Mora 2000, mein erstes selbstgemachtes schwedisches Messer mit nordischer Scheide

gufisurfer

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Halle liebe Forenmitglieder, Messerliebhaber und Messerbauer!

Um mich kurz vorzustellen, ich bin 26 Jahr alt, wohne in Bonn, habe keine Werkstatt und übe keinen handwerklichen Beruf aus.

Ich reise sehr viel und irgendwann habe ich angefangen mir von Reisen in tropischen Gebieten Macheten, die z.B. ich oder ein einheimischer Führer auf Dschungelwanderungen benutzt habe, als Souvenir mitzunehmen.

Nachdem ich ein paar Urlaube in Skandinavien gemacht habe, stieg die Lust auf ein schwedisches Messer.

Inspiriert durch dieses Forum habe ich mir bei der Gothaer Versicherung (im Jagd-Shop) das Mora 2000 bestellt um es mit neuem Griff und neuer Scheide zu sehen. Mein erstes Projekt war also der Umbau des Mora 2000 und ich möchte das Makeover hier kurz vorstellen.

SO WARS:

Ich bin völlig unstrukturiert und unvorbereitet an die Sache rangegangen. Über Weihnachten habe ich den Ofen in der Werkstatt des Großvaters meiner Lebensgefährtin angefeuert und dabei fiel mir ein (Ast) Stück unbekanntes Holz in die Hände und mit einer Raspel habe ich angefangen zu modellieren. Langsam wurde eine Form erkennbar, die ich weiter verfolgte. Als der Griff fast fertig war, habe ich mit einem dünnen langen Bohrer versucht senkrecht zwei 2mm Löcher zu bohren, was nicht leicht ist, wenn man ungeübt und der Bohrer so dünn ist. Den Zwischenraum habe ich versucht mit einem dünnen Stechbeitel auszuräumen, als ich daran den Spaß verlor, habe ich die Klinge im Schraubstock eingespannt, den Griff darauf gesetzt und mit einigen kräftigen Hieben so den Griff auf die Klinge getrieben. Ziel war ein passenden Schlitz für den Erl zu haben. Nunja, die Klinge steckt immer noch darauf und sitzt bombenfest. Mehrere Versuche sie abzuziehen misslangen! :) Zum Glück sitzt sie aber fast richtig ausgerichtet im Griff, mit einer minimalen Schrägstellung, die bisher niemandem außer mir auffiel.

Ich weiß nun, dass es sich um Haselnuss handelt. Die Oberfläche habe ich mit 80er, 240er und 400er Schleifpapier geebnet (zwischendurch gewässert, damit sich die gebrochenen Fasern aufstellen) und an meiner Jeans poliert. Der Griff fühlt sich schön glatt an.

Die Klinge habe ich mit einem 6000er King Schleifstein und etwas Polierpaste von seiner hässlichen Gothaer Lasergravur befreit. :haemisch:

DIE SCHEIDE:
Mit Hilfe der Anleitung in diesem Buch von Havard Bergland,

http://books.google.de/books?id=vOU...ox-a&cd=2#v=onepage&q=messer scheiden&f=false

habe ich eine Scheide gefertigt. Das Leder habe ich von einem über 80jährigen Schuster hier in Bonn, es ist ca. 4mm dick, vom Rind und nach dem Wässern bleibt es schön in Form. Kosten 2 €.Ich werde mal noch genauer erforschen, was es genau ist und wie es gegerbt wurde.

Ich habe zunächst mittels einer Schablone ganz Grob das Leder zugeschnitten und nach ca. 1h Wässern um das Messer geformt und mit allem was ich hatte zusammengeklammert. Ich muss aber mal in den Baumarkt vor meinem nächsten Projekt ;-)

Nachdem der Scheidenrohling über Nacht getrocknet ist, habe ich am nächsten Tag mit einer Gabel die Löcher für die Naht markiert (DANKE FÜR DIESEN GENIALEN TIPP!!) Und mit einem Dremelnachbau gebohrt (1,5mm). Mit zwei Stopfnadeln habe ich dann eine Schusternaht gefertigt. Den Faden hat mir der freundliche Schuster mitgegeben, nachdem er meine Antwort, womit ich nähen möchte, mitleidvoll zur Kenntnis genommen hat. Ich vermute es handelt sich um Forellenfaden? Geachst, ca. 1mm dick und UNZERREISSBAR!! Ich hatte vor mit Knopflochgarn, mit dem ich viel an Rucksäcken und Taschen auf Reise repariere zu nähen, eben weil es so stabil ist, aber der Faden vom Schuster ist einige Klassen höher…

Genäht habe ich nach dem zweiten Wässern und erneutem Formen der Scheide mit Hilfe des Stiels der Gabel (als Falzbein), das Messer befand sich in Frischhaltefolie verpackt in der Scheide. Nach dem Nähen habe ich das überstehende Leder abgeschnitten, die Spitze der Scheide krumgebogen, um ihr das typische Aussehen zu verleihen und die Kanten mit einem Stück Holz gerubbelt, bis sie geglänzt haben.
Die Naht (von unten nach Oben genäht) endet im Inneren der Scheide, wo ich den Faden einfach verknotet habe.

DER ZEITAUFWAND:
Das Mora 2000 mit einer japanischen Säge von seinem Griff zu befreien (zweimal von der Klinge an Richtung Griffende parallel gesägt) dauerte vielleicht eine Minute.

Am Griff habe ich über Weihnachten schon einiges an Zeit vertrödelt, einfach weil ich es genossen habe, das erste Mal mit Holz zu arbeiten. (liebe anderen Messerbauneulinge, traut euch, es scheint zu klappen!!) Ernsthaft waren es vielleicht 4 Stunden Arbeit?

Die Scheide habe in ca. 4-5 Stunden geformt und genäht, mich aber auch nicht sonderlich beeilt. Ich war letzte Woche Strohwitwer und musst die Zeit auskosten.


WAS NOCH ANSTEHT:

Sowohl Griff als auch Scheide müssen noch geölt/gewachst werden. Während ich hier schreibe, vereinen sich auf meinem Herd gerade Sojaöl und ein halbes Bienenwachsteelicht. Das soll auf die Scheide aufgebracht werden. Ist das wirklich ein gutes Rezept??

Die Tiefenbehandlung des Holzes wollte ich mit Ra Linolja (schwedischem, rohen Leinöl) machen. Das Finish??

Trotz der wirklich tollen Tipps in dem super Forum hier, bin ich noch unentschlossen was das beste für mein Erstwerk ist und würde mich über weitere Anregungen sehr freuen!!! Für das nächste Messer suche ich auch noch eine Quelle für eine schöne nordische, handgeschmiedete Klinge…

Auch sonstige konstruktive Kritik ist willkommen und ich bin gespannt auf eure Meinungen.

Mein Text ist jetzt wahrlich lang genug geworden, ich lasse jetzt Bilder sprechen.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und die genialen Tipps hier im Forum!! :super:

tom
 
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AW: Mora 2000, mein erstes selbstgemachtes Messerprojekt mit nordischer Scheide

Äh.. ich kann hier keine Bilder einfügen? :argw:
Schade!! :(

BILDER GIBTS JETZT HIER:

http://drop.io/messerbau

Wenn die jemand in den Thread hier einbinden könnte, wäre das toll. Sonst sind sie irgendwann vielleicht weg und mein Beitrag ist bilderlos :-(

Vielen Dank! :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Einsatz von Leinöl, Sojaöl und Bienenwachs

Hallo!

Ich habe ca. 100ml Sojaöl und ein halbes Teelicht aus Bienenwachs miteinander im Wasserbad erhitzt um eine dünnflüssige, homogene Tiefenimprägnierung für die Messerscheide zu bekommen.

Nachdem ich die Scheide mehrfach mit dem warmen Gemisch außen bestrichen habe, ist sie nun stark wasserabweisend (Wasser perlt einfach ab und zieht nicht ein), stark nachgedunkelt und mir kommt sie etwas fester vor.

Den Messergriff habe ich mit rohem Leinöl aus Schweden, welches ich ebenfalls erhitzt habe, damit es viskoser wird und tiefer einzieht, mehrfach bestrichen, aber zwischendurch immer über Nacht trocknen lassen.

Zeitgleich habe ich ein Glas an verschiedenen Stellen, in unterschiedlicher Dicke mit Leinöl bestrichen um zu erfahren, wie es aushärtet und wie robust diese Lackschicht dann ist.

Das Aushärten eines dünnen Aufstrichs auf Glas hat ca. 10 Tage gedauert. Dickere Tropfen ein paar tage länger. Die Lackschicht haftet sehr gut und ist widerstandsfähig.

Im Holz dauert die Trocknung noch an, vermutlich weil das Leinöl nicht im gleichen Maß dem Sonnenlicht exponiert ist. Schon jetzt lässt sich allerdings feststellen, dass die Oberfläche des Holzes robuster geworden ist.

In diesem Sinne, eine schönen Tag noch!

PS: Als Schutzschicht für den Deckel eines Gusseisenbräters, macht sich die Lackschicht ebenfalls sehr gut. Hier war die Trockenzeit sogar kürzer als auf Glas, was vermutlich an chemischen Reaktionen des Öls mit Fe festzumachen ist (vgl. Wikipedia.de zu Leinöl).
 
hallo tom,

du warst und bist mit freude bei der sache, und das sieht man anhand der bilder...
für das erste messer und die , sagen wir robuste herangehensweise,
sieht das doch fantastisch aus.
mach weiter so und verlier nicht den mut zu experimentieren.
lg aus bonn
mack
 
Na Haselnuss scheint ja gar nicht mal so übel aus zu schauen.
Für die erste sieht die Scheide echt gelungen aus.
Allerdings scheint deine Gabel größere Flunkenabstände zu haben.
Denke ein wenig engere Abstände sähe noch besser aus.
 
Hallo!

Vielen Dank für die Kommentare! Ja, inzwischen habe ich mich an die Haselnuss gewöhnt, aber ein Stück Maserbirke habe ich nun für das nächste Messer und eine schönere nordische Klinge auch. Es wird ein kleineres Messer für meine Freundin.

Für mein nächstes Messer suche ich noch nach einer schönen handgemachten Klinge...

Viele Grüße!

tom
 
Vielen Dank für den Link zu brisa. Da schaue ich mich schon seit eine Weile um ;-) Eine tolle Seite für Messermacher!!

Aber die Auswahl ist wirklich groß und die Beschreibung (z.B. Klingendicke) leider manchmal etwas dünn.

Vielen Dank, Nick!

:) tom
 
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