Als Fan von allem Maritimen im Allgemeinen, und Bretonischen im Besonderen, war ich schon lange fasziniert vom "Dorry" des französischen Messerherstellers Neptunia. Dieser produziert in erster Linie feststehende Messer für Segler und ist vor allem bei den großen Regatten in Antibes etc. sehr stark vertreten. Das "Dorry" ist sein einziges Klappmesser.
Das "Dorry" ist eine moderne Interpretation des bekannten "London", eines urprünglich aus England kommenden Matrosenmessers, das in der Bretagne heimisch und so populär geworden ist, dass es nun als typisch bretonisches Regionalmesser gilt.
Klassisch dabei ist die "Schafshufklinge", die ohne Spitze vorne ist; angeblich, damit sich die temperamentvollen Seeleute bei freundschaftlichen Diskussionen weniger leicht verletzen.
Die 7,5cm lange Sandvik-Klinge (12C27) des Dorry ist schon ab Hersteller rasiermesserscharf.
Bei meinem Exemplar handelt es sich um das Modell "Belem". Dieses ist als Dreimastbark das einzige größere Rahsegelschiff (unter den Großsseglern gehört sie aber zu den kleineren und entspricht etwa der flaschengrünen "Alexander von Humboldt") unter französischer Flagge und stammt aus den 1890er Jahren.
Die "Stiftung Belem" verkauft Lizenzen zur Nutzung des Namens an diverse Unternehmen, um von den Einnahmen den Unterhalt und die Renovierung des Schiffes mitzufinanzieren. Angesichts des Stellenwertes der Messermacherei in Frankreich ist es nicht erstaunlich, dass sich auch Messerhersteller unter den Lizenznehmern finden. 2013 war es Neptunia, 2014 dann Forge de Laguiole.
Die Griffschalen dieses Dorry bestehen aus Teakholz, das vom Handlauf des Schanzkleides der Belem stammt; Teile, die bei der letzten Renovierung ausgetauscht werden mussten. Eine hübsche Brandmalerei zeigt die Silhouette des Dreimasters.
Wie gesagt ist das Messer ein modernes Design. Abgesehen von den hölzernen Griffschalen dominieren die (m.E. etwas zu dünnen) Edelstahlplatinen den Griff, sowie die etwas eigene Abschlussplatte, welche das Plattheck eines alten Fischerbootes zitiert. Ein Loch für eine Kordel ist vorhanden, aber etwas sehr klein.
Diese Abschlussplatte macht auch die Handhabung etwas unangenehem, es sei denn, man greift mit der ganzen Hand vor die Platte, worauf der Daumen auf der Kingenwurzel zu liegen kommt. Diese Handhaltung erlaubt keine feinen Arbeiten, überträgt aber viel Kraft für gröbere Arbeiten mit Holz oder Tauwerk.
Überhaupt liegt das Messer nicht allzu bequem in der Hand, die dünnen Platinen mit den hervorstehenden Nieten tragen dazu bei.
Die Verarbeitung könnte generell besser sein, viele Flächen und Kanten sind nicht bündig, es gibt Spalten und Bearbeitungsspuren:
Vor allem die mangelhafte Zentrierung der Klinge stört mich schon, angesichts des nicht ganz billigen Preises.
Die Feder hält die Klinge sehr, sehr straff in Position, durch die scharfen Winkel und Kanten, die in die Handflächen drücken, ist es nicht das reine Vergnügen, die Klinge einzuklappen. Beim Einsatz ist das Messer hingegen sehr gut, obwohl mir zuweilen dann doch die Spitze fehlt. Aber das ist nun mal nicht der Stil des Seemanssfolders.
Mitgeliefert wird ein weiches, mit Samt gefüttertes Lederstecketui, das aber auch nicht gerade berauschend verarbeitet ist, so sind die Kanten z.B. nicht noch zusätzlich verklebt und lackiert, sondern nach dem Vernähen roh belassen.
An sich ist das Messer nicht übermäßig teuer, wobei es schwer nachvollziehbar ist, weshalb zwischen den Griffmaterialien Olive und Wacholder deutliche Preisunterschiede bestehen. Das "Belem" kostet überhaupt fünfzig bis sechzig Euro mehr als die Versionen mit einfacheren Hölzern, wie Buchsbaum. Das ist wohl den Lizenzgebühren an die Belem-Stiftung geschuldet. Wenn ich damit die Erhaltung eines Großseglers unterstützen kann, nehme ich das in Kauf.
Marcus
Das "Dorry" ist eine moderne Interpretation des bekannten "London", eines urprünglich aus England kommenden Matrosenmessers, das in der Bretagne heimisch und so populär geworden ist, dass es nun als typisch bretonisches Regionalmesser gilt.
Klassisch dabei ist die "Schafshufklinge", die ohne Spitze vorne ist; angeblich, damit sich die temperamentvollen Seeleute bei freundschaftlichen Diskussionen weniger leicht verletzen.
Die 7,5cm lange Sandvik-Klinge (12C27) des Dorry ist schon ab Hersteller rasiermesserscharf.
Bei meinem Exemplar handelt es sich um das Modell "Belem". Dieses ist als Dreimastbark das einzige größere Rahsegelschiff (unter den Großsseglern gehört sie aber zu den kleineren und entspricht etwa der flaschengrünen "Alexander von Humboldt") unter französischer Flagge und stammt aus den 1890er Jahren.
Die "Stiftung Belem" verkauft Lizenzen zur Nutzung des Namens an diverse Unternehmen, um von den Einnahmen den Unterhalt und die Renovierung des Schiffes mitzufinanzieren. Angesichts des Stellenwertes der Messermacherei in Frankreich ist es nicht erstaunlich, dass sich auch Messerhersteller unter den Lizenznehmern finden. 2013 war es Neptunia, 2014 dann Forge de Laguiole.
Die Griffschalen dieses Dorry bestehen aus Teakholz, das vom Handlauf des Schanzkleides der Belem stammt; Teile, die bei der letzten Renovierung ausgetauscht werden mussten. Eine hübsche Brandmalerei zeigt die Silhouette des Dreimasters.
Wie gesagt ist das Messer ein modernes Design. Abgesehen von den hölzernen Griffschalen dominieren die (m.E. etwas zu dünnen) Edelstahlplatinen den Griff, sowie die etwas eigene Abschlussplatte, welche das Plattheck eines alten Fischerbootes zitiert. Ein Loch für eine Kordel ist vorhanden, aber etwas sehr klein.
Diese Abschlussplatte macht auch die Handhabung etwas unangenehem, es sei denn, man greift mit der ganzen Hand vor die Platte, worauf der Daumen auf der Kingenwurzel zu liegen kommt. Diese Handhaltung erlaubt keine feinen Arbeiten, überträgt aber viel Kraft für gröbere Arbeiten mit Holz oder Tauwerk.
Überhaupt liegt das Messer nicht allzu bequem in der Hand, die dünnen Platinen mit den hervorstehenden Nieten tragen dazu bei.
Die Verarbeitung könnte generell besser sein, viele Flächen und Kanten sind nicht bündig, es gibt Spalten und Bearbeitungsspuren:
Vor allem die mangelhafte Zentrierung der Klinge stört mich schon, angesichts des nicht ganz billigen Preises.
Die Feder hält die Klinge sehr, sehr straff in Position, durch die scharfen Winkel und Kanten, die in die Handflächen drücken, ist es nicht das reine Vergnügen, die Klinge einzuklappen. Beim Einsatz ist das Messer hingegen sehr gut, obwohl mir zuweilen dann doch die Spitze fehlt. Aber das ist nun mal nicht der Stil des Seemanssfolders.
Mitgeliefert wird ein weiches, mit Samt gefüttertes Lederstecketui, das aber auch nicht gerade berauschend verarbeitet ist, so sind die Kanten z.B. nicht noch zusätzlich verklebt und lackiert, sondern nach dem Vernähen roh belassen.
An sich ist das Messer nicht übermäßig teuer, wobei es schwer nachvollziehbar ist, weshalb zwischen den Griffmaterialien Olive und Wacholder deutliche Preisunterschiede bestehen. Das "Belem" kostet überhaupt fünfzig bis sechzig Euro mehr als die Versionen mit einfacheren Hölzern, wie Buchsbaum. Das ist wohl den Lizenzgebühren an die Belem-Stiftung geschuldet. Wenn ich damit die Erhaltung eines Großseglers unterstützen kann, nehme ich das in Kauf.
Marcus