Mora Garberg Reloaded: Eine zweite Sicht

jfive

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Vorwort:
Bereits vor einiger Zeit hatte ich den Wunsch, das Mora Garberg einem Review zu unterziehen. Kaum hatte ich den Tracking Code zu meinem Garberg vom Herbertz Messerclub erhalten, musste ich enttäuscht feststellen, dass mir der gute güNef bereits zuvorgekommen war. Eine zweite Meinung sollte bei einem solch kontrovers diskutierten Messer aber nicht schaden. Also habe ich mich dennoch daran gemacht, einen ausführlichen Bericht zu verfassen. Dazu sei erwähnt: Um meine Sicht auf das Garberg "rein" zu halten, habe ich bisher keinen Bericht über das Messer gelesen - auch nicht den von güNef verfassten. Redundanzen können somit vorkommen, was ich zu entschuldigen bitte. Es folgt der Bericht.



Der Ort Mora in Schweden verfügt über eine sehr lange Tradition in der Herstellung von Schneidwaren. Bereits im 17. Jahrhundert stellten die Menschen in dieser Gegen Messer her. Das dort ansässige Unternehmen Morakniv selbst produziert seit über 100 Jahren Messer, die sich für gewöhnlich durch einen sehr günstigen Preis und hoher Qualität auszeichnen. Sehr wahrscheinlich ist diese Kombination der ausschlaggebende Grund, weshalb sich die Messer aus Mora solch großen Beliebtheit erfreuen. Ein für diese Messer typisches Charakteristikum ist die Steckerl-Konstruktion, auf der die Messer aufbauen. Bei dieser zieht sich der Stahl, aus dem die Klinge gefertigt ist, nicht bis zum Griffende durch. Dass diese Bauweise zu schwach sei, um für ein wirklich stabiles Messer tauglich zu sein, wird gerne von Kritikern der Mora-Messer angeführt. Um dieser Ablehnung zu begegnen hat Mora nun ein Modell entwickelt, das dem Typus eines robusten Messers noch gerechter werden soll: Das Garberg, bei dem der Erl am Griffende - wie als Beweis - sogar noch ein Stückchen übersteht.

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Bereits beim Auspacken des Garbergs werden diejenigen, die mit anderen Modellen des Herstellers vertraut sind, eine spürbare Gewichtszunahme bemerken, mit der das Messer daher kommt. Man muss zugeben, dass sich das Garberg tatsächlich solider, ja beinahe vertrauenserweckender anfühlt. Dass anderen Modellen von Mora dabei eine mangelnde Stabilität zu unterstellen sei, kann dabei keinesfalls behauptet werden. Aber das Garberg liegt im Vergleich zu seinen Geschwistern einfach satter in der Hand. Es ist wirklich erstaunlich, was ein “bisschen” mehr an Stahl im Griff bewirken kann.

Die Klinge
Beim Betrachten des Messers fällt die für Mora-Verhältnisse etwas üppiger dimensionierte Klinge auf. Das vorliegende Exemplar ist 11 cm lang, knapp 2,3 cm hoch und 3 mm stark. Natürlich sind das keine Dimensionen eines Rambomessers. Das Garberg stellt aber auch gar nicht diesen Anspruch. Es sind vielmehr die Maße eines Messers, das den Kompromiss zwischen Robustheit und Vernunft sucht. Allzu weit hat sich Mora von seinen sonstigen Klingenabmessungen (verglichen z.B. mit dem Bushcraft Black) dabei nicht entfernt.

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Beim Klingenstahl setzt das Garberg auf den 14C28N der Firma Sandvik, die diesen als die ultimative Kombination aus Härte und Korrosionsbeständigkeit bewirbt. In jedem Fall genießt der Stahlproduzent Sandvik in der Messerwelt ein hohes Ansehen und konnte in der Vergangenheit stets durch Qualität überzeugen. Im Gegensatz zu einigen modernen “Superstählen” lässt sich der 14C28N relativ leicht schärfen und kann auf eine ordentliche Schärfe gebracht werden. Beide Eigenschaften passen hervorragend zu einem Outdoormesser. Positiv hervorzuheben ist dabei auch, dass zumindest das vorliegende Exemplar des Garbergs vom Hersteller äußerst scharf geliefert wurde. Die Schneide weist dabei eine kaum wahrnehmbare Sekundärphase auf, die dem Scandi-Schliff mehr Robustheit verleihen soll.

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In der Tat beisst sich die Klinge, trotz eines derberen Winkels als man ihn von Mora sonst gewohnt ist, ordentlich ins Holz. Noch steiler hätte man den Anschliffwinkel allerdings auch nicht wählen dürfen. Insgesamt ist er für feinere Aufgaben, wie sie zum Beispiel in der Küche anfallen, weniger geeignet. Eine Zwiebel wird beispielsweise eher gespalten, als geschnitten. Das ist allerdings bei einen Scandischliff auch nicht überraschend.
Freunde des Kohlenstoffsthals dürften beim Garberg etwas enttäuscht sein, da dieses aktuell ausschließlich im rostfreien 14C28N erhältlich ist. Wer pflegeleichte Messer bevorzugt, fährt mit dem 14C28N allerdings gut.

Der Griff
Insgesamt kommt das Garberg, das auf Grund des Vollerls schon eine gewisse Zäsur in der Geschichte Moras bedeutet, relativ schlicht, beinahe unscheinbar daher. Dafür kann das Garberg mit einem neu entworfenen Griff aufwarten, den es bei anderen Mora Modellen bisher noch nicht gegeben hat - wohl aber zukünftig geben wird. Er liegt voluminös in der Hand und kann in verschiedenen Griffpositionen angenehm gehalten werden. Die Haptik ist dabei aber insgesamt Mora-typisch geblieben und erinnert mich ein bisschen an die des Mora 510.
Erfreulicherweise verfügt das Griffende über einen Durchbruch, so dass bei Bedarf ein Fangriemen durch den Griff gezogen werden kann. Sicherlich keine lebensnotwendige Eigenschaft aber für einige Anwender sicherlich ein “nice to have”. Wie eingangs erwähnt, ragt ein Teil des Klingenstahls über das Griffende hinaus. Dessen Kanten sind verhältnismäßig scharf geschliffen worden, was das Anreissen eines Feuerstahls ermöglicht. Für diesen Zweck ist allerdings der ebenfalls im 90° Winkel gehaltene Klingenrücken wesentlich besser geeignet.
Ob es sich beim verwendeten Griffmaterial des Garbergs um einen neuen Kunststoffmix handelt oder ob letztlich auf den altbewährten zurückgegriffen wurde, ist für mich nicht nachvollziehbar. Jedenfalls besteht er laut Herstellerangaben aus den beiden Komponenten Polyamid und TPE Gummi. Eine spürbare Veränderung im Vergleich zu den alten Mora-Griffen kann subjektiv jedenfalls nicht festgestellt werden.

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Die Scheide
Einen starken Kontrast zum gewöhnlichen Erscheinungsbild des Messer bildet das neu entwickelte und modular aufgebaute Scheidensystem des Garbergs, das als Multi-Mount-Scheide bezeichnet wird. Auf den ersten Blick muss der anwender schon etwas grübeln, wie nun die einzelnen Teile zusammenpassen und wofür sie gedacht sind. Das Grundgerüst bildet ein düsenförmiger und den üblichen Mora-Scheiden recht ähnlicher Plastikköcher, in den das Messer beim Hineinstecken einrastet. Am Köcher, der an der Basis über zwei Löcher zum Wasseraustritt verfügt, lässt sich wahlweise eine übliche Gürtelschlaufe oder eine Lederschlaufe anbringen, die den kompletten Griff umspannt. Hervorzuheben ist, dass beide Schlaufensysteme wiederum an der Plastikscheide einrasten und somit sicher mit ihr verbunden sind.

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Als Zugabe legt Mora eine Schiene bei, die beispielsweise an einem Fahrrad montiert werden könnte. Sie nimmt das Messer mittels Klettverschlussband schnell auf, was dessen Transport erleichtern soll. Das komplette Scheidensystem ist für Rechts- und Linkshänder gleichermaßen geeignet. Optional ist das Garberg aber auch mit einer klassischen Lederscheide erhältlich.

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Preisgestaltung
Nachdem Mora mit dem Garberg endlich die Kritik eines fehlenden “Full Tang” Moras
abstellen konnte, hat sie sich mit der Preisgestaltung des Garbergs bereits im Vorfeld erneuter Kritik ausgesetzt. Wie bereits erwähnt, zeichnet sich Mora für gewöhnlich durch sehr günstige Messer aus, die für gewöhnlich im Bereich von ca. 7 bis 40€ angesiedelt sind. Beim Garberg peilt Mora allerdings in Richtung 100€, was bereits im Vorfeld schon zu heftigen Diskussionen in diversen sozialen Medien führte. Die Kunden waren so einen Preis von Mora bisher nicht gewohnt. Das Argument, dass vergleichbarer Produkte anderer Hersteller häufig zu ähnlichen oder sogar höheren Preisen gehandelt werden, konnte viele kritische Stimmen nicht besänftigen. Unbeachtet blieb häufig auch, dass entsprechende Produkte der
Konkurrenz nicht selten aus Niedriglohnländern importiert werden, während Mora durchweg im vergleichsweise teuren Schweden produziert. Das Garberg ist sicherlich - entgegen vieler Mora-Messer - kein Schnäppchen mehr. Dafür sind die Änderungen am Messer im Vergleich zu anderen Mora Modellen einfach nicht groß genug. Wäre das Messer jedoch von einer anderen Firma auf den Markt gebracht worden, hätte es die empörten Aufschreie vermutlich nicht gegeben.

Daten zum Messer
Klingenlänge: 11 cm
Gesamtlänge 23 cm
Klingenstärke 3 mm
Klingenstahl: 14C28N
Gewicht: ca. 169 g (Angabe des Herstellers)

Fazit
Bis auf wenige Ausnahmen bleibt sich Mora mit dem Konzept des Garbergs treu. Zwar hat das Messer nun den von vielen lang erwarteten Vollerl und ist darüber hinaus mit dem neu entwickelten Scheidensystem erhältlich. Bei den verwendeten Materialien ist man aber recht konservativ geblieben. Die bewährte Kombination aus Kunststoffgriff und Sandvik-Klinge ist auch beim Garberg beibehalten worden. Statt des 12C27 wird nun allerdings der 14C28N Stahl verbaut. Eine Variante in Kohlenstoffstahl ist leider bisher nicht verfügbar.
Auch optisch bricht das Garberg nicht mit der Tradition und reiht sich still und leise ins übrige Portfolio der Firma ein. Unterm Strich erhält man mit dem Garberg für sein Geld sicherlich ein sehr robustes und wie gewohnt qualitativ ordentliches Mora-Messer.

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Zuletzt bearbeitet:
Servus,

danke für deinen Bericht!

Wenn ich deine Bilder mit meinen Vergleiche, dann sieht man schön die Serienstreuung beim Anschliff!

Bei meinem Exemplar ist die Sekundärfase deutlich ausgeprägter und die Schneidenspitze weiter zurückgesetzt als bei deinem Exemplar!

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Solchen Abweichungen in der Produktion wird man erst durch Vergleich habhaft! Der Schluss daraus: Wer viel Wert auf einen Skandi-Schliff ohne oder mit schwach ausgeprägter Sekundärfase legt, sollte sein Garberg in einem Laden vor Ort aussuchen!

Er liegt voluminös in der Hand und kann in verschiedenen Griffpositionen angenehm gehalten werden. Die Haptik ist dabei aber insgesamt Mora-typisch geblieben und erinnert mich ein bisschen an die des Mora 510.

Hier unterscheiden sich unsere Eindrücke deutlich! Ich empfinde die Haptik zwischen 510er und Garberg nicht vergleichbar! Der 510er Griff ist ein gefühlt unnachgiebiges, "glatteres" Hartplastikgriffgefühl, deutlich weniger Kontur und Volumen in der Hand!

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Sei's drum, beim Griffthema werden sich immer die Geister scheiden! :ghost:

Ich werde in absehbarer Zeit meinen Bericht um ein paar Neuigkeiten ergänzen. Das Preis-Leistungverhältnis war und ist ja einer der Hauptkritikpunkte und ich hab da bis jetzt gegengehalten weil ich den Kaufpreis nicht für unverschämt oder überzogen halte, allerdings hab ich jetzt ein weiteres No-Nonses-Skandi-Bushcraft-Messer in Verwendung, dass noch weniger auf Ästhetik oder optische Reize und Gimmicks in Form von Multifunktionscheiden Wert legt und das Messer auf seine Grundform eindampft: Ein Stück angeschliffener Stahl mit Griff sonst nix!

Das Terävä Jääkäripuukko 110

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Da könnte das Garberg seinen Meister finden!

Mehr dazu demnächst! :haemisch:

Gruß, güNef
 
Moin güNef. Gut, dass du das mit dem Jääkäripuukko erwähnst. Das wollte ich im Zuge des Skramas bei Zeiten auch mal vorstellen. Aber das kann ich mir wohl jetzt sparen :D. Hätte ich alles auf einmal präsentieren müssen :p.

Hier unterscheiden sich unsere Eindrücke deutlich! Ich empfinde die Haptik zwischen 510er und Garberg nicht vergleichbar! Der 510er Griff ist ein gefühlt unnachgiebiges, "glatteres" Hartplastikgriffgefühl, deutlich weniger Kontur und Volumen in der Hand!
Was das Volumen angeht, muss ich dir natürlich Recht geben. Haptik war in diesem Zusammenhang wahrscheinlich der falsche, zu umfassende Begriff. Das Griffgefühl - abgesehen vom Volumen - erinnert mich aber nach wie vor an das des 510. Da mögen sich unsere Eindrücke tatsächlich unterscheiden.

Ich werde in absehbarer Zeit meinen Bericht um ein paar Neuigkeiten ergänzen. Das Preis-Leistungverhältnis war und ist ja einer der Hauptkritikpunkte und ich hab da bis jetzt gegengehalten weil ich den Kaufpreis nicht für unverschämt oder überzogen halte, allerdings hab ich jetzt ein weiteres No-Nonses-Skandi-Bushcraft-Messer in Verwendung, dass noch weniger auf Ästhetik oder optische Reize und Gimmicks in Form von Multifunktionscheiden Wert legt und das Messer auf seine Grundform eindampft: Ein Stück angeschliffener Stahl mit Griff sonst nix!
Gewiss ist das Garberg nicht das günstigste Messer in dieser Kategorie. Es ist bei weitem aber auch nicht das teuerste. Daran wird auch das Jääkäripuukko, was sicherlich ein tolles Messer ist, nichts ändern.
 
Servus,

Gewiss ist das Garberg nicht das günstigste Messer in dieser Kategorie. Es ist bei weitem aber auch nicht das teuerste. Daran wird auch das Jääkäripuukko, was sicherlich ein tolles Messer ist, nichts ändern.

da hast du völlig recht, dass Jääkäripuukko nimmt und hat ja keinen Einfluss auf Qualität und Funktion vom Garberg, stösst aber, weil preislich niedriger angesetzt, funktionell aber sehr gut, eine Türe für all jene auf, denen Griffmaterialien, Design und ein ansprechendes Äusseres völlig wumpe ist, aber für die der Preis zählt! Sowas soll's ja geben! ;)

Das macht ein Garberg natürlich keinen Deut besser/schlechter, als es ist! Nur sehe ich in einem Jääkäripuukko ein preislich attraktives Konkurrenzprodukt ( da ich nur die C-Stahlvariante kenne, gilt das nur für diese ) für eine bestimmte Zielgruppe!

Gruß güNef
 
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