. gröberen Steinen geschliffen hast. Du weißt, dass du fertig bist, wenn die Schneidkante bei direktem Draufleuchten nicht mehr reflektiert. Zum Üben überprüfst du das am besten nach jedem Zug.

Ist ungewohnt, aber nicht schwieriger als das gewohnte Prinzip aus Fase beidseitig durchschleifen plus entgraten. Vorteil ist vor allem, dass man keinen Grat riskiert; besonders wenn man nicht druckentlastet mit System schleift. Ohne System bekomme ich damit (vor allem bei kleineren Messern) bessere Ergebnisse hin als mit der klassischen Methode, aber ich bin auch kein besonders begabter Freihandschleifer.
 
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