Navaja gesucht!

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Hallo,
ich suche ein Navaja, kann mir jemand sagen welche DEUTSCHE Shops die verkaufen? Und wenns geht noch ein bichen über die Geschichte und Preisklasse erzählen? Wäre sehr nett schonmal danke im Vorraus! :super:

Mfg
Scream
 
Wo es welche in Deutschland gibt, kann ich Dir leider nicht sagen.
Hier in Spanien, gibt es den üblichen Touristenmüll (häufig mit Toledo gestempelt) so ab 15€, dann gibt es recht unatraktive Arbeitsmesser aus INOX oder Kohlenstoffstahl, ählich den Opinels - dann geht's weiter mit z.B. Andujar, welche Qualitativ schon brauchbar sind, mit so 20-30€.
Bessere, handgearbeitete Modelle sind von
Exposito
http://www.cuchilleria-exposito.com/
und
Martinez
http://www.cutlerytogo.com/jjmartinez.html
zu finden. Expositos und Martinez kosten so ab 50€ - 120€ (ich spreche hier immer von den grösseren Modellen, geöffnet so 25-30cm).
Exposito und Martines verwenden 440er, welcher mir jedoch recht gut gehärtet vorkommt.
Dann geht's los mit den limitierten, handgemachten mit Kohlenstoffstahl, tolle Materialien wie Elfenbein oder Perlmutt, und entsprechenden Preisen von 200€ - unendlich.
Ich persönlich mag die Expositos sehr gerne und habe auch eines schon recht lange im Gebrauch.

Zur Geschichte:
In ganz Spanien wurden im 17., 18. und 19. Jahrhundert Navajas getragen, natürlich auch zum Arbeiten, jedoch viele ausschliesslich als Waffe wie es die eingravierten Sprüche deutlich zeigen.
Häufig zu lesen:
Defensor de mi dueño - Verteidiger meines Herren
Si esta vibora te pica no vayas a la botica - (sinngemäss) Wenn Dich diese Viper sticht, braucht Du nichtmal mehr zum Arzt zu gehen.
Diese Navajas sind recht gross, geöffnet zwischen 26 - 60cm (!!) und haben auf der Rückseite des Ricassos Zähne, die beim öffnen an der Rückenfeder das typische "klack klack klack klack" Geräusch hervorrufen. Damit soll der Gegner gewarnt werden!!
Die Navajas haben meistens einen Backlock der mit Hilf eines Ringes geöffnet werden kann, erst später, so ende 19. Jahrhundert kam der Mechanismus auf mit dem Hebel, der heute fast ausschliesslich verwendet wird.
Es gab sogar Navajas die auf der Klinge Vertiefungen oder Durchbrüche haben, wo Gift aufgetragen werden konnt......... Si esta vibora.... ;)
Gegen Napoleon haben Die Spanier sehr Erfolgreich mir diesen NAvajas gekämpft und konnten sich sogar gegen Säbel oder Degen durchsetzen.
Es gibt unendlich viele verschiedene Formen.
Die Navajas aus Albacete haben meistens eine Bowieähnliche Klinge, die aus Sevilla sind eher schlank, die aus Málaga haben sehr breite Klingen, genauso die aus Jaen. Aus Santa Cruz de Mudela kommen häufig sehr sehr schlanke lange NAvajas.
http://www.couteaux-jfl.com/albacete.htm
hier ein par tolle Beispiele
 
Zuletzt bearbeitet:
@Ookami Danke da werde ich mal nachsehen!

@Surfer

Danke besonders die Geschichte hat mich interessiert! :staun:
Bei deinen Links werde ich bestimmt etwas bestellen ich überleg aber nochmal genau welches Model! :ahaa:
Also nochmal vielen Dank für deine Mühe hat mir sehr weitergeholfen! :super:

Mfg
Scream
 
Scream schrieb:
Hallo,
ich suche ein Navaja, kann mir jemand sagen welche DEUTSCHE Shops die verkaufen? Und wenns geht noch ein bichen über die Geschichte und Preisklasse erzählen? Wäre sehr nett schonmal danke im Vorraus! :super:

Mfg
Scream

Bandoleromesser (Andujar) bietet zum Beispiel SCARAFEO an. Ob diese Messer allerdings was taugen, kann ich nicht sagen.

In der Herstellerübersicht ANDUJAR KNIVES auswählen.

Der Link: scarafeo
 
Also von diesen Andujar Messern würde ich die Finger lassen - Enttäuschung 100% vorprogramiert!
Exposito ist zwar teurer, aber dafür hast Du was richtiges! Die Familie Exposito geniesst hohes Ansehen in Albacete (das Solingen Spaniens) und gehört dort zu den Besten.
Exposito verarbeitet (die "günstigen" Modelle der Internetseite) 440er, Horn, Neusilber.
Exposito hat jedoch auch eine günstige Linie (allerdings schwieriger zu finden ) aus einfachem, unpoliertem 440er, holzgriff... kosten hier so um die 15 - 20€.
Andere gute (sehr teure) Navajas giebt es von Muela, allerdings bezweifel ich, dass da viel Handarbeit drinnen steckt.
Oder Martinez: http://www.pymex.com/c-martinez/
(wie ich gerade sehe, stellen sie auch viele Messer aus Kohlenstoffstahl her!!)
Bedeutende Messerherstellungszentren sind:
Albacete - (z.B. Exposito) wohl die wichtigste Stadt
Santa Cruz de Mudela - (z.B. Martinez)
Taramundi - Messer ähnlich den Opinels
Don Benito - einfache Arbeitsmesser aus INOX oder Kohlenstoffstahl
Sevilla - früher mal berühmt
Málaga - früher mal berühmt
Jaen - früher mal berühmt

Die billigen Tourishops führen fast ausschliesslich Andujar - was für mich Andujar unsympatisch macht, da viel Plastik verarbeitet wird.

ein Beispiel der damaligen Messerdimensionen.....
bandolero.jpg


Meine Navaja Sevillana:
navaja.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
26.JPG


Ich denke, dieses Messerchen ging eher in Richtung 80cm... :D
War sehr interessant so etwas mal zu sehen. Wenn ich mich recht erinnere war das ein Navaja mit einem der oben beschriebenen Ringverschlüsse.

stay rude
braces
 
@braces

Stimmt, die Navaja auf dem Bild ist über 80 cm, genauer 81,5 cm mit einer Klingenlänge von 37 cm.
Hergestellt wurde diese Navaja in Thiers, Frankreich wie übrigens die meisten Navajas des späten 19. Jh.
Hintergrund dafür ist, dass, nachdem Anfangs das Tragen der Navaja teilweise schon mit drakonischen Strafen belegt wurde (es gibt ein Bild von Goja mit dem Titel "Por una Navaja", dass einen mit der Garotte Hingerichteten zeigt, dem eine Navaja umgehängt worden ist), wurde später auch die Herstellung von Navajas bestraft.
Beides hinderte jedoch bestimmte Schichten der spanischen Bevölkerung nicht daran, weiter Navajas zu tragen.
Navajas mit einer Größe von mehr als ca. 65 - 70 cm waren im Übrigen nicht mehr als Gebrauchsgegenstand gedacht, sondern als Ausstellungsstücke, um die handwerklichen Qualitäten der Hersteller zu demonstrieren.
Die längste mir bekannte alte Navaja hat übrigens eine Länge von 1,53 Metern!
Diese Navaja ist im Buch "Klappmesser aus zwei Jahrtausenden" von Host A. Brunner abgebildet.
Was den Gebrauch der Navaja angeht, so waren Navajas zwar durchaus auch als Waffe gedacht, da die Besitzer meistens aber nicht so wohlhabend waren, um sich mehrere Messer kaufen zu können, wurden sie für alle möglichen Arbeiten des Alltags bis hin zum Schlachren benutzt.
Wenn jemand weiterführende Literatur zum Thema Navaja sucht, so kann ich folgende Bücher empfehlen:

"La Navaja Espanola Antiqua" von Rafael Martinez del Peral y Forton , dritte Ausgabe von 1995, ISBN 84-89.035-08-4 (leider nur in Spanisch und nur noch schwer zu bekommen)

"Navajas Antiguas - Antique Clasp Knives", ebenfalls von Rafael Martinez del Peral y Forton, erschienen 2003, ISBN 85-607-6808-2 (Vorteil Spanisch und Englisch, meiner Meinung nach der beste Bildband, Nachteil teuer - ca. 90 Euro plus Versand)

"la Navaja Classica" von Arturo Sanchez de Vivar, 1999, ISBN 84-923200-7-9 (leider auch nur in Spanisch, dafür aber preiswert)

"Coltelli d' Europa" von Luciano Salvatici, 1995, ISBN habe ich leider nicht gefunden (nur in Italienisch, Schwerpunkt natürlich Italien, aber die meisten vergessen, dass auch die Italiener viele regional unterschiedliche Navajas gehabt haben)

Als Referenz würde ich mich jedoch nicht Heribert Seitz "Blankwaffen II" heranziehen, ebensowenig wie Gabriele Mandel "Das Messer - Geschichte, Kunst und Kultur", in beiden sind (meiner Meinung nach) fehlerhafte Zuordnungen, sprich die Bildbeschreibungen passen z.T. nicht zu den Bildern oder sind schlicht und einfach falsch (bei Seitz nur was den Teil Navajas angeht, über den Rest will/kann ich mir kein Urteil leisten)!

Gruß, Helge
 
Was ist eigentlich drann an den Geschichten, dass die grossen Navajas gebaut wurden, weil das einfache Volk kein Schwert haben durfte und die Ratsche beim Öffnen am Messer sein musste damit es nicht lautlos geöffnet werden konnte.
 
@surfer: Einfach mal ein Dankeschön für Deine tollen Beiträge.

Gruß Michael
 
Nicht schlecht Ingelred!
Das war mir neu, dass sogar die Herstellung verboten war. Dachte immer, dass die Nachfrage so gross war, dass in Thiers begonnen wurde den Bedarf zu decken.

Das Argument,dass es de einfachen Bevölkerung verboten war Schwerter zu tragen, habe ich auch schon gehört, das mit der Ratsche ist wohl jedoch wirklich nur dazu da, den Gegner zu warnen... immer noch besser, wenn der Gegner wegläuft, als dass es zu einem riskantem Kampf kommt.
Unter Napoleon herschte sehr grosse Armut in Spanien, sodass viele Leute sich gezwungen sahen, sich durch Überfälle was zu verdienen. Die typische Bewaffnung war alles, was man gut verstecken kann:
Navajas, Dolche, Trabuco (kurzes Gewehr mit trichterartiger Mündung für Schrot etc).
Und wer die Berge Andalusiens kennt, weiss, dass man sich dort Jahre lang vertecken kann, ohne das man gefunden wird. Also eigendlich keine grosse Gefahr. Diese Bandoleros hatten einen ähnlichen Ruf wie Robin Hood und tauchen heute noch in Volksliedern auf.
 
Also vielen Dank für eure Beiträge, die Geschichte hat mich so fasziniert jetzt muss ich mir eins kaufen! :glgl: :haemisch: :teuflisch Weitere Beiträge sind gerne willkommen! :super:

Mfg
Scream
 
Wirklich schön...
aber schade, dass es kein Kohlenstoffstahl gibt.
Und optisch unterscheiden sich diese 500€ navajas nicht so extrem von den Expositos für 80€.
 
Hallo Surfer,

leider hast Du Deine e-mail Funktion nicht freigeschaltet.
In welcher Preisklasse spielt den deine Navaja Sevillana und wäre es evtl. möglich über Dich, der Du ja vor Ort bist so ein oder zwei schöne Navajas zu bekommen?
 
Also ich habe vor ein par Jahren meine ich 60€ gezahlt - sind aber teurer geworden (das Geschäft lag früher abseits im Strassenjungle Málagas, nun ist die Gegend touristischer geworden). Ich werde jedoch mal bei Exposito fragen, ob sie Dir direkt welche zuschicken könnten, das wird die günstigste Möglichkeit sein und Du hast die Möglichkeit was zu reklamieren.
 
Qsurfer

Das wäre prima.
Spanisch wollte ich zwar schon immer mal lernen, aber über ein paar Flüche bin ich nie rausgekommen. :irre:

Und wenn ich bedenke was ich für mein Muela gezahlt habe sind die 60 Euro ein Schnäpchen.
Wenn es aber wirklich dazu kommt klären wir das bitte per Mail, damit es den anderen hier nicht zu langweilig wird.

Damit es hier nicht ganz OT ist noch ein Bild von meinem Muela:

muela.jpg


Ein absolut schönes Messer.
Und das ist auch genau das Problem, es ist das einzige Messer das mir ( vor allem wegen der Gravuren ) zu schade ist um es zu führen.
 
Scarafeo

Hallo Leute

mit scarafeo würde ich etwas vorsichtig sein .
Ich habe da was bestellt und Vorkasse geleistet bis heute keine antwort bekommen.Reagiert auf meine emails nicht,einschreiben nicht angenommen.

Also Vorsicht
:mad:
 
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