Neuankömmling bittet um Hilfe bei Griffherstellung

John Parker

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Schönen guten Abend,
nach langer Zeit des stillen Mitlesens werde ich mich nun mit meinem ersten Projekt aktiv
am Forum beteiligen. Es wird ein Griff für ein Kamo Black Dragon Gyuto. Soweit, so langweilig.
Die Klinge ist schon vor Monaten eingetroffen und mittlerweile habe ich auch ein schönes Stück
Holz für den Griff erstanden. Letztendlich habe ich mich gegen einen Kastanienform-Griff und
für einen klassischen Oktagonal-Griff entschieden. Zwei Fragen bleiben trotz Recherche offen.
Welche Körnung sollten die Schleifpapiere haben, um eine schöne geschlossene Holzoberfläche und
ein glattes, glänzendes Ergebnis bei den Zwischenstücken aus Metall zu bekommen? 1200 nach PEFA P
Norm? Ist das nötig und sinnvoll? Noch wichtiger für mich ist die Frage nach der Griffgeometrie.
Ich hatte bisher weder ein Messer mit einem solchen Griff in der Hand, noch kenne ich jemanden
aus meinem persönlichem Umfeld der eine solches Messer besitzt. Wäre es euch möglich mir ein Paar
Daten zu solch einem Griff zur Verfügung zu stellen? Ich benötige die absolute Breite und Höhe des
Griffes und die Maße der horizontalen Flächen oben und unten und der vertikalen Flächen links und
rechts. Die Klinge ist 24,5 cm lang und der Griff soll in etwa 14 cm lang werden. Ich habe eher
kleine Hände und würde einen schlanken Griff bevorzugen. Das Projekt werde ich möglichst lückenlos
dokumentieren und hier im Forum posten.

Ich freue mich auf eure Antworten und verbleibe mit freundlichen Grüßen aus Mainz.
 
Hallo

herzlich willkommen hier.

Ich antworte mal nicht direkt auf deine Fragen, sondern sage, wie ich es machen würde.
(Ich habe natürlich keine Ahnung, wie deine handwerkliche Vorbildung ist...)

Ich hatte bisher weder ein Messer mit einem solchen Griff in der Hand...
Das wäre mein erster Ansatz, dieser Umstand ist zu ändern. Sprich, ein beliebiges Stück Holz, vielleicht ein etwas weicheres nehmen und einmal anfangen und in Form bringen. Geht bei Holz zum Glück ja schnell und man hat direkt eine Idee, was einem gefällt.


Zur Körnung: ich bin da einfach gestrickt. Bis knapp über 400er, dann das Holz anfeuchten und mit Stahlwolle die aufgerichteten Fasern abwischen. Dazu gibt es aber sehr viele Beiträge in diesem Forum, die Suche ist da eine Goldgrube und sehr zu empfehlen.

soweit von mir,
alex
 
Zur Haptik hat alxh schon das wichtigste geschrieben, eventuell noch in einen Shop gehen wo du mal Jap. Messergriffe befingern kannst.

Probestück anfertigen und dir erstmal Gedanken machen wie du denn die Angel im Griff versenken möchtest.

Zum Finish, ich nehme eine Raspel, gefolgt von Feilen, dann Schleifpapier Korn 80/120/220/320/400/600, dazwischen immer ins Wasser und alle aufgestellten Fasern entfernen mit der gleichen Körnung, erst danach feiner weiterschleifen. Dann werden die Griffe geölt und wieder mit 600`er geschliffen bis das Holz gesättigt ist (was bei Nussbaum z.B: fast nicht möglich ist), oder bei Ebenholz überhaupt nicht nötig ist.

Aber sehr wichtig was für Holz hast du da?

Desweiteren währe ein 14cm Griff an einem 24`er MEsser etwas überdimensioniert.

Grüße Wastl.
 
Mein Tosa bunka mit 16,5 cm Griff ist 13cm lang. Da darf ein 24 cm Messer schon 1 cm mehr haben. Je kürzer der Griff, desto länger wirkt die Klinge. Von den Proportionen sind 14 cm auf jeden Fall ok. Greift man Pinch ist es vielleicht nicht nötig, aber hindert auch nicht.
 
Mein Tosa bunka mit 16,5 cm Griff ist 13cm lang. Da darf ein 24 cm Messer schon 1 cm mehr haben. Je kürzer der Griff, desto länger wirkt die Klinge. Von den Proportionen sind 14 cm auf jeden Fall ok. Greift man Pinch ist es vielleicht nicht nötig, aber hindert auch nicht.

Hast recht Tiffel, ich mag es nur nicht weil ich immer an der Kochjacke hängenbleibe beim Pinchgrip schnibbln.....

Grüße wastl.
 
Hallo JP,

ich gebe dir mal wie gewünscht ein paar Maße zur Orientierung an die Hand. Die japanischen Oktagonalgriffe verlaufen meistens konisch, werden also von vorne nach hinten zu dicker. Ich mag ebenfalls nicht, wenn die Griffe zu lang sind und einem beim schneiden im Ärmel rumstochern. Ich würde bei einer 24er Klinge so ca. 13 cm Grifflänge wählen. Kannst du natürlich so halten wie du magst.

Ein paar Beispiele, die ich vermessen habe oder deren Maße (mm) vorliegen: (Breite vorne/Breite hinten/Höhe vorne/Höhe hinten)

Kamo Nakiri: 16,2/18,9/20,9/24,5

Kamo Kenyo: 16,9/19,6/21,1/25,3

Azai Santoku: 18,4/18,7/23,7/24,5 dieser Griff ist weniger ausgeprägt konisch, und den habe ich nie gemocht

Ashi Nakiri: 18,1/21,8/21,7/26

Ashi Gyuto: 17,6/20,7/21,1/25

Wakui Nakiri: 23/24/25/27,4 sehr fetter Griff

Mein Schanz Custom Santoku: 16/20/20/25 habe ich für meine mittelgroßen Pfoten als optimal abgeleitet - passt sicher auch für etwas kleinere Hände noch sehr gut

Die schrägen Flächen am Griff schleifst du auf 45° bis die Form stimmt.

Ich wünsche dir gutes Gelingen!

Gruß, Pflaster
 
Schönen guten Abend,
erst mal vielen Dank für die Antworten. Die werde ich mal der Reihe nach abarbeiten.

@ alxh
Einen Dummie zu bauen habe ich mir auch schon überlegt. Wahrscheinlich erst mal aus Pappe. Geht schneller
und ist billiger. Ist wahrscheinlich auch die beste Idee. Handwerkliche Vorbildung ist im Übrigen vorhanden.

@ gast
Messergriffe befingern steht auf der Agenda. Wollte nur nicht gleich mit Lineal und Schieblehre ins
Geschäft rauschen. Das Messer bekommt einen Griff aus einem Stück Holz ohne Zwinge. Ich werde lediglich zwei
Spacer aus Metall für die Optik einsetzen. Der Griff besteht somit aus fünf Teilen. Ich kann also das vordere
Stück mit Dremel und Feilen möglichst gut auf den Erl anpassen und muss keine allzu tiefen Bohrungen am hinteren
Holzstück durchführen. Also Schleifpapier bis 600. Verstanden. Aber welches Ergebnis bekomme ich dann bei den Metall
Spacern? Ich habe ein außergewöhnlich schönes Stück Mooreiche erstanden. Bin mir beim Thema Ölen noch nicht sicher.
Das unbehandelte, matte Holz ist wirklich schön. Da ich grundsätzlich nur mit trockenen Händen schneide habe ich
gedacht eine Behandlung mit Karmelien-Öl währe vielleicht ausreichend.
Mein Kamo Nakiri hat eine Grifflänge von 12,7cm. Ich denke ein Griff für eine 24,5cm lange Klinge kann durchaus
13,5 - 13,7cm haben. Brauche ja auch ein bisschen Gewicht am Griff für die richtige Balance.

@ tiffel
So ist es!

@ gast
Mit einem T-Shirt am Herd gib es da glaube ich weniger Probleme.

@ Pflaster
Danke. Das sind die Daten die ich benötige. Die Maße vom Schanz sehen doch mal gut aus. Dann werde ich jetzt erstmal
ein Paar Dummies bauen.

Schöne Grüße aus Mainz.
 
"Kamelien-Öl" ist säurefreies Klingenöl. Für Holz eigentlich Leinöl. Leinöl macht die Griffe aber dunkler. Renaissancewachs macht das Holz angeblich nicht dunkler. Für helle Griffe nehme ich Ballenmattierung. Macht einen schönen Seidenglanz ohne das Holz wesentlich dunkler zu machen oder anzufeuern. Hält aber nicht sehr lange. Zum Auftragen ist das toll. Man rubbelt das mit einem Stoffballen drauf und je länger man reibt desto glänzender wird es, weil bei jedem Wisch eine hauchdünne Schicht aufgetragen wird, die sofort trocknet. Der Griff muss anschließend auch nicht trocknen, sondern ist direkt fertig.

Noch was: Wenn man nicht gerade ein superdichtes Holz hat, sondern sowas wie Eiche, Walnuss Pflaume kann man das Holz auch in Paraffin (Teelichte) tränken. Das macht es ein paar Gramm schwerer, was sich auf die Balance auswirkt. Wirkt aber auch anfeuernd und verdunkelt das Holz.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn Karmelienöl ausscheidet werde ich wohl mit Leinöl arbeiten. Mein Stück Mooreiche ist übrigens schwarz wie die Nacht.
Dunkler geht's nimmer. Renaissancewachs klingt interessant. Wird auch zum Schutz von Münzen verwendet und würde das
Anlaufen der Metall Spacer verhindern. Aber wie tief dringt das Wachs in den Griff ein und wie beständig ist es? Habe auch
keine Bilder mit behandeltem Holz gefunden. Ich wollte den Griff nicht zu glänzend haben. Ballenmattierung fällt wegen der
angesprochenen kurzen Haltbarkeit wohl raus.
 
Renaissancewachs ist nicht ganz billig. Außerdem glaube ich nicht, dass es das Anlaufen von Metall verhindern kann, denn in Metall kann ja nichts einziehen. Man bräuchte also ein dauerhafte durchsichtige Schicht um das Anlaufen zu verhindert, d.h. irgend eine Art Lack, der aber wieder für das Holz nicht optimal ist. Ich würde normales Leinöl (auch Speiseleinöl geht) oder eines der vielen Leinölprodukte (Standöl, Firnis, Hartöl, Teaköl) nehmen. Wichtig ist, dass man mehrmals ölt mit langen Trocknungsphasen (Aushärtungsphasen dazwischen) dazwischen. Man ölt so oft, bis das Holz nichts mehr aufnimmt. Im Speiseleinöl sind keine Trocknungsmittel enthalten. Die Aushärtung an Luft und Licht dauert deswegen länger, Wochen statt Tage.
 
Ich bitte millionenfach um Vergebung, aber könntet Ihr bitte Kamelienöl ohne "r" schreiben, sonst rollen sich mir die Fußnägel auf.

Ich weiß, Schlaupuperei lässt psychologisch tief blicken, und meinetwegen löscht das, aber es ist schon schlimm genug, dass die Gattung Camellia im Deutschen nur mit einem "l" geschrieben wird, mit "r" hingegen geht allein schon optisch gar nicht.

Danke. ;)
 
Ich habe bereits die Suche im Forum bemüht. Erfolglos. Kann mir bitte jemand den Link zur Beschreibung des Bilderuploads nennen.
 
qjhq26ok_jpg.htm
 
25161826ld.jpg
[/IMG]

Schönen guten Abend,
alles gut. Upload fuktioniert.
Ich häng mich jetzt mal weit aus dem Fenster. So soll der Griff werden. Daran werde ich mich messen lassen müssen.
Ich werde noch mal auf die Antworten und Kommentare aus dem Forum warten bis ich die letzten Materialien bestelle.
Aber der Plan steht so weit. Danke für alle Antworten und Kommentare.

Schöne Grüße aus Mainz.
 
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