Mittellage entkohlt?

Xerxes

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Hi, ich hab am We ein Kochmesser geschmiedet. Ausgangsmaterial war eine Mittellage 1,5mm aus 1.2519 und auf jeder Seite 2mm Reineisen. Ich hab die Bleche zweimal kurz auf Schweißtemperatur gebracht, danach bei normaler Schmiedetemperatur ausgeschmiedet. Beim Härten ist mir am Zunder schon aufgefallen, dass scheinbar nicht nur die Mittellage gehärtet wurde. Eben hab ich die Klinge auf einem groben Naturstein geschliffen (Da zeigt sich immer super ein Kontrast zwischen Hartem und weichem Material) und es ist scheinbar wirklich ein guter Teil des ehemaligen Reineisens gehärtet worden. Die Schweißlinie zwischen den beiden Materialien kann man noch erahnen, doch ist scheinbar einiges von dem Kohlenstoff in das Reineisen diffundiert. Eine Feile greift jedoch noch nicht an der Schneidlage.

Naja, eigentlich hab ich mir das Phänomen ja schon selber erklärt, aber ist das normal, dass der Kohlenstoff so schnell diffundiert? Liegt das evtl. an dem Reineisen, dass es den Kohlenstoff stärker zieht? Wie kann man das vermeiden?

Fotos von der Klinge folgen, mir sind gerade die Batterien leer gegangen...

Gruß Jannis
 
Wie sieht es eigentlich mit dem C-Gehalt des Reineisens aus:D
Ich habe zwar nicht mit mageren Stählen zu tun,aber wenn er sehr Mager ist gibt es eine Menge Auszugleichen und wenn man bedenkt,das bei jeder Schweißhitze bei einem Traditionell geschmiedetem Katana bei jeder Schweißung 0,03% Kohlenstoff verloren gehen:hehe:,aber das ist eine ganz andere Sache,aber die werde ich noch Überprüfen.

Gruß Maik
 
Hallo Jannis !
Die Diffusion des Kohlenstoffs beim Schweißen ist schon vielfach erörtert worden. Genaue Angaben dazu kann man aber nicht wirklich machen, da die jeweiligen Bedingungen immer unterschiedlich sind.
Einer Quantifizierung kommt Verhoeven am nächsten, der aber von den sehr hohen Schweißtemperaturen der amerikanischen Damastschmiede ausgeht-so ab 1200 Grad aufwärts- und dabei einen völligen Ausgleich des C-Gehalts in Sekundenbruchteilen beobachtet.
Nach einer anderen Quelle soll der Kohlenstoff bei 1000 Grad C in 20 Sekunden 1 my weit wandern.
Das sind aber nur ganz grobe Festlegungen, die nicht verallgemeinert werden können. Bei Stählen mit Sonderkarbiden (Chrom, Wolfram, Molybdän, Vanadium) kann der Kohlenstoff aus diesen Karbiden erst austreten und sich auf die Wanderschaft begeben, wenn die Temperaturen hoch genug zur Kartbidlösung sind-teilweise sind dafür 1100 Grad C erforderlich.
Eine gewisse Rolle kann auch die Feuerführung spielen. In einem stark oxydierenden Feuer können die Verhältnisse anders sein, als in einer reduzierenden Stelle des Feuers. Das wird an der Diffusion im Inneren des Pakets wenig ändern, die Außenschichten werden aber deutlich beeinflußt.
Dein Problem scheint mir aber auch kein wirkliches zu sein.
Wenn du nicht extrem heiß geschweißt hast, kann bei der kurzen Erhitzung ein völliger Diffusionsausgleich nicht stattgefunden haben.
1.2519 hat ja auch eine ordentliche C-Reserve, sodaß eine gewisse Entkohlung ohne weiteres hingenommen werden kann. Schleife die Klinge einfach mal fertig, härte sie und ätze sie kurz an. Möglicherweise kommt eine ganz tolle differenzierte Struktur zum Vorschein.
MfG U. Gerfin
 
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