Messer eingenäht - was tun?

Owain

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Hier mal was aus der Rubrik: Denken (auch wenn's wehtut) kann viel
Arbeit ersparen. Ich habe gerade mein erstes pseudo-nordisches
Messer gebaut (Fertigklinge mit Steckerl in Teakholzgriff) und
wollte nun die entsprechende nordische Lederscheide dazu nähen. Es
sollte eine Steckscheide mit seitlicher Naht werden. Nun dachte
ich mir, das Messer soll ja später nicht in der Scheide klappern,
also habe ich es schön eng eingenäht. Was ich dabei natürlich
nicht bedacht hatte, war, daß das Messer einen z.T. konkaven Griff
hat. Das heißt in diesem Fall, daß das "Parierelement" ca. 3mm
breiter ist als der Teil dahinter.
Naja, es kam natürlich, wie es kommen mußte: Als das Leder dann
trocken und hart war, war es schön um das Messer geschrumpft und
dieses saß (und sitzt immmer noch) bombenfest in der Scheide.
Herausziehen völlig unmöglich - höchstens für Herkules. Naja,
wieder was gelernt ....:mad:

Gibt es noch eine Möglichkeit, eine solche Lederscheide (aus 2,5mm
Walkleder mit Spieß, von Stefan Steigerwald) nachträglich zu
weiten oder anderweitig zu retten, oder muß ich sie unter
"Lehrgeld" abhaken?

Mit bestem Dank für Tips, Mitleid und freundlichen Spott
Owain
 
Durch erneutes aufweichen wird das Leder wieder elastischer, und wenn du die entsprechenden Stellen mit ausreichend Zug/Druck fixierst, kannst du durchaus eine Weitung erzielen.
 
Hallo Owain,

wenn ich dich richtig verstanden habe hast du eine Köcherscheide mit Keder an der Schneidenseite gebaut.

Mach volgendes, trenn deine Naht auf, nimm den Keder heraus und fertige einen neuen, der entsprechend freigeschnitten ist um das Messer später ziehen zu können. Nun nimmst du das Messer und wickels 3-4 lagen Früstücksfolie darum, das solte dir nach dem Trocknen etwas freiraum und leichteres ziehen ermöglichen. Nun klebst und nähst du die Scheide wieder zusammen, und wenns klappt passts:super:


Viel Erfolg und schöne Grüße, David


PS: Walkleder ist eine Klasse für sich, dessen Verarbeitung viel Erfahrung bedarf! Nimm für den Anfang lieber Blankleder, das ist besser zum Einstig geeignet.
 
Vielen Dank schonmal für die Tips!

[...] wenn ich dich richtig verstanden habe hast du eine Köcherscheide mit Keder an der Schneidenseite gebaut.[...]

Da habe ich mich mißverständlich ausgedrückt: es ist eine Scheide ohne Keder; sondern eine, bei der die Naht auf der Seite des Messers verläuft, nicht an Rücken oder Schneide. Es ist quasi das, was hier manchmal als "Frontalnaht" bezeichnet wird, nur auf der Rückseite. Demzufolge ist auch Dein Vorschlag leider nicht machbar, David, da ja gar kein Keder da ist.

Ich vermute mal, daß wenn die Scheide überhaupt gerettet werden kann, dann eher durch dehnen - bloß wie??
Bin für alle Vorschläge offen und dankbar.:)

Beste Grüße, Owain

PS: Im nachhinein bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob es Walk- oder
Blankleder ist. Es ist das Leder, welches von Stefan Steigerwald
als Spieß-Leder (Qualität 1 (Orthopädieleder)) vertrieben wird.
Sollte das Walkleder sein, umso schlechter für mich, denn die
Hybris, mich bewußt als Anfänger gleich an die "Königsklasse" zu
wagen, habe ich ganz gewiß nicht.
 
Ich vermute mal, daß wenn die Scheide überhaupt gerettet werden kann, dann eher durch dehnen - bloß wie??
so:
Durch erneutes aufweichen wird das Leder wieder elastischer, und wenn du die entsprechenden Stellen mit ausreichend Zug/Druck fixierst, kannst du durchaus eine Weitung erzielen.

Hast Du schon probiert???
Vielleicht langts ja - und David hat ja mit dem Frühstücksfolientip auch noch was für die nächste Trocknung vorgeschlagen....


gruß,
torsten
 
Ich würde es erst mal mit "einweichen" versuchen und schauen, ob sich das Messer dann aus der Lederscheide "befreien" läßt. Das Leder weitet sich, wenn es nass ist, bzw. läßt sich weiten. Da ist noch "einiges drin".
Falls ja, gibt es evtl. nen Trick, um die Lederscheide passende zum Messer zu formen. Aber erst mal muß es "raus" ;)
 
Dann hab ich dich Missverstanden, entschuldige!

In dem Fall wirst du eine neue Lederscheide anfertigen müssen, denn das Walkleder wirst du nicht in dem maß dehnen oder weiten können. Fertige dir einen Messerdummy aus Holz, den du so formst, das die Fingermulde ausgefüllt und der Umfang nach oben größer wird, mit den Grundmaßen deines Messers, diesen schlägst du dann in Frischhalte folien ein und nähst die Lederscheide darauf.

Schöne Grüße, David
 
Eventuell kannst du versuchen die Naht an der engsten Stelle auftrennen. Vorsichtig Stich für Stich in Richtung Scheidenmund. Ziehe das Messer Stück für Stück nach, bis du es ganz ziehen kannst. Wenn du das Messer jetzt zurücksteckst, siehst du eine Lücke in Rhombusform. Schneide ein Stück Leder passen zu und setze es da ein. Um´s neu nähen kommst du zwar nicht herum, aber so kannst du die Scheide vielleicht retten.

Grüße Willy
 
Viele gute Tips !
Ich will nur nochmal unterstreichen_:
Nasses Leder ist sehr dehnbar und formbar, - fang einfach an mit viel Wasser, einweichen und dann mit Geduld und am besten mit Arbeitshandschuhen, - falls die Klinge scheller rausrutscht, als vermutet.
JUST DO IT !:super: :super:

Gruss, Ralf
 
Hallo Owein,

probieren kannst Du es mit dem Einweichen ja mal, vielleicht klappt es ja. Was die weitere Verwendung angeht, bin ich nicht sehr optimistisch. Ein Stück einzusetzen, könnte auch klappen, ist aber schon eine schöne Fummelei. Vielleicht ist es wirklich besser das unter "Erfahrung" abzuhaken.

Vielleicht ein kleiner Tip, wenn ein Parierelement im Spiel ist und trotzdem auf der Vorder- oder Rückseite auf Stoß genäht werden soll:

Ich habe in solchen Fällen von Pattex eine 2-Komponenten-Knetmasse genommen und quasi das fehlende Stück an den Griff "anmodelliert", aushärten lassen und mit Doppelklebeband auf den Griff geklebt.
Scheide nähen und - wie David schon sagte - etwas Frischhaltefolie um den Griff legen, Scheide trocknen lassen, Messer ziehen:haemisch: und das anmodellierte Teil entfernen, fertig!

Vielleicht geht es auch einfacher, aber so hab' ich das schon einige Male mit Erfolg gemacht.

Und auch wenn es nur ein kleiner Trost ist, diesen Fehler wirst Du bestimmt nicht wieder machen.

Aber vielleicht eine Linkshänderscheide bauen? :steirer:
 
falls du das messer ins nasse leder eingenäht hast (ohne folie) und das messer nun schon seid etlichen stunden oder gar tagen da drin steckt, solltest dich nicht wundern, wenn das messer kräftig rost angesetzt hast.

die herausgelösten gerbstoffe sind unglaublich aggressiv.
ich habe es so schon mal geschafft einen 440C übernacht mit rost zu überziehen.

eine klinge aus c75 ist letztens schon nach ner halben stunde kräftig angelaufen.

jaja, ich lerns auch noch..... (das mit der folie) :irre:
 
Schon mal vielen Dank für alle Tips und Ratschläge.:super:

Nach dem erneuten Anfeuchten habe ich das Messer wieder aus der Scheide ziehen können. Rost war Gott sei Dank keiner entstanden, da ich die Klinge zwar nicht in Frischhaltefolie, aber in Parafilm (ist so was ähnliches, nur elastischer, aus dem Laborbedarf) eingewickelt hatte.

Da es sich so anfühlte, als ob es nicht um viel Platz geht, der hier fehlt, ist mein Plan für das weitere Vorgehen folgender:
Ich möchte die Scheidennaht im oberen Teil wo der Griff ist wieder auftrennen, um dann einen Lederstreifen hochkant dazwischen zu stellen. Also so, daß die neue Naht dann durch drei Schichten Leder geht. Da das Leder ja 2,5 mm dick ist, schätze ich, daß das schon das nötige Spiel zum Ziehen des Messers liefern würde. Was das Dehnen angeht, ist David da ja skeptisch, und dieser Experise glaube ich ;) .

Was mein Ihr, ist das eine sinnvolle Idee (unter der Prämisse, daß das Ergebnis nicht schön, aber zumindest leidlich funktional sein soll)?

Beste Grüße
Owain
 
Da das ja die Rückseite der Scheide ist, wieso nicht? Glatt verschliffen fällt das kaum auf. Außer dir natürlich, und das erinnert dich später an deine Anfänge.

Grüße Willy
 
...
Nach dem erneuten Anfeuchten habe ich das Messer wieder aus der Scheide ziehen können. ...
Wenn das Messer nach dem Anfeuchten aus der Lederscheide "raus ging", hat das Leder nachgegeben.
Ich würde da den "Knete-Trick" versuchen. Also da wo das Leder zu eng am Messer in einem "Hohlraum des Griffs" anliegt Knete mit doppelseitigem Klebeband drauf drücken. Das ganze in Frischhaltefolie. Und dann noch mal in die angefeuchtete Lederscheide.
Meine Erfahrung mit "nordischen Lederscheiden und Walkleder mit Spieß ist, dass sich das Leder im Durchmesser durchaus 2-3mm weiten läßt, wenn es nass ist. Ein Versuch wäre es wert.
Und für die nächste Lederscheide ist es hilfreich, die Naht nicht bis zum oberen Rand zu nähen. Sondern 2 cm unter dem Rand die Naht beenden. Hat man auf den letzen 2cm am oberen Rand noch 2 dreieckige Flügel stehen lassen, kann man den Rand schön zusammendrücken (die Flügel überlappen sich). Man erhält eine gute Spannung, die ausreicht, das Messer zu halten. Es läßt sich aber bequem ziehen, da der Rand (die oberen 2cm) nachgibt. (Ich hoffe, das war einigermassen verständlich. Ich kann aber gerne mal ein Bild davon machen).
 
Falls Du es vor der OP noch mit Weiten probieren willst, solltest Du die betreffenden Stellen mal mit Sattelseife behandeln, das darin enthaltenen Glycerin macht das Leder sehr weich und in nassem Zustand sehr dehnbar.
 
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