Neuling braucht Hilfe für erstes Messer

heimwerker

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Ein Hallo an alle Forumsmitglieder und wie kann's anders sein, gleich ein Hilferuf.
Zur Vorgeschichte: Beim Ausräumen des alten Schuppens sind mir 2 geschmiedete Messerrohlinge in die Hand gefallen, die ich vor langer Zeit mal von einem Freund geschenkt bekommen habe.
Er hat mir damals gesagt, das wäre ein Stahl, aus dem normalerweise Skalpelle gemacht werden. Fragen kann ich ihn nicht mehr, er ist leider schon vor Jahren verstorben.
In meinem Leben habe ich schon viele Jagdmesser besessen, aber wenn man einen Sohn hat, der fischen geht, ist das ein ausgesprochener "Verschwindartikel".
Da ich über die nötigen Werkzeuge verfüge, habe ich mich (nach Lesen in diesem Forum) sofort an's Werk gemacht und einen der beiden Rohlinge in eine (mir) gefällige Form gebracht. Aber nun sind mir doch Bedenken gekommen.
Das Messer müßte jetzt noch fein geschliffen, poliert und gehärtet werden. Ich habe zwar einen Härteofen (bis 1100°), habe aber gelesen, daß eine Härtung unter Luftausschluß wegen der Verzunderung besser wäre.
Mein eigentliches Problem ist jedoch das Folgende:
Bringt man das Messer vor der Härtung schon in einen "scharfen" Zustand", oder erst nachher? Wenn nachher, wie stumpf soll in Etwa die zukünftige Schneide sein?

Gruß an alle und danke für die kommende Hilfe,

Heimwerker
 
Zuersteinmal willkommen im Forum.

Aus meiner Sicht als Anfänger kann ich Dir sagen: Es gibt für fast alles immer mehrere Wege, und oft funktionieren auch mehrere. Meistens funktioniert ein Weg besser als ein anderer, aber das ist schwer nachzuweisen. :)

Was das Härten unter Luftabschluss angeht: Es gibt ein Gemisch, was man sich zusammenrühren kann, mit dem Du dann Deine Klinge einschmierst, um sie vor Luft zu schützen. Ansonnsten gibt es dafür Härtefolie. Vielleicht suchst Du einfach mal mit der Suchfunktion nach "Härtefolie" oder "Härten", da wirst du dutzende Themen zu finden.

Auch was das scharf härten angeht, kenne ich verschiedene Meinungen. Ich persönlich schleife die Messer scharf, aber nicht komplett (Also ich spare mir die hochfeinbearbeitung mit Körnung 6000 oder so...) bevor ich sie härte, und danach mache ich die dann komplett scharf.
Es gibt auch Messerbauer hier, welche noch 0,4 mm oder so stehen lassen, also nicht scharf schleifen.
Ich rate einfach mal so ins Blaue hinaus, ich denke das die Kristallstruktur des Stahls nach dem Härten (vielmehr nach der kompletten Wärmebehandlung (auch ein sehr ergiebiger Suchbegriff)) sich besser schärfen lässt, nichtnur weil das Material dann härter ist, sondern auch wegen einer kleineren Korngröße eine feinere Schneide ermöglichen sollte.
 
Das Problem ist erstmal, dass Du nicht weist, was das für ein Stahl ist. Da daraus angeblich Skalpelle gemacht werden, vermute ich jetzt mal einen rostträgen Stahl. Und da wird es schon schwierig. Rosträge Stähle sollten eigentlich immer unter Sauerstoffabschluß gehärtet werden, da sonst wegen der langen Haltezeiten eine Entkohlung auftritt. Ohne Erfahrung und entsprechendem Equipment, sollte man das den Profis überlassen. Die brauchen aber, um eine vernünftiges Ergebnis zu erziehlen, schon die genaue Bezeichnung des Stahls.
Du musst also erstmal herausfinden, was für ein Stahl üblicherweise für Skalpelle verwendet wird und hoffen, dass das auch der richtige Stahl war. Vielleicht findest Du auch jemanden hier im Forum der selber härtet und bereit ist, etwas zu experimentieren. Auf alle Fälle würde ich nicht selber versuchen zu härten.

Tschüss
Tobias
 
Jonas,
danke für Deine Antwort, die mir doch etwas weitergeholfen hat. Ich habe diesen Rat befolgt:
Es gibt auch Messerbauer hier, welche noch 0,4 mm oder so stehen lassen, also nicht scharf schleifen.

ToBo,
auch Dir herzlichen Dank. Ich habe unter diesen besonderen Umständen nicht vor, selbst zu härten, sondern werde damit in die Härterei von Böhler gehen.
Was ich versuchsweise getan habe: Von dem einen Rohling habe ich ein Stück abgeschnitten und bei 1050° im Ölbad gehärtet. Das Ding wurde so hart, daß ich ihm mit der Diamantfeile fast nicht zu Leibe rücken konnte. Die Verzunderung war aber auch nicht von schlechten Eltern.
Ich nehme an, daß ein Fachmann bei einer Schleifprüfung an Hand des Funkenbildes den Stahl halbwegs einordnen kann?

Gruß, Heimwerker.
 
heimwerker, Deine Vorgehensweise ist ok.
Erstmal, das Stehenlassen der 0,4 mm ist sogar schon wenig, denn wenn das gar zu dünn ist, kann man beim Härten eine wunderbare Welligkeit erzeugen, da sich ja beim Härtevorgang das Volumen zweimal ändert, und die dünne Schneiden dann Verformung erleidet.
Deine Idee, das bei 1050° probezuhärten ist auch ok, bei den meisten rostträgen ist das ein guter Bereich. Kann man noch optimieren, aber da muß man den Stahl gut kennen. Die Sache mit der Funkenprobe ist, wenn es ein Chirurgenstahl ist, ziemlich grob.
Ich suche mal in meinen Unterlagen, ob ich was habe über Stähle, aus denen Skalpelle gemacht werden. Stelle ich dann hier rein.
 
Hallo Herbert,
Ich suche mal in meinen Unterlagen, ob ich was habe über Stähle, aus denen Skalpelle gemacht werden. Stelle ich dann hier rein.
Die einzigen Informationen die ich beisteuern kann, sind Folgende:
Der Stahl stammt aus der Fabrikation der Firma Schoeller in Ternitz.

Gruß, Heimwerker
 
Hallo, Heimwerker,
ich habe eine Tabelle mal im Internet gefunden und ergänzt. Es ist wohl so, dass meist der 420er für Instrumente verwendet wird.
Ist eigentlich die logische Wahl. Gute Abstimmung zwischen Cr und C, und wegen des hohen Cr-Gehaltes kannman mit dem vergleichsweise geringen C-Gehalt trotzdem noch gute Härten erzeugen, da Cr die Löslichkeit von C einschränkt. Im Vordergrund bei chirurgischen Instrumenten wie Skalpellen stehen nicht die Anforderungen, die wir an Messer haben, sondern hinreichende Härte und Korrosionsbeständigkeit. heute wendet man auch X15TN an.
Ich denke mal, daraus kann man ein gutes Messer machen. Lass Dich nicht von dem Hype um manche Stähle verwirren. Gerade bei den rostfreien liegt der Witz in einer geschickten Kombination von C und Cr. Was die Verzunderung angeht, das liegt am Cr. Der Werkstoff verzundert schneller, als er entkohlt. Dies zum Trost.

Und: Chirurgenstahl ist werbewirksam, aber nicht unbedingt ein Auswahlkriterium für unsere Anforderungen.
 

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Hallo Herbert,

das Rätsel um den Stahl ist vorerst einmal geklärt. Es handelt sich um den 1.4528 von Böhler, mit der internen Bezeichnung N690.
Jetzt kann ich mich auf die Suche nach der richtigen Härteanleitung machen.

Gruß, Heimwerker
 
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