Messer ausdünnen mit der Flex

Genau. Eine Flex kann viel mehr, als nur schruppen und trennen. Aber Übung ist schon vorteilhaft. Mit segmentierten Fächerscheiben und geringerer Drehzahl sollte es aber nicht allzu schwierig sein.
Und die angesprochene Fixierung des Messers rate ich auch an, es lässt sich besser und sicherer arbeiten. Muß man sich halt was bauen, so mit Zwinge am Griff und einem Anschlag.
Jedem, der öfter mal geflext hat, ist schon was um die Ohren geflogen- man lernt daraus. Mit zur Seite springen u.ä. ist da nix.
 
Das ist so ziemlich meine Methode, nur ohne Elektrohobel und schönem Wetter lol
Ich liebe die Einfachheit und, dass alles nach Augenmaß gemacht wird und die Welt wird von Sekundenkleber zusammen gehalten, plus etwas Zweikomponenten Kleber.
 
Ich habe es getan. Ein 20cm "Justinus" von 0,7mm über der Wate auf 0,3mm gebracht. Mit Drehzahlregelung und den Sichtscheiben dauerte das 50min. Es entstehen zwar Funken, aber keine Funkenregenvorhänge- da zischte kein Wasser, da lief nichts an, alles wurde maximal gut handwarm. Das nasse Küchentuch klappte gut, auf Stahlplatten darunter habe ich verzichtet. Der Gedanke: Wenn das Tuch schon Wärme an den Stahl abgeben muß, liegen die Oberflächentemperaturen am Messer eh bereits zu hoch.
Insofern ein voller Erfolg- hätte ich nicht gedacht. Erstaunlich, wie eben die Flächen geworden sind, nach ein paar Zügen mit einem Stein ergab sich ruck-zuck ein ebenmäßiges Tragbild. Am Klingenfinish kann man dann natürlich noch ewig rummachen, und bei montiertem Griff, besonders bei Griffschalen, wird das finish nie perfekt- was solls. Das wäre mit einem Bandschleifer ja auch nicht anders.
 
Das nasse Küchentuch klappte gut, auf Stahlplatten darunter habe ich verzichtet. Der Gedanke: Wenn das Tuch schon Wärme an den Stahl abgeben muß, liegen die Oberflächentemperaturen am Messer eh bereits zu hoch.
Schön, wenn es auch so klappt.
Mein Gedanke war: Das wenige Wasser im Tuch kann nur eine sehr begrenzte Wärmemenge aufnehmen.
Wenn mehr Wärme anfällt, muss man entweder öfter das Tuch neu mit Wasser sättigen, oder man gibt dem Wasser die Chance, sich selbst an einem Objekt mit guter Wärmeleitfähigkeit und hoher Wärmekapazität wieder abzukühlen. So ein Energiefluss bedeutet nicht automatisch, dass das Messer schon zu heiß wird.
 
Mein Gedanke war: Das wenige Wasser im Tuch kann nur eine sehr begrenzte Wärmemenge aufnehmen.
Genau. Ich wollte gerade einen ähnlichen Beitrag verfassen, da kamst du mir zuvor. Die Oberflächentemperaturen dort wo die Flex schleift kann man nicht verhindern (dafür bräuchte man ein System mit einem Kühlmittel). Man kann aber für den Wärmeabfluss was tun und man kann die Masse erhöhen, die die Wärme aufnehmen kann. Wenn man ohne gewässertes Tuch schleift, bleibt die Wärme im Werkstück und da immer mehr Wärme dazukommt steigt die Temperatur immer mehr an, da sie im Werkstück gefangen ist und über die Luft nicht schnell genug abgeführt werden kann. Je größer die Masse, desto besser verteilt sich die Wärme.
 
Mein Gedanke: So rasend schnell kann die einmal eingebrachte Wärme nicht intern im Material abgeleitet werden- also möglichst wenig Energie reinbringen. Die Oberflächentemperatur also gar nicht erst so hoch werden lassen. Ich habe mir gerade ein Schulte-Ufer Chefmesser vorgeknöpft. Bei 2,5mm Rückenstärke, an der Spitze immer noch 1,5mm, mußte richtig viel Material weg. Da habe ich in den dickeren Bereichen mit einer normalen 120er Fächerscheibe und höherer Drehzahl angefangen. Geschätzt halbe Nenndrehzahl. Mit wenig Druck und scharfer Scheibe immer noch weit entfernt von Anlassfarben, aber das Messer wurde dabei schon so warm, daß man die Finger nicht mehr draufliegen lassen konnte. Wasser fing an wegzudampfen. Wer in den dünneren Bereichen so drangeht verschmurgelt dann auch was. Da wird Küchentuch und Stahl wenig helfen, denke ich. Pausen und ständige Kontrolle scheinen da das Mittel der Wahl zu sein.
Die segmentierten Scheiben bringen mehr Luft in die dangerzone, das läuft wirklich prima.

Na ja, ich habs dann geschärft und damit einige Zwiebeln geschnitten, es tut, was ein ausgedünntes Messer tun soll. Und spielt natürlich in einer ganz anderen Liga. So weit, so gut. Witzigerweise scheint das Schulte-Ufer weniger hart zu sein, als das blöde Justinus. Stahlsorte natürlich unbekannt. So sprach es auf Nasschleifpapier ganz gut an.
Aber: Im Unterschied zum Bandschleifer, der ja ein durchaus würdiges Querfinish erzeugen kann, muß man nach de Flexen irgendwie weiter machen. Ich satiniere die Klingen immer mit einem Exenterschleifer und 320er Körnung. So als ersten Schritt. Sieht eigentlich schon prima aus, aber der FR ist grausam.
Gibt es da eine, nicht unbedingt abendfüllende, Lösung?
 
Sieht eigentlich schon prima aus, aber der FR ist grausam. Gibt es da eine, nicht unbedingt abendfüllende, Lösung?
Für ein Finish das einen Effekt auf die Schnittgutfreisetzung hat und nicht lang dauert? Daran wäre ich auch interessiert. Gibt's m.E. nicht.
Besser ist es natürlich immer man produziert keine Wärme. Bloß sind die Möglichkeiten mit der Flextechnik da eben begrenzt.
Da wird Küchentuch und Stahl wenig helfen, denke ich. Pausen und ständige Kontrolle scheinen da das Mittel der Wahl zu sein.
Man sollte das nicht gegeneinander halten. Natürlich ist es gut wenn man durch Pausen der Wärme Zeit gibt sich zu verteilen. Die Wärme muss aber auch irgendwo hin, denn Luft ist kein guter Wärmeleiter. Wasser und Stahl (oder Aluminium und Kupfer) aber schon. Gerade in dünnen Bereichen geht die Wärme natürlich viel schneller durch die Klingendicke, statt den langen Weg die Klinge entlang zu nehmen.
 
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Bleibt die Frage der praktischen Umsetzung. Klar, schön auf weichgeglühtes Kupfer gelegt, wird viel Wärme abtransportiert.
Thermisch scheint die Flexgeschichte aber auch ohne jede Trickserei weniger kritisch zu sein, als man so meinen sollte.
Zur Oberfläche: Satiniert scheint die schlechteste aller Optionen zu sein. Ich werde mal ein finish auf dem Bandschleifer mit feiner Körnung versuchen.
Vorderhand bin ich erstmal glücklich, mit der Flex überhaupt zu solchen Ergebnissen zu kommen.
 
Mein nächstes Flexprojekt muß ich unbedingt mal vorher und nachher wiegen. Habe ich gestern bei einem Petty von "Küchenglück" (Hach, ich stehe auf diese kruden Namen) leider nicht gemacht. Gefühlt ist es nur noch halb so schwer. Wie gesagt, das muss man mal wiegen...
Zu dem "Küchenglück": Schneidenform für mich okay, Griffschalen Hartplastik und ultrahäßlich, Hohlkehlschliff 9mm hoch, und vollkommen unbenutzbar. Höhö, das könnte vielleicht an den 2,2mm über der Hohlkehle liegen...
Ausnahmsweise stand da mal die Stahlsorte drauf. 30CRV 13 oder so- egal. Hauptsache: "Handabzug". Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen...
Diese Katastrophe von Messer (man sollte hier strenggenommen den Begriff Messer mit Anführungszeichen versehen) war auch das erste Messer, an dem ich gelernt habe, das eine scharfe Schneide noch kein Messer macht, welches auch benutzbar ist.
Weil gefühlt die Hälfte der Klinge weg mußte, habe ich mit einer normalen Schruppscheibe(!) angefangen. Interessanterweise trägt die zwar erwartungsgemäß jede Menge ab, bringt aber bei wenig Drehzahl und natürlich wenig Druck erstaunlich wenig Wärme in den Stahl.
Essentiell dabei: Die Drehzahlregelung. Ich habe es spaßeshalber mal an einem definitiv unbrauchbaren Messer ohne Drehzahlreduktion ausprobiert. Laut, grob, und sofortige Überhitzung. Das springen der Scheibe auf der Klinge lässt sich praktisch nicht verhindern- geht garnicht.

Zwischenergebnis nach 40 Minuten: ballige Kontur, und 0,8mm Dicke 1cm über der Schneide gemessen. Damit müßte man doch allmählich mehr machen können, als nur Unkraut zwischen den Gehwegplatten auszukratzen.
Finish: Ich konnte mir nicht verkneifen, meine neuen Fleecescheiben auszuprobieren, obwohl die Geometrie noch nicht fertig ist. Kaum zu fassen- innerhalb kurzer Zeit kann man sich in dem Ding spiegeln. Und das mit einer Flex!
Ich gebe zu, ich war gerührt: 40 Minuten vorher waren da noch Rattermarken von einer Schruppscheibe.

Die Balligkeit werde ich zum Rücken hin noch erhöhen, dann wird auf dem Ruixin final ausgedünnt, dann mit dem Kinsea scharf gemacht...
Sollte das Ding wie angedacht funktionieren, spendiere ich noch meinen persönlichen Standard-WA-Griff. DAS nenne ich mal "upgrade". Letztendlich könnte es doch noch zum versprochenen "Küchenglück" kommen.
 
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, mit der Flex geht alles. Am besten für so etwas (flächen allgemein) funktionieren 125er Fiberscheiben mit einem weicheren Teller. Hier jenachdem wieviel man wegnehmen will mit 80er Korn anfangen dann 120 und finish mit 180. Danach wenn man auf eine perfekte Oberflache scharf ist kann man mit einem Exzenterschleifer nacharbeiten.

Auf jeden Fall von Vorteil, vor allem für feinere Körnungen ist eine regelbare Flex. Die blauen Bosch Professional sind da Preis/Leistung nicht schlecht.
Falls jemand "nachrüsten" will, es lässt sich ganz einfach mit einem Potentiometer ein "zwischenstecker" basteln. Den kann man für jedes Gerät mit AC Motor verwenden.
 
Mich interessiert daran, welche Vertriebe/Hersteller verschiedene Teller anbieten. "Weichere" Teller kenne ich nur aus der Erfahrung heraus, manchmal sind die Träger halt nicht bretthart, sondern lediglich ziemlich steif. Warum Du 125er empfiehlst- keine Ahnung. 115er machen dasselbe, und sind bezüglich nicht erreichbarer Restfläche und des Trägheitsmoments überlegen.
 
Einen Nachteil hat die Flexmethode: Es kostet Zeit. Mit einem (guten=teuren) Bandschleifer und (viel) Erfahrung an dem Gerät ginge es wohl schneller. (?)
Gestern wollte ich das Petty geometrisch finalisieren, und habe nach einer Stunde aufgehört. Bin aber mit einigen Maßen noch nicht da, wo ich hinmöchte. Und ohne Geduld geht es nicht. Eher als man so denkt, sollte man auf eine feinere Körnung wechseln, sonst bleiben hier und da einzelne Riefen zurück. Wem das egal ist, kann hier viel Zeit sparen.
Probehalber schärfte ich das Teil freihand und habe es ausprobiert- Ja, das funktioniert schon ganz prima. Und eine provisorische Schneide hilft mir, die Geometrie zu beurteilen. Alles lässt sich richtig scharf bekommen, und irgendwie schneiden kann es dann auch. Das gilt aber auch für Malerspachtel.

Experimente macht man ja, um etwas herauszufinden. Funktionieren tut Flex+ Drehzahlreduzierung+Segmentscheiben erstaunlich gut. Lohnt sich dieser Weg, oder wäre der Bandschleifer doch langfristig sinnvoller?
Hintergrund: Es gibt einen Unterschied zwischen Effektivität und Effizienz. Da ich noch einige Messer vor mir habe, ist mir das schon wichtig. Effektiv ist die Flex- aber ist sie auch effizient?
 
Kommt drauf an, ob Du Deine Zeit in Geld umrechnen kannst. Dann wird die Effizienz fragwürdig. Falls nicht, dann ist die Flex sehr effizient.
 
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Hm, vielleicht muß man Hobby zu kommerziellen Ambitionen diskriminieren... Und: Reden wir davon Messer zu benutzen bzw. da zu haben, oder geht es um die Kreativität, das DIY?
Wie lange schleift ein (kommerzieller) Messerschmied denn so an dem Rohling, jeweils vor und nach dem Härten? Da habe ich leider noch keine belastbaren Zahlen zu.
Mittlerweile habe ich jedenfalls, auch in diesem Forum, genügend Bilder und Maße von durchaus teuren Messern gesehen, die mich das Fürchten lernten.
Was da an Passungen bei Griffschalen und Spalten am Steckgriff zu sehen ist hat mich manchmal fassungslos gemacht.
Und ein overgrind ootb bei japanischen Messern aus, laut Werbeseite, traditionellen Schmieden-öh, nee. Da flexe ich lieber am "Küchenglück" herum. Egal, wie lange das dauert. Die Zeit gönne ich mir- Zeit ist das letzte Luxusgut.
 
Warum Du 125er empfiehlst- keine Ahnung. 115er machen dasselbe, und sind bezüglich nicht erreichbarer Restfläche und des Trägheitsmoments überlegen.
:unsure: Das müsstest du mir mal erklären. Was für eine Restfläche? Was für ein Trägheitsmoment?
Ich sehe absolut keinen Vorteil in der 115'er Scheibe.
Das einzige Grund warum ich eine 115'er nehmen würde wäre das die Maschine zu schwach ist, aber selbst die Akkuflexen verfügen heutzutage eigentlich über ein ausreichend großes Drehmoment.
 
Restfläche: je größer r, desto größer die nicht bearbeitbare Fläche zu einer gegeben Kante.
Am Rohling egal, mit montiertem Griff schon relevant...

Trägheitsmoment: Bei gegebener Drehzahl steigt das Trägheitsmoment mit dem r.
Stichwort "Gyroskopischer Effekt".
Wer schonmal einen Trennjäger mit 230er Schruppscheibe bediente, weiss, was ich meine. Und wer während es Fahrradfahrens nicht umfiel, hat es bereits erfahren, ohne es unbedingt theoretisch parat zu haben...

Natürlich kann man auch mit 125er Scheiben auf Messer losgehen, aber Vorteile gegenüber 115er Scheiben sehe ich da nicht. Besser wären noch kleiner Formate. Deswegen nehmen ja manche Leute auch Dremel und dergleichen- gar keine schlechte Idee. Wir brauchen nicht Abtragsleistung, sondern Präzision, weil wir keine Brückengeländer, sondern Messer bearbeiten.
 
Meinst du eine nicht nutzbare Fläche auf der Fiberglasscheibe weil man nur mit dem Rand arbeitet?

Gyroskopicher Effekt ist bekannt.
Mir ist da nur noch kein nennenswerte Unterschied zwischen einer 125'er und einer 115'er aufgefallen.
Wo man den Unterschied deutlich merkt ist zwischen einer 1mm Trennscheibe und einer Schruppscheibe (aufgrund der höheren Masse...)
 
"Meinst du eine nicht nutzbare Fläche auf der Fiberglasscheibe weil man nur mit dem Rand arbeitet?"

Nein. Kannst ja auch prima die gesamte Fläche der Scheibe auflegen, Drehzahlregelung vorausgesetzt. Mir geht es um die nicht bearbeitbare Fläche am Werkstück. Das Runde passt halt nicht ins Eckige.

Zur Trägheit: Da halte ich 125 zu 115 jetzt auch nicht kriegsentscheidend. Das bezog sich lediglich auf stonies Aussage, 125er funktionierten "am besten". Ich denke dagegen, je kleiner, desto besser. Gäbe es 50mm Segmentscheiben passend zu einer günstigen (leichten!) Flex, wäre das wohl optimal. Obwohl- was gibt es schon, was es nicht gibt? Na ja, jedenfalls geht es schon ins Handgelenk, eine normale Flex eine Stunde praktisch schwebend über ein Messer zu halten. Andererseits: 1 Stunde konzentriert eine Messerklinge gegen ein Schleifband zu drücken ist auch nicht ohne.
 
Ha, habe ich doch gesagt. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Tolle Dinger hast Du da rausgesucht. Da kann sich ja jemand mal dran versuchen. Ich sprach zwar von Segmentscheiben- aber ganz sicher, die gibt es auch irgendwo zu kaufen.
Vermutlich gibt es im Bereich der Druckluftmaschinen auch noch ganz spannende Klamotten.
 
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