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Bilder vorab
Das First One von Mario Leao
Nennen wir es mal das portugiesische Puukko, das First One ist das Einsteigermesser im Portfolio von MLL Knives, Scandi Anschliff, prägnante Nieten auf den Holzgriffschalen, auf die Lanyard Öse habe ich bewusst verzichtet, ein 11cm eher kurzer Griff, die 2,3 cm hohe Klinge bleibt niedrige, rund ~3 mm Klingenstärke sind die Mindeststärke bei der Beauftragung. Dünner hätte ich haben wollen, im Resultat wiegt das Messer ~150 Gramm, weder leicht noch schwer, ein passables Mittendrin Maß.
Vielen Dank an die positiven Empfehlungen hier im Forum, insbesondere Rock´n´Roll für dessen gebetsmühlenartigen Kaufempfehlungen, die Kommunikation mit Mario Leao lief bestens, meine Wünsche wurden verwirklicht, es sollten die Nationalfarben Portugals wiederzufinden sein, Gelb/Rot/Grün in Liner, Griffschalen, Scheidenfärbung und Nähfaden wurde dies umgesetzt. Von Anfrage bis Zustellung verging nur ein Monat, in vier eMail Nachrichten insgesamt 7 Fotos über den Fortschritt zugeschickt bekommen, top Versand Transparenz, beim aktuellen Poststreik hatte ich Glück, wie mir der Zusteller beim Überreichen mitteilte. Mit dem First One ebenfalls ein Volltreffer. ;-)
Herstellerangaben
Der Messermacher Mario Leao aus Alcobaça (google maps) gibt auf seiner (Webseite zum Custom First One eine Kurzbeschreibung:
Maße und Gewichtsangaben zum vorliegendem Exemplar
Ersteindruck und Handgefühl
Das Päckchen aus Portugal war sehr klein, da sollte mein Messer drin sein? Getrennt verpackt und engstens mit Folie gewickelt waren beide Teile sehr sicher aufbewahrt, in der Scheide gesteckt wäre die Schachtel zu groß gewesen. Das Yellowheart Holz wirkt auf den Materialauswahl Bildern heller als am zum Gebrauch eingelassenen Endprodukt, für mich dunkler als erwartet. Lederscheide hält fest, weitgehend Widerstand ohne zu sperren beim Herausziehen. Das First One steht kaum über, sitzt sehr tief in der Scheide, auf gut 7,5 cm verschwindet der Griff.
Angenehmer Ledergeruch, die Scheide ist 5-5,5 cm tief und mit gestecktem Messer 3,5 cm stark. Anders als beim Helle Eggen gibt es keinen Plastik Steckschutz innerhalb der Scheide, das Ledermaterial ist dick, steif und nur leicht flexible über die Länge, über Schütteln kopfüber bleibt das Messer unbeeindruckt stecken. Verarbeitung der Scheide nach meinem Ermessen einwandfrei. Insgesamt ein sehr guter Ersteindruck.
Beim Messer springen die Nieten die 7 Nieten ins Auge. Sieben Fotos sieben Nieten. Die Klingenniete als Nummer 8 vervollständigt die Zahlenakrobatik, siehe die Acht in der Historie der Zahlendeutung.
Der Griff liegt schon mal satt in der Hand, für meine Hand fast perfekt, Innenraum für die vier Finger könnte maximal 0,5 cm kürzer sein, vom Griffende her. Die Rundungen des Griffs sind auf beiden Seiten gleichmäßig ausgeformt, zum Griffende (kleiner Finger) fällt die Einmuldung tiefer aus, beim Zeigefinger vorn kommt meine Fingerspitze zwischen den Nieten 3 und 4 zum Liegen. Daumen liegt halb auf Griff und halb auf der Klinge, einzigster Kritikpunkt die etwas scharfen Kanten des Griffholzes oben am Übergang zur Klinge. Das sind die einzigstellen Holzstellen ohne Abrundung.
Da ich mich für drei (3!) Liner entschieden habe, ist das Holzmaterial vorne - auf den Liner seitlich - jeweils gerade mal 2 mm stark. Trotzdem hat Mario Leao an dieser Stelle noch von unten her auskonturiert, eine für mich wichtige Stelle, weil ich oft quer das Messer greife und mit dem Daumen seitlich am Griff abstütze. Ergebnis sehr gelungen: ich kann das Messer leicht drehen, finde trotzdem Halt, die Griffbreite bleibt schmal, der Klingenbreite angemessen.
Das breiter werdende Griffende macht - für mich - diese Griffform zu einer Art Barkie Ersatz. Kontext also Bark River Griffgestaltung. Direktvergleiche mögen andere machen, die BRKT Messer zuhauf per Bild heranziehen können, ich hatte sie nur in der Hand und wieder brav zurückgelegt. Noch. Solange es mir gelingt die tollen Barkie Reviews hier im Forum zu ignorieren, meine Scheuklappen habe ich fest nachgezogen.
Schneiden, Kochen, Holztest
Schnelles Gemetzel, etwas Gemüse schnippeln und ein hartes Endstück für das Bushcraft Messer. Unter Küchenbedingungen, das sei mir verziehen. Ein Holzfaser Schneidbrett aus Epicurean sollte die Schnittvorgänge abfangen, es hat seine Arbeit (leider) mehr als gut gemacht. Siehe unten.
Für die Brotsuppe braucht es Gelbe Rüben, die lassen sich eigentlich recht fein schneiden, Knoblauch, auch dieser hinnehmbar dünn genug, eine Zwiebel - diese dient dem Stahltest, ja es ist O1 ;-) - die Zwiebel setzt den ersten Widerstand durch den Strunk, quer geschnitten muss das First One wieder spalten, dann geht es dank herausragender Schärfe fein weiter.
3 Millimeter Klingenstärke mit Scandi, es funktioniert notfalls auch bei Küchenverwendung, doch die harte Nuss wird das Vollkornbrot, fast ausgetrocket verlagere ich nach und nach mehr Körpergewicht auf die 3 cm Brotkante, geschnitten Brot geht anders, hier sind Kräfte am Walten die im Schneidbrett enden. Und die Klinge knicken lassen. Das ist i.O. ein Zero Anschliff muss der Physik folgen, es bleiben sichtbare Spuren nach der Brotwürfelei.
Oder lag es doch am Pferdefleisch? Getrocknet die Alternative zu den Schweineohren, die Hunde wollen ihren Part und sie bekommen geschnitten Trockenware vom Tier, eigentlich nur schmale Streifen, für meinen Schneid- bzw. Grifftest noch kleinere Stücke. Zweite, womöglich härte Bewährungsprobe für das Messer, ob nun Vollkorn oder Pferdeproteine beides dürfte hohe Ansprüche an die Klingenhärte im Mikrobereich stellen. Die minimalen Jimpings oder eher "Klingenumlagen" haben mich zunächst überrascht, doch sie sind meines Erachtens logische Konsequenz aus dem Aufeinandertreffen harter Materialien: ausgeschliffene Klinge versus Schneidgut versus Faserbrett. Nachgegeben haben sie am Ende alle. Auf ihre Weise.
Der Griff des First One hat sich bewährt in dieser harten Viertelstunde, Druck auf Griffrücken und Daumen auf Klingenrücken ist machbar ohne Schmerzen, der Griff ist für meine Hand schmal genug zum fixen Handling des Greifens, Ablegen und Wiederaufnehmen, breit genug um "etwas in der Hand zu haben" als Mittler zwischen Kraft von oben und Schneidarbeit unten.
Eine längere Klinge als die hier vorliegenden 10 Zentimeter wäre für mich schlecht, zum Zerteilen solcher harter Sachen benötige ich Druck auf die Klingenspitze - Einstechen und Angriffspunkt finden - 1-2 Zentimeter weniger wären sogar ratsam, wie bei meinem geliebten Böker Arbolito Drop Point.
Ab in den Keller, wie verhält es sich mit ziehenden Schnitten in Holz? Leider nur sehr ausgetrocknetes Holz zur Hand, ja das geht, Druck auf den Klingenrücken schmerzfrei, genügend Seitenhalt des Griffes, alles i.O.
Fazit
Ob nun Dickbrettbohrer und Dünnbretteinschneider, dazwischen liegt viel Spielraum an sinnvollen Spitzenausformungen wie Anschliffarten. Vom Epicurean Brett bin ich eher enttäuscht. Oder sollte ich vom harten Portugiesen Puukko begeistert sein ob seiner Auslieferschärfe? Die war vorhanden und gab sich beim weichen Gemüse keine Blöße. Ab dem harten Brot und dem getrockneten Fleisch wurde es unfair. Oder zweckfremd, eine (extrem) dünne Klinge auf Hartware loszulassen grenzt am Mißbrauch. Bushcraft in der Küche ist nun mal ein schwerer Job, am Diamantschärfer hatte ich nur die minimalen Knickstellen der Schneide beseitigt, damit es weitergehen konnte. Innerhalb weniger Züge war das erledigt. Dafür glänzt mich nun eine Sekundärfase an, doch sie erfüllte ihren Zweck.
Das First One in meinen Händen ist sauber geschliffen, keinerlei Asymetrien, der mittlere gelbe Liner war als halb so stark so vereinbart, die beiden roten und grünen Liner rahmen die Griffansicht von oben ein, das gefällt mir sehr, eine geglückte Entscheidung! Die Farbe der Pins/Nieten passt und ihre Größe passt. Da gab es Schriftverkehr und ich danke Mario Leao für seine Einschätzung. Es ist ein kurzes, kleines Messer und Dimensionen sind harmonisch. Mit großen Händen wäre es knapp, doch oft sind gerade die kleinen Messer jene mit EDC Charakter, der gesenkten Hürde zum täglichen Gebrauch und Mitnehmen.
Mir liegt diese Größe, 18-22 Zentimeter Gesamtlänge, das First One - wie exemplarisch das Linder Picolo wg. des Bildvergleichs - mit ihrer geraden Rückenform sind für mich praxisnahe Gebrauchsmesser mit Feldcharakter, nahezu nach Puukko Definition. Das First One ein portugiesisches Puukko trotz vorhandenem mini choil? Why not. Die Klingenform und Spitzenausprägung erinnert mich stark an das Hultafors GK (hkgt.de), dessen monströser Griff - aufgrund seines Volumens - ist beim First One zu einer Tugend geworden: er prägt die Handhabung, ist handwerklich bis ins Detail klasse gemacht, bei der Passform hatte ich einfach Glück. (Nein, ich hatte mir die Längenangaben zuhause genaustens übertragen.) Doch mit der Handwerksarbeit hatte ich Glück. Ein kalkuliertes aufgrund positiver Rückmeldungen im Forum.
Für das Einsteigermesser - was die Modellbezeichnung "First One" nahelegt - stimmt für mich die Relation zwischen Gewicht und Ausmaßen, Gesamtlänge wie die realisierten Stärken von Klinge und Griff. Bis auf die o.g. scharfe Stelle am Griff zur Klinge, Schmirgelpapier hab ich, logisch. 99 Prozent Zufriedenheit, das ist top.
Für Interessenten an einem Custom von Mario Leao kann ich empfehlen, sich Bilder von früheren Arbeiten anzuschauen, Wünsche zu formulieren und den direkten Kontakt zu suchen. Das hat bei mir bestens geklappt, die zeitliche Fertigstellung empfinde ich als "schnell", die Angaben wann was anläuft war sehr transparent, ich wusste stets wann ich noch Änderungswünsche äussern konnte und durfte die Schritte in der Arbeit per Bilderzusendung mit begleiten. Vorbildlich. Das Versand Tracking hing der Zustellung nach, Stunden nach erfolgter Zustellung angeblich erst am deutschen Flughafen gelandet.
Am zufriedensten bin ich mit meinem Ansatz, die gewünschten Farben in die Teile des Endproduktes einzubringen. Die farbigen Liner sind am Griffende wunderschön zu sehen. An Lanyard Ösen habe ich bereits so viele Messer, das ich wieder zurück zum vollen Griff wollte. Optisch für mich gelungen.
Als nächstes kommt ... entweder ein Barkie, die haben auch so schöne helle Hölzer, oder noch wahrscheinlicher ein Custom der besonderen schwedischen Art. Daran tüftle ich schon zu lange.
P.S. Von den 37 gemachten Bildern fehlt leider ein Teil, hoffe kein wesentliches.
Das First One von Mario Leao
Nennen wir es mal das portugiesische Puukko, das First One ist das Einsteigermesser im Portfolio von MLL Knives, Scandi Anschliff, prägnante Nieten auf den Holzgriffschalen, auf die Lanyard Öse habe ich bewusst verzichtet, ein 11cm eher kurzer Griff, die 2,3 cm hohe Klinge bleibt niedrige, rund ~3 mm Klingenstärke sind die Mindeststärke bei der Beauftragung. Dünner hätte ich haben wollen, im Resultat wiegt das Messer ~150 Gramm, weder leicht noch schwer, ein passables Mittendrin Maß.
Vielen Dank an die positiven Empfehlungen hier im Forum, insbesondere Rock´n´Roll für dessen gebetsmühlenartigen Kaufempfehlungen, die Kommunikation mit Mario Leao lief bestens, meine Wünsche wurden verwirklicht, es sollten die Nationalfarben Portugals wiederzufinden sein, Gelb/Rot/Grün in Liner, Griffschalen, Scheidenfärbung und Nähfaden wurde dies umgesetzt. Von Anfrage bis Zustellung verging nur ein Monat, in vier eMail Nachrichten insgesamt 7 Fotos über den Fortschritt zugeschickt bekommen, top Versand Transparenz, beim aktuellen Poststreik hatte ich Glück, wie mir der Zusteller beim Überreichen mitteilte. Mit dem First One ebenfalls ein Volltreffer. ;-)
Herstellerangaben
Der Messermacher Mario Leao aus Alcobaça (google maps) gibt auf seiner (Webseite zum Custom First One eine Kurzbeschreibung:
- "The first choice when you need a knife, have a comfy handle is lightweight and practical, very good for detailed tasks, a very nice choice for Bushcrafters."
Maße und Gewichtsangaben zum vorliegendem Exemplar
- Gewicht Messer: 148 g
- Gewicht Scheide: 78 g - einfache Bushcraft Steckscheide, Färbung im Nahtbereich, 3,1 mm Lederstärke, mit zwei farblich passenden Nieten, innen tieferliegend ohne Kontakt zum Messer
- Material Klingenstahl: O1, Scandi Zero, Oberfläche "polished"
- Material Griff: Yellowheart, leicht bauchig nach unten sowie bauchig seitlich in der Griffmitte
- Klingenlänge: 10 cm ab Griff, Schneidenlänge 10,5 cm
- Gesamtlänge Messer: 21 cm
- Gesamtlänge inkl. Scheide : 22,5 cm
- Klingenstärke: 3,1-3,2 mm (full tang bis 0,7 cm vor Klingenspitze), Stahlstärke Griffende 4 mm
- Klingenhöhe: 2,5 cm Erl, 2,35 cm Klingenmitte
- Grifflänge: 11 cm
- Griffstärke: (drei Messpunkte vorn > Mitten > hinten) 1,8 cm > 2,1 cm > 2,2 cm
- Griffhöhe: (drei Messpunkte vorn > Mitten > hinten) 1,85 bis 2,5 cm (vorne bis Griffende) -
- Gürtelbreite der Scheidenbefestigung: maximal 5,5-6 cm Breite sind möglich.
Ersteindruck und Handgefühl
Das Päckchen aus Portugal war sehr klein, da sollte mein Messer drin sein? Getrennt verpackt und engstens mit Folie gewickelt waren beide Teile sehr sicher aufbewahrt, in der Scheide gesteckt wäre die Schachtel zu groß gewesen. Das Yellowheart Holz wirkt auf den Materialauswahl Bildern heller als am zum Gebrauch eingelassenen Endprodukt, für mich dunkler als erwartet. Lederscheide hält fest, weitgehend Widerstand ohne zu sperren beim Herausziehen. Das First One steht kaum über, sitzt sehr tief in der Scheide, auf gut 7,5 cm verschwindet der Griff.
Angenehmer Ledergeruch, die Scheide ist 5-5,5 cm tief und mit gestecktem Messer 3,5 cm stark. Anders als beim Helle Eggen gibt es keinen Plastik Steckschutz innerhalb der Scheide, das Ledermaterial ist dick, steif und nur leicht flexible über die Länge, über Schütteln kopfüber bleibt das Messer unbeeindruckt stecken. Verarbeitung der Scheide nach meinem Ermessen einwandfrei. Insgesamt ein sehr guter Ersteindruck.
Beim Messer springen die Nieten die 7 Nieten ins Auge. Sieben Fotos sieben Nieten. Die Klingenniete als Nummer 8 vervollständigt die Zahlenakrobatik, siehe die Acht in der Historie der Zahlendeutung.
Der Griff liegt schon mal satt in der Hand, für meine Hand fast perfekt, Innenraum für die vier Finger könnte maximal 0,5 cm kürzer sein, vom Griffende her. Die Rundungen des Griffs sind auf beiden Seiten gleichmäßig ausgeformt, zum Griffende (kleiner Finger) fällt die Einmuldung tiefer aus, beim Zeigefinger vorn kommt meine Fingerspitze zwischen den Nieten 3 und 4 zum Liegen. Daumen liegt halb auf Griff und halb auf der Klinge, einzigster Kritikpunkt die etwas scharfen Kanten des Griffholzes oben am Übergang zur Klinge. Das sind die einzigstellen Holzstellen ohne Abrundung.
Da ich mich für drei (3!) Liner entschieden habe, ist das Holzmaterial vorne - auf den Liner seitlich - jeweils gerade mal 2 mm stark. Trotzdem hat Mario Leao an dieser Stelle noch von unten her auskonturiert, eine für mich wichtige Stelle, weil ich oft quer das Messer greife und mit dem Daumen seitlich am Griff abstütze. Ergebnis sehr gelungen: ich kann das Messer leicht drehen, finde trotzdem Halt, die Griffbreite bleibt schmal, der Klingenbreite angemessen.
Das breiter werdende Griffende macht - für mich - diese Griffform zu einer Art Barkie Ersatz. Kontext also Bark River Griffgestaltung. Direktvergleiche mögen andere machen, die BRKT Messer zuhauf per Bild heranziehen können, ich hatte sie nur in der Hand und wieder brav zurückgelegt. Noch. Solange es mir gelingt die tollen Barkie Reviews hier im Forum zu ignorieren, meine Scheuklappen habe ich fest nachgezogen.
Schneiden, Kochen, Holztest
Schnelles Gemetzel, etwas Gemüse schnippeln und ein hartes Endstück für das Bushcraft Messer. Unter Küchenbedingungen, das sei mir verziehen. Ein Holzfaser Schneidbrett aus Epicurean sollte die Schnittvorgänge abfangen, es hat seine Arbeit (leider) mehr als gut gemacht. Siehe unten.
Für die Brotsuppe braucht es Gelbe Rüben, die lassen sich eigentlich recht fein schneiden, Knoblauch, auch dieser hinnehmbar dünn genug, eine Zwiebel - diese dient dem Stahltest, ja es ist O1 ;-) - die Zwiebel setzt den ersten Widerstand durch den Strunk, quer geschnitten muss das First One wieder spalten, dann geht es dank herausragender Schärfe fein weiter.
3 Millimeter Klingenstärke mit Scandi, es funktioniert notfalls auch bei Küchenverwendung, doch die harte Nuss wird das Vollkornbrot, fast ausgetrocket verlagere ich nach und nach mehr Körpergewicht auf die 3 cm Brotkante, geschnitten Brot geht anders, hier sind Kräfte am Walten die im Schneidbrett enden. Und die Klinge knicken lassen. Das ist i.O. ein Zero Anschliff muss der Physik folgen, es bleiben sichtbare Spuren nach der Brotwürfelei.
Oder lag es doch am Pferdefleisch? Getrocknet die Alternative zu den Schweineohren, die Hunde wollen ihren Part und sie bekommen geschnitten Trockenware vom Tier, eigentlich nur schmale Streifen, für meinen Schneid- bzw. Grifftest noch kleinere Stücke. Zweite, womöglich härte Bewährungsprobe für das Messer, ob nun Vollkorn oder Pferdeproteine beides dürfte hohe Ansprüche an die Klingenhärte im Mikrobereich stellen. Die minimalen Jimpings oder eher "Klingenumlagen" haben mich zunächst überrascht, doch sie sind meines Erachtens logische Konsequenz aus dem Aufeinandertreffen harter Materialien: ausgeschliffene Klinge versus Schneidgut versus Faserbrett. Nachgegeben haben sie am Ende alle. Auf ihre Weise.
Der Griff des First One hat sich bewährt in dieser harten Viertelstunde, Druck auf Griffrücken und Daumen auf Klingenrücken ist machbar ohne Schmerzen, der Griff ist für meine Hand schmal genug zum fixen Handling des Greifens, Ablegen und Wiederaufnehmen, breit genug um "etwas in der Hand zu haben" als Mittler zwischen Kraft von oben und Schneidarbeit unten.
Eine längere Klinge als die hier vorliegenden 10 Zentimeter wäre für mich schlecht, zum Zerteilen solcher harter Sachen benötige ich Druck auf die Klingenspitze - Einstechen und Angriffspunkt finden - 1-2 Zentimeter weniger wären sogar ratsam, wie bei meinem geliebten Böker Arbolito Drop Point.
Ab in den Keller, wie verhält es sich mit ziehenden Schnitten in Holz? Leider nur sehr ausgetrocknetes Holz zur Hand, ja das geht, Druck auf den Klingenrücken schmerzfrei, genügend Seitenhalt des Griffes, alles i.O.
Fazit
Ob nun Dickbrettbohrer und Dünnbretteinschneider, dazwischen liegt viel Spielraum an sinnvollen Spitzenausformungen wie Anschliffarten. Vom Epicurean Brett bin ich eher enttäuscht. Oder sollte ich vom harten Portugiesen Puukko begeistert sein ob seiner Auslieferschärfe? Die war vorhanden und gab sich beim weichen Gemüse keine Blöße. Ab dem harten Brot und dem getrockneten Fleisch wurde es unfair. Oder zweckfremd, eine (extrem) dünne Klinge auf Hartware loszulassen grenzt am Mißbrauch. Bushcraft in der Küche ist nun mal ein schwerer Job, am Diamantschärfer hatte ich nur die minimalen Knickstellen der Schneide beseitigt, damit es weitergehen konnte. Innerhalb weniger Züge war das erledigt. Dafür glänzt mich nun eine Sekundärfase an, doch sie erfüllte ihren Zweck.
Das First One in meinen Händen ist sauber geschliffen, keinerlei Asymetrien, der mittlere gelbe Liner war als halb so stark so vereinbart, die beiden roten und grünen Liner rahmen die Griffansicht von oben ein, das gefällt mir sehr, eine geglückte Entscheidung! Die Farbe der Pins/Nieten passt und ihre Größe passt. Da gab es Schriftverkehr und ich danke Mario Leao für seine Einschätzung. Es ist ein kurzes, kleines Messer und Dimensionen sind harmonisch. Mit großen Händen wäre es knapp, doch oft sind gerade die kleinen Messer jene mit EDC Charakter, der gesenkten Hürde zum täglichen Gebrauch und Mitnehmen.
Mir liegt diese Größe, 18-22 Zentimeter Gesamtlänge, das First One - wie exemplarisch das Linder Picolo wg. des Bildvergleichs - mit ihrer geraden Rückenform sind für mich praxisnahe Gebrauchsmesser mit Feldcharakter, nahezu nach Puukko Definition. Das First One ein portugiesisches Puukko trotz vorhandenem mini choil? Why not. Die Klingenform und Spitzenausprägung erinnert mich stark an das Hultafors GK (hkgt.de), dessen monströser Griff - aufgrund seines Volumens - ist beim First One zu einer Tugend geworden: er prägt die Handhabung, ist handwerklich bis ins Detail klasse gemacht, bei der Passform hatte ich einfach Glück. (Nein, ich hatte mir die Längenangaben zuhause genaustens übertragen.) Doch mit der Handwerksarbeit hatte ich Glück. Ein kalkuliertes aufgrund positiver Rückmeldungen im Forum.
Für das Einsteigermesser - was die Modellbezeichnung "First One" nahelegt - stimmt für mich die Relation zwischen Gewicht und Ausmaßen, Gesamtlänge wie die realisierten Stärken von Klinge und Griff. Bis auf die o.g. scharfe Stelle am Griff zur Klinge, Schmirgelpapier hab ich, logisch. 99 Prozent Zufriedenheit, das ist top.
Für Interessenten an einem Custom von Mario Leao kann ich empfehlen, sich Bilder von früheren Arbeiten anzuschauen, Wünsche zu formulieren und den direkten Kontakt zu suchen. Das hat bei mir bestens geklappt, die zeitliche Fertigstellung empfinde ich als "schnell", die Angaben wann was anläuft war sehr transparent, ich wusste stets wann ich noch Änderungswünsche äussern konnte und durfte die Schritte in der Arbeit per Bilderzusendung mit begleiten. Vorbildlich. Das Versand Tracking hing der Zustellung nach, Stunden nach erfolgter Zustellung angeblich erst am deutschen Flughafen gelandet.
Am zufriedensten bin ich mit meinem Ansatz, die gewünschten Farben in die Teile des Endproduktes einzubringen. Die farbigen Liner sind am Griffende wunderschön zu sehen. An Lanyard Ösen habe ich bereits so viele Messer, das ich wieder zurück zum vollen Griff wollte. Optisch für mich gelungen.
Als nächstes kommt ... entweder ein Barkie, die haben auch so schöne helle Hölzer, oder noch wahrscheinlicher ein Custom der besonderen schwedischen Art. Daran tüftle ich schon zu lange.
P.S. Von den 37 gemachten Bildern fehlt leider ein Teil, hoffe kein wesentliches.