Messerstahl aus Feile etc, (Nutzschärfe halten?)?

Shimmy

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Hallo,

ich habe vor, Messer aus Feilen oder der beliebten Autofeder herzustellen.
Den Härtegrad und die Feinheit des Gefüges kann ich ja mit entsprechender Behandlung steuern.
Jedoch ist es mir wichtig, dass der Stahl bei längerer Nutzung eine Nutzschärfe behält und nicht stumpf wird (wie so manch günstiger Serienstahl).
Worauf habe ich zu achten (was für eine Legierung wäre ideal?) und welche Dinge könnte ich für mein Vorhaben nutzen (vornehmlich z.B. Werkzeuge, welche wenig Nachbearbeitung benötigen wie Feilen)?

Danke

Viele Grüße,
Shimmy
 
Eine Präzisierung deiner Frage wäre sicher hilfreich. Stumpf wird jeder Stahl irgendwann. Deine FRage berührt viele Komplexe - Stahlwahl, Wärmebehandlung, Feststellen der Legierung etc. - das alleine kann hier schon abendfüllend sein.

Gruß

Uli
 
Hallo,

Also ich hatte mir mal eine Klinge aus Feilenstahl macht und hatte den Eindruck das die Klinge vom liegen stumpf wird, d.h. geschärft und weggelegt dann wars nach ein paar Tagen wieder stumpf.

Grüße

DHO
 
Hallo,

ich habe vor, Messer aus Feilen oder der beliebten Autofeder herzustellen.
...
was für eine Legierung wäre ideal?

Ok, du willst mit Schrott arbeiten, bzw. alte Werkzeuge umarbeiten. Die wirst du dir dann aber wohl kaum in einer bestimmten Legierung schicken lassen können, die Frage macht für mich so keinen Sinn. Man nimmt was man bekommt und schaut dann (z.B. mit Funkenprobe und Stahlschlüssel) ob es halbwegs passend für den jeweiligen Einsatzzweck ist. Zum Thema Wiederverwertung gibts unzählige Beiträge im MF, zum Start vielleicht mal dieser Thread:

http://www.messerforum.net/showthread.php?65274-Welchen-Schrott-wof%FCr&highlight=schrott

Hallo,
Jedoch ist es mir wichtig, dass der Stahl bei längerer Nutzung eine Nutzschärfe behält und nicht stumpf wird
Hätten wir das nicht alle gerne? :D
Das ist wohl eine der wenigen Anforderungen, die durch die Bank alle Schneidwerkzeuge erfüllen sollten. Aber welcher Weg dafür zu gehen ist, ist von Werkzeug zu Werkzeug komplett unterschiedlich. Haumesser würde ich mit gutem Gewissen aus Federstahl schmieden, aber nie würde ich daraus ein Rasiermesser machen. Umgekehrt wird dir ein Haumesser aus Feilenstahl vielleicht irgendwann um die Ohren fliegen.
Wichtig ist, dass du dir, wie Uli schreibt, im klaren wirst, was das Messer können soll. Danach richtet sich die Stahlwahl, die Art der WBH und die Geometrie. Ein Skalpell wird anders geschliffen als ein Axt. Auch der Begriff "Nutzschärfe" ist zwischen diesen beiden Werkzeugen ziemlich unterschiedlich definiert. Nicht zuletzt muss auch der Anwender wissen, wie mit dem Werkzeug umzugehen ist. Das steht alles auch ausführlich im Buch "Messerklingen und Stahl" von Roman Landes. Sicher ein guter Tip zum Einsteigen!

Daher: Bitte werd ein bisschen konkreter, um welche Art Messeres gehen soll, oder - noch besser - lese dich im MF in das Thema ein, denn eigentlich wurden die meisten Fragen eh schon oft genug beantwortet.

LG, Oliver
 
Ich würde dir vor allem raten die verschiedenen Stähle mit einfachen Messern durchzuprobieren, z.B. Wikingermessern.
Da lernst du schon einiges um das Schmieden und Härten ohne dich in Unkosten zu stürzen.
Der richtige Federstahl kann z.B. auch recht feine Klingen ergeben, man erwärmt aber beim Härten (je nach Legierung) schnell zu wenig und zweifelt deshalb an dessen Schnitthaltigkeit. Da sollte man einfach frei verschiedene Härtetemperaturen testen und auch hin und wieder eine Bruchprobe vornehmen.

Mit Kreissägeblättern habe ich auch sehr gute Erfahrungen gemacht und es passt auch das Format.

Markenfeilen würde ich aufheben bis ein gewisser Erfahrungsschatz vorhanden ist, wäre sonst fast ein bischen schade.

Grüße,
Eisenbrenner
 
wow, ziemlich schwierige Frage - Schnitthaltigkeit ist so subjektiv wie Schärfe. Klar wird alles irgendwann stumpf; und auch klar, wann eine Klinge als stumpf oder scharf eingestuft wird ebenfalls.
Natürlich erwartet man gerne die eierlegende-Wollmilchsau - die es so natürlich nicht gibt. Und dann wir auch gerne der Fokus auf die Stahllegierung gelegt und Klingengeometrie und Wärmebehandlung außen vor gelassen, obwohl das ganz maßgebliche Faktoren sind.
Schärfe bedeutet feine Schneide und das geht am einfachsten mit Stählen, die keine großen Mengen an Karbiden bilden, also sowas á la .14034, c70, odr Federstählen - nur sind die auf Grund von fehlenden, verschleißhemmenden (wie Zähen im Zahnfleisch) Karbiden nicht sonderlich verschleißfest.
Weiter geht es dann mit den Stahllegierungen, die eine gewisse Menge an verschleißhemmenden Karbiden in der harten Grundmatrix eingelagert haben, wie z.B. 100Cr6 (kugellagerstahl), Feilenstahl, 1.2552, AUS 6 oder 8 und noch viele andere. immer noch relativ einfach zu schärfen (verschleißhemmend bedeutet auch immer, dass das Schärfen schwieriger und aufwändiger wird). Feinere Scheidenwinkel werden möglich und höhere Härten werden möglich, was (vor allem bei hartem Schnittgut) feineres Schneiden bedeutet, obwohl die Schneide an sich grober ist, wie bei den erster genannten Stählen.
Dann kommen, mit zunehmend gesteigertem Karbidgehalt Stähle wie z.B. 440c oder ats34 oder rwl34 oder die Schnellarbeitsstähle A2 o.ä., die erhebliche Mengen an Karbiden aufweisen, schwierig auf hohe Schärfe zu bringen sind und die gerade auf Grund ihrer Härte und insbesondere des hohen Karbidgehaltes bei feinen Schneidenwikeln schnell zum Ausbrechen der Schneide neigen. Hält man den Scheidenwinkel etwas größer, bekommt man allerdings sehr verschleißfeste Klingen, die im Alltag den Anforderungen vielen Nutzer vollauf genügen. (Meinen allerdings nicht - kommt eben sehr auf die Erwartungen an).
Die Steigerung findet sich dann in den höchstlegierten, pullvermetallurigischen Stählen wie z.B. cpm440v und ähnlichen. Sehr schwierig und aufwändig scharf zu bekommen (Diamant ist sehr hilfreich!). Bei relativ 'stumpfen' Schneidenwinkeln aber sehr verschleißfest; sehr erstaunlich; man kann die Dinger einfach nach dem Abschwarten von Wild in die Erde stecken und trotzdem geht es danach weiter ;-)

Hängt also sehr vom persönlichen Level ab und davon, was geschnitten werden soll.
Die feinsten Schärfen kenn ich, wie gesagt, von C70, 1.4034, c100 o.ä. - ist angenehm für Küchenmesser z.B., schnell und einfach zu schärfen, was aber dann auch sehr unkompliziert möglich ist.
In Alltag habe ich ein Klappmesser aus 440C (1.4125) - etwas schwieriger zu Schärfen, feine Schärfe recht schnell weg, dafür aber eine nutzbare Alltagsschärfe relativ lang gegeben.
Mein 'Liebling' ist ein Messer aus Feilenstahl - brutal feiner Schneidenwinkel und bissige Schneide möglich. Einfach nachzuschärfen, aber mäßig verschleißfest und auch empfindlich gegen Ausbrüche.

Bie Deiner Fragestellung ist schwierig was zu empfehlen, weil nicht klar ist, was Du an Erfahrung gemacht hast und im Vergleich dazu erwartest (bzw. warum Du überhaupt in die Recyclingschiene von Stahl gekommen bist und was Du für Verarbeitungsmöglichkeiten (Schimieden, eigener Härteofen?) hast.
Und auch nicht, was für ein Messer für welchen Anwendungszweck Du suchst....

.... würde ich z.B. einen Allrounder suchen, dann würde ich SB1 wählen (rostträge, robust, relativ verschleißfest).
Für ein Küchenmesser c70 oder c100 - schnell scharf und feine Schneidenwinkel möglich.
Für ein Haumesser c70 oder 1.2552.
Zum Schnitzen c100, Feile oder 1.2552.
Für Jagdarbeit AEB-L, 440c, ATS/Rwl 34 oder CPM's (je nachdem, ob Schwerpunkt auf Schärfe oder Schnitthaltigkeit)

.... und das alles natürlich unter der Prämisse, dass Schneidenwinkel/- geometrie und Wärmebehandlung auf den Stahl abgestimmt wurden und sorgfältig durchgeführt wurden - sonst kommt das grundsätzliche Potential nicht zum Tragen.

...also alles nicht so trivial und ein Zusammenspiel von vielen Parametern und abhängig von den subjektiven Erwartungen ;-)

VG,
Torsten
 
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