Mokume Gane Herstellung von Trauringen

s.dammann

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Hallo Zusammen!

Im alten Jahr habe ich angefangen, mich mit der Herstellung von Mokume Gane Ringen zu beschäftigen und habe über den ersten Versuch eine kleine Bilddokumentation zusammen gestellt. Ich hoffe, dass der Beitrag für Euch interessant sein wird.

Das Ausgansmaterial war für den ersten Versuch ein Barren aus Silber/Palladium 15 lagig der Firma Schichtwerk. Ich habe mich für das Modul 1 entschieden, da ich die beiden Ringe über Weisgoldinnnenringe ziehen werde, und die Mokume Gane Ringe daher nicht so stark in der Wandung sein müssen.

Für einen vorgefertigten Barren Mokume Gane habe ich mich entschieden, da ich erst einmal mit dem Material vertraut werde wollte und ich auch keine Zeit für Fehlversuche beim Herstellen des Barrens hatte.

Für interessierte Neulinge empfehle ich als Einstieg aber ein Modul aus Kupfer/Silber, da Palladium/Silber doch etwas anspruchsvoll in der Verarbeitung ist.

Hier die ersten Bilder und Beschreibungen der Arbeitschritte.

Ich bin ab dem 22.01.2008 wieder zu Hause und werde dann die Doku beenden.

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Der Barren kommt ab Werk fertigungsabhänig in einer warmausgehärteten Form. Das Modul 1 hat die Mass 44 X 8,5 X 7,5 mm 7 Lagen Palladium/ 8 Lagen Silber und muss vor der Verformung durch Walzen und Tordieren, durch Schmieden und anschliessendem Ausglühen in einen feinkörnigen Zustand gebracht werden. Hier der bereits 1 x überschmiedete Barren.

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Um eine Ablösung der Schichten oder Brüche zu vermeiden, wird der Barren immer wieder bei fortschreitender Umformung bei ca. 795 Grad geglüht. Helles Kirschrot.

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Der Barren wird erwas abgekühlt und bei dunklem Kirschrot in Spiritus getaucht.

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Das Überschmieden erfolgt in mehreren Glüh/Schmiededurchgängen zuerst auf der Deckschichtseite und dann auf der Schichtungsseite. Achtung!!! Lieber öfter glühen, als zu wenig! Der Barren wurde so in mehreren Gängen von 44 mm Länge auf 60 mm gereckt. Ausreichend für 2 Aussenringe.

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Der Barren wurde tordiert und überdreht. Bei jeder 90 Grad Verdrehung wurde zwischengeglüht. Deutlich ist bereits das zu erwartende Muster zu sehen. Keine Risse oder Ausbrüche.
 
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Sehr schöne Idee!
Von solchen Bilddokus kann ich nicht genug sehen.
Bin wirklich schon gespannt, wie es weiter geht.
Danke
 
Hey Steffen, sehr interessant! Ich freue mich schon auf die weiteren Fotos.

Witzigerweise bin ich im Moment dabei, ebenfalls einen Satz Eheringe zu machen, die auch aus Mokumé und Weißgold sein werden.

Achim
 
Hallo Achim!

Na da bin ich aber neugierig, wie Deine Trauringe ausschauen werden. Mokume scheint ja echt im Trend zu sein. Der Peter Stienen hatte schon gepetzt, dass Du mokumemässig aktiv bist.:rolleyes:

Grüsse

Steffen
 
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Der Rundstab wurde wieder auf einer Seite flachgechmiedet und es werden Bohrungen für die Aufspaltung der Ringe gesetzt.

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Da ich vom Ringinnendurchmesser einiges ausdrehen und die Ringe aufsetzen werde, habe ich die Variente gewählt, bei der ich Bohrungen sehr eng aneinander setze und nur noch die Zwischenraume aussäge.

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Für Anfänger, die Probleme haben auf einer längeren Strecke gerade mit der Laubsäge zu arbeiten, empfiehlt sich diese Methode. Aber für Ringe, welche nicht mit einem Unterring versehen werden, ist sie nicht zu empfehlen, da die Spuren der Bohrungen beim Aufdornen und beim Weiten auf dem Ringriegel sonst im Ringinnenbereich unschöne Musterveränderungen im Mokume erzeugen. Abhilfe schafft da ein Ausfeilen der hochstehenden Bohrgrade, nachdem man den Ring lediglich etwas aufgebogen hat, um gerade eine Feile in den Spalt zu bekommen. Ich würde aber nur eine Bohrung für die Aufnahme des Sägeblattes und eine weitere am Ende zur Vermeidung von Rissen beim Aufdornen verwenden. Sieht besser aus und ist gerade bei teuren Materialkombinationen mit Gold oder Platin material und kostensparender.
 
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schöne Dokumentation! Ich bin gespannt wie es weitergeht und wie die fertigen Ringe aussehen werden.
Eine Anmerkung zum Abschrecken in Spiritus: Spiritus ist zwar ein weniger schroffes Abschreckmedium als Wasser, aber durchaus nicht ungefährlich! Die Brandgefahr ist erheblich und man sollte es (wenn überhaupt...) nur für kleine Werkstücke verwenden.
Gut verschweißtes Mokume läßt sich problemlos in Wasser abschrecken.

viele Grüße, Jan.
 
Hoffentlich hast Du die Endbohrungen in den Einzelabschnitten nicht zu dicht an die Stirnseiten/Schnittstellen gesetzt, die Endbohrungen wären ein wenig größer evtl. sicherer... - oder kann man (wirst Du) das Material schrittweise von aussen her zusätzlich zum Zwischenglühen verjüngen, um Stauchbrüche zu vermeiden ?

Ich weis nicht, wie elastisch dieser Materialmix ist, aber beim Aufdornen/Spreizen könnte das kritisch werden mit solchen kleinen Bohrungen - OK, Damasteel ist nicht mit Mokume vergleichbar, aber der Stauch-/Streckeffekt (ggf. bis zum Reissen) wird auch bei weichem Material auftreten.

Trotzdem gutes Gelingen für das Projekt :super:

Gruß Andreas
 
Hallo Jan!


Spiritus ist nicht so arg gefährlich, wenn man einige Sachen beachtet. Es eignet sich ein hohes und feuerfestes Gefäss, am besten mit Deckel. Das Weizenglas habe ich nur für die bessere Veranschaulichung genommen.

Wichtig ist ein angemessenes Fassungsvolumen des Gefässes und eine schlanke Form, um die Oberfläche zu veringern. Feuerfeste Unterlage ist ein Muss und nach dem Abkühlen gleich wieder den Deckel drauf. Eine gute Durchlüftung des Raumes ist unabdingbar.

Sicherlich ist bei einem gut verschweissten Barren die Gefahr von Rissen oder Ablösungen durch das Abschrecken im Wasser geringer, aber da gehe ich lieber auf Nummer sicher. Selbst nach einigen Abkühlungen hat sich der Spiritus kaum mehr als handwarm erhitzt.

Habe den Beitrag von Dir gefunden. Sehr ausführlich. :super:

Hallo Luftauge!

Das Material verhält sich da recht unproblematisch. Man muss nur vorsichtig arbeiten. Ich habe einen 1,1 mm Bohrer verwendet und es ist bei beiden Ringen nichts passiert. Der Überstand betrug je 3,5 mm pro Seite, also auch ausreichend Material.
 
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Das mit dem Aufdornen ist bei dem Material lange nicht so problematisch wie bei Stählen. Das dürfte mit den hier zu sehenden Abständen total unproblematisch sein. Zwischenglühen vorausgesetzt.

Steffen, wirst Du das hier noch wenden, so dass die Kreuzzeichnung der Torsion nach außen kommt? Oder bleibt das so mit den schräg laufenden Linien?
 
Die Ringe werden nicht gestülpt, aber die beiden Sterne sind trotzdem zu sehen.

Auf diesem Strang sind nur 3 Drehungen, beim nächsten Ring werde ich ganz eng tortieren, damit ich mehr Sterne habe und ich werde Palladium/Rotgold verwenden.

Bei dem Material verzichte ich dann auf einen Goldinnenring und der Ring wird in der Matelstärke bei 2 mm liegen, so dass ich vom Aussendurchmesser wenig abtragen werde und ein stülpen dann auch nötig wird, um das schönere Innenmuster nach aussen zu bekommen.
 
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Nach dem bohren und aufsägen beginnt nun das vorsichtige aufbiegen des Ringrohlings. Ich habe wegen seiner sehr schlanken Form ein Stecheisen gewählt, um den ersten Schritt auszuführen.

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Nachdem ein ausreichend grosser Spalt entstanden ist, biege ich den Rohling im Schraubstock weiter auf, um später den erforderlichen Durchmesser für den einzusetzenden Ringriegel zu schaffen. Hier gut die "Zacken" vom bohren zu sehen, welche bei einem Ring ohne Unterring unbedingt entfernt werden sollten, da sie durch Umformung beim aufweiten mit dem Ringriegel das Mokumemuster in der Ringinnenseite unschön verändern.

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Immer wieder ausreichend glühen und abschrecken. Der Arbeitschritt des aufbiegens und aufweitens beansprucht das Material in den Bereichen der beiden Überstände sehr. Es kann bei zu starker Beanspruchung zu Rissbildungen in diesem Bereich kommen, welche dann mit Hartlot verschlossen werden müssen. Ist mir durch ausreichende Vorsicht zum Glück nicht passiert.
 
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Der Ring wird auf den Ringriegel schrittweise rundgeschmiedet und geweitet. Da der Ringriegel konisch ist, muss der Ring öfters gedreht werden. Auch hier ist auf ein rechtzeitiges glühen und abschrecken zu achten.

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Hier sieht man gut, dass der Mokume Gane Ring noch um Einiges geweitet werden muss, damit er die gleiche Grösse wie der Weissgoldring hat. Der Weissgoldring hat eine Mantelstärke von 1,7 mm, der vom Mokume Ring 2,7 mm. So habe ich noch genug Material zur späteren spanabhebenden Bearbeitung beim anpassen der Ringe.

Gut zu sehen ist auch, dass die beiden Überstände flachgeschmiedet sind. Beim schmieden dieser vormals ca. 3,5 mm langen Überstände immer wieder kontrollieren und mit einer Feile die entstehenden Kanten etwas anrunden und so die Rissbildung zu vermeiden.
 
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Nachdem der Mokume Gane Ring durch aufweiten auf den Durchmesser des Weissgoldringes gebracht wurde, wird jetzt der Mokume Ring aussen und an den beiden Stirnseiten überdreht, um eine saubere und plane Fläche zu bekommen.

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Jetzt noch den Ring innen sauber und auf Mass ausdrehen. Zu beachten ist, dass der Ring sehr vorsichtig in das Dreibackenfutter gespannt wird, da sich sonst der Ring bei zu starken Druck während das ausdrehens des Innendurchmessers der Ring bei weniger werdender Wandungsstärke verformt. Der Ring hat nach dem ausdrehen lediglich eine Wandungsstärke von 0,7 mm.

Auf einer Innenseite wird eine kleine Fase angebracht, welche dafür sorgt, dass sich der Mokume Gane Ring später beim verpressen leichter über den Weissgoldring schiebt.
 
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Hi Steffen,

sehr interessante Doku, weiter so :super::super::super:. So wird der Prozess auch für Messertheoretiker greifbar, und vielen Praktikern wird das Lesen ebenfalls Spaß machen. Bin schon sehr gespannt auf die letzten Schritte. Werden wir möglicherweise auch mal eins deiner schönen MESSER auf diese Weise in seiner Entstehung begleiten dürfen :hmpf::hehe::haemisch::glgl::steirer: ?

:D

Viele Grüße ins Seenland!
 
Hallo microtechnician!

Ab nächste Woche wird es im Messermachertreff eine Doku über den Bau eines Folders mit Stienendamast geben.

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Der Weissgoldaussenring ist formgedreht und der Mokume Ring bereits ein Stück auf die Ringschiene aufgeschoben. Der Mokume Ring ist im Aussendurchmesser etwas grösser, so dass später noch einmal überdreht werden kann.

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So, ein Stück muss der Ring noch drauf. Am gleichmässigsten geht dies mit dem Schraubstock.

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Die beiden Ring wurden "verheiratet", aussen noch einmal überdreht, spiegelpoliert und werden jetzt noch im Bereich des Mokume Gane, dem Kontrast halber, wieder mattiert.

Der Bereich des Weissgoldstreifens ist mit Klebeband abgedeckt, so dass auf diesen Bereich die Hochglanzpolitur erhalten bleibt.

Die fertigen Ringe stelle ich in der nächsten Woche in die Galerie.

Damit der Beitrag auch seinen Abschluss hat:

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Viele Grüsse

Steffen
 
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