"MERCATOR" - ähnliche Taschenmesser

twins

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Für klassische MERCATOR Taschenmesser kann ich mich sehr begeistern: die recht simple Technik mit nur wenigen Einzelteilen, die schlichte Ausführung in klassischem Design und nicht zuletzt die offenbar noch mit vielen Rätseln versehene Historie sind für mich ein interessanter Ansatz, diesen Messertyp im Fokus zu haben.

Mit Erstaunen stieß ich vor einiger Zeit auf dieses Modell:
auf den ersten Blick ein klassisches MERCATOR,
auf den zweiten Blick jedoch nicht mit dem typischen "Mitteldrücker" sondern in "back lock Ausführung",
auf den dritten Blick mit keiner Markierung der Klinge, die ich den drei mir bekannten Herstellern des MERCATOR (Heinrich Kaufmann Söhne, R. Morsbach, OTTER-Messer) zuordnen konnte:

oZIEL5I.jpg


0qEduCw.jpg


qcXrPge.jpg


ER3k4st.jpg


Friedrich Ern & Co, laut Anthony Carters "Messerbibel" eine Rasiermesserfabrik in Solingen, die offenbar mit Ende des 2. Weltkriegs ihre Produktion eingestellt hat.

Gibt es hier im Forum Sammler, die über ähnliche "Mercator"-Messer Informationen haben?

twins
 
Zuletzt bearbeitet:
Ern, das sind die Erfinder des Rasiermesserhohlschliffs, die haben sich dafür eine Maschine patentieren lassen, die sogenannte "Schleifhexe". Ein interessantes Stück, findet man wohl nicht so häufig.
 
Robert Klaas hat auch Messer in diesem Stil gefertigt. In der DDR fertigte Recknagel ähnliche Messer.

Stralsund
 
Ern, das sind die Erfinder des Rasiermesserhohlschliffs, die haben sich dafür eine Maschine patentieren lassen, die sogenannte "Schleifhexe". Ein interessantes Stück, findet man wohl nicht so häufig.

Nein, Fehlanzeige herbert, ich muss Dich leider korrigieren.

Twins benennt in seiner interessanten Messervorstellung explizit und zu Recht "Friedrich Ern & Co", also diesen Hersteller:

Ern & Co., Friedrich.JPG


Bei der von Dir beschriebenen Firma handelt es sich um einen anderen Hersteller mit dem kleinen aber feinen Unterschied eines zusätzlichen "C." in der Fimierung, also einen von mehreren Wettbewerbern. Nach meiner Kenntnis gab es in Solingen mindestens 12 Schneidwarenhersteller mit dem Namen Ern.
Die von Dir benannte Firma ist die nachfolgende ... und sie weist in einer Werbung aus 1896 nicht ohne Grund auf die Möglichkeit von Verwechslungen hin:

Ern, C. Friedrich 1896.x.JPG


Grüße
cut
 
Danke, cut. 12 Erns, das war mir nicht klar. Danke für die Aufklärung, das ist sehr interessant
Herbert
 
Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handele sich um ein klassisches Kaufmann „MERCATOR“ Taschenmesser ohne Klingenverriegelung (slipjoint) : in der Mitte des Griffrückens fehlt der Drücker zur Entriegelung.

Aber dann fällt einem spontan am Rücken des vorderen Griffabschlusses ein ungewöhnlicher Buckel auf und bei genauer Betrachtung ist in der Verlängerung des Klingenrückens ein ungewöhnlicher Zapfen zu sehen:

yVa3HYL.jpg


y8LJ8DS.jpg


nQaloPa.jpg


… und am Griffrücken läuft der erhabenen „Buckel“ bis etwa zur Griffhälfte als flache Verlängerung aus.

OVflbsU.jpg


Der Klingenansatz ist mit einer geprägten Buchstabenmarkierung über „SOLINGEN“ versehen, die leider fehlerhaft verrutscht ist auf den Übergang von Klingenansatz zum keilförmiggeschliffenen Teil der Klinge.

AuKlgub.jpg


Die Markierung lässt sich leider nur in Fragmenten entziffern:

W._ _ L_ _ _ _ _ _ _ H(…?)

Da das Messer keine weiteren Herstellerangaben aufweist, habe ich den Versuch gemacht, die Buchstabenmarkierung möglichen Herstellern zuzuordnen und bin letztlich bei Wilhelm Weltersbach als vermutlichen Hersteller gelandet.

Gibt es hier im Forum Erkenntnisse zu ähnlichen Messern dieses Herstellers, dessen Jagd- und/oder Springmesser wohl überwiegend mit der Marke WEIDMANNSHEIL bekannt sind?

twins
 
Zuletzt bearbeitet:
... Die Markierung lässt sich leider nur in Fragmenten entziffern:

W._ _ L_ _ _ _ _ _ _ H(…?)

Da das Messer keine weiteren Herstellerangaben aufweist, habe ich den Versuch gemacht, die Buchstabenmarkierung möglichen Herstellern zuzuordnen und bin letztlich bei Wilhelm Weltersbach als vermutlichen Hersteller gelandet. ...

twins

Treffer, twins, ein historischer Herstellerkatalog von Wilh. Weltersbach (ohne Datierung, ca. 1920) beschreibt solche Taschenmesser treffend als "Kastenmesser":

KastenM Weltersbach.jpg

Grüße
cut
 
Als Abrundung zum Thema "Mercator" oder "Kastenmesser" eine kleine Ergänzung:
Die simple, klassische Messerform mit der prägnanten Griffausführung hat offenbar auch bei anderen Solinger Herstellern als Vorlage gedient:
Griff mit Platinen (Erlen) und darauf vernieteten Griffschalen:

KastenTM Gebr. Krusius.JPG


Grüße
cut
 
Hier eine Abbildung eines Kastenmessers in slipjoint Ausführung von Gustav Häker aus Solingen:

KastenTM Häker, Gustav.JPG


Der sehr umf umfangreiche Katalog ist leider nicht datiert, er stammt wohl aus den 1920er/1930 er Jahren.

... "Gustav Häker ... wer ist / war das denn?"

Bei einem Erlebnisrundgang "Auf den Spuren der Messermacher" mit gleichgesinnten Sammlern stießen wir im Frühjahr in Solingen auf dieses Relikt:

Gust. Häker 2022.03.JPG


Grüße
cut
 
Zuletzt bearbeitet:
"Kastenmesser" waren nach dem Auslauf möglicher Schutzrechte (DRGM ? / DRP ?) der Firma Heinrich Kaufmann Söhne wohl bei vielen Wettbewerbern ein gutes Geschäft.
Von einem Sammler erhielt ich diese Abbildung eines offenbar vierteiligen Kastenmessers aus einem Katalog von Hermann Konejung, Solingen:

Umg14pL.jpg
 
Vielen Dank für Deine Mühe, cut. (y)
Dein Fundus an Musterbüchern, etc. ist ja schier unerschöpflich - Respekt!

Diese Messertypen fehlen mir u.v.a. auch noch in meiner überschaubaren Vintage-Klaas-Ansammlung. ;)
 
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Reaktionen: cut
Diesmal aus einem 1928 Musterbuch von Karl Halbach Marke "Wasserturm" einige Varianten,

KastenM Halbach, Karl 1928.cut.x.JPG


und dieses nette "Schülermesser" mit Kette gegen Verlust dürfte aktuell an Schulen heiße Diskussionen auslösen:

SchülerM Carl Halbach Wasserturm 1928.cut.x.JPG


Grüße
cut
 
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