Nieten bei einem Klappmesser

[baupi]

Werte Forumiten,

ich möchte mir gerne ein kleines Okuliermesser machen und hätte da eine prinzipielle Frage zur Konstruktion von einem Klappmesser (klassische Bauweise nach der guten alten Art): Ist die Niete, die die Drehachse der Klinge bildet A) einfach nur zylindrisch, und man nietet halt nicht mit Gewalt zu, sodass man die Klinge noch bequem drehen kann, oder B) beidseitig abgesetzt, sodass die Griffschalen auf den Absätzen aufliegen und die Klinge nicht einzwicken?

Ich hoffe, jemand von euch weiß das. Ich hab ja ein ein nettes Aug. Müller Söhne mit zwei Klingen hier liegen, aber ich brig es nicht übers Herz, es zu zerlegen und dabei vielleicht zu ruinieren.

Dankeschön,
Norbert

 

[ex Vento]

Zumindest von Victorinox weiß ich, daß hier zylindriche Niete zu Einsatz kommen.

 

[JostS]

Hallo Norbert -

Zylindrisch ist am einfachsten. Auf die Griffschalen würde ich bei der Klingenachse unbedingt Scheiben unterlegen und dann das ganze vernieten - das ist die klassische. Wenn man etwas mehr tun möchte, versenkt man die Scheiben in den Griffschalen. Noch ein Tick mehr Aufwand wäre dann: vorher die Scheiben ansenken, in die Senkung hinein den Niet mit der Hammerfinne oder einem Kugelhammer (leichte Hämmer!) treiben und alles zusammen planschleifen.
Wenn man eine Drehbank hat, kann man das mit den Absätzen machen - das muss halt sehr präziese gemacht werden, weil sonst der Klingengang nicht stimmt. Notwendig ist das nicht.
Wenn Du mal Franzosen oder Spaniern bei der Arbeit zusiehst (Youtube), verwenden die einfach längere Drahtstücke, die eingefädelt und abgezwickt werden - dann wird wieder eingefädelt und abgezw...
Die Klingenachse ist oft ein Messingnagel. Man kann natürlich auch ein Röhrchen (Länge Klingenwurzeldicke + 1 - 2 Hundertstel mm) mitvernieten etc...
Beim Vernieten immer wieder den Klingengang kontrollieren und mit leichten Schlägen arbeiten - sonst treibt man den Niet bauchig auf und dann klemmt es.
Es soll auch Zeitgenossen geben, die superdünnes Federstahlblech als Abstandhalter mitvernieten und die Teile nach der Vernietung rausreißen.
Obs das bringt, weiß ich nicht, bei mir ging es bisher immer ohne.

Herzliche Grüße aus Stuttgart,
Jost

 

[baupi]

Vielen Dank ex Vento für Deine schnelle Antwort.

Vielen Dank auch Dir, JostS für Deine umfassenden Ausführungen.

Jetzt bin ich schlauer. Wenn das nur immer so schnell und einfach ginge!

Herzliche Grüße aus Wien,
Norbert