achlais schrieb:
Ich denke so ein bisschen an Noam Chomskys Aussage: "Ein Volk, das Angst hat, ist leicht zu regieren."
Ich glaube, daß "die Meinungsbildung der Politik" so und nicht anders funktioniert.
Im hier konkreten Fall hinterfragt der Normalbürger die aufgezählte Statistik nicht. Er unterscheidet nicht zwischen Waffendelikten (also auch Verstößen gegen das WaffG allein durch Besitz) und Gewaltdelikten (mit Waffen als Tatwerkzeug). Für ihn ist es das selbe. So werden wir gelenkt und so lassen wir uns lenken.
Das ist der Punkt. Exakt so. Leider recht subtil. Und deswegen wird auch ein Vermitteln und Erklären schwierig.
Ich schweife - wie immer

mal ab und wiederhole mich (vielleicht hilfts), aber weils meines Erachtens auf der gleichen Argumentationsschiene läuft und zeigt, wohin es führen kann (drf Leser können den Text überspringen
1. Mehr Sicherheit für Radfahrer durch den Bau von Radwegen.
Es werden Millionen für inerörtliche Radwege ausgegeben, um angeblich das Radfahren sicherer zu machen und zu fördern. Man postuliert, das Radfahren auf der Fahrbahn sei besonders gefährlich, deswegen müsse man den Verkehr trennen. Das klingt ja auch vernünftig. Wer wird schon gerne auf dem Rad von hinten überrollt.
Das dumme daran ist, dass entgegen der Thesen der Verkehrsplaner und gegen das subjektive Angstempfinden, Radfahren überhaupt nicht gefährlich ist, egal wo man fährt. Selbst wenn man sich die Unfallzahlen von Kindern auf dem Schulweg ansieht (Kinder werden halt immer sehr gerne als Begründung herangezogen), ist das Unfallrisiko, besonders das von schweren Unfällen, bei den Kindern höher, die mit dem Auto zur Schule gefahren werden, gegenüber denen, die mit dem Rad zur Schule fahren.
Andersrum belegen Untersuchungen, dass das Unfallrisiko auf Radwegen gegenüber dem Fahren auf der Fahrbahn bis zu 12x höher ist. Und das sind keine Untersuchungen von radfahrenden Ökoaktivisten. Die Zahlen gibts beim statistischen Bundesamt oder wurden von der Polizei erhoben. Nicht nur in D. Die Gründe dafür sind vielschichtig, müssen und können wir hier nicht diskutieren. Wer das genauer wissen will, findet genug zum Lesen im WWW. Hint: Die Oma, die an der Kreuzung vom rechtsabbiegenden LKW überrollt wird - kommt jede Woche einmal vor - ist ein typischer Radwegeunfall. Der ist systembedingt. Auch wenn der LKW Fahrer strafrechtlich der dumme ist.
Und obwohl faktisch alles gegen das Argument Sicherheit spricht, obwohl die Untersuchungen recht einfach sogar im WWW zu finden sind, wird weiter munter mit der Sicherheit argumentiert. Weil man u.a. offenbar zu faul ist, sich um Fakten zu bemühen. Und peinlicherweise sind das eben nicht nur die gescholtenen Politiker, die so verfahren, sondern oft auch die Lobbyisten - auch der ADFC mag Radwege

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Entschieden wird ausschliesslich nach dem eigenen Bauch und vor allem nach dem Bauch der Wähler und Beitragszahler. Dummerweise auf Kosten derer, die man ja eigentlich schützen will. Die müssen sich mit dem höheren Unfallrisiko abfinden

Dass ein Grossteil der Radwege entgegen den Mindestansprüchen der Verwaltungsvorschrift angelegt wird, und damit das Unfallrisiko nich weiter stiegt, kommt dazu.
Das schöne daran ist, dass sich die Erkenntnis langsam durchsetzt, und sowohl rechtlich (die StVO wurde dahingehend geändert) wie praktisch (oft wird, wenn auch erst nach Widerspruch, die Benutzungspflicht aufgehoben) langsam Änderungen eintreten.
Achso, bevor mans vergisst, das eigentliche Ziel ist oft natürlich nicht mehr Sicherheit, sondern freie Fahrt für freie Autos. Die in der Stadt zwar auch nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von um die 30 km/h erreichen, ist aber wurscht, Wähler fühlt sich halt gebremst. Das geht ja nun nicht.
2. Mehr Sicherheit durch Fahrradhelme
Argumentationstruktur siehe oben. Selbst Untersuchungen, die den Nachweis führen sollten, dass das Radfahren mit Helm sicher ist, können das nicht belegen. Nein, die immer zitierten 85% weniger Verletzungen stimmen nicht

Peinlicherweise ist es offenbar eher so, dass das individuelle Verletzungsrisiko beim Radfahren mit Helm steigt, gerade wenn zB eine Helmpflicht eingeführt wurde. Dazu hilft der Helm, bei vielen typischen Radwege Unfällen (s.o.)überhaupt nicht.
Auch das widerspricht erstmal dem persönlichen Sicherheitsempfinden. Wenn man sich näher damit beschäftigt, werden die Zusammenhänge klarer. Meinetwegen bleibt das auch strittig. Aber dann eben strittig! Dann muss man sich eben näher damit beschäftigen.
Passiert aber nicht. Wir wollen mehr Sicherheit - Helm macht sicherer - also setzt euch und euren Kindern den Deckel auf. Dass man andersrum die Kinder mit Deckel auf falschen und schlechten Rädern ungeübt jeden Hang runterrasen lässt, ist aber - was die Sicherheit angeht - ok. Ahso.
Man könnte auch einen Helm beim Autofahren fordern. Das Risiko für Kopfverletzungen ist beim Autofahren besonders hoch. Da würde ein Integralhelm sicher helfen. Na das geht ja wohl nicht.
Das dumme an dieser Sache ist, da wird noch eifrig weitergemacht. Nachdenken nicht in Sicht.
Und genauso funktioniert das mit den Messern. Wollt ihr, liebe Eltern, dass eure Kinder in der Schule oder auf dem Nachhauseweg mit dem Messer erstochen werden? Nein, natürlich nicht. Also verbieten wir die Messer, ist doch ne gute Idee, oder? Vor allem schafft man dadurch auch noch sozialen Druck, ohne dass man sich selbst die Hände schmutzig macht. Was bist denn Du für einer, der sein Kind ohne Helm fahren lässt. Was bist denn Du für einer, der seinem Kind ein Messer in die Hand gibt. Willst Du einen Messerstecher erziehen?
Dass das Lebensrisko für die Kinder eher durch die fetten Butterstullen mit Nutellaaufstrich oder durch das täglich fünfstündige Hintern Plattsitzen vor dem Fernseher und der Spielekonsole steigt, als durch Radfahren ohne Helm oder das Tragen von Messern, wird nicht wahrgenommen.
Wenn ich mitbekomme, wie sowas funktioniert, bekomm ich zwar immer nen dicken Hals. Das damische Sicherheit Argument funktioniert leider zu gut, auch wenn es objektiv nicht nachweisbar ist. Leider hab ich keine Ahnung, wie man dem erfolgversprechend gegensteuern soll.
Vorschläge werden dankend angenommen.
Grüße
Pitter