Messerverbot auf dem Kiez

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Da wäre ich vorsichtig. Ich hab - mal wieder - nach Zahlen gesucht, aber keine gefunden. Die Kriminalitätsstatistik weist nicht die Art der Waffen aus, die zB bei schwerer KV oder räuberischer Erpressung (Banküberfall und ähnliches) verwendet werden. Ich glaube (!) nicht, dass Meser so eine geringe Rolle spielen. Schon deswegen, weil sie leicht verfügbar sind. Und weil die Zahl der Gewaltaten im Familienbereich ( Küchenmesser) nicht zu unterschätzen ist. Fakt ist, was genaues weiss man nicht.

Pitter, du hast Recht, dass man ohne vernünftiges Zahlenmaterial nix genaues sagen kann.

Du hast auch völlig Recht,was die Messer als Tatmittel bei Gewaltdelikten angeht. Ich denke auch, dass sie hier, aus den von dir genannten Gründen, eben KEINE untergeordete Rolle spielen.
Was ich meinte war, dass Messer bei den reinen Verstößen gegen das WaffG, eher eine untergeordnete Rolle spielen (also z.B das Führen eines Butterflys, o.ä.) Dazu sind die verbotenen Messer im Vergleich zu den "erlaubten" eindeutig zu wenige (noch).

Und in den von dir genannten Fällen (Famillie) handelt es sich immer um erlaubnisfreie Messer, die noch nichteinmal als Waffe gelten, wo also das WaffG aus den Rennen ist.
Der SPD Mann fordert ein Totalverbot von Hieb und Stichwaffen. Dann soll er mal sagen, wo die Waffe anfängt und wo das Taschenmesser aufhört. Wenn jetzt alle feststehenden oder feststellbaren Messer (als Beispiel) zur Waffe gemacht und verboten werden, sucht sich der Kriminelle X halt was anderes. Auch ein 5cm kleines nichtfeststehendes Messer kann ein Drohpotential haben, wenn ich es dir an die Kehle halte.

Andere Staaten haben uns ja schon gezeigt, dass es ein Totalverbot überhaupt nichts bringt, außer der Kriminalisierung der normalen Bevölkerung.

Man sollte stattdessen mal lieber dafür sorgen, dass Kriminelle, die ein Messer missbräuchlich verwenden, vernünftig bestraft werden, anstatt alle scharfen und spitzen Gegenstände zu verbieten.

Verhaltensweisen sollten unter Strafe gestellt, nicht die Tatmittel als solche verboten werden.

Aber was predige ich hier. Bringt ja eh nix. In 25 Jahren haben wir alle per Microchip registrierte Küchenmesser mit abgerundeter Spitze. Gekauft werden können die nur noch im staatlich überprüften Versandhandel, da ein mitführen außerhalb der eigenen 4 Wände unter Höchststrafe gestellt ist. Raubüberfälle sind an der Tagesordnung, aber zum Glück wird alles von den überall aufgestellen Polizei-Kameras aufgenommen. Der Täter wird natürlich ermittelt, weil er schon mit 3 in die Gen-Datenbank kam, als man feststellte, dass er seinen Teller nicht leer ist....
 
hunter_81 schrieb:
Man sollte stattdessen mal lieber dafür sorgen, dass Kriminelle, die ein Messer missbräuchlich verwenden, vernünftig bestraft werden, anstatt alle scharfen und spitzen Gegenstände zu verbieten.

... und hier fällst du auf die gleiche Falle rein, wie alle anderen wenn sie Messerverbote unterstützen. Seit Jahren folgen die deutschen Richter in der Mehrheit dem Ruf der Bevölkerung nach härteren Strafen. Die Plätze im Knast werden ja nicht wegen steigender Kriminalitätsraten knapp (die haben wir nämlich nicht), sondern weil die Richter immer längere Haftzeiten aussprechen. Das Problem ist nur das Abschreckung nicht funktioniert und Resozialisierung mit immer mehr Häftlingen immer schwieriger wird.
Kriminalität verhindert man am besten bevor der Knast angesagt ist, aber wenn das erfolgreich ist sieht es halt niemand und deswegen "wirkt" es auch nicht.

Chrisse
 
Leute, jetzt schaut doch erst einmal hin, wer da den Schnabel aufreißt. Das ist die Hamburger SPD. Klingelt da 'was? "Riesige" Waldflächen und Gärten, wenn man denn nur unter starker Platzangst leidet? Opposition in einem Bundesland, in dem schon dem Frühjahrsputz der martialische Titel "Hamburg räumt auf" verpaßt wird? Stadtstaat und damit sowieso halber Sonderling in der Ländervertretung? Anno dunnemals aus dem Stand zwanzig Prozent für einen gewissen Herrn Schill, nur für das Versprechen, daß er ein ganz fürchterlich neuer Besen sein werde? Dessen Hinterlassenschaft sich zufällig genau heute in Luft auflöst und die verbliebenen Wähler auf der Straße stehenläßt, wo sie frierend drauf warten, daß sie jemand abholt?
 
Pitter hat Recht! Es wäre mehr als hilfreich, wenn geeignetes Zahlenmaterial für eine genaue Analyse zur Verfügung stehen würde.

Aber was werden Politiker wie der Abgeordnete Dressel als nächstes verbieten wollen?

So werden z. B. Körperverletzungen nicht nur mit Messern, meistens Haushaltsmesser, seltenst Sammlermesser oder dergleichen, sondern auch mit Dingen des alltäglichen Lebens begangen, so z. B. mit Füllern (!). Kehrt der Abgeordnete Dressel zur Schiefertafel und Kreide zurück?

Jo
 
Der Mörder des Jungen in München hat vor 10 Jahren schonmal einen Jungen umgebracht, mit 70 Messerstichen, was in jedem Bericht besonders betont wird. Heute kam Nachschlag, vor Kurzem wurde ein Mädchen von einem ähnlich einzustufenden Täter mit 21 Messerstichen umgebracht, ebenfalls besonders hervorgehoben: das Messer.

Der erste Täter kam nach "Verbüßung" (welch ein Hohn !!!) seiner Strafe frei, der zweite sitzt noch.
Welche Leute sorgen mit ihrem Gewinsel dafür, dass solche Leute wieder frei kommen ? Dieselben Leute, die einen Generalverdacht gegen alle Mitbürger durchsetzen wollen.

Das sind die Fakten, mit denen man diese Wichtigtuer, Wirklichkeitsvergesser und - verdränger "erschlagen" muss, immer und immer wieder.
Was nicht heissen soll, das die anders gefärbten Wirklichkeitsverdränger und Selbstversorger es anders machten...

Gruß Andreas
 
achlais schrieb:
Ich denke so ein bisschen an Noam Chomskys Aussage: "Ein Volk, das Angst hat, ist leicht zu regieren."

Ich glaube, daß "die Meinungsbildung der Politik" so und nicht anders funktioniert.

Im hier konkreten Fall hinterfragt der Normalbürger die aufgezählte Statistik nicht. Er unterscheidet nicht zwischen Waffendelikten (also auch Verstößen gegen das WaffG allein durch Besitz) und Gewaltdelikten (mit Waffen als Tatwerkzeug). Für ihn ist es das selbe. So werden wir gelenkt und so lassen wir uns lenken.

Das ist der Punkt. Exakt so. Leider recht subtil. Und deswegen wird auch ein Vermitteln und Erklären schwierig.

Ich schweife - wie immer ;) mal ab und wiederhole mich (vielleicht hilfts), aber weils meines Erachtens auf der gleichen Argumentationsschiene läuft und zeigt, wohin es führen kann (drf Leser können den Text überspringen :)

1. Mehr Sicherheit für Radfahrer durch den Bau von Radwegen.

Es werden Millionen für inerörtliche Radwege ausgegeben, um angeblich das Radfahren sicherer zu machen und zu fördern. Man postuliert, das Radfahren auf der Fahrbahn sei besonders gefährlich, deswegen müsse man den Verkehr trennen. Das klingt ja auch vernünftig. Wer wird schon gerne auf dem Rad von hinten überrollt.

Das dumme daran ist, dass entgegen der Thesen der Verkehrsplaner und gegen das subjektive Angstempfinden, Radfahren überhaupt nicht gefährlich ist, egal wo man fährt. Selbst wenn man sich die Unfallzahlen von Kindern auf dem Schulweg ansieht (Kinder werden halt immer sehr gerne als Begründung herangezogen), ist das Unfallrisiko, besonders das von schweren Unfällen, bei den Kindern höher, die mit dem Auto zur Schule gefahren werden, gegenüber denen, die mit dem Rad zur Schule fahren.

Andersrum belegen Untersuchungen, dass das Unfallrisiko auf Radwegen gegenüber dem Fahren auf der Fahrbahn bis zu 12x höher ist. Und das sind keine Untersuchungen von radfahrenden Ökoaktivisten. Die Zahlen gibts beim statistischen Bundesamt oder wurden von der Polizei erhoben. Nicht nur in D. Die Gründe dafür sind vielschichtig, müssen und können wir hier nicht diskutieren. Wer das genauer wissen will, findet genug zum Lesen im WWW. Hint: Die Oma, die an der Kreuzung vom rechtsabbiegenden LKW überrollt wird - kommt jede Woche einmal vor - ist ein typischer Radwegeunfall. Der ist systembedingt. Auch wenn der LKW Fahrer strafrechtlich der dumme ist.

Und obwohl faktisch alles gegen das Argument Sicherheit spricht, obwohl die Untersuchungen recht einfach sogar im WWW zu finden sind, wird weiter munter mit der Sicherheit argumentiert. Weil man u.a. offenbar zu faul ist, sich um Fakten zu bemühen. Und peinlicherweise sind das eben nicht nur die gescholtenen Politiker, die so verfahren, sondern oft auch die Lobbyisten - auch der ADFC mag Radwege ;).

Entschieden wird ausschliesslich nach dem eigenen Bauch und vor allem nach dem Bauch der Wähler und Beitragszahler. Dummerweise auf Kosten derer, die man ja eigentlich schützen will. Die müssen sich mit dem höheren Unfallrisiko abfinden ;) Dass ein Grossteil der Radwege entgegen den Mindestansprüchen der Verwaltungsvorschrift angelegt wird, und damit das Unfallrisiko nich weiter stiegt, kommt dazu.

Das schöne daran ist, dass sich die Erkenntnis langsam durchsetzt, und sowohl rechtlich (die StVO wurde dahingehend geändert) wie praktisch (oft wird, wenn auch erst nach Widerspruch, die Benutzungspflicht aufgehoben) langsam Änderungen eintreten.

Achso, bevor mans vergisst, das eigentliche Ziel ist oft natürlich nicht mehr Sicherheit, sondern freie Fahrt für freie Autos. Die in der Stadt zwar auch nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von um die 30 km/h erreichen, ist aber wurscht, Wähler fühlt sich halt gebremst. Das geht ja nun nicht.

2. Mehr Sicherheit durch Fahrradhelme

Argumentationstruktur siehe oben. Selbst Untersuchungen, die den Nachweis führen sollten, dass das Radfahren mit Helm sicher ist, können das nicht belegen. Nein, die immer zitierten 85% weniger Verletzungen stimmen nicht ;) Peinlicherweise ist es offenbar eher so, dass das individuelle Verletzungsrisiko beim Radfahren mit Helm steigt, gerade wenn zB eine Helmpflicht eingeführt wurde. Dazu hilft der Helm, bei vielen typischen Radwege Unfällen (s.o.)überhaupt nicht.

Auch das widerspricht erstmal dem persönlichen Sicherheitsempfinden. Wenn man sich näher damit beschäftigt, werden die Zusammenhänge klarer. Meinetwegen bleibt das auch strittig. Aber dann eben strittig! Dann muss man sich eben näher damit beschäftigen.

Passiert aber nicht. Wir wollen mehr Sicherheit - Helm macht sicherer - also setzt euch und euren Kindern den Deckel auf. Dass man andersrum die Kinder mit Deckel auf falschen und schlechten Rädern ungeübt jeden Hang runterrasen lässt, ist aber - was die Sicherheit angeht - ok. Ahso.

Man könnte auch einen Helm beim Autofahren fordern. Das Risiko für Kopfverletzungen ist beim Autofahren besonders hoch. Da würde ein Integralhelm sicher helfen. Na das geht ja wohl nicht.

Das dumme an dieser Sache ist, da wird noch eifrig weitergemacht. Nachdenken nicht in Sicht.

Und genauso funktioniert das mit den Messern. Wollt ihr, liebe Eltern, dass eure Kinder in der Schule oder auf dem Nachhauseweg mit dem Messer erstochen werden? Nein, natürlich nicht. Also verbieten wir die Messer, ist doch ne gute Idee, oder? Vor allem schafft man dadurch auch noch sozialen Druck, ohne dass man sich selbst die Hände schmutzig macht. Was bist denn Du für einer, der sein Kind ohne Helm fahren lässt. Was bist denn Du für einer, der seinem Kind ein Messer in die Hand gibt. Willst Du einen Messerstecher erziehen?

Dass das Lebensrisko für die Kinder eher durch die fetten Butterstullen mit Nutellaaufstrich oder durch das täglich fünfstündige Hintern Plattsitzen vor dem Fernseher und der Spielekonsole steigt, als durch Radfahren ohne Helm oder das Tragen von Messern, wird nicht wahrgenommen.

Wenn ich mitbekomme, wie sowas funktioniert, bekomm ich zwar immer nen dicken Hals. Das damische Sicherheit Argument funktioniert leider zu gut, auch wenn es objektiv nicht nachweisbar ist. Leider hab ich keine Ahnung, wie man dem erfolgversprechend gegensteuern soll.

Vorschläge werden dankend angenommen.

Grüße
Pitter
 
@pitter

*standingovations*
selten so einen treffenden text gelesen

ich hab allerdings das gefühl, dass in unserer gesellschaft eigentlich eh schon alles zu spät ist.
 
Erst mal :super: ,Pitter!

Leider gibt es ja in dem Bereich keine vernünftige Statistik, wo die Taten nach Tatmittel aufgeschlüsselt sind.
Also man da wohl nicht viel weiter.
Für mich ist der Schluss daher weiter:
Mitglied im FWR werden, weil unsere Messer halt auch unters WaffG fallen.


Mal so als lektüre:
More Guns, Less Crime: Understanding Crime and Gun-Control Laws (Studies in Law and Economics)
von John R., Jr. Lott

Da geht es zwar leider um Schusswaffen, Lott zeigt da aber auch ganz gut, daß man mit dem "Bauchgefühl" da falsch liegt.
 
Heute morgen habe ich in der Welt in einen Artikel gelesen das es den Behörden vor Ort ermöglicht wird Zonen zu definieren in den Messertragen verboten ist.

Hierfür steht eine nötige Erweiterung des Waffengesetzes kurz vor dem Abschluß.

Von Hamburg geht die Initiative aus um auf dem Kiez das Tragen von jeglichen Messer zu verbieten.

Gruß

Jens
 
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