Mr. Helix - WIP - Petty

Mr. Helix

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Hallo zusammen,
da ich jetzt Semesterferien habe und sowieso ein bisschen basteln wollte: Warum nicht am Messermacherwettbewerb teilnehmen?!

Da ich noch kein Petty habe, war schnell klar, dass es Petty / Universalmesser werden soll. Als Klingenlänge habe ich mich für 12 cm entschieden. Das ist noch handlich, aber groß genug für alle (kleineren) Aufgaben.


Der Stahl ist ein C67 in 2mm. Warum gerade C67? – Zum einen habe ich da noch genug Reserven bei mir liegen, er ist gut zu schärfen aber auch nicht extrem empfindlich.


Als erstes habe ich die grobe Form mit der Flex ausgeschnitten.


Anschließend die endgültige Kontur mit der Feile ausgearbeitet und den Kehl mit dem Dremel nachbearbeitet. (Dabei habe ich festgestellt, dass walzharter C67 ein sehr widerspenstiger Gegner sein kann. Also erstmal weichglühen!)


Den groben Schliff habe ich mit der Feile (noch ohne Führung und somit freihändig) angebracht und mit einem uralten Bandschleifer nachbearbeitet. Der Bandschleifer funktioniert leider nur sehr, sehr unzuverlässig und macht keine geraden Flächen.


Für morgen steht der Griff an und, wenn alles gut läuft, auch schon das Härten inkl. Anlassen.

Viele Grüße
Uli
 
So, heute früh ging es weiter:

Zuerst aus einem Stück Blutpflaume etwas heraussägen, was in etwa die Größe eines Messergriffs hat.


Mit der Raspel anschließend alles entfernen, was zu viel ist. Übrig bleibt ein Klötzchen.


Für den Feinschlifff hat sich dann der Bandschleifer doch wieder erbarmt, sonst wäre es noch arbeitsintensiver geworden.
Das Erlloch wollte ich erst mit dem Handbohrer bohren, aber das klappt nicht so wie gedacht. Also zum Nachbarn und eine Schlagbohrmaschine ausleihen (sonst war nichts da). Ein langer 3mm-Bohrer wäre das Optimum gewesen, vorhanden waren aber nur 1mm, 2mm und 4mm :rolleyes:. Also den 4mm-Bohrer genommen, gebohrt, den Erl geglüht und versucht das Loch in das Holz zu brennen. Nach 30min passte dann der Erl irgendwie in den Griff.


Echte Zwingen finde ich eleganter, also habe ich den Versuch mit Damhirschgeweih gewagt. Gesägt, geschliffen, ausgebohrt, angepasst und auf den Griff gesetzt. Beim letzten Milimeter - Knack! :rolleyes: Also habe ich eine "falsche" Zwinge aus Eiche gebastelt und das erste Stück vom Griff abgesägt. Das Ganze hat auch den Vorteil, dass man das hässliche Loch im Griff nicht mehr sieht :D.


Da meine selbstgebaute "Esse" schon einmal heiß war, habe ich gleich die Wärmebehandlung durchgeführt. Der C67 hat herstellungsbedingt schon ein sehr feines Gefüge, weshalb ich nur einmal normalisiert habe. Das Härten hat beim ersten Versuch gleich geklappt - Diesmal kein Pling oder Knack zu hören und die Klinge ist schnurgerade. Sonst härte ich den C67 oder auch den C75 in Wasser, heute habe ich Sonnenblumenöl verwendet. Die Klinge ist zwar nicht so hart wie sonst (Feile greift minimal, Fensterglas kann man aber ritzen), dafür nicht verzogen oder kaputt.



Jetzt ist die Klinge im Backofen, damit sie schön knusprig wird :D. Zum Anlassen stecke ich die Klinge immer in die Konservenbüchse mit feinem Sand, da unser Ofen gerne mal in der Temperatur schwankt. Das letzte Mal hatte ich 200°C eingestellt und die Feile kam lila heraus :argw:.


Insgesamt stecken jetzt 10h Arbeit in Griff und Klinge. Jetzt muss noch der Griff geklebt werden, die Klinge geschliffen und beides miteinander verheiratet werden.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Zeitstempel heute vergessen habe :confused:. Das erste Mal den Ablauf des Messermachens nachvollziehbar zu dokumentieren hat mich schon mächtig gefordert. Wenn die Klinge aus dem Ofen ist, werde ich noch ein Bild mit Klinge, Griff und Zeitung nachreichen.

Viele Grüße
Uli
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun die fertig angelassene Klinge mit Zwinge und Griff. Die kleine Feile ist meine "Härteprüffeile", da magnetisch und somit nicht mehr zu gebrauchen.
Nach dem Anlassen (2h auf ~190°C) ist die Klinge doch tatsächlich härter als vorher :argw:. Das verwundert mich doch ziemlich.
Die Anlassfarbe entstand im Übrigen erst beim Rausziehen aus dem noch heißen Sand. Man konnte richtig zuschauen, wie der Stahl sich gelb färbte.


Alle Beteiligten mögen sich und werden in Kürze heiraten :D.

Viele Grüße
Uli
 
Wenn man bei dem miesen Wetter draußen nichts vernünftiges machen kann, muss man eben am Messer weitermachen :D.

An der Klinge wurde die Oberfläche nachbearbeitet, ein Flachschliff angebracht, die Kanten gerundet und die ein oder andere unschöne Stelle korrigiert. Gott sei Dank hat sich der Bandschleifer dazu überreden lassen!


Die "falsche" Zwinge habe ich noch ein wenig aufgehübscht und mit dem restlichen Griff verklebt. Dazu nehme ich immer Uhu Endfest. Als Zwischenlage habe ich mich noch für ein Stückchen Leder entschieden. Das sollte einen netten Kontrast bringen und kleine Unebenheiten ausgleichen.
Jetzt heißt es 24h warten :glgl:.


Nun muss die Klinge noch scharf und hübsch werden. Dann darf sie mit dem Griff zusammenkommen.

Viele Grüße
Uli
 
Hallo zusammen,

der Griff ist schön fest ausgehärtet, sodass es heute weitergehen konnte. Das überständige Leder habe ich entfernt und den Griff symmetrisch geschliffen. Die Bilder von der Bandschleiferaktion erspare ich euch.


Damit die Klinge mit dem Griff optisch mithalten kann, habe ich sie zuerst von den groben Schleifspuren befreit und dann geschärft. Der C67 schleift sich im Übrigen traumhaft. Die Neigung zum Grat ist gering, aber trotzdem ist die Schneide ruck-zuck geschärt. Angefangen habe ich mit einem alten Sensenwetzstein (die Schleifexperten hier im Forum würde bei dem traurigen Anblick dieses Steins wahrscheinlich der Schlag treffen, aber er tut was er soll). Mit einem Baumarktschleifstein (ich schätze 300 und 800 japanische Körnung) und meinem guten Kombistein (1000 und 3000) wurde dann die Schneide zum ersten Mal richtig scharf :).


Das Verheiraten von Klinge und Griff hat mir einiges Kopfzerbrechen bereitet. Statt Eheringe sollte Epoxidharz verwendet werden und das muss durch den dünnen Spalt in der "falschen" Zwinge in den Griff hinein :confused:. Zudem sollte der Griff möglichst komplett mit Epoxydharz gefüllt sein, um ein Maximum an Stabilität zu gewährleisten. Das geht aber nur, wenn der Kleber blasenfrei in den Griff gelangt. Uhu Endfest ist aber recht zähflüssig, wodurch man ihn nicht einfach hineingießen kann. Aber dem Ingenieur ist nichts zu schwer ...
Den Kleber angerührt und in die kleine Spritze gefüllt. Als Hilfsmittel habe ich einen Trinkhalm abgeschnitten und bis zum Grund in den Griff gesteckt. Anschließend die Spritze in den Strohhalm gesteckt (was für ein Glück, das passt perfekt) und den Kleber in den Stohhalm gepresst. Wenn es nicht mehr geht, den Strohhalm ein Stück weiter herausziehen und wieder einfüllen. Das geht so weiter, bis an der Öffnung der Kleber herausquillt.
Die Klinge mit Nagellackentferner reinigen und in den Griff stecken. Alles was zu viel Kleber ist wegwischen und dann heißt es warten ..... :glgl:


Da die meisten nur von den Maschinen/ Werkzeugen reden und wie man damit umgeht, habe ich mir gedacht, dass ich euch die kleinen, vergessenen Helden zeige, die dieses schöne Hobby ein ganzes Stück angenehmer und sicherer machen:

Manch einem mag das übertrieben vorkommen, aber wenn ich immer nackte Finger an Bandschleifern sehe, Schmiede ohne Schutzbrille, Epoxidharz auf Fingern oder Staub in der Nase, dann denke ich mir: Das muss doch nicht sein. Wie schnell ist etwas passiert und man hat ein ganzes Leben etwas davon (Wer schon einmal Späne in den Augen hatte, kann das bestimmt nachvollziehen). Und so unbequem ist eine Schutzbrille oder Staubschutzmaske gar nicht ;).

In dem Sinne, frohes Schaffen und weiterhin noch viel Erfolg
Uli
 
So,
das letzte Work-Bild:


Der Griff ist mit reinem Leinöl (für den Salat) eingelassen. Reines Leinöl braucht zwar deutlich länger zum Trocknen/ Aushärten, aber dafür ist es absolut lebensmittelecht.
Eigentlich wollte ich heute früh bereits den Abschluss vermelden, aber ich wurde "dezent" darauf hingewiesen: Das Messer ist ja ganz nett, aber hier ist ein Kratzer, hier und da auch noch ein paar. Mach die mal alle weg! :(

Also noch mit 220er Schleifpapier (und 1000er Schleifpapier in der Nähe der Schneide) alle Kratzer herausgeschliffen. Jetzt gefällt es mir auch.

Wenn der neue Besitzer (wer das auch immer sein wird) ein feineres Klingenfinisch möchte, werde ich eben noch einmal nacharbeiten. Für mein Empfinden ist das jetzige Finish aber vollkommen ausreichend.

Im Übrigen: C67 reagiert normalerweise heftig mit Tomaten. Allerdings ist nach dem Schleifen mit 1000er Sandpapier keine sofortige Reaktion mehr erkennbar.

Mir hat der Wettbewerb wahnsinnig viel Spaß gemacht! Alleine schon zu sehen, dass man nicht der einzige Semi-Verrückte ist und andere auch diesem Hobby nachgehen, finde ich klasse. Auch die Vorgehensweise und Tricks der anderen Teilnehmer finde ich total interessant.
Hoffentlich folgen noch einige Wettbewerbe!

Viele Grüße an alle und ein dickes Lob an die anderen Teilnehmer!
Uli
 
Heute wurde der Ernstfall geprobt und Salat mit weichen Tomaten, Möhren, Gurken, Schafskäse und Paprika zubereitet.


Das Kleine hat sich sehr tapfer geschlagen und alles ohne Patina, schnelles Abstumpfen oder Ausbrüche über sich ergehen lassen.

Trotz meiner nicht vorhandenen Photographie-Fähigkeiten möchte ich euch noch den obligatorischen Geometrie-Shot bieten:


Zugegeben kein Laser, aber ein solides Allzweckmesser. Möhren schneidet es sauber ohne "Knack". Dabei ist es aber so robust, dass es auch von anderen ohne allzu große Sorgfalt benutzt werden kann.

Für die Statistik: Das offizielle Kampfgewicht des Kleinen beträgt 70g. Die Maße aus dem Entwurf wurden +- 2 mm eingehalten.

Viele Grüße
Uli
 
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