Neusilber Pins und Backen so polieren, dass Pins nicht mehr sichtbar sind

Fraenx

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Hallo zusammen,

Ich habe die Tage ein Messer fertiggestellt und hatte mich entschieden, zusätzlich zum Hirschhorn noch Neusilberbacken zu montieren. Im Nachhinein bereue ich, dass ich die Backen nicht nur aufgeklebt sondern noch zusätzlich mit Neusilberpins befestigt habe. Ich bin davon ausgegangen, dass die Pins durch das schleifen und polieren mehr oder weniger mit den Backen in einander übergehen. In der Vergangenheit hatte ich das mal mit Messingbacken und Messingpins gemacht.

Ich habe die Backe per Hand auf 1200er Korn geschliffen und dann mit Polierpaste am Bock poliert.

Album — Postimages (https://postimg.cc/gallery/tWkyWxK)

Wie man auf dem Foto sieht hat das alles nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt hatte und die Pins sind noch deutlich zu erkennen.

Hat Jemand von Euch Tips dazu, wie man durch Polieren, etc. es vielleicht doch schafft, dass die Pins mehr in die Backen übergehen? Ich hatte auch mal im Forum hierzu gesucht aber keine Beiträge gefunden.

Herzlichen Dank im voraus,

Frank

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Hallo Frank,

deine Entscheidung die Neusilberbacken nicht nur zu verkleben, sondern auch zu verstiften ist absolut richtig. Nur so kannst Du dir sicher sein, dass sich die Backen, auch bei einem härteren Einsatz, nicht lösen. Das Problem ist nicht das Polieren der Backen, sondern die passgenaue Montage. Auf den Bildern sieht es so aus als wären die Bohrlocher nicht rund sondern oval und zu groß. Das kann passieren, wenn man nach dem bohren feststellt, dass die Pins zu stark für das Bohrloch sind und dann versucht das Bohrloch zu erweitern indem man die Backen von Hand am Bohrer weiter bearbeitet. Kreisrunde Löcher erreicht man nur beim eingespannten Werkstück. Je passgenauer man bohrt, desto weniger Rand wird sichtbar. Bei mir funktioniert es auch ganz gut, wenn ich die Pins auf jeder Seite 0,5 mm überstehen lasse und dann stauche bis sie ziemlich platt sind. Nach dem Überschleifen sieht man dann keinen Rand mehr. Auch nicht dann, wenn ich vorher 0,1 mm zu groß gebohrt habe. Wenn man am Schleifbock mit Schleifpaste poliert und vorher nicht nicht sauber gearbeitet hat, wird die dunkle Schmiere aus Abrieb und Schleifpaste in die Ränder gepresst, je feiner ich schleife. desto stärker wird der Rand sichtbar.

Zum Thema wie groß Löcher für Pins gebohrt werden müssen, Habe ich im Forum schon einmal folgendes geschrieben:

"Ich bohre die Löcher für Holzgriffschalen maximal 0,1 mm größer. In aller Regel reicht das. Bei Griffschalen aus künstlichen Materialien z.B. Kirinite oder Micarta bohre ich nur auf Nenndurchmesser der Pins. Die Pins passen dann meistens saugend. Die Löcher der Griffschalen senke ich auf der Klebeseite leicht an, das hat zwei Effekte, der Kleber gelangt besser an die Pins und das Durchführen der Pins durch beide Griffschalen gelingt besser.

Hölzer wie auch künstlichen Materialien können sich sehr unterschiedlich beim Bohren verhalten. Ich taste mich mich da immer vorsichtig an die richtige Bohrgröße heran. Grundsätzlich bohre ich die Löcher so klein wie möglich aber so groß wie nötig. Bohrt man die Löcher zu klein, kann das Griffmaterial reißen (passiert besonders schnell bei Holz). Ich empfehle niemals unter Nenndurchmesser der Pins zu bohren. Bohrt man zu groß, hat man einen unschönen Kleberand um den Pin herum. Beim Messergriff mache ich es genau so. Aus meiner Sicht entsteht aber kein Problem, wenn der Lochdurchmesser hier ein Zehntel größer ist."

Ich hoffe ich konnte dir ein klein wenig helfen.

Gruß
Matthias
 
Lieber Matthias,

Vielen, herzlichen Dank für Deine schnelle und ausführliche Antwort. Die Erklärung ist verständlich und absolut nachvollziehbar. Das sind gute Tips was das Bohren betrifft also auch das Überstehen lassen der Pins zum Stauchen. Das werde ich zukünftig alles beherzigen.

Dann vermute ich mal, dass ich jetzt im Nachhinein auch nichts mehr daran ändern kann, oder? Oder hast Du noch einen Tip wie ich das nachträglich noch irgendwie ausbessern könnte?

Ich habe noch eine Folgefrage zum passgenauen Bohren. Hierfür ist es ja extrem wichtig, dass der Bohrer wirklich genau im 90 Grad Winkel zum Werkstück steht. Wenn man sauber geschnittene Griffschalen hat, sollte das kein Problem sein aber gerade bei diesem Messer mit Hirschhorn hatte ich da meine Schwierigkeiten. Ich hatte versucht, das Horn schon mal auf der Seite abzuflachen aber das lief alles mehr nach Gefühl als wissenschaftlich.

Hast Du hierfür noch Tips?

Nochmals besten Dank,

Frank
 
Ich habe nochmal darüber nachgedacht, wie ich das mit den Pins jetzt noch korrigieren könnte:

Option 1: Ich bohre nochmal komplett durch die Pins durch und ersetze sie aber gehe dieses mal so vor, wie von Dir beschrieben mit stauchen, usw. Allerdings scheue ich mich etwas davor, nochmal komplett durchzubohren, weil ich Angst habe, dass ich nicht zu 100% auf der richtigen Stelle auf der Rückseite rauskomme und noch mehr Schaden anrichte wenn der Bohrer nicht genau im 90-Grad Winkel steht.

Option 2: Die Neusilberbacken haben im Moment eine Dicke von ca. 4,5 mm. Ich könnte die Pins von jeder Seite nur ca 2-3 mm anbohren und dann neue, kurze Pinstücke einkleben, diese 0,5 mm überstehen lassen, stauchen und entsprechend schleifen und polieren.

Was meinst Du/ihr?

Liebe Grüße,

Frank
 
Könntest du nicht die Pins auf einer Seite anbohren und dann austreiben statt komplett durchzubohren?
 
Könntest du nicht die Pins auf einer Seite anbohren und dann austreiben statt komplett durchzubohren?

Nein, um Gotteswillen.
Das ist alles verklebt, vermutlich mit Epoxi. Wenn er da was raus treibt reist es ihm vermutlich Backe und Schale ab.

Ich bin nicht sehr vertraut mit Neusilber (finde das ist ein richtiges Sch .... Material, aber lassen wir das ...), aber vielleicht könnte man den Look dadurch verbessern indem man die Backen eher rustikal bürstet. Im Bürstenmuster dürften die Pins weniger auffallen und wenn dann sieht es eben rustikal aus.
Nur so als Alternative Idee, kann schon verstehen wenn das nicht jedermanns Sache ist.
Und wie gesagt keine Ahnung von Neusilber und ob es wirklich eine gute Idee ist das Zeug zu bürsten. Wobei kann es schlimmer sein als poliertes Neusilber ... würg .... 🥴
 
Also die Pins raustreiben würde ich auch nicht versuchen. Wie El Dirko sagt, ist das alles mit Epoxi verklebt und ich denke da richte ich einen riesen Schaden an. Das mit dem Bürsten ist evtl. ein Idee den die Klinge ist bereits hochglanz poliert und das wäre wahrscheinlich ein schöner Kontrast. Muss ich mal darüber nachdenken. Vielleicht hat ja auch Jemand Erfahrungen damit.

El Dirko - was ist Dein präferiertes Material für Backen?
 
Da ich bisher noch keinerlei Messer gebaut habe, kann ich nur Vorschläge nach meinem Wissensstand machen. Aber so bekomme ich auch gleich erklärt warum es eine schlechte Idee wäre.
Danke dafür. Was gelernt! (y)
 
Bin eh kein Fan von Backen, aber wenn dann aus was pflegeleichtem. Neusilber gammelt mir einfach zu schnell. Titan ist endcool, aber die armen Leute die das bauen müssen ....

Ich liebe Messer mit Griffen aus Mikarta und IMHO braucht ein tolles Papier-Micarta keine Backen. :)


Ich bin faul ... deshalb meine Neusilber Abneigung.
 
Ich würde auch gerne mal meinen Senf dazugeben.

Wenn du eine spiegelreine Oberfläche benötigst kannst du entweder versuchen die Pins vorsichtig im momentanen zustand mit einem Kugelhammer oder einem Kugelhammer artigen Werkzeug ca 0,1-0,2 mm tief über die Fläche verteilt mit kleinen Dellen zu versehen um den Pin "aufzupilzen".
Anschließend Fläche neu polieren. Das könnte aber viele Nerven kosten und potentiell länger dauern als alles komplett neu zu machen. -> Das ist die Pfusch variante (guter Pfusch ist aber keine schlechte Arbeit)

Alternativ kann beim entfernen von Epoxi ein bisschen Wärme auch nicht schaden, wenn du alles demontieren magst. Dann bei neuer Montage Pin etwas länger lassen und ähnlich(weniger Gewalt) einer Niete einschlagen am besten auch die Bohrungen einen Hauch entgraten(0,1mm) damit das Material des Pins schöner in die Bohrung fließen kann.

Nur anbohren und Kleben halte ich allerdings für quatsch, soll ja auch stabil sein.

Das ist allerdings im generellen alles einfacher gesagt als getan.

Gruß Lorenz
 
Hallo Frank,

ich würde an deiner Stelle alles so lassen wie es ist! Solche Ereignisse gehören zum Lernprozess beim Messermachen dazu. Beim nächsten Messer wird es schon besser werden und so schlimm sieht es auch nicht aus. Mit meinen ersten Messern war ich auch nicht immer glücklich und trotzdem war ich stolz, dass die Dinger schon wie richtige Messer aussahen, auch wenn das eine oder andere Detail noch stark verbesserungswürdig war. Übung macht den Meister! Mit jedem weiteren Messer wird es besser. :D:: Dein Messer ist schon ziemlich gut verarbeitet, die Lederscheide sieht auch klasse aus, darauf kannst Du stolz sein. Wieviele Messer hast Du denn schon gebaut?

Die Vorbereitung der Hirschhorngriffschalen ist mit einem Bandschleifer keine Herausforderung, sofern dein Bandschleifer einen Schleiftisch hat. Ohne Bandschleifer ist das Ganze nicht ganz so einfach, geht aber auch mit der Feile und einem Schraubstock (Griffschale so einspannen, dass der abzufeilende Teil der Griffschale etwas über den Backen des Schraubstocks steht. Dann den überstehenden Teil bis auf die Backen abfeilen, dann sollte der Winkel einigermaßen passen.) Was ist denn dein genaues Problem bei der Vorbereitung der Griffschalen?

Gruß
Matthias
 
Hallo Frank,

ich würde an deiner Stelle alles so lassen wie es ist! Solche Ereignisse gehören zum Lernprozess beim Messermachen dazu. Beim nächsten Messer wird es schon besser werden und so schlimm sieht es auch nicht aus. Mit meinen ersten Messern war ich auch nicht immer glücklich und trotzdem war ich stolz, dass die Dinger schon wie richtige Messer aussahen, auch wenn das eine oder andere Detail noch stark verbesserungswürdig war. Übung macht den Meister! Mit jedem weiteren Messer wird es besser. Dein Messer ist schon ziemlich gut verarbeitet, die Lederscheide sieht auch klasse aus, darauf kannst Du stolz sein. Wieviele Messer hast Du denn schon gebaut?

Gruß
Matthias
(y) (y) (y)🖖
 
Lorenz, danke auch für Deine Gedanken und Tips. Ich tendiere im Moment dazu, Matthias Vorschlag zu folgen und es bei diesem Messer einfach zu lassen und das nächste Mal besser zu machen.

Matthias, danke auch nochmal für Dein Feedback, welches mir doch auch Mut nacht. Also inzwischen habe ich schon ein paar Messer gemacht, ich denke so ca. 15 Stück. Allerdings habe ich aufgrund von Jobwechsel, Umzug, Werkstatt einrichten usw. jetzt gerade über 2 Jahre lang überhaupt keine Messer gemacht und das war jetzt das erste nach der Pause. Einige Dinge klappen inzwischen ganz gut, bei anderen fehlt definitiv noch die Übung und mehr Erfahrung.

Ich benutze schon einen Bandschleifer (einen polnischen von www.beltgrinder.pl) und dieser hat auch einen Schleiftisch aber der steht natürlich rechtwinklig zum Band also fürs Planschleifen usw. habe ich keine Vorrichtung. Das Problem, das ich mit der Vorbereitung der Griffschalen meine ist, dass ich die Griffschalen zwar auf beiden Seiten mit dem Bandschleifer plan bekomme aber hier ist nichts in genauen 90-Grade Winkeln bzw. die Vorder- und Rückseite der Schalen laufen nicht parallel zu einander. Zum Bohren der Griffschalen lege ich dann die Griffschale mit der Außenseite nach unten auf den Tisch der Standbohrmaschine und lege darüber die Klinge, um durch die in dem Erl vorgebohrten Löcher zu durchbohren. Wenn jetzt die Außenseite der Griffschale nicht plan ist bzw. nicht exakt parrallel läuft zu der anderen Seite, die auf dem Erl aufliegt, habe ich ja zum Bohrer keinen 90 Grad Winkel und Bohre schief. Gar nicht so einfach das nur in Worten zu erklären. Ich hoffe Du verstehst was ich meine. Bei den runden, assymetrischen Horngriffschalen weiß ich auch nicht, wie ich sie am besten einspannen kann, um den 90-Grad Winkel zum Bohrer zu gewährleisten.

Wahrscheinlich gibt es hierfür eine ganz einfache Lösung und ich komme nur von selber nicht drauf.
 
Frank, man sieht, dass das nicht dein erstes Messer ist. Mit ca. 15 Messer steht man aber immer noch am Anfang. Ich habe sicherlich schon deutlich über 100 Messer gemacht und lerne trotzdem bei jedem weiteren noch dazu. Man ist auch nicht immer gleich in Form, manchmal baue ich ein Messer und denke nachdem es fertiggestellt ist, das hast Du aber schon einmal besser hinbekommen. An anderen Tagen entsteht dann ein Messer, das ein richtiges "Sahnestückchen" ist. So ist das eben. Wichtig ist, weitermachen! Mit jedem weiteren Messer wird es besser und die Fehler werden weniger. Zum Abschluß noch eine Anmerkung. Man darf auch nicht vergessen, dass das handgemachte Messer sind und wir keine CNC-Maschinen sind, da darf auch Mal eine kleine Ungenauigkeit sein. Mit welchen Ansprüchen man zufrieden ist, muss jeder selbst für sich klären. :D::

Jetzt zurück zum Thema, ich habe dein Problem verstanden. Ich empfehle dir einen Maschinenschraubstock anzuschaffen und den auf den Tisch deiner Tischbohrmaschine zu stellen/montieren. Damit kannst Du dein Problem sehr wahrscheinlich lösen, da Du die Griffschalen dort einspannen kannst ohne, dass eine nicht plane Griffschale auf dem Tisch aufliegt. Diese Maschinenschraubstöcke gibt es in jeder Preisklasse. Mit 20 - 30 € bekommt man schon einen brauchbaren. Man kann aber auch ohne Probleme einige 100 € ausgeben, muss man meiner Meinung aber nicht. Die Griffschalen fixiere ich vor dem Bohren und dem Einspannen in den Maschinenschraubstock mit einer Spannhand oder auch zwei, das funktioniert ganz gut. Ist manchmal etwas "frickelig" aber man findet schnell heraus wie man es am besten hinbekommt.

Gruß
Matthias
 
Ich stehe definitiv noch am Anfang mit meinen 15 Messern aber danke Foren wie diesen und Leuten wie Dir hat man die Möglichkeit zu lernen, sich auszutauschen und besser zu werden. Auch wenn ich erst 15 Messer gemacht habe kann ich jetzt schon viele Deiner Punkte nachvollziehen, insbesondere das Thema mit der Tagesform.

Einen Maschinenschraubstock habe ich tatsächlich auch schon und habe diesen in der Vergangenheit Bohren auch benutzt. Vor allem wenn ich Löcher in die Klinge bohre, usw. Ich wusste jetzt nur nicht, wie ich da die Hornhälften einspanne und auch noch die Klingenangel darauf fixieren kann aber da probiere ich das nächste mal einfach etwas rum.

Ich habe mich auch gefragt, ob man hier mit 1-2-3 Blöcken oder wie die Dinger heißen arbeiten kann. Zum Beispiel das Ricasso auf dem Block auflegen und dann mit eine Spannhand oder Schraubzwinge die Schale an der Angel festmachen. Wobei einfach "auflegen" wahrscheinlich nicht reicht und zu wackelig ist aber am 1-2-3 Block fixieren geht wahrscheinlich auch nicht.
 
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