Meine Nummer 1 und meine Schmiedenummer 2 (Markus Schmiedetreffen)

Leonardo75

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Hallo Messermacher!

Nachdem Kanji mich doch nochmal ermutigt hat meine Messer der öffentlichen Kritik auszusetzen habe ich sie hier reingestellt.

Die ersten beiden Bilder zeigen mein erstes ganz selbstgebautes Messer.

Die Klinge ist aus Stahl (Danke Herbert für das Material, was mich zum Messermachen erst gebracht hat!), der Griff aus Holz, die Stifte aus Metall und die Scheide aus Leder ;).

messer1a.jpg

messer1b.jpg


Es ist aus 2842 Stahl per Feile in Handarbeit (Danke Guenter für den Tip mit dem Querzugfeilen) aus 6mm Flachstahl hergestellt worden (außer Löcher bohren und Schwabbelscheibe in der Bohrmaschine war es eine schweisstreibende Arbeit). Gehärtet wurde das Messer im Salzbad auf ca. 61,5 HRc, es ist also eher ein Schneid-, denn ein Haumesser. Das Messer hät die Schneide recht gut, vergleichbar mit dem 440C Stahl, bei einfacher Nachschärfbarkeit und höherer Maximalschärfe (frisch geschärft ist der Roman-Test durchaus machbar). Beim Schneiden von frischen Zwiebeln verfärbt sich die Klinge für meinen Geschmack etwas zu stark, daher schneide ich nur noch trockene nicht säurehaltige Sachen damit.
Die Klinge ist spiegelpoliert, allerdings noch mit erkennbaren Riefen.
Der Griff ist aus Kirschbaumholz (selbstgetrocknet aus unserem Garten), das mit Leinölfirnis und Terpentinersatz behandelt wurde. Die Behandlungsart habe ich von Guenter, Wolfgang Dell, razoredge und Ralf) übernommen.
Die Stifte sind aus Messingstangen (Danke Herbert).
Das Leder der Scheide habe ich von einem Mittelaltermarkt. Es ist meiner Meinung und sicherlich auch vieler anderer nicht fein genug. Vielleicht kann ich ja noch was mit Kantenglätter oder ähnlichem retten. Inzwischen habe ich auch feineres Leder für weitere Messer gekauft. Genhäht wurde es mit einem Faden von der Beargallery, den Andreas mal empfohlen hat (Klasse Material das Zeug, da reisst nichts mehr, Danke für den Tip Andreas). Beim Nähen hat mir der Tip von Guenter mit der geschärften Nagel in der Standbohrmaschine zu einer sauberen Naht auf Vor- und Rückseite der Scheide verholfen. Und auch das Anpassen der Scheide mit Spiritus habe ich von Guenter gelernt! Danke für die beiden tollen Tips!

Die Maße des Messers sind:
Klingenlänge 115mm, Klingenhöhe 37mm Klingenbreite 4mm. Der Griff ist ebenfalls 115mm lang, und ca. 30mm hoch. Im Erl sind etliche 6mm Gewichtsersparnisbohrungen drin (ich meine ca 30 8mm Bohrungen hab ich da reingesetzt (Danke Guenter für den Tip mit der Doppelbohrung (7mm mit 8mm aufbohren und einen Rand der 7mm Bohrung stehen lassen für einen Kleberformschluss im Bohrgrund)). Das Messer wiegt nun ca. 250g ohne Scheide (ich wiege es nochmals genau zu Hause nach).
4mm Pins und eine 6mm Fangriemenöse nehmen die Schwerkräfte auf. Verklebt wurde das ganze mit jb-weld (Danke für den Tip AchimW).


Ich schulde den Messermachern im Forum viel Dank, da ich ohne die Supermitglieder das Messermachen niemals begonnen hätte. Aber durch die verschiedenen Durchführbarkeitsermutigungen habe ich mich doch daran gewagt.

Vielen Dank an alle, die ich noch vergessen habe und die mir dieses Messer ermöglicht haben.

Als Anleitung zum Messerbau habe ich das Buch "How to make knives" von Loveless und Barney genommen.



Das nun folgende Messer ist das zweite Ergebnis des Schmiedetreffens bei Markus Balbach! Dieses Schmiedetreffen war die wohl genialste Erfahrung, die ich in Bezug auf Messer jemals gemacht habe! Vielen Dank schonmal an dieser Stelle an Markus und seine beiden Azubis (wie hießen sie nochmal?) die uns super an den Essen angeleitet und die Messer noch gerettet haben, wenn wir sie beinahe wieder versaut haben.

messer2.jpg


Dieses Messer habe ich als zweites Messer auf dem Schmiedetreffen ohne Hilfe der anderen Schmiede gemacht (man erkennt es gut an der gefährlichen Spitze, die ich einfach nicht ausgeschmiedet bekommen habe. Die Schmiede haben also überhaupt keine Schuld an der verunglückten Messerform! Das erste Messer was ich auf dem Schmiedetreffen geschmiedet habe ist noch in Arbeit.
Guenter danke ich für das Fertigschleifen des Schmiederohlings. Ich weiss nicht, wieviele Stunden er in der Kälte gesessen hat und für uns alle die Klingen geschliffen hat, da kann man gar nicht oft genug danken!

Der Stahl ist ein Damaststahl auf 2842'er Basis, ein schönes Material, was sich gut schärfen lässt (Roman lässt grüßen).
Als Griffmaterial musste Akazie herhalten (inzwischen auch geleinölt). Da die Klingenform schon ein wenig gewöhnungsbedürftig war, durfte es auch die Holzart und der Maserverlauf sein. Der Erl ist ein Steckerl, den ich durch Bohren und einbrennen (Danke für den Tip Claymore) im Holz befestigt habe. Nach dem Einkleben habe ich durch das Holz und den Erl mit einem hartmetallbestücktem Bohrer gebohrt (gelobt sei das Hartmetall, das macht auch vor gehärteten Stählen nicht halt) und verstiftet.
Die Klingenform ist nach dem etwas missglückten Spitzenausschmieden zu einem Brötchenmesser ähnlich einem Herder Messer mutiert. Es schneidet nun die sonntäglichen Brötchen auf.

Die Scheide ist eine Steckscheide aus demselben Leder wie schon zuvor. Nur habe ich diesmal keine Gürtelbefestigung gemacht, denn das Messer wird eher in der Küche oder auf Pilzsuchen zu finden sein und dort dann im Korb, als mein EDC (das ist im Augenblick das obere Messer).

Maßangaben habe ich leider gerade keine zu dem Messer zur Hand, da ich es nicht hier in Aachen habe.

Viele Grüße und viel Spaß beim Messermachen wünscht Euch der Leo.
 
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Sagt was Ihr wollt - mir gefällt das zweite am besten...
Nice work finde ich. Wünsche Dir noch lange ebenso viel Spaß damit, wie ich beim Ansehen hatte. :) :) :)
 
Leo, ich finde beide gelungen! Das Schmieden hat bestimmt irre Spass gemacht, kann ich mir gut vorstellen.

Auf jeden Fall viel Freude an Deinen zwei Messern! Kannst schon stolz drauf sein, finde ich. :)

Alan
 
Danke cearbhallain und Charon!

Was ich vergaß zu erwähnen sind noch die Schliffarten:

Das erste Messer hat einen durchgehend gefeilten Flachschliff, das Schmiedemesser hat einen balligen Schliff, der auf Guenters Bandschleifer im Bandbereich ohne Unterstützung geschliffen wurde. Die Schmiedetextur sollte bei diesem Messer möglichst vollständig erhalten bleiben.

Gruß Leo.
 
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Erstmal Gratulation zu den Erstlingen, Leo !!

Die Nr 1 gefällt mir sehr gut, klassische Klingenform und schöner runder Griff ! Ich bin sicher das Teil schneidet wie die Sau !!

Nr 2 ist net so ganz mein Fall, aber wenn man weiß daß es selber geschmiedet ust, find ich es trotzdem gar net schlecht. Mir fehlt halt die Spitze ;) Aber die Maserung des Griffholzes ist einfach :super:

Besonders schön find ich die Scheiden, die sind wirklich klasse geformt und sauber genäht.:super: Die können sich echt überall sehen lassen !!
 
Tolle Messer, Leo!
Mir gefällt das erste richtig gut, das zweite ist aber interessanter!
Das mit dem Hirnholz sieht toll aus. Ich werde das auch mal probieren, obwohl alle Schreiner sagen das dass nicht hält.

Zorro
 
Hi Leo,

da ich letzt auch nen Schmiedehammer in der Hand hielt, weis das die Sache mit in form bringne gar nicht so einfach ist.

Klasse Messer
 
Hallo Messermacher!

Mit dem Griffmaterial für das Schmiedemesser war ich mir auch nicht sicher. Ich hatte halt noch diese Akazie, die bisher rissfrei geblieben war. Nur von der Länge war sie zu kurz. Aber dafür passte sie in dem Durchmesser. Probieren geht über Studieren (das sagt ein Student;)) und schon war der Griff fast fertig.
Allerdings ist es bei dem Hirnholz schwierig eine saubere Oberfläche hinzubekommen. Man kann mit nicht so gut mit der Stahlwolle die Oberfläche glätten, weil die Wolle immer die weichen Jahresringe des Holzes schneller entfernt als die harten. Dann bleibt in den Vertiefungen immer ein wenig Stahlwolle hängen, die man kaum noch rausbekommt.
Ein kleiner Riss ist vom Rand vom Griffrücken aus zur Mitte entstanden, den habe ich versucht mit 2K Kleber zu kitten. Mal schauen, ob er sich weiter entwickelt.

Wenn ich das heute nochmal machen würde, dann würde ich das Holz in Form sägen und für den Erl die Vertiefung Bohren und ausbrennen. Danach das ganze einen Monat liegen lassen und schauen was passiert, am besten mit aufgeklopftem Erl.
Wenn sich dann keine Risse bilden einfach das Messer verkleben und verstiften.

Gruß Leo.
 
Lederscheiden

Hallo nochmal!

Ach ja bevor ich es vergesse, die Lederscheiden waren nicht meine ersten. Die ersten Scheidenversuche sehen anders aus. Ich hatte damals für Klappmesser (Speedlock, ein paar Schweizer Messer und Linerlocks von CRKT) Scheiden genäht und auch für feststehende Serienmesser, wo mir die Originalscheiden nicht gefielen.

Diese ersten Scheiden sehen deutlich schlechter aus (chromgegerbtes Leder, Zwirn als Faden, selbst gewachst und gepecht) und viel schwabbeliger, weil sie ja aus anderem Leder bestehen.

Gruß Leo.
 
Hallo Leo,
die beiden Messer sind ja richtig gut geworden. Bei dem zweiten Messer sieht das Holz sehr interessant aus. Schade das es etwas kurz war. Ein so tolles Brötchenmesser hat nicht jeder.
Jetzt bin ich auch endlich an dem Messer von dem Treffen bei Markus. Wenn es fertig ist gibt es auch Bilder.
Gruss
Roland
 
Ja, Leo, das sieht ja gut aus. Das erste Messer habe ich ja in der Entstehungsphase öfter gesehen, aber jetzt ist es richtig "rund". Und das zweite, ich war ja auch dabei, das ist ja wohl wirklich interessant. Du hast es nicht in AC? Dann sehe ich es Freitag wohl nicht? Schade. Aber kommt Zeit, kommt Rat.
Ich finde Nr. 2 sehr interessant. DAS nenne ich ein Brötchenmesser. Da würde ich doch glatt mein Herderbuckelsdings liegen lassen.
Und ich bin jetzt wieder motiviert, mein Markus Balbach Günter Böhlke Herbert Weisshaupt Schmiedemesser wieder in Angriff zu nehmen.
Und die Scheiden haben was. Nimmst Du auch Aufträge an?
 
Scheiden machen

Danke rolage, danke herbert!

@rolage: die Rohlinge von dem Schmiedetreffen lässt man länger liegen, weil sie ja was ganz besonderes sind. Da war ich froh, dass ich zwei hatte, dann konnte ich mit dem eigenwilligeren schon beginnen, während das Hauptschmiedemesser noch auf das Griffamterial gewartet hat.

@herbert: Meine Buckelsklinge ist in Aachen, das Schmiedemesser in Leverkusen, also habe ich je nach Aufenthaltsort gar keine Alternative :). So wird das Herder auch noch genutzt.
Das Herstellen schöner Ledernähte ist mit dem Trick von Guenter mit dem Bohrständer und dem geschärften Nagel gar nicht so schwer. Wenn Du dann noch die Löcher vorzeichnest mit einem Zirkel oder einem Nahtabstandsmarkierer (kleines Zahnrad mit Stiel dran) oder wie das Ding heißt, dann gibt es eigentlich kaum Probleme. Nur mit den Schnittmustern tue ich mir noch etwas schwer, aber mit mehr Übermaß dürfte das auch kein Problem mehr sein.
Aber um Aufträge anzunehmen müsste ich noch viel besser werden.

Es grüßt Euch der Leo.
 
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bin grad über ne suche nach leinölfirnis über den alten thread gestolpert, - keine angst, nix passiert. :rolleyes:

beim 2. schmiedetreffen durfte ich das "brötchenmesser" mal benutzen, da mein elite zu blöd war, nußnougatcreme aufs brötchen zu bringen.
und so schließt sich der kreis. beim ersten treffen geschmiedet, beim zweiten braucht man`s schon.

(leo, nutella wars aber nicht, oder? :fack: )

grüsse,...
 
brötchenmesser

Hallo Leo, hallo Haudegen!

wie, den griff gibt es noch in der form?

als früherer Schreiner hätte ich auch gewettet, dass der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendwann "knuuuuuurz" macht und zur Mitte der Jahresinge hin reißt.
Wenn man genau hinsieht, dann sind die Ringe am oberen Rand des Griffes alle offen, in der unteren Hälfte dagegen gibt es einige kleinere Ringe, die nach unten hin geschlossen sind.
das muss eigentlich reißen!

Wenn er das noch nicht getan hat:
sehr merkwürdig.

"Lebe und lerne" :p

Bernd

ps.: Wieso eigentlich Brötchenmesser. Ich dachte, es sollte ein äußerst dekorativer Schuhlöffel werden :D
 
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Also, dieses Brötchenmesse hat was. Das muß man in der Hand gehabt haben. Ist wirklich schön, das Bild gibt das nicht her.
 
Hallo Leute!

@Haudegen: Nutella wars wirklich nicht, war ja noch Student ;).

@darley: Es hat mich auch erstaunt, dass der Griff nicht weiter gerissen ist. Oben ist ein kleiner Riss drin, aber der hat sich nicht verändert. Vielleicht stabilisiert der verklebte Erl ja das Holz.

@Herbert: Das nächte Mal würde ich eine längere Klinge machen, die ist doch ein wenig kurz. Zum Schmieren eignet die sich aber ganz gut.

@Hannibal8: Das andere Messer ist mein täglicher Begleiter geworden und da es eigentlich mein erstes richtig selbstgemachtes Messer ist, würde ich es auch nicht hergeben.
Hast Du eigentlich bisher schon ein Messer selbstgemacht? Wenn Du damit anfängst, dann gefallen Dir die gekauften kaum noch. Aber der Virus ist genauso ansteckend wie das Messer sammeln ;).


Viel Spaß beim Messermachen wünscht Euch der Leo.
 
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