Nur zwei aus drei lautete die Devise – so viel Vernunft hatte ich mir vorgenommen, als ich bei Frau Niedermaier von Selected Knives o.g. Modelle bestellte. Behalten habe ich dann tatsächlich nur zwei übrigens. Alle drei sind jedoch so gut, dass ich sie kurz vorstellen möchte.
Das City Knife nach einem Design von Bob Loveless hat mir mit seinem langen Micarta-Griff und der im Verhältnis dazu kurzen Wharncliffe-Klinge schon immer gefallen.
Gefertigt wird es vom italienischen Messerhersteller Fantoni, der dieses Modell auch unter seinem Namen als Dweller anbietet, dann allerdings mit Griffschalen aus Holz.
Das City Knife ist geschlossen größer als ich dachte. Aber das ist gut, denn ich will mit dem Messer nicht nur meine Briefe und Pakete öffnen, sondern auch in der Lage sein, mal länger damit zu schnitzen, Kartons zu zerlegen oder einen anständigen Kürbisgeist zu schneiden.
Es sieht übrigens ganz hervorragend aus. Die Klinge wie der Schnabel eines Vogels, der Micartagriff mit roter Fiber-Abgrenzung und Metallbacken ist für meinen Geschmack rundum gelungen. Die Rückenfeder könnte für meinen Geschmack etwas strammer sein, den Zwischenstopp bei 90 Grad Öffnungswinkel finde ich bei einem Slip Joint gut. Man kann den Klingengang mit einem 10er-Torx etwas strammer einstellen.
Der 19C27 hat mich jedoch etwas Überwindung gekostet, schätze ich feinkörnigere Stähle doch ansonsten mehr. Dieser Stahl mit seiner groben Carbidstruktur wird von Sandvik selbst als "Ausreißer" bezeichnet, macht man dort doch mit dem 7C27Mo2, dem bekannten 12C27 (Verw.: Klingen, Kufen von Schlittschuhen), und dem 14C28N vor allem Stähle, die nach dem Härten ein feines Gefüge und keine großen Karbide besitzen. Feine und belastbare Schneiden lassen sich damit erreichen, die Stähle sind stark rostträge. Der 19C27 jedoch hat seine Stärken in der Verschleißfestigkeit und wird für Industrieanwendungen, etwa zum Schneiden von Pappe und fasrigen Materialien, empfohlen. Er kann auf 55-63 HRC gehärtet werden. Der Blick auf die Legierungsbestandteile zeigte 0,95 Prozent Kohlenstoff und 13,5 Prozent Chrom als maßgebliche Komponenten. Das geht für mich noch okay, das liegt etwa auf VG-1-Niveau. 440C, ATS-34, BG-42 oder besonders D2 etwa liegen weit drüber. Ich werde die Schneide eben auf 40 Grad bringen und gehe davon aus, dass diese Geometrie den Karbiden genügend Halt gibt und ich somit mit einer "mäßig" aber langanhaltend scharfen Klinge rechnen kann. Was soll man machen, das City gibt's eben nur mit diesem Stahl. Die Zeit wird's zeigen. Das City wurde übrigens rasierscharf ausgeliefert. Das Leder-Stecketui ist einfach, aber nett.
Das Moki Blakiston's Fish Owl kannte ich bis dahin ebenso wenig wie das Ezo Red Fox. Aber bitte, wer kann bei diesen Modellnamen schon*nein sagen? Mich haben sie – und der hervorragende Ruf von Moki – neugierig gemacht.
Beim Blakiston's Fish Owl wusste ich sofort: Das behalte ich. Die Micartaschalen sind selbsttragend, der Griff liegt sehr angenehm in der Hand, die Klinge ist lang genug für die meisten Aufgaben, und leicht ist das exzellent verarbeitete* Messer auch noch. Die AUS-8-Klinge ist vom Rücken an geschliffen, sieht für mich nach einem leichten Hohlschliff aus. AUS-8... noch so ein Stahl... Den habe ich schon lange nicht mehr gesehen, doch auch ihn finde ich mit seinen 0,75 Prozent C und 13-14,5 Prozent Cr in Ordnung. Und die Japaner wissen bestimmt, wie sie ihren Stahl richtig wärmebehandeln. Das mitgelieferte Nylon-Etui zum Quertragen sieht nett aus, könnte mir sogar vorstellen, es zu benutzen, obwohl ich sonst kein Fan von Gürteletuis bin.
Das Ezo Red Fox ist genauso, nein, noch besser verarbeitet, zumindest beim Übergang der Rückenfeder zum Klingenrücken. Hier sieht man praktisch gar keinen Spalt und alles verläuft in einer Linie.
In den Griffrahmen eingelassen ist Quittenholz, die Federentriegelung war leicht rau. Das mitgelieferte Lederetui sieht edel aus. Alles bestens eigentlich. Nur: Es ist wirklich klein. Mir, mit meinen relativ großen Händen, ist der Griff zu kurz.
Will heißen: Der nach seinem Entdecker benannte Riesen-Fischuhu und das scharf-spitze City Knife bleiben. Mehr Infos zu den Maßen und Preisen (alle so um die 100,-)*auf www.selected-knives.de
Ich versuche, mal wieder zu berichten, wie sich die feinen Taschenmesser so schlagen....
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