Messer von Pius Lang

Eiter

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Hallo,
ich habe jetzt ein in meinen Augen ziemliche bizarres Preisverhätnis festgestellt. Vor einigen Wochen habe ich
mir eine Herder K0 (nicht rostfrei) Vorgelschnabel bei einem bekannten Anbieter für 45 € gekauft. Ein ziemlich stolzer Preis für ein Messer mit ca. 9 cm langer Klinge und einem Gewicht von 30g. Jetzt kostet das Messer beim gleichen Anbieter 67 €. Ein Kochmesser von Pius Lang mit 20 cm Klinge aus 1.4116 Stahl gibts bei Amazon für 29 € incl. Versand.
Mir kommt dieses Preisverhätnis absurd vor. Ist das winzige "Messerchen" von Herder so viel besser?

Viele Grüße
Eiter
 
Der Preis eines Messers bestimmt sich primär über die Arbeitsstunden und nicht den Materialwert. Tatsächlich unterscheiden sich kurze Klingen vom "Arbeitsaufwand" nicht so erheblich von langen Klingen, wie man denken könnte. Die Anzahl der Arbeitsschritte ist identisch. Herder schleift in mehreren Schritten von Hand. Das wird bei dem Preis vom Pius Lang, erst recht wenn tatsächlich alles "Made in Germany" sein sollte, nicht möglich sein. Ob's einem das Wert ist, muss jeder selber wissen.

Das K0 mit einem 20cm Kochmesser zu vergleichen, macht natürlich wenig Sinn, weil das zwei völlig unterschiedliche Kategorien von Messern sind. Wenn wir uns in vergleichbaren Dimensionen bewegen, würde ich lieber 120€ für das K5, 170€ für das 1922 oder 200€ für das KChef ausgeben als 30€ für das Pius Lang, das sich in Bezug auf den Klingenschliff mutmaßlich nicht von einem 15€ Kochmesser aus dem Edeka unterscheidet.
 
Ich will nun kein Streitgespräch anfangen, aber bei den obigen Argumenten ist es dann auch wieder verwunderlich, das das Mini Yatagan vom gleichen Anbieter für 17,50 € angeboten wird, ebenfalls blaugspließet und mit vergleichbarer Größe, bei einem anderen Anbieter gibts das dann für 15 €. Zu den 67 € ist das dann ein großer Sprung. Preispolitik?
 
Ich habe weder das Yatagan noch das K0 aber wenn ich meine Messer aus der Standard- mit der K-Serie vergleiche, sind bei letzteren die Griffe aufwendiger und besser verarbeitet, das Schliffbild ist "makelloser" und die Schneidperformance gefällt mir durch den leicht balligen Walkschliff besser als beim Flachschliff. Das spielt beim Vogelschnabel wohl keine Rolle und von der Performance tut es dann wahrscheinlich auch der Vogelschnabel für ca. 10€ von Herder.

67€ ist im übrigen auch ein Ausnahmepreis, ich habe mein K1 für um die 35-40€ gekauft. Dass ein Hersteller seine "Flaggschiffserie", weil aufwendiger in der Herstellung, preislich über der Standardserie platziert, ist nachvollziehbar.
 
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Moin

....ist das dann ein großer Sprung. Preispolitik?

Ja.

Was sonst?

Wenn du ein Messer für die Küche mit Vogelschnabelklinge möchtest, das hervorragend schneidet (und sonst nichts), dann kauf dir eins von Victorinox für 4,-€.

Wenn du das bestmögliche Stück Handwerk aus Solinger Fabrikation möchtest, dann kauf das Windmühlen.

Meine Stieftochter ist jahrelang sehr glücklich mit Flipflops durch die Welt gereist. Sie wird in ihrem ganzen Leben noch nicht so viel für Schuhe ausgegeben haben, wie ich für ein Paar.

Das Herder K0 (nicht rostfrei) Vorgelschnabel ist ein Schälmesser. Das kann jedes Kneipchen mit buntem Plastikgriff für 1,-€.
Sieht halt nur Kacke aus. Fühlt sich Kacke an und man kann hier schlecht damit angeben.

Nimm Otter aus Solingen. Die haben bei bestimmten Messermodellen den Preis in den letzten 20 Jahren entspannt um 500% angehoben.

Wenn du eins möchtest, dann stell dich hinten an und mach die Scheine locker.
Wenn du einfach nur ein Taschenmesser für die Brotzeit suchst, dann kauf dir für 10,-€ ein Opinel.
Das Ganze nennt sich "Markt".

Lars Enander von Gränsfors hat mal in einem Interview erklärt, dass er drei Äxte/Beile am Tag schmiedet.... an fünf Tagen in der Woche.
Der Reporter fragte ihn dann: " das sind ja nur 15 Stück in der Woche..... die Leute wollen aber viel mehr." Woraufhin Lars antwortete: " Dann mache ich sie halt teurer".

Es ist seine Arbeit und sein Leben. Also zahl, was er verlangt..... oder lass es einfach sein.

Meine Bolognese schmeckt nicht anders, weil ich die Zwiebeln nicht mit einem Herder geschnitten habe, sondern nur mit einem Japaner aus Seki.

Ebensowenig sieht die Akropolis in Athen für meine flipfloptragende Tochter anders aus, als für mich in meinen rahmengenähten Edeltretern.

Entweder Maximum in der Funktion oder im Stil..... oder beides...... oder keins.

Gruß
chamenos
 
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Danke für Eure Stellungnahmen.
Ich habe heute mal ein mehr als 40 Jahre altes Billigmesser aus meiner Studentenzeit, gekauft im Supermarkt ohne Material und Herstellerangabe, hervorgeholt, war oft im Geschirrspüler. Der Griff sitzt immer noch fest auf der Klinge, ohne Spalt. Beim K0 kann ich nach 6 Wochen den Fingernagel in einen Spalt zwischen Holz und Klinge legen. Ich würde Herder da nicht so in Schutz nehmen.
Wenn ich mir das Ausshehen (und in einem Fall auch Gewichtsangabe) von meinem WMF 20 cm Kochmesser und die Messer von Zwilling, Wüsthoff, auch Pius Lang oder auch andere ansehe, dann würde ich mich nicht wundern wenn alle Rohklingen aus 4.116 vom gleichen Hersteller stammen und dann "nur" noch weiterverarbeitet werden, was jedoch erhebliche Qualitätsunterschiede mit sich bringen kann bezüglich Schleifen usw.. Den Stahl stellt sowieso niemand selber her. Der 4.116 Stahl wird als Bandmaterial m. E. vom selben Produzenten gekauft, ebenso CMV. So viele Stahlkocher gibts ja nicht mehr in Deutschland.
Gruß
Eiter
 
Die Qualität eines Küchen-/Kochmessers an der Spülmaschineneignung festzumachen, halte ich für sehr gewagt.

Aus meiner Sicht gehören Küchen-/Kochmesser überhaupt nicht in die Spülmaschine!

Gruß

Matthias
 
Habe ich wohl vergessen hinzuschreiben: Sowohl das Herder noch meine WMF und Tadafusa waren noch nie im Geschirrspüler.
 
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