Messerstahl geradebiegen?

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sowas hab ich nochnicht erlebt, entweder werden die Kreissägeblätter neu geschränkt (die ohne Hartmetall) oder nachgeschliffen.
Das an einem Kreissägeblatt rumgehämmert wird ist mir neu.
Dass stumpfe Sägezähne nicht durch Hammerschläge auf das Blatt scharf werden und ohne Nachschliff mit oder ohne Nachschränkung freischneiden, dürfte selbst dem Dümmsten klar sein.

Ich war auch noch kein Augenzeuge einer solchen Nachbearbeitung.
Trotzdem wurde mir das Richten der 900mm Kreissägeblätter von zwei Sägewerksbetreibern und einem Lieferanten unabhängig voneinander so erklärt. Auch wenn der Filmbericht über den japanischen Sägemacher mit luschigen Kommentaren vom Hintergrundmenschen verwässert wurde, der Sägemacher hat seine Säge auch auf diese Weise "gerichtet".

Das ist kein planloses "Rumhämmern" sondern Kaltverfestigen durch gezielte Schläge , bzw. Richten. Zudem sind die großen altmodischen Kreissägen lediglich federhart bei ca. 46HRC, so dass das Hämmern zum Verspannen durchaus einen Sinn ergibt.

Gruß Andreas
 
Das Richten auch von Kreissägeblättern war Stand der Technik, als die Blätter noch selbst schneiden mußten. Sowohl in dem Buch "Practical Blacksmithing"-in Übersetzung auszugsweise erhältlich bei F. Dick- wie auch in Haedicke "Die Technologie des Eisens" wird das Richten des Sägenkörpers ausführlich besprochen.
Gerade für große Kreissägen war das enorm wichtig, weil bei den hohen Umfangsgeschwindigkeiten jede Unwucht verheerende Folgen hätte haben können.
Es ist übrigens gar nicht so einfach.
Nach den in "Practical Blacksmithing" empfohlenen Methoden habe ich mich mal an ganz einfachen Aufgaben versucht, mit kläglichem Erfolg.

Ich weiß nicht, ob wir denselben Film meinen: in einem Bericht über japanische Holzbearbeitungswerkzeuge wurde auch das Ausrichten der feinen Zugsägen durch "Spannen" der Sägen durch ganz exaktes Hämmern gezeigt- im Text allerdings kam mehr Desinformation als sonst was rüber. Ich erinnere mich, daß der Kommentator beim Ausschmieden eines papierdünnen Sägeblatts von 3 mm Blattstärke als besonders dünn faselte.

Heutzutage wird das Richten durch Spannen nicht mehr so wichtig sein, weil man den Sägenkorpus weicher und leichter richtbar machen kann, weil nur eingesetzte oder aufgelötete oder induktiv spitzengehärtete Zähne schneiden. Früher war es wie gesagt ein Muß und die Aufgabe besonders geschickter Arbeiter.

Freundliche Grüße
U. Gerfin
 
Ja Uli,

das ist derselbe Film - dort hat der Sägemacher die Zugsäge mit einem feinen Hammer und leichten, plazierten Schlägen - eigentlich eher ein "Tickern" auf dem Blatt - gerichtet.

Die großen hammerschlaggerichteten Kreissägeblätter hat der hiesige Sägewerker, von dem ich sie habe, mittlerweile gegen HM-bestückte Blätter getauscht, eben weil der Aufwand für das Richten/Verspannen zu hoch ist. Sie sehen aus, als hätten sie unter einer Schüttgutanlage gelegen, so sehr sind sie mit den Richtmarken gezeichnet. Falls man sich darunter nichts vorstellen kann, stelle ich gern noch Bilder davon ein...

Und da die Blätter in der Rotation mittels gezielter Verspannung "rund" liefen, wäre es für mich eine plausible Begründung gewesen, dass sie sich nach dem Zersägen in Streifen krümmen, weil die vormals korrekte Verspannung nicht mehr ausgewogen ist - was aber mittlerweile als Ursache für die Ausgangsfrage ausgeschlossen werden kann.

Gruß Andreas
 
Hallo,

danke euch für die Aufkärung, bin schon in einigen Sägewerken rumgekommen, aber noch nie soetwas gehört.
Mann lernt halt nie aus.
Für luftauge:
ich meinte mit meiner Aussage, dass das die einzige Behandlung der Blätter ist die ich kenne.

Gruß
 
@Alex:
Kein Problem - ich hätte das "Dengeln", Richten oder "Kaltverspannen durch gezielte Hammerschläge" von solchen Kreissägeblättern vorher auch für einen Insiderscherz gehalten. Das ist Wissen und Technik, das immer mehr verloren geht, wenn man die Fachleute vor Ort nicht mit Fragen löchert ;)

Die komplette Erklärung ist noch etwas umfangreicher, tut aber hier nichts zur Sache, da müsste ich selbst erst wieder nachfragen - ein Messer aus seinem Sägeblatt mit "Original-Richtmarken" hat er jedenfalls schon bekommen, "Reservierungsoption" ist sozusagen vorhanden... :glgl:

btw:
In der Winterzeit werden die Sägeanlagen nach Aussage der hiesigen Sägerwerker meist gewartet und überholt, ist also momentan gute Gelegenheit, nach aussortierten Gatter- und Kreissägeblättern (1.2235/1.2003) zu fragen - ob das im restlichen Deutschland auch im Winter üblich ist, weis ich nicht.

Gruß Andreas
 
Hallo Forum,

ich verarbeite zur Zeit auch Kreissägeblätter und habe auch Probleme mit den Eigenspannungen nach dem Ausschneiden des Rohlings. Bei mir machten sie sich aber erst so richtig nach dem Härten bemerkbar.
Meine letzte Klinge steckte ich im geraden Zustand ins Öl, hinaus kam aber ein Ding, so krumm wie eine Sichel.

Das Sägeblatt wurde schon mal ziemlich stark gerichtet, teilweise mit Richtmarken von fast 1mm Tiefe.
Kann ich also die Eigenspannungen durchs Richten rausnehmen, indem ich vorher spannungssarm glühe?

Nach dem Ausschneiden des Klingenrohlings aus dem Sägeblatt zeigt sich meißtens noch kein Verzug, da ist noch alles gerade. Nach dem Weichglühen habe ich meistens eine leichte Verformung drin, die kann ich aber wieder einfach rausbiegen. Jetzt sollte ich spannungsarmglühen (damit das Material die eigenspannungen durchs Richten "vergisst") , und dann härten, verstehe ich das richtig?

In welchem Temperaturbereich/Haltezeit soll ich Glühen? Ich würde sagen bei meinem Stahl handelt es sich um 1.2235 oder so.

Grüße und ein erfolgreiches Jahr 2010,
Oliver
 
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