Woz
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Das Berti ist wieder auf der Reise, und daher wird es Zeit für einen Bericht.
Ich hatte ja die Freude an recht vielen Passarounds teilzunehmen, doch dieser hier unterschied sich von den Anderen. Wieso? Weil ich bis zuletzt nicht weiß wie ich das Messer finde.
Frisch aus der Box war ich hin und weg. Die Verpackung ist sehr edel, das Messer schön gemacht, der Horngriff eine optische wie haptische Freude, die Klinge scharf. Nett! Dazu der Messerblock, der das Messer schützt und dekorativ ist. Top!
Dann der Praxisteil 1: Kochmesser!
Das Il Pontormo ist einem alten Messertyp nachempfunden. Auf der Seite des Messerkontors die Geschichte zum Messer:
Als Andrea Berti das Messer auf dem Gemälde "Cena in Emaus" des Malers Pontormo in den Uffizien in Florenz sah, beschloß er, diese wunderschöne Klingenform wieder aufleben zu lassen und erschuf als Hommage an den Ranaissance Künstler das Pontormo-ein Universalmesser zum Schneiden, Wiegen, Hacken und Filetieren.
Also ein Stück Geschichte aus Stahl. Nur: Gab es diesen Messertyp auch abseits des Gemäldes? Und wieso ist er ausgestorben, oder nur noch selten zu finden?
Ich hab diesmal die Fotos vergeigt, daher leihe ich mir ein Symbolfoto vom Messerkontor. Das Messer aus dem PA hat einen schönen schwarzen Horngriff, das Bild passt also nicht optimal. Sorry
In der Praxis ist das Il Pontormo eine Enttäuschung. Klar, man kann Tomaten ohne Quetschung schneiden, es trennt Fleisch sauber und schneidet Gemüse aller Art, nur: Es geht mit einem guten Chefmesser, Gyuto oder Santoku wesentlich besser. Das Pontormo kann alles, aber nichts wirklich gut. Nicht einmal als Wiegemesser brilliert es. Nicht falsch verstehen, es ist kein schlechtes Messer, nur eben auch nicht das erhoffte Universalmesser.
Dann aber kam mir die Erleuchtung, und es folgte:
Praxisteil 2: Tafelmesser!
Auf dem Gemälde liegt das Messer beim Abendmahl am Tisch. Und zwar mehrere davon. Da liegt in der Regel wohl kein Kochmesser, also ist das Il Pontormo etwa ein Vespermesser?
Ein Blick in die schöne Verpackung zeigt: Treffer! Da steht das Messer sei für Käse, Fleisch (Braten) etc geeignet. Nicht preparazione, nein, servizio. Also: Vespertest!
Und da macht es Freude! Krustiges Brot hab ich mir gespart, aber Semmeln und Weckerl schneiden war eine Freude. Weißbrot oder Baguette auch. Tomaten, Käse, Salami, Schinken... Das Il Pontormo ist das Vesper und Picknickmesser der Wahl. Ok, zum streichen ist es nicht ideal, war wohl zu Pontormos Zeiten nicht so gängig Brot zu bestreichen (Butter war ja nicht billig, und Streichkäse oder Nutella nicht erfunden). Aber alle anderen Vesper (Jausen) Aufgaben löst das Messer mit Bravour. Hier macht die Klingenform was her, und noch etwas: Das Gemälde stammt aus 1525. Zwar gab es damals Gabeln, nur: Verbreitet waren sie nicht. So schreibt Wikipedia:
Kleine zweizinkige Gabeln benutzte der italienische Adel im Mittelalter zunächst, um sich beim Essen von Obst nicht die Hände zu beschmutzen. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts nennt das Haushaltsinventar des Königs von Frankreich zwölf Gabeln, zur selben Zeit besaß Herzog Karl von Savoyen nur eine einzige Gabel. Belegt ist, dass noch König Matthias Corvinus im 15. Jahrhundert mit den Fingern aß, ebenso Anna von Österreich und ihr Sohn Ludwig XIV. von Frankreich. Hier setzte sich die Gabel beim Adel später durch als in Italien.
Um 1600 berichtet ein Chronist von einem Mahl in Frankreich: „Während ich einen saftigen Braten verzehrte, bemerkte ich vier Herren, die nicht ein einziges Mal das Fleisch mit den Fingern berührten. Sie führten Gabeln zum Mund und beugten sich tief über ihre Teller. Da ich keine Erfahrung besaß, wage ich nicht, es ihnen nachzutun, und aß nur mit meinem Messer."
Die Spitze des Messers und die Finger ersetzten also die Gabel. Es wurde aufgespießt und geschnitten. Ich habe mir zwar das Essen von der Spitze gespart, aber das spießen mit Cherrytomaten und Weintrauben versucht - geht Klasse!
Fazit: Wer ein Kochmesser will, der sollte die Finger vom Berti lassen. Da gibt es bessere Messer (auch von Berti, und jedenfalls im Messerkontor, Auswahl ohne Ende!) Aber wer ein Vesper und Picknickmesser der Edelklasse sucht, der ist mit dem Il Pontormo gut beraten. Lederscheide statt Messerblock, und ab in den Picknickkorb! Ich muss mir jedenfalls gut überlegen ob ich dem Messer widerstehen kann, mit Lederscheide gefiele mir das Ding echt gut als edles Esswerkzeug!
Achso: Für alle die nicht so ein großes Jausenmesser wollen: Es gibt das Il Pontormo auch kleiner. Auch von Berti. Passenderweise als Tafelmesser beworden! Siehe Hier!
Und: Ich habe den Berti Katalog der beiliegt studiert, und muss sagen: WOW! Superschöne Messer, und bei den Verpackungen tun sich die Italiener mal was an! Traumhaft!
Woz
Ich hatte ja die Freude an recht vielen Passarounds teilzunehmen, doch dieser hier unterschied sich von den Anderen. Wieso? Weil ich bis zuletzt nicht weiß wie ich das Messer finde.
Frisch aus der Box war ich hin und weg. Die Verpackung ist sehr edel, das Messer schön gemacht, der Horngriff eine optische wie haptische Freude, die Klinge scharf. Nett! Dazu der Messerblock, der das Messer schützt und dekorativ ist. Top!
Dann der Praxisteil 1: Kochmesser!
Das Il Pontormo ist einem alten Messertyp nachempfunden. Auf der Seite des Messerkontors die Geschichte zum Messer:
Als Andrea Berti das Messer auf dem Gemälde "Cena in Emaus" des Malers Pontormo in den Uffizien in Florenz sah, beschloß er, diese wunderschöne Klingenform wieder aufleben zu lassen und erschuf als Hommage an den Ranaissance Künstler das Pontormo-ein Universalmesser zum Schneiden, Wiegen, Hacken und Filetieren.
Also ein Stück Geschichte aus Stahl. Nur: Gab es diesen Messertyp auch abseits des Gemäldes? Und wieso ist er ausgestorben, oder nur noch selten zu finden?
Ich hab diesmal die Fotos vergeigt, daher leihe ich mir ein Symbolfoto vom Messerkontor. Das Messer aus dem PA hat einen schönen schwarzen Horngriff, das Bild passt also nicht optimal. Sorry

In der Praxis ist das Il Pontormo eine Enttäuschung. Klar, man kann Tomaten ohne Quetschung schneiden, es trennt Fleisch sauber und schneidet Gemüse aller Art, nur: Es geht mit einem guten Chefmesser, Gyuto oder Santoku wesentlich besser. Das Pontormo kann alles, aber nichts wirklich gut. Nicht einmal als Wiegemesser brilliert es. Nicht falsch verstehen, es ist kein schlechtes Messer, nur eben auch nicht das erhoffte Universalmesser.
Dann aber kam mir die Erleuchtung, und es folgte:
Praxisteil 2: Tafelmesser!
Auf dem Gemälde liegt das Messer beim Abendmahl am Tisch. Und zwar mehrere davon. Da liegt in der Regel wohl kein Kochmesser, also ist das Il Pontormo etwa ein Vespermesser?
Ein Blick in die schöne Verpackung zeigt: Treffer! Da steht das Messer sei für Käse, Fleisch (Braten) etc geeignet. Nicht preparazione, nein, servizio. Also: Vespertest!
Und da macht es Freude! Krustiges Brot hab ich mir gespart, aber Semmeln und Weckerl schneiden war eine Freude. Weißbrot oder Baguette auch. Tomaten, Käse, Salami, Schinken... Das Il Pontormo ist das Vesper und Picknickmesser der Wahl. Ok, zum streichen ist es nicht ideal, war wohl zu Pontormos Zeiten nicht so gängig Brot zu bestreichen (Butter war ja nicht billig, und Streichkäse oder Nutella nicht erfunden). Aber alle anderen Vesper (Jausen) Aufgaben löst das Messer mit Bravour. Hier macht die Klingenform was her, und noch etwas: Das Gemälde stammt aus 1525. Zwar gab es damals Gabeln, nur: Verbreitet waren sie nicht. So schreibt Wikipedia:
Kleine zweizinkige Gabeln benutzte der italienische Adel im Mittelalter zunächst, um sich beim Essen von Obst nicht die Hände zu beschmutzen. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts nennt das Haushaltsinventar des Königs von Frankreich zwölf Gabeln, zur selben Zeit besaß Herzog Karl von Savoyen nur eine einzige Gabel. Belegt ist, dass noch König Matthias Corvinus im 15. Jahrhundert mit den Fingern aß, ebenso Anna von Österreich und ihr Sohn Ludwig XIV. von Frankreich. Hier setzte sich die Gabel beim Adel später durch als in Italien.
Um 1600 berichtet ein Chronist von einem Mahl in Frankreich: „Während ich einen saftigen Braten verzehrte, bemerkte ich vier Herren, die nicht ein einziges Mal das Fleisch mit den Fingern berührten. Sie führten Gabeln zum Mund und beugten sich tief über ihre Teller. Da ich keine Erfahrung besaß, wage ich nicht, es ihnen nachzutun, und aß nur mit meinem Messer."
Die Spitze des Messers und die Finger ersetzten also die Gabel. Es wurde aufgespießt und geschnitten. Ich habe mir zwar das Essen von der Spitze gespart, aber das spießen mit Cherrytomaten und Weintrauben versucht - geht Klasse!
Fazit: Wer ein Kochmesser will, der sollte die Finger vom Berti lassen. Da gibt es bessere Messer (auch von Berti, und jedenfalls im Messerkontor, Auswahl ohne Ende!) Aber wer ein Vesper und Picknickmesser der Edelklasse sucht, der ist mit dem Il Pontormo gut beraten. Lederscheide statt Messerblock, und ab in den Picknickkorb! Ich muss mir jedenfalls gut überlegen ob ich dem Messer widerstehen kann, mit Lederscheide gefiele mir das Ding echt gut als edles Esswerkzeug!
Achso: Für alle die nicht so ein großes Jausenmesser wollen: Es gibt das Il Pontormo auch kleiner. Auch von Berti. Passenderweise als Tafelmesser beworden! Siehe Hier!
Und: Ich habe den Berti Katalog der beiliegt studiert, und muss sagen: WOW! Superschöne Messer, und bei den Verpackungen tun sich die Italiener mal was an! Traumhaft!
Woz