Messer aus rostfreier Feile

chapp

Mitglied
Beiträge
30
Hallo,
habe mich jetzt auch mal getraut so was wie ein Messer herzustellen.
Die Klinge habe ich aus einer Metalfeile gemacht.
Hat auch alles, dafür, dass es das erste mal war, soweit geklappt.
Was mich jetzt ein bischen stutzig macht - das Messer korrodiert nicht.
Hätte ich vorher gewusst, dass es eine rostfreie Feile ist, dann hätte ich wohl die Hände davon gelassen. Ich war irgendwie der Meinung das hochlegierte Stähle nicht so einfach zu härten sind. Zumindest nicht für Anfänger wie mich.
Da ich von Carbonstahl ausging, habe ich die Klinge erhitzt bis sie nicht mehr magnetisch war. Temperatur eine Viertelstunde gehalten und dann im eiskalten Salzwasser abgeschreckt.
angelassen habe ich bei ca. 200 Grad eine halbe Stunde.
Viel falsch gemacht?
Was ist den von einer rostfreien Feile überhaupt als Ausgangsmaterial für ein Messer zu halten?
Auf mich macht es einen brauchbaren Eindruck.
Allerdings kenne ich auch keine Möglichkeit die Härte, Zähigkeit aussagekräftig zu testen. Zumindest nicht, ohne das Teil Kapput zu machen.
Es ist rasiermesserscharf. Ob schnitthaltig wird sich noch herausstellen.


https://lh5.googleusercontent.com/-ziyM-BzbP0g/T0-8sgOj-LI/AAAAAAAAAjQ/2OIg4KDZ-UY/s800/DSC01940.JPG



https://lh6.googleusercontent.com/-ZMExcqOYsr4/T0-8tmE4xMI/AAAAAAAAAjY/H4_Y13IJjxU/s800/DSC01939.JPG
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo, rostfreier Stahl wird in der Regel mit über 1000°C gehärtet.
Carbonstahl wird nicht im eiskalten Salzwasser gehärtet.
Lies Dich doch erst mal ein bißchen ein.
Gruß Dietmar
 
Hi Dietmar,
irgendwie glaube ich nicht an die rostfreie Feile, so etwas ist mir noch nie über den Weg gelaufen, und auch im kleinen Stahlschlüssel war kein einziger rostfreier Stahl mit der Anwendung für Feilen beschrieben.

War sie vielleicht beschichtet und hat deshalb nicht gerostet, wie diese Vallorbe-Feilen?
Wenn du von Karbonstahl ausgehst solltest du keine Viertelstunde halten. Die Eisenkarbide zerfallen sehr rasch, nachzulesen im Verhoefen.
Wenn die Feile wirklich rostfrei war reicht die Haltezeit nicht. Wenn mit 25 Grad drunter eine Verdoppelung der Zeit benötigt wird, und du bist 250° drunter, muss die Zeit zu knapp sein.

Wenn ich Zweifel habe, teste ich so etwas z.B., indem ich 1-1,5mm^2 Kupferlitzen auf einen Holzblock lege und drauf rum hacke. Passiert der Klinge nichts ist gut, bricht sie aus kommts auf das Material/die Geometrie an. Verbiegt sie aber,wäre bei einem normalen Feilenstahl mit 200° Anlasstemperatur was falsch gelaufen.
Dann wäre es evtl wirklich rostfrei oder irgendein Trägermaterial für die Beschichtung.

Ich brauche aber nicht erwähnen, das so ein Versuch in Nacharbeit ausarten kann. ;-)
Ansonsten: Einfach im gebrauch ausprobieren, wenn das Material zu wenig gehärtet war, und der Winkel eher fein ist, sollte sich z.B. beim Schnitzen die Schneide umlegen.

Das das kalte Salzwasser ein zu scharfes Abschreckmedium und deshalb ungeeignet ist, wurde ja bereits geschrieben.
 
Hallo,
... Was mich jetzt ein bischen stutzig macht - das Messer korrodiert nicht.
Hätte ich vorher gewusst, dass es eine rostfreie Feile ist, dann hätte ich wohl die Hände davon gelassen. ...

Hallo Chapp,
welchen Einflüssen war das Messer denn bis jetzt ausgesetzt? Wenn Du es bis jetzt immer trocken gelagert hast und z. B. noch keine Limetten für den Caipirinha geviertelt hast, wirst Du von Korrosion auch bei einem C-Stahl kaum was merken. Könnte das Ausgangsmaterial daher nicht doch eine Feile aus nicht rostfreiem Stahl gewesen sein? Rostfreie Feilen kenne ich persönlich zumindest nicht.

Gruß
corax
 
Das ist wieder ein hübsches Rätsel !
Was ist hier passiert und warum ?.

Versuchen wir uns der Lösung wie Sherlock Holmes zu nähern: Wenn alle anderen denkbaren Erklärungen ausgeschlossen sind, muß die einzig übrig bleibende die richtige sein.
Voraussetzung ist allerdings, daß gewisse Grundinformationen vorhanden sind.

Also:

Es war eine rostfreie Feile, weil die Klinge jetzt auch nicht rostet. Dieser Schluß wäre nur dann zulässig, wenn das Messer korrodierenden Medien ausgesetzt gewesen wäre.
Darüber liegt keine Information vor. Ein Tropfen Essig, der eine Zeitlang einwirkt, gäbe schon gewisse Aufschlüsse.

Nebenbei: Manchmal hat man den Eindruck, die Leute denken bei rostendem Stahl, daß der Stahl das von selbst und aus Bosheit tut.
Das ist natürlich nicht richtig. Trocken und sauber gehalten rostet er auch in 100 Jahren nicht.

Feilen aus rostfreiem Stahl macht kein vernünftiger Hersteller, da sie teuer und leistungsschwach wären.
In als Taschenmesser verkleideten Werkzeugkästchen kommen sie aber doch gelegentlich vor. Es ist daher nicht völlig auszuschließen, daß es sich um korrosionsbeständigen Stahl gehandelt hat.

Das könnte man herauskriegen, wenn man eine Härteprüfung macht.
Bei dem geschilderten Vorgehen wäre korrosionsbeständiger Stahl weit unterhärtet und a) relativ weich, da zu wenig Karbide gelöst waren und deshalb zu wenig C für die Härtung zur Verfügung stand und b)-n i c h t korrosionsbeständig, weil nicht genug Chrom in der Grundmasse wäre.

Ist es korrosionsbeständiger Stahl, so könnte man die Klinge mit einer neuen Feile (guter Qualität-kein Baumarkt-special ) gut anfeilen.

Auch hierüber liegt aber keine Informartion vor.

Normaler, ordentlicher Feilenstahl wäre bei der durchgeführten Behandlung knallhart, allerdings erheblicher Rißgefahr ausgesetzt.
Eine Feile würde über die Klinge einfach hinwegrutschen.

Auch darüber wissen wir nichts.

Kalkuliere also: Vernünftige Beurteilung mangels Information nicht möglich !.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Guten Abend allerseits,
Kann das mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass die Klinge jetzt zumindest rostträge ist. Hab nämlich versucht ihr eine künstliche Patina zu verpassen. Und zwar habe ich sie zuerst mit Senf bepinselt, und als es nicht gefruchtet hat mit zitronensaft benetzt.
Habe es inzwischen versucht mit dem Messer 1,5mm. Kupfer durchzuhacken. Es bleiben Miniausbrüche auf der Schneide.
Entweder ist der Schneide zu dünn ausgesschliffen (Ballig geschliffen, ohne Secunderschneide. Genauen Winkel kann ich leider nicht bestimmen), oder doch zu wenig angelassen.
Was mich zu einer weiteren Frage bringt. Verkraftet der Micartagriff es, wenn ich das Messer noch mal so 30min. auf ca.200 Grad anlasse?
Ich hab mal irgendwo gelesen, dass die Kunstharze eher stabiler werden wenn man sie erhitzt. Allerdings weiss ich nicht welche Temperaturen gemeint waren.
 
Hi chapp,
je nach Senf und je nach Stahl wird auch bei rostendem Stahl Zeit benötigt um Patina zu bilden.
Nachdem du Ausbrüche hast, und die Schneide nicht verbogen ist, glaube ich noch weniger an hochlegiert, wenn deine sonstigen Angaben stimmen.
Ich gehe davon aus, der Stahl war nur niederlegiert.

Ich hoffe die Ausbrüche waren nur sehr gering, das ist es was ich mit Nacharbeit meinte.
Du kannst ja noch versuchen mit dem Rücken Glas zu ritzen. Wenn das funktioniert kannst du dir noch ein Stückchen sicherer sein, wenn nicht kanns auch an der Kantenrundung liegen.
Ob nochmaliges Anlassen was bringt, keine Ahnung, aber ich glaube eher nicht. Es sollte ja nicht so viel Restaustensit gelöst worden sein, wenn niederlegiert.
Mitsamt dem Griff würde ich es nicht in den Backofen legen, aber ich hab mit dem Material keine Erfahrung.

Wenn ich schon einen Griff dran habe, arbeite ich fürs weitere Anlassen meist mit heißem Fett und schaue das der Griff ein Stückchen von der Oberläche entfernt ist, und der Stahl vor dem Griff nicht zu heiß wird. Ja nicht über dem Fett mit Wasser kühlen! ;-)

Das Klingenverhalten hast du ja hauptsächlich mit der Stahlwahl festgelegt. Laut Stahlschlüssel hätte eine Feile aus 1.2008 noch 63 Rockwell, wahrscheinlich bei dir noch etwas mehr. Bei einer einigermaßen feinen Klingengeometrie halte ich Ausbrüche bei so einer Misshandlung für tragbar.

Ob die lange Haltezeit natürlich für Kornvergröberung gesorgt haben kann, und daher die Ausbrüche kommen, weiß ich auch nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo, wenn Du schon 30 min bei 200 grad celsius angelassen hast, dann reicht das. Ich tippe ehr auf gefügeprobleme- zu lange haltezeit und zu scharfes Abschrecken kommen schon in Frage. Ach und die Wirkung des Schneidenwinkels ist auch nicht zu unterschätzen .Wie lange hast Du den Senf einwirken lassen?, solche Behanndlung braucht so seine Zeit.
 
Wird der Kohlenstoffstahl durch zu lange Haltezeit unbrauchbar, oder ist er durch eine erneute Härtung wieder zu retten?
Nicht dass ich an dem Messer noch was ändern will. Es lässt sich extrem scharf annschleifen und macht auch sonst einen ganz brauchbaren Eindruck.
Aber ich hatte in gleichem Zuge noch andere Klingen gehärtet, von denen ich mit Sicherheit weiss, dass sie aus Cabonstahl sind.:) Nachdem was ich hier gelesen hab, würde ich die nochmal der WB unterziehen, wenn es denn was bringt.
 
Wie lange hast Du den Senf einwirken lassen?, solche Behanndlung braucht so seine Zeit.

Denn Senf hatte ich ca. 20min. drauf. Bei meinem Mora Messer hat es gereicht um die Klinge zu schwärzen. Beim Selbstgemachten ist die Stelle eher noch blanker geworden als der Rest der Klinge. Warum auch immer...
 
Wird der Kohlenstoffstahl durch zu lange Haltezeit unbrauchbar, oder ist er durch eine erneute Härtung wieder zu retten?
Zu retten sind sie sicher noch, wenn du keine Mikrorisse durch das schroffe härten bekommen hast.
Da keine ungelösten Karbide das Kornwachstum hemmen sind niederlegierte Stähle anfällig gegen selbiges. Ich weiß das da zu hohe Temperaturen sehr ungünstig sind, wie es aber hier mit längeren Haltezeiten am unteren Fenster des Härtebereichs aussieht habe ich nicht parat.
Die Suchbegriffe sind scharfes Normalisieren und Mehrfachhärten.
U.Gerfin hat dazu derart viel geschrieben, das es sogar ich verstanden habe ;-)
 
Hallo, wenn Du wirklich nicht über 800 grad celsius erhitzt hast, dann hat das ehr nicht geschadet. Hast Du allerdings bei den Klingen den Anschliff schon vor dem Haärten angebracht, dann ist, bedingt durch das schroffe Abschrecken schon mit mikrorissen zu rechnen. Halte die klinge kurz in Wasser und lege sie dann einfach hin und schau was passiert, meine Klingen würden dann leicht anlaufen.
 
Zurück