Muss mal meinen Frust loswerden [zu Messertests u. -vergleiche]

Twosteps

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Ich hoffe ich trete jetzt mit dem Thema nicht in ein Wespennest. Also Augen zu und durch. Mit dem Hobby „Messer und Axt“ landet man irgendwann unweigerlich bei „Belastungstests“ auf YT. Diese Tests erfolgen zumeist im „natürlichen Lebensraum“ dieser treuen Begleiter. Soweit, so nachvollziehbar. Besonders beliebt sind hier natürlich jene, die schließendlich zum Versagen des Testobjektes führen. Und so sicher wie das Amen in der Kirche folgt dem „Belastungstest“ der „Vergleich“. Nun passiert bei diesen Test häufig folgendes: Es wird ein Messer mit 10cm Klingenlänge und 5mm Klingenstärke mit einem doppelt so langen Konkurrenten verglichen. Zum Beispiel in Bezug auf Stabilität der Spitze. Also: Messer in einen Baumstumpf gerammt, Armmuskeln auf Berserkermodus gestellt und ran an den Prügel. Als Testergebnis hat das große Messer seine Spitze verloren und das kleine Messer steckt das locker weg. Anschließen wird das Ergebnis „ausgewertet“ und die Messer „verglichen“. Großes Messer schlecht weil kaputt kleines Messer gut weil ganz. Es folgt großes Messer scheisse weil teuer und kaputt, kleines Messer geil weil günstig und ganz. Und dieses Urteil kommt dann mal eben einem Naturgesetz gleich.
Und hier setzen bei mir (sanft ausgedrückt) die Bauchschmerzen an. Denn: Solche Tests müssen reproduzierbar und vergleichbar sein! Zum einen werden hier physikalische Zusammenhänge vollkommen außer acht gelassen (im o.g. Bsp.: doppelte Klingenlänge = doppeltes Drehmoment bei gleicher Hebelkraft und gleicher Einbringtiefe der Klingenspitze in den Baumstumpf) und zum anderen sind die Test nicht reproduzierbar (ungleicher Kraftansatz, ggf. Spitze 1. in hartes Kernholz, Spitze 2. in Splintholz, etc.).
Ich bin absoluter Fan von Tests bis zur Versagensgrenze (schon berufsbedingt 😜). Aber immer reproduzierbar und vergleichbar!

Gruß

Twosteps
 
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Tut mir leid.... ich bin noch nicht auf YT gelandet. Ich käme nie auf die Idee, meine Zeit damit zu verschwenden, die gefilmten Aussagen von mir völlig unbekannten Menschen, deren Know-How zum Thema ich nicht einschätzen kann, anzuschauen - geschweige denn, ihre Stellungnahmen ernst zu nehmen und für meine persönlichen Entscheidungen in Erwägung zu ziehen...

ich beziehe das sogar auf viele Threads in Foren. Ein weiteres Hobby von mir ist Astronomie. Und dort die Sonnenbeobachtung. Jeder kann sich vorstellen, dass, wenn da was schief läuft (Sonnenfilter fehlerhaft/Montage des Filters nicht lichtdicht, Filter thermisch unterdimensioniert usw...), man sofort blind ist auf dem Auge, mit dem man beobachtet hat. Und zwar für immer! Ich staune immer, wie Einsteiger in Foren Fragen stellen: Mein Sonnenfilter XYZ hat einen Riss .... ist sehr alt .... ist vergilbt.... kann ich damit noch sorglos beobachten? Und dann gibt es im Forum "Experten" (oder auch nicht - man kann es ja nicht einschätzen) die sagen echt ungeniert: Du kannst damit weiter beobachten! Wahnsinn!! Würdest Du das dann? Gehst Du das Risiko ein? Dein eigenes Risiko??

Meine Tochter kam neulich zu mir und behauptete, man können Steine von Avocados halbieren und daraus tolles Fruchtfleisch löffeln. Auf meine Frage, woher sie das weiss, da ich weiss das sie noch niemals einen Avocado-Stein halbiert hat, sagte sie: Habe ich in YT von einem Influencer gesehen...
... wir haben dann mit meinem armen großen Solinger Carbon-Chefmesser mehrere Avocado-Steine halbiert - und nichts war genießbares drin.... nur eine feste Masse, bei der ich niemals auf die Idee gekommen wäre, sie zu essen.

Sandokan
 
Hallo Twosteps,

genau so sehe ich das auch. Ich sehe mir auch öfters mal sog. Reviews auf YouTube an, wenn ich mich für ein bestimmtes Messer interessiere und zuerst mal ausloten möchte, ob es für mich tatsächlich in Frage kommt. Infos sammeln und abwägen. Manche Beiträge von selbsternannten Testern sind da durchaus hilfreich, andere empfinde ich als nicht aussagekräftig oder was viel schlimmer ist, als total überzogen, wie z.B. die Tests der beiden niederländischen Jungs, die sich "Dutch Bushcraft Knives" nennen und sich durch übelste Misshandlung der Testobjekte vor der Kamera produzieren. Das ist natürlich meine ganz subjektive, persönliche Meinung dazu. Ich möchte auch eigentlich niemandem damit auf den Schlips treten, aber natürlich tut es mir auch leid um die dabei gequälten und geschundenen Messer.

Es ist jedenfalls nicht so ganz einfach, Berichte von Testern zu finden, die Messer ähnlich benutzen möchten, wie man selbst. Von Leuten, die fair testen und auch die Eigenschaften des Testobjektes betrachten, die einen selbst interessieren.

Alles Gute von oben

Peter
 
Ich hoffe ich trete jetzt mit dem Thema nicht in ein Wespennest.

Nö. Sehe ich seitdem das YT Review Gedöns losging (also so um 2005 rum ;) ganz genau so. So lange gibts hier auch die Diskussion um Sinn/Unsinn genau solcher Berichte.

Messer"tests" halte ich - bis auf wenige, genau spezifizierte Ausnahmen, wie CATRA und Co, - für nicht machbar, sinnvoll .. mithin ist die Bezeichnung irreführend.
Man kann einigermaßen objektiv und nachvollziehbar Verarbeitung, Mechanik, Schnittgeometrie, Werkschliff usw. beschreiben.
Schon weniger objektiv wirds bei "Ergonomie".
Und bei dem Zerstörungsgedöns wirds komplett albern. Außer man meint das von Anfang an albern, dann ist das ja ok.

Funktioniert halt. Dazu noch ne "Bild like" Überschrift und Du bekommst Abonnenten. Und nur darum gehts. Letztlich labert eine Blase an Deppen miteinander. Nervig wirds, wenn die dann außerhalb der Blase als Fachleute auftreten.

Wenn jemand wie hier @virgil Messer vorstellt (oder halt die Küchenmesserjungs, sorry da bin ich nicht so drin) dann ist das doch wunderbar zu lesen. Da reichts vollkommen Messervorstellung, -beschreibung usw zu sagen. Und man kann gut darauf verzichten, das als "Test" objektiver hinzustellen, als es ist.

Jaa, die Rubrik hier heißt "Revisionen und Tests" ;) das war schon immer so, das haben wir immer so gemacht, wo kämen wir da hin, das kann ja jeder sagen. Ist halt der Name. Inhaltlich hatte ich hier noch nie (tm) Bauchschmerzen.


Pitter
 
Ich habe mir auch das eine oder andere Video dieser Art angesehen und bin zu denselben Schlussfolgerungen gekommen wie oben beschrieben. Ernst nehmen tue ich das nicht mehr - überwiegend selbstdarstellendes Gestottere in weitestgehender Unkenntnis oder Außerachtlassung der Fakten. Bei manchen "Kaputtmachdarstellungen" hatte ich sogar das Gefühl, dass gezielt europäische/asiatische Marken geschädigt werden sollten, um dann auf die ja viel besseren amerikanischen Produkte hinzuweisen.
 
Angesichts der Fülle sich teilweise widersprechender Informationen, die täglich auf uns einprasselt, wird die Kompetenz, diese Infos über eigene
Plausibilitätsprüfung in "relevant" oder "unsinnig" zu clustern immer wichtiger.
Es wäre immens wichtig, das mit den Kindern in der Schule schon zu üben. Ich hoffe, das wird gemacht.
 
Denn: Solche Tests müssen reproduzierbar und vergleichbar sein! Zum einen werden hier physikalische Zusammenhänge vollkommen außer acht gelassen (im o.g. Bsp.: doppelte Klingenlänge = doppeltes Drehmoment bei gleicher Hebelkraft und gleicher Einbringtiefe der Klingenspitze in den Baumstumpf) und zum anderen sind die Test nicht reproduzierbar (ungleicher Kraftansatz, ggf. Spitze 1. in hartes Kernholz, Spitze 2. in Splintholz, etc.).
Nö, müssen sie nicht, sie müssen und sollen ja nur Zuschauer unterhalten und möglichst auch triggern um Views, Abos und Reaktionen zu generieren. Tests wie von dir vorgeschlagen wären einerseits viel zu langweilig und würden anderseits die falschen weil kritischen und wenig werbungsaffinen Personen ansprechen.
Du kannst damit weiter beobachten!
Kann man ja auch, wenn auch nur 1 mal ...
... wir haben dann mit meinem armen großen Solinger Carbon-Chefmesser mehrere Avocado-Steine halbiert - und nichts war genießbares drin.... nur eine feste Masse, bei der ich niemals auf die Idee gekommen wäre, sie zu essen.
Glückwunsch zum wohl erfolgreichen pädagogischen Einsatz!

Es ist jedenfalls nicht so ganz einfach, Berichte von Testern zu finden, die Messer ähnlich benutzen möchten, wie man selbst. Von Leuten, die fair testen und auch die Eigenschaften des Testobjektes betrachten, die einen selbst interessieren.
Die Zielgruppe für solchen Content dürfte ja auch recht klein sein und ist zudem auf YT &Co eigentlich auch nicht erwünscht weil zu wenig werbeaffin.

um dann auf die ja viel besseren amerikanischen Produkte hinzuweisen.
Den Eindruck habe ich auch, gibt es allerdinga auch anders herum. Dürfe aber die avisierten Zielgruppen gut ansprechen oder negativ triggern.


Ich mag allerdings an solchen Videos daß man die Messer (oder auch so manches andere) in Bewegung aus verschiedensten Winkeln sehen kann und in Relation zu anderen Gegenständen. Das fehlt auf Produktpräsentationen ja oft. Den Ton kann man ja abstellen, dann können die extrem überlauten Werbeeinspieler auch Wiedergabegerät und Gehör nicht schädigen.

Es wäre immens wichtig, das mit den Kindern in der Schule schon zu üben. Ich hoffe, das wird gemacht.
Nach dem, was ich bei Kindern aus meinem Umfeld so mitbekomme eher im Gegenteil, da wird der Unterricht gerne mit solchem oder anderen von Interessengruppen konfektioniert und für lau angebotenen Material vorbereitet und wenn Kinder dem substantiiert widersprechen gibt es einen Rüffel oder Notenabzug. Und mit den Lehern bzw. die Leerern kann man das als Sekundant nicht mal erörtern, weil sie substantiitierte Kritik inhaltlich oder sprachlich nicht mal verstehen können. War teilweise ja schon zu meinen Schulzeiten so aber heute isses nach meinem Eindruck viel schlimmer geworden.
 
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Angesichts der Fülle sich teilweise widersprechender Informationen, die täglich auf uns einprasselt, wird die Kompetenz, diese Infos über eigene
Plausibilitätsprüfung in "relevant" oder "unsinnig" zu clustern immer wichtiger.
Es wäre immens wichtig, das mit den Kindern in der Schule schon zu üben. Ich hoffe, das wird gemacht.
Den Satz kann man gar nicht hoch genug anpinnen. Wird ja meist unter "Medienkompetenz" einsortiert, also der Kompetenz im Umgang mit allen mögliche Medien. Da gehört YT halt dazu. Ich teile die Hoffnung komplett. Und weil es so wichtig ist, reicht mir die Hoffnung alleine nicht. Das übernehme ich als Elternteil selbst. Der Erziehungsauftrag geht zuerst mal an die Eltern.

Sorry für's off-topic. Hier kommt meine Kurve zurück zum Thema. Das ist m.E. genau der Ansatz wie man mit den im Eröffnungsbeitrag beschriebenen Videos auch in Zukunft umgehen kann. Mehr oder weniger sinnloser Content wird auf allen Plattformen aus den bereits genannten Gründen immer erstellt werden. Nur wenn mein persönliches "Erkenntnisraster" weit genug ausgeprägt ist, kann ich Sinn von Unsinn trennen und das Video entsprechend nutzen: als reine Unterhaltung oder eben auch als Informationsquelle. Schwierig wird es immer, wenn man inhaltliches Neuland betritt (und gerade Kinder tun das oft). Das ging mir genau so, als ich mit dem Messerthema angefangen hab'.
 
Was mich an diesen „Belastungstests“ und „Vergleichen“ stört, sind die nicht selten herablassenden und in der Wortwahl schmählichen Urteile über die vorgeblichen „Verlierer“, die dann einem Naturgesetz gleich kommuniziert werden. Und das, obwohl Testaufbau und -ablauf keinen qualifizierten weil datenbasiert (z. B. wie der Kerbschlagbiegeversuch in der Werkstoffprüfung) Vergleich zulassen!
 
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Was juckt es die deutsche Eiche wenn sich die Wildsau an ihr reibt...

Wenn man nicht gerade Hersteller oder Händler des verrissenen Messers ist.
 
Was juckt es die deutsche Eiche wenn sich die Wildsau an ihr reibt...

Wenn man nicht gerade Hersteller oder Händler des verrissenen Messers ist.
Richtig. Für Kunden führt das schlimmstenfalls zu Verunsicherungen bei der Produktwahl aber für den Hersteller kann die Konsequenz dann im Extremfall u. U. jedoch Rufschädigung bedeuten.
 
Ahoi,
ich hab hier mal alles kurz überflogen. Ich bin kein großer Fan von Tests - egal ob bei YouTube oder zB beim MesserMagazin. Irgendjemand zieht halt den finanziellen Nutzen aus den Ergebnissen der „Testsieger“.
Oft ist die Sachkunde von Testern und/oder Reviewern unterirdisch.
Ich verlasse mich eher auf die Expertise von mir bekannten Messerfreunden und auch das MesserForum hier.
Hilfreich finde ich in den Video jedoch immer, dass ich eine Vorstellung von Größe und ungefährer Handlage des „Kandidaten“ bekomme.

Schönen Feierabend wünscht
Excalibur
 
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Servus,
ich arbeite seit 1985 in der Seismik, weltweite Suche nach Rohstoffen, meist in ziemlich abseitigen Gebieten, häufig im Nahen/Mittleren Osten, in Afrika, und Offshore. Die 'Outdoor-Kompetenz' vieler dieser sogenannten 'Outdoor-Profis', Experten, und wie sie sonst so alle heißen, halte ich für ausgesprochen fragwürdig. Ich habe mir nur einmal einen Test angeschaut, nachdem ich das Messer gekauft hatte, das MSP Outdoor vom Müller, Reinhard. Normalerweise verlasse ich mich auf mein eigenes Urteil, lese aber natürlich das Messer Magazin, und auch Reviews der Foristen hier. Bisher habe ich bei den Messern renommierter Hersteller aus Deutschland, Frankreich, Italien, und Skandinavien, noch nicht daneben gegriffen. Oft versuche ich vor Bestellungen mit Leuten des betreffenden Herstellers zu reden, bisher bin ich da noch nie abgewiesen worden, und alle gaben bereitwillig Auskunft. Wir, d.h. auch meine Partnerin, bestellen grundsätzlich direkt beim Hersteller, nicht bei Importeuren.
Rudi

Edit: Muss noch anfügen, dass wir erst seit ein paar Jahren in diesem neumodischen Internetz bestellen, nachdem unser lokaler Messerlädner, gelernter Schmied, und Unimog-Afrikafahrer, leider verstorben ist. Vorher hatte ich alles bei ihm gekauft.
 
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Also ich finde einige der Tests duchaus unterhaltsam. Natürlich sind die drei maßgeblichen Testgütekriterien 'Objektivität, Reliabilität und Validität' bei Youtube-Videos nicht gegeben. Werden ja keine wissenschaftlichen Testreihen durchgeführt und dokumentiert - aber ehrlich, erwartet man das? Alles rein subjektive Eindrücke von mehr oder weniger kompetenten Nutzern.

Aber die können manchmal durchaus überraschen. Es gibt da z.B. diesen Destruction Test des Cold Steel SR1 Lite von Joe X auf YT. Fragwürdige Selbst-Inszenierung? Von mir aus. Hätte aber nie gedacht, dass ein Folder so etwas aushält - vorausgesetzt, das ist kein Fake. Sieht nicht so aus.

In einem amerikanischen Forum gab es früher einen User, der regelmäßig Destruction Tests an Messern durchgeführt hat, die andere ihm geschickt hatten. Einige fanden das gut, die meisten aber haben es gehasst. Und jetzt nicht abgelehnt, weil die Testgütekriterien nicht erfüllt waren, sondern regelrecht gehasst bis zu persönlichen Anfeindung des Testers. Der hat dann irgendwann aufgegeben.

Meine Eindruck war, dass einige eine starke emotionale Bindung zu Marken aufgebaut hatten und es nicht ertragen konnten, wenn ein Schatten auf den Markennamen fiel. Absoluter Trigger. Und wie gesagt, ich meine hier nicht rationale Kritik, sondern die emotionale Überreaktion. War sehr schön auch in den dortigen Benchmade vs. Spyderco Wars zu sehen.

Ich mag allerdings an solchen Videos daß man die Messer (oder auch so manches andere) in Bewegung aus verschiedensten Winkeln sehen kann und in Relation zu anderen Gegenständen. Das fehlt auf Produktpräsentationen ja oft.

Das finde ich auch einen wichtigen Punkt. Ich schaue vor Kauf immer, ob es Test-Videos oder Reviews zu dem Messer gibt. Viel product placement und sponsoring dabei, ewiges Gerede, aber dass weiß man ja vorher.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hoffe ich trete jetzt mit dem Thema nicht in ein Wespennest. Also Augen zu und durch. Mit dem Hobby „Messer und Axt“ landet man irgendwann unweigerlich bei „Belastungstests“ auf YT. Diese Tests erfolgen zumeist im „natürlichen Lebensraum“ dieser treuen Begleiter. Soweit, so nachvollziehbar. Besonders beliebt sind hier natürlich jene, die schließendlich zum Versagen des Testobjektes führen. Und so sicher wie das Amen in der Kirche folgt dem „Belastungstest“ der „Vergleich“. Nun passiert bei diesen Test häufig folgendes: Es wird ein Messer mit 10cm Klingenlänge und 5mm Klingenstärke mit einem doppelt so langen Konkurrenten verglichen. Zum Beispiel in Bezug auf Stabilität der Spitze. Also: Messer in einen Baumstumpf gerammt, Armmuskeln auf Berserkermodus gestellt und ran an den Prügel. Als Testergebnis hat das große Messer seine Spitze verloren und das kleine Messer steckt das locker weg. Anschließen wird das Ergebnis „ausgewertet“ und die Messer „verglichen“. Großes Messer schlecht weil kaputt kleines Messer gut weil ganz. Es folgt großes Messer scheisse weil teuer und kaputt, kleines Messer geil weil günstig und ganz. Und dieses Urteil kommt dann mal eben einem Naturgesetz gleich.
Und hier setzen bei mir (sanft ausgedrückt) die Bauchschmerzen an. Denn: Solche Tests müssen reproduzierbar und vergleichbar sein! Zum einen werden hier physikalische Zusammenhänge vollkommen außer acht gelassen (im o.g. Bsp.: doppelte Klingenlänge = doppeltes Drehmoment bei gleicher Hebelkraft und gleicher Einbringtiefe der Klingenspitze in den Baumstumpf) und zum anderen sind die Test nicht reproduzierbar (ungleicher Kraftansatz, ggf. Spitze 1. in hartes Kernholz, Spitze 2. in Splintholz, etc.).
Ich bin absoluter Fan von Tests bis zur Versagensgrenze (schon berufsbedingt 😜). Aber immer reproduzierbar und vergleichbar!

Gruß

Twosteps
Ich sehe es wie Twosteps, wenn schon Test und Vergleich, dann auch gerne qualitativ hochwertig, umfangreich, detailliert und Aussagekräftig, ansonsten ist es Zeitverschwendung. Grob weiß man ja, was man von welchem Typ Messer erwarten kann.
 
Jup YouTube ist voll mit Messer und Werkzeug "Tests", normale wie destruktive.

Sehr viele dieser Tests sind von Laien, die keine Ahnung haben was sie tun. Und zwar weder Ahnung davon wie man Tests durchführt, noch Ahnung von dem Werkzeug das sie "testen".

Das scheint ein allgemeiner Trend zu sein, tiefgreifendes Wissen nimmt ab, oberflächlicher Bla Bla nimmt zu und wird von Leuten mit null Ahnung in den Himmel gelobt.

Das ist halt so wenn es Jedermann möglich ist einfach seine Ansichten zu verbreiten, dann entspricht die Masse der verbreiteten Meinungen halt dem durchschnittlichem Jedermann.

Die Fähigkeit zur Recherche ist in den letzten Jahrzehnten stark gesunken. Selbst unter denen die Recherchieren - die schon eine Minderheit darstellen - ist inzwischen die Mehrheit nicht in der Lage die recherchierten Quellen zu auch zu bewerten.

Das ist alles schon etwas gruselig und beängstigend.
 
Moin nochmal,

in meiner Jugend habe ich einen handwerklichen Beruf erlernt, später dann u.a. die Meisterprüfung darin abgelegt und danach mein gesamtes Berufsleben über an verschiedenen Ausbildungszentren und Schulen Menschen darin unterrichtet, Werkzeuge richtig, d.h. mit Vernunft und Verstand entsprechend den Aufgaben, für die sie gebaut wurden, einzusetzen. Mir rollen sich die innerlich die Fußnägel hoch und die Nackenhaare stehen mir zu Berge, wenn ich sehe, was für ein Unsinn teilweise in den Tests getrieben wird. Ich leide und ich ärgere mich sehr bei jedem dieser schrägen Filmchen… und natürlich freue ich mich wirklich über ehrliche und seriöse Reviews. Die gibt es ja zum Glück auch, wenn sie auch meistens weniger spektakulär ausfallen.

Alles Gute von oben

Peter
 
Seriöse und anwendungsspezifische Tests müssen halt so aussehen,. wie die von Coldsteel. zB hier Cold Steel auf YT
Die berühmten DVDs gibts ja leider schon lange nicht mehr.

@El Dirko - zu Recherche und Qualität der Quellen. Kommt auf Deine Blase an. In meiner Podcastblase ist die journalistische Qualität durchgehend recht hoch.
Was ein Problem ist, ist die Nutzung sozialer Medien als Informationsquelle.

Wers genauer wissen möchte, zB:

"Verständlicher, nicht so politisch" - Einblicke in die Bedürfnisse und Nutzungspraktiken gering informationsorientierter junger Menschen. Wunderlich, Leonie; Hölig, Sascha

Politische Sozialisation Jugendlicher in Zeiten von TikTok. Von Amelie Wiese, Daniel Hajok

usw., gibt zig Studien dazu. Kurz: Bei sehr vielen Jugendlichen bis ca. 24 (da sind schon ein Haufen Wähler dabei, sic!) sind die Haupinformationsquellen die sozialen Medien, insbesondere vermehrt TikTok. Das geht so weit, dass gar nicht mehr mit google gesucht wird, wenn mich was interessiert. Die Leute suchen auf TikTok. Den Output kann man sich ja vorstellen, bei einem algorithmisch gesteuertem Medium.

Die "Alten" sind aber auch nicht schlauer. Die ganzen Schwurbler - von der BRD GmbH bis zu den Globulilutschern - ziehen sich in ihre Wohlfühlblasen zurück. In denen man sich eben nicht mit anderen Ansichten auseinandersetzen muss.

Da wirds dann halt schwer, Informationen nach ihrer Plausibilität einzuschätzen.

In den alten sozialen Medien - wie Foren, vorher Newsgroups - kann das halt nicht passieren. Da kannste auch Mist schreiben. Das wird dann schon von anderen korrigiert.

Pitter
 
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