Nicker Marke "Kaserer"

MPS

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Gerade habe ich einen alten Nicker erstanden, Karbonstahl, Horngriff, klassische Form, Steckscheide, 17cm Gesamtlänge. Nichts Berauschendes, nur ein netter alter Nicker. Auf der Klinge steht lediglich der Name "Kaserer", die Buchstaben tief eingestanzt, würde ich als Hersteller deuten. Es gibt keinerlei weitere Erkennungsmerkmale.

Weder hier in der Suchfunktion noch im Internet finde ich etwas über den Namen Kaserer, erst recht nicht in Verbindung mit einem Messer. In Steyr, Österreich, einer alten Waffenstadt, scheint der Name Kaserer vorzukommen, allerdings als Facebook-Eintrag eines jungen Menschen. Kann das ein Hinweis sein?

Weiß jemand hier etwas über einen solchen Hersteller?

Besten Dank

Sam
 
Ich bitte um Nachsicht, wenn ich hier Selbstgespräche führe. Erst heute früh stolperte ich über etwas in der Allgemeinen Zeitung München vom 27. September 1840 (sic), der über eine Industrieausstellung in Nürnberg berichtetete:

"Von anerkannter Güte sind die Strohmesser von J. Alteneder in Frauenberg (Ldg. Grafenau) und R. Alteneder in Freyung (Ldg. Wolfstein), dann von Kaserer in Haibach (Ldg. Passau), von denen viele ins Ausland gehen."
https://books.google.de/books?id=gN...rer messer allgemeine zeitung münchen&f=false

Ich schätze, dass ein Strohmesser ein Sichel ist, und dass die Abkürzung "Ldg." Landgrafschaft bedeuten soll. Haibach bezieht sich hier auf einen Stadtteil von Passau im östlichen Teil der dortigen Innstadt, am Südufer der Donau nur wenige hundert Meter von der österreichischen Grenze entfernt; es ist auch der Name eines Bachs, der in der Passauer Innstadt in die Donau mündet.

Vielleicht stammt mein kleines Lederhosenmesser aus dessen Werkstatt. Es ist gewiss älteren Datums, die Klinge ist ordentlich abgewetzt, der Hirschhorngriff ebenfalls gut abgegriffen, die Klinge weist "Pocken" vom Schmiedeprozess auf. Gefühlt sage ich 1920er Jahre, auch früher. Insgeheim hoffe ich, dass der Kollege cut etwas darüber in seinen Archiven findet.

Gruß
Sam
 
Hallo Sam,
Ich kenne den Namen Kaserer in Verbindung mit Schneidwaren zwar aus einer anderen Quelle aber auch nur in Zusammenhang mit der von Dir bereits recherchierten Veranstaltung.

Vor längerer Zeit hatte ich Einblick in das Verzeichnis der „Industrieausstellung für das Königreich Bayern – Nürnberg 1840“, in der alle Aussteller gelistet wurden und mit ihren Produkten beschrieben werden.

Jos. Kaserer wird dort als Hammerschmiedemeister aufgeführt mit der Präsentation von „ 4 Strohmesser“. Gut möglich, dass Dein in diesem thread beschriebenes Messer von ihm stammt und er zu einem späteren Zeitpunkt auch Nicker ("Knickmersser"/"Knicker") gefertigt hat..
Andere Aussteller –vorrangig mit der Berufsbezeichnung Messerschmied oder –schmiedemeister- werden dort z.B. gelistet mit Bestecken, Reisebestecken, Taschenmessern, Feuerstahlmessern, Federmessern, Knickmessern, Reiseknickern, Hirschfängern.

Grüße
cut
 
Hey cut,

besten Dank für die vertiefende Information. Ob mein Messer von diesem Jos. Kaserer bzw. seinen Nachfolgern stammt, bleibt Spekulation, aber bislang bleibt er der einzige Kandidat.

Wenn ich am Wochenende Zeit habe, versuche ich hier ein Bild davon zu laden. Abgesehen von seinem offensichtlichen Alter weist es noch eine Besonderheit auf. Bei dieser Art von Messer wird seit vielen Jahrzehnten das Griffende traditionell durch eine Art von Abschlusskappe aus silberfarbendem Metall (Nickel o. ä?) abgedeckt, wie eine Mütze. Bei meinem Kaserer-Nicker ist dieser Abschluss lediglich eine flache Platte aus Messing, die ausschließlich das Griffende abdeckt und nicht, wie gewohnt, über das gesamte Ende umgestülpt ist. Sehe ich zum ersten Mal.

Gruß
Sam
 
... Bei meinem Kaserer-Nicker ist dieser Abschluss lediglich eine flache Platte aus Messing, die ausschließlich das Griffende abdeckt und nicht, wie gewohnt, über das gesamte Ende umgestülpt ist. Sehe ich zum ersten Mal.

Gruß
Sam

Eine Abschlussplatte am griffende aus Neusilber oder Messing ist nicht ungewöhnlich. Ist von der Berarbeitung wohl einfacher zu realisieren als eine Kappe.

Grüße
cut
 
Hier sind (hoffentlich) die Fotos des Kaserer-Nickers:

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22568333qj.jpg


Ich hatte die schwache Hoffnung, dass eine schlichte flache Abschlussplatte am Griff wenigstens ein Hinweis auf ein gewisses Alter sein könnte. Schon wieder geirrt.

Gruß
Sam
 
Moin,
Vergebung falls es so aussieht, als wenn ich Deinen Thread kapere:)
Aber vielleicht trägt mein Taschennicker etwas zur Erhellung bei......
Als Flohmarktfund kam ich unlängst zu einem Nicker, der dem Deinen zum Verwechseln ähnelt.
Meiner ist mit SCHUCHBAUER gemarkt. Die bisherigen Recherchen führten mich auch ziemlich ins Leere.

Mir drängt sich der leise Verdacht auf, dass es sich vielleicht um eine Art von "Werbemesser" handelt, die jeweils mit dem Namen des Auftraggebers versehen wurden?!?!?

Gruß
Excalibur

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Zuletzt bearbeitet:
Mir drängt sich der leise Verdacht auf, dass es sich vielleicht um eine Art von "Werbemesser" handelt, die jeweils mit dem Namen des Auftraggebers versehen wurden?!?!?

Danke für Deine Fotos. Ja, genau diesen Verdacht habe ich lange gehabt, und ausgeschlossen ist es nicht. Denkbar ist, dass irgendein Outdoor-Ausrüster (der 20er oder 30er Jahre?) zu Werbezwecken Nicker mit eigenem Firmennamen hat herstellen lassen. Das habe ich auch bei meinem Leupold-Nicker vermutet (http://www.messerforum.net/showthread.php?130088-Jagdnicker-von-Leupold-wer-kann-mir-weiterhelfen), was sich allerdings in dem Fall als Irrtum herausgestellt hat. Ich weiß lediglich, dass es im Jahre 1840 einen Stahlwarenhersteller namens Kaserer in Passau gab; das reicht nur für eine Hypothese.

Deiner scheint eine Gesamtlänge von 19cm zu haben; meiner ist 17cm, und 7,6cm von der Spitze bis zum Ricasso-Ansatz.

Ob ein Hersteller namens SCHUCHBAUER sich irgendwo entdecken lässt? Der arme cut ist schon wieder gefragt.

Hier sind einige weitere, die ich hier herumliegen habe. Der obere, ein No-Name mit hoher Qualität, ist von der Größe her identisch mit dem Kaserer, also 17cm Gesamtlänge. Der in der Mitte, von der Süddeutschen Messer-Fabrik nahe Bayreuth (mit Leupold verwandt oder verschwägert), hat eine Klinge aus ungefähr dem weichsten Edelstahl, der mir je begegnet ist. Der seltenste von denen, behaupte ich heute, ist der vom Zwillingwerk ganz unten, 23cm Gesamtlänge. Er stammt vermutlich aus den 1970er Jahren und wurde in den USA gekauft. Im Netz tauchen sie nur gelegentlich auf, so dass ich mich frage, ob Henckels sie nur kurze Zeit im Sortiment hatte.

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Gruß
Sam
 
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