Nahtlöcher stechen/bohren

hubman

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Hallo,
ich mache seit ca. 1 Jahr Messer und die dazugehörigen Scheiden. Eigentlich kriege ich alles einigermaßen gut hin. Probleme habe ich mit den Nahtlöchern stechen/bohren. Ich ziehe die Rille mit dem Nahtversenker, zeichne die Löcher exakt an. Wenn ich mit einer Schwertahle steche bekomme ich diese kaum durchs Leder (bis zu 15mm dick). Beim Bohren (1,5mm Bohrer) kommt es oft vor, daß ich auf der anderen Seite an der falschen Stelle herauskomme. Gibt es vielleicht einen Kniff, wie man das besser machen könnte?
Viele Grüße
hubman
 
....ich mache es immer so:

Ich klappe das Leder das ich für die Scheid zugeschnitten habe auf,Zeichne von der Spitze aus nach oben beiden Seiten genau die gleiche Lochzahl mit einem Pickrad an.Dann nehme ich die Schwerale und steche die Löcher einzeln aus.
Vor dem Nähen verklebe ich die 2 -3 Lagen Leder noch mit einem Lederkleber.
Dann zusammenklappen,Nähen fertig.


Gruss vom Bodensee

Arno
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo

Erstens: Leg ein stück Holz unter die zukünftige Naht, dann bekommst Du eher den rechten Winkel hin.

Zweitens: Bei den dünnen Bohrern nur gaaaanz wenig Druck und Bohrer so kurz, wie möglich einspannen.

Drittens (Fuschertip): Schneid die Nahtversenkung auf der Rückseite erst, wenn Du gebohrt hast. da bekommt man kleine Unregelmäßigkeiten meist noch gerettet.

Viertens: Vergiss die Ahle bei so dickem Zeug.

Gruß

chamenos
 
Bohren, natürlich mit einer Ständerbohrmaschine.

Nahtversenken geht nach leichtem befeuchten der gebohrten Löcher übrigens mit dem großen Schlitzschraubendreher , der am Kapselheber, der meisten Schweizer Messer ist, am besten.
Der ist groß/klein genug, und schön gerundet.
Man kann sich bestens von Loch zu Loch angeln.
Wenn man es falsch herum hält klappts zu :D

Stefan
 
Hallo,

ich bohre mit der biegsamen Welle des Dremels frei Hand.
Ich habe bei meinen nordischen Scheiden wenn überhaubt , dann nur eine Zwischenlage.
Ich bohre mit 1,5mm, den ich kurz einspanne, nur durch das Oberleder und die Zwischenlage. Die Unterlage bohre ich nur an.
Frag nicht wie, aber ich merke das, wie weit ich bin mit dem Bohrer.
Dann aufklappen und die angebohrten Löcher durchbohren. Dann kann man auch noch korigieren. Und sollte eines fehlen, lässt es sich gut nachträglich in die Reihe reinbringen.

Gruss
Axel
 
Hallo Hubman,

Du schreibtst, dass Du mit der Schwertahle "stichst".

Jetzt weiß natürlich nicht, ob du das genauso meinst, aber ich habe von David gelernt, dass man sich damit "schneidend" durch das Leder arbeitet. D. h. die Ahle muss nicht nur spitz, sondern auch scharf sein.
Jawohl, geschliffen, wie ein Dolch. Dann geht es sehr viel leichter.
Mit "schneidend" meine ich eine "Auf- und Ab-Bewegung mit der geschliffenen Klinge, nachdem man an der Markierung ins Leder gestochen hat. Dann kann man auf der Rückseite ziemlich genau kontrollieren, wo die Ahle austritt.

Und wenn das Leder noch feucht ist, geht es wiederum leichter.
Kleben in feuchtem Zustand ist auch kein Problem, Rhenia Vulkofest nehmen, bekommt man bei Kappey (googlen). Auch eine Empfehlung von David.

Und natürlich macht Übung den Meister. Ich habe in etwas mehr als 3 Jahren ca. 70 Scheiden unterschiedlicher Bauart gefertigt. Bei jeder Bauart habe ich zunächst ein paar Anläufe gebraucht, um die Schwierigkeiten im Voraus erahnen zu können und sie dann umgehen zu können.

Egal, wie Du es machst, es wird besser im Laufe der Zeit.

Ich verzichte auf Maschineneinsatz, weil es mir einerseits nicht gefällt, dass Material durch das Bohren "entnommen" wird, und vor allem deshalb, weil ich im Urlaub keine Maschine im Bohrständer mitnehmen möchte, um Scheiden zu machen, das mache ich nämlich ganz gerne.
 
Vorstechen oder Bohren?

Ach Leute - wie die Zeit vergeht! Kann mich noch an unsere lebhafte Diskussion vor einigen Jahren zum Thema erinnern. Leidenschaftlich verteidigte ich die Fraktion der Vorstecher mit der Ahle, am besten freihand, mit der Ahle in der einen und zwei Nadel in der anderen Hand (oder so ähnlich).:steirer:
Heute bohre ich mit dem "Dremel" und dem kleinsten Bohrer, den ich habe. Ohne Bohrständer. Nach jedem Loch kontrolliere ich, ob es auch auf der Rückseite sitzt. Klappt leider nicht immer. Dann wird versucht zu retten, was zu retten ist. Der Tip, die hintere Naht erst nach dem Bohren zu versenken ist sehr gut, hier kann noch leicht korrigiert werden.
Eine sauber versenkte Naht, schön gleichmäßig, trägt viel zum Gesamteindruck einer Scheide bei. Die traditionelle Sattlernaht ist schöner und auch haltbarer als die industrielle Maschinennaht, das ist jedenfalls meine Meinung.
Ob Bohren oder Stechen, auch hier gilt: "Übung macht den Meister".
Aber es kann auch nicht jeder ein Meister sein. Ich bin keiner.

Es grüßt Matthias
(Der sich freut, mal wieder was über ein Lieblingsthema schreiben zu können)!
 
Hallo Hubmann!

Ich mach es so: Scheide fertig zusammenkleben, Rand mit dem Bandschleifer fertig auf Kontur schleifen, dann ab unter den Bohrständer, als Unterlage ein Holz und darauf ein dünnes Holz als Anschlag (mit einer Zwinge festklemmen), als Bohrer einen 2mm Stahlnagel oder zugeschliffenen umgedrehten 2mm Bohrer ( kein Lederverlust ) eingespannen und die Bohrtiefe so eingestellen das die Spitze gerade nur durchs Leder geht und einkleines Loch sichtbar ist. Mit langsmer Drehzahl bohren sonst verbrennt das Leder. Wenn eine Seite fertig ist, umdrehen und die Rückseite bohren, so werden die Löcher auf beiden Seiten schön rund, dann mit zwei Nadeln und gepichten Sattlergarn nähen, die Enden zweifach vernähen und mit Superkleber sichern.

Gruß Hans
 
mit dem lederstift ziehe ich die nahtlinie. dann nehme ich den zirkel und markiere die löcher. danach wird mit der scharfen ahle durchstochen (von david gelernt). scheide liegt dazu auf einem dicken stück kork. dann kommt der nahtversenker zum einsatz. danach auf der rückseite versenkt und dann wird mit 2 nadeln genäht. die scheide wurde zuvor geklebt und grob in der kontur vorgeschliffen.
 
...
Wenn ich mit einer Schwertahle steche bekomme ich diese kaum durchs Leder (bis zu 15mm dick). Beim Bohren (1,5mm Bohrer) kommt es oft vor, daß ich auf der anderen Seite an der falschen Stelle herauskomme.
15mm dick ? :eek:
Dann ist das eigentlich auch kein Wunder, dass die Schwertahle Probleme macht...
Zum Kleben:
Falls Du vorher zum Fixieren klebst, solltest Du den Kleber/das Paket evtl. nicht mit Hammerschlägen verfestigen, sondern den Kleber nur einwirken lassen, der Kleber erhöht den Widerstand zusätzlich, was er eigentlich auch soll, aber für so eine Naht hinderlich sein kann.
Anrollen anstatt draufklopfen - zum Nähen reicht das, und die Naht hält das Paket später.

Wenn Du den Bohrständer zur Hilfe nimmst und ein Holz unterlegst, sollte das Paket im Nahtbereich gerade auf der Unterlage liegen, also wirklich senkrecht zur Ahle, dann sollten die Nahtlöcher vom Verlauf (oben nach unten) recht gut kontrollierbar sein.
Den Tiefenanschlag kann man zusätzlich als Kontrolle benutzen, damit die Nahtlöcher evtl. nicht doch an falscher Stelle unten durchgedrückt, sondern nur erkennbar markiert werden, so bleibt dann noch die Chance, später zu korrigieren.

Je dünner und "flacher" angespitzt die Ahle, desto leichter das Durchstechen.

Gruß Andreas
 
Das mit dem Nagel mache ich auch so wie von schnek beschrieben, seit Guenter, das hier mal beschrieben hat. Die anderen beschriebenen Hilfmittel um möglichst senkrecht zu arbeiten sind sicher auch nicht schlecht, aber soweit mußte ich es bei meinen Ansprüchen nie treiben.

Ständerbohrmaschine und ein Stück Holz, daß man so unterlegen kann, das nur der weitestgehend parallele Teil aufliegt.
 
Ich bohre auch mit einem angespitztem Stahlnagel vor.
Die Löcher ziehen sich durch ein wässern nach dem Nähen schön wieder zu und klemmen den Faden zusätzlich fest.

Als Faden verwende ich Wachsband wie man es als guter Elektriker früher für seine Kabelbäume verwendet hat. Absolut unkaputtbar, bevor man das zerreißt, zerschneidet man sich die Finger. Und zugezogene Knoten sind unlösbar.

Ciao Sven
 
Vielen Dank für die tollen Tips, ich werde bei meiner nächsten Lederscheide das eine oder andere sicher anwenden können.

Gruß

hubman
 
Hallo Zusammen,

ich näche in der Arbeit teilweise Leder bis 25mm gesamtdicke, und steche ebenfals mit der Schwertahle vor. Wichtig, die Schwertahle muss für den Doppelten Faden groß genug sein und sie muss an der Spitze scharf geschliffen sein, ich habe meinen Jeweils 2 Schneidfasen an der Spitze angeschliffen. Je schärfer die Ahle ist, desto leichter schneidet sie durch das Leder.


Schöne Grüße, David
 
...
ich näche in der Arbeit teilweise Leder bis 25mm gesamtdicke, und steche ebenfals mit der Schwertahle vor. Wichtig, die Schwertahle muss für den Doppelten Faden groß genug sein
25mm ? :argw: ;)
Gibt es denn so etwas wie eine Faustformel, ab welcher Paketdicke oder Lochabstand man die Schwertahle benutzen sollte ?
Oder sollte man das je nach Lederqualität (Dicke, Art, Behandlungszustand) und einigen Probenähten entscheiden ?

Soweit ich die damalige Diskussion im Hinterkopf habe, war der Streit- oder Knackpunkt, dass die Schwertahle das Leder richtig schneidet, während die normale Rundahle das Leder verdrängt, und damit weniger "schwächt" - was ein späteres Reissen reduzieren oder komplett vermeiden soll.

Der Vorteil wäre beim "Schnittstich" dass die Naht von vornherein fast versenkt ist, während sie beim "Verdrängungsstich" weiter auf der Oberfläche liegt, oder nicht ?
Meine Schwertahle lege ich immer direkt wieder nach hinten in die Werkzeugkiste, sobald sie mir in die Finger kommt :glgl:

Gruß Andreas
 
Vorsichtig mit den Schwertahlen, wenn man unvorsichtig ist, kann einem sowas passieren :hmpf:

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Ansonsten - ich habe bisher 2 1/2 Scheiden mit Schwertahle genäht, und die letzte dann gebohrt. Trotz Bohrständer etwas verzogen, nun denn man lernt ja jedes Mal dazu. Ich glaube, die nächste wird wieder mit Schwertahle genäht, die Löcher sind einfach kleiner und feiner.

Gruss, Keno
 
Hallo Andreas,

ich arbeite mitlerweile fast nur noch mit der Schwertahle, gerade bei dicken Ledern ist es eine enorme Zeit- und Krafterspahrnis und bei korrekter Sichführung ist die Materialschwächung zu vernachlässigen. Ich arbeite oft, gerade in der Schuh- und Orthesenfertigung/Reparatur mit Leder, bei dem die Nähte großen Zugkräften standhalten müssen, das sind weit größere Kräfte wie sie im extremgebrauch an einer Lederscheide auftreten können.

Eine Faustfomel lautet:
- alles bis 1,5mm Materialstärke wird mit einer Rundahle gestochen bzw. mit einer in der Stärke auf den Nähfaden angepassten Durchnähnadel mit Nadelspitze gestochen/genäht.

- ab 1,5mm Materialstärke wird mit einer Schwertahle vorgestochen, meist weil es von Hand genäht werden muss, weil eine Maschienennaht nicht möglich ist bzw. bescheiden aussehen würde.

ausnahmen sind Ziernähte! da kann es sein das auch bei dünnem Material mit einer Schwertahle genäht wird, wenn ein bestimmtes Nahtbild gewünscht ist.

Wichtig beim nähen mit der Schwertahle ist die Schwertahle beim stechen um ca. 15° zur Naht zu drehen um ein durchschneiden des Material durch den Faden beim nähen zu verhindern. Den Lochabstand nicht zu klein zuwählen, min. 2mm Material zwischen den aüßenkanten der Stiche. Die Schwertahlengröße, also der Stichkanal muss min. 2x den Faden aufnehmen können.

Bei der wahl des Fadens und der Zurichtung der Schwertahle auf den Faden und das Material muss man etwas experiemtieren und herausfinden was für einen persönlich der beste Weg ist.

Die naht kann nach belieben versenkt werden, das hängt einzig mit der Optik und der zu erwartenden mechanischen beanspruchung zusammen.


Schöne Grüße, David



PS: 25mm, 4mm Sämischleder+12mm Polsterfilz+3,5mm Walkleder mit dickem Spieß+2x3,5mm Fahlleder, keine alltägliche Kombination:teuflisch
 
@ luftauge

Gibt es denn so etwas wie eine Faustformel, ab welcher Paketdicke oder Lochabstand man die Schwertahle benutzen sollte ?

Nö, gibbet nich.

Oder sollte man das je nach Lederqualität (Dicke, Art, Behandlungszustand) und einigen Probenähten entscheiden ?

Genau! Meist möchte das härtere Leder die Schwertahle. Besonders dann, wenn die Naht sehr dicht an der Kante liegt. Da kann Dir dann das leder unter Umständen bei verwendung der Rundahle aufreißen.

Soweit ich die damalige Diskussion im Hinterkopf habe, war der Streit- oder Knackpunkt, dass die Schwertahle das Leder richtig schneidet, während die normale Rundahle das Leder verdrängt, und damit weniger "schwächt" - was ein späteres Reissen reduzieren oder komplett vermeiden soll.

Naja. Wer sich das mal bei festem Blankleder unter der Lupe ansieht, wird erkennen, dass das Leder bei verwendung einer Rundahle reißt (ist winzig wenig, aber es tut es)

Ich schleife meine Schwertahlen auch nur im ersten Drittel. Wenn ich dann "tief" steche ist das auch nur noch ein rautenförmiges Aufweiten.

Der Vorteil wäre beim "Schnittstich" dass die Naht von vornherein fast versenkt ist, während sie beim "Verdrängungsstich" weiter auf der Oberfläche liegt, oder nicht ?

Ein Klares: oder nicht! Das Garn zieht sich bei einem rautenförmigen Loch in einem etwas stumpferen Winkel als bei einem runden. Das heißt, das der Übergang von der "Fläche" in die "Tiefe" "teilversenkt" ist, mehr auch nicht. Versenken sollte man die Naht auf jeden Fall.

Meine Schwertahle lege ich immer direkt wieder nach hinten in die Werkzeugkiste, sobald sie mir in die Finger kommt

Schade. Ist eigentlich ein feines Werkzeug. Wobei ich mal einen großen Teil der Probleme mit Schwertahlen hier auf die abgrundtief mieserable Qualität der meisten angebotenen Ahlen zurückführe.

Ich selber habe glücklicherweise noch einen Posten Vorkriegsware (1ter WK:D) aus englischer Produktion ergattern können.
Die bekomme ich richtig scharf, die bleiben scharf und die Spitze legt sich nicht nach jedem fünften Stich um. Ich habe auch mal welche von z.b. Lederkram probiert. Au weia. Ging gar nicht.

Das selbe gilt, meiner Meinung nach auch für Nadeln. Das meiste was da heute angeboten wird ist Schrott. Was ich schon an Nadeln entweder am Öhr oder in der Mitte (wenn ich mal wieder die Zange nehmen musste) abgeknackst habe, macht nicht wirklich Spaß. Mit meinen 100 Jahre alten passiert das nicht. Leider habe ich da nicht alle benötigten Größen und muss halt auf das grmblgrxx-Zeug ausweichen.

Gruß aus Berlin

chamenos
 
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