"Nieten" Taschenmesser Pattern, Nietenmesser

Messerhq

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Hallo zusammen, ich möchte eine Diskussion über "Nieten"-Messer starten. Ich glaube, das ist eines der großen deutschen Muster. Allerdings habe ich nicht viele Informationen über das Muster selbst.

Soweit ich weiß war es ursprünglich ein deutsches Muster. Ob es frühere Sheffield-Versionen gibt, ist mir nicht bekannt.

Was die aktuelle Produktion angeht, bietet Otter-Messer ein 3-Nieten-Messer und Robert Klaas ein 2-Nieten-Messer an. Gibt es derzeit noch andere Firmen, die ein "Nieten"-Messer herstellen?

Ich habe heute vier Beispiele zu zeigen. Sie haben alle einen Holzgriff und alle haben 3 Nieten (nur auf der mark side). Ich habe Beispiele von verschiedenen Firmen mit 2 Nieten gesehen.

Von links nach rechts: C&R Linder, Friedr. Herder Abr. Sohn, Hartkopf & Co und Otter Messer
20220106-104324.jpg

Mein Otter ist eine neue Produktion, die anderen sind Vintage.

Für jede Hilfe bei der Datierung meiner Nietenmesser wäre ich sehr dankbar. Gerne würde ich auch Bilder von Ihren Nietmessern sehen. Zum Schluss wären noch weitere Infos zum Pattern toll!
 
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@Messerhq
Freue mich über dein Thema. Denn zur Historie ist auch mir fast nichts bekannt, obwohl dieser Messertyp doch in unzähligen Schubladen und Hosentaschen war und noch immer ist.

Cooles Solinger "understatement". Was sich im Namen bereits ausdrückt. Kein Marketingaffiner Ami hätte seinem Produkt einen Namen nach umgangssprachlichen Luschen und Pfeifen gegeben. Hat den Erfolg des Messertyps bis heute aber nicht behindert.

Ich habe aktuell vier ganz unterschiedlicher Hersteller:

IMG_20220107_152512__01-01.jpg

IMG_20220107_153449__02-01.jpeg


von links:
Gottlieb Hammesfahr, mit 10 cm Klinge schon ein Riese, beste Qualität dazu.

Franz Frenzel, Nixdorf Böhmen. Marke Solidus, aber schon nicht mehr solidester Qualität. Vmtl Kriegsware unter deutschem Protektorat.

Otter - das griffigste durch dickeren Griff

Hartkopf/Teufelskerle, das schönste mit ungewöhnlich schickem Holz, vmtl 70er Jahre.

Auch ich würde mich über weitere Beiträge und Informationen zur Historie freuen!

Abu
 
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@Messerhq
Freue mich über dein Thema. Denn zur Historie ist auch mir fast nichts bekannt, obwohl dieser Messertyp doch in unzähligen Schubladen und Hosentaschen war und noch immer ist.

Cooles Solinger "understatement". Was sich im Namen bereits ausdrückt. Kein Marketingaffiner Ami hätte seinem Produkt einen Namen nach umgangssprachlichen Luschen und Pfeifen gegeben. Hat den Erfolg des Messertyps bis heute aber nicht behindert.

Ich habe aktuell vier ganz unterschiedlicher Hersteller:

Anhang anzeigen 263001
Anhang anzeigen 263002

von links:
Gottlieb Hammesfahr, mit 10 cm Klinge schon ein Riese, beste Qualität dazu.

Franz Frenzel, Nixdorf Böhmen. Marke Solidus, aber schon nicht mehr solidester Qualität. Vmtl Kriegsware unter deutschem Protektorat.

Otter - das griffigste durch dickeren Griff

Hartkopf/Teufelskerle, das schönste mit ungewöhnlich schickem Holz, vmtl 70er Jahre.

Auch ich würde mich über weitere Beiträge und Informationen zur Historie freuen!

Abu
Danke für die Antwort! Sie haben da ein paar schöne Messer. Ich bin auch gespannt, was aus diesem Beitrag wird
 
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Wowww, interessante Werbung für ein sehr begehrenswertes Messer! Gleich eine Spezialität zwischen den runden Nieten, fehlt nur noch im echten Leben.
Ich suche auch noch Dokumente heraus.
Abu
 
Wow, toller Fund! Jetzt haben wir also zwei Anzeigen, die das Design auf die 2WK datieren. Ich hoffe, wir können noch frühere Dokumentation aufdecken. Außerdem sieht es so aus, als hätten die hier abgebildeten Messer die doppelt geschliffenen Backen wie das moderne Otter-Messer 😀
Danke für deinen Beitrag!
Joe
 
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Habe kürzlich bei Rob. Klaas gelernt, dass diese Einschliffe in den Backen in der Solinger Welt „Kullen“ heißen, nicht zu verwechseln mit Ikeas Kullen-Kommode 😜 Abgebildet sind also 2-Kullen-Backen.

Letzte dokumentarische Aufarbeitung von meiner Seite, die zumindest die Frage „wer hat‘s erfunden“ im Moment auch Böhmen mit einschließt.

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3-Nieten-Messer mit 2 Kullen und Hechtklinge, die damals eine größere Rolle gespielt haben könnte. Aktuell kenne ich zumindest kein Messer mit dieser Form.
Und 2-Nieten-Messer mit zusätzlichem Werkzeug, auch nicht mehr modern.

Quelle: Katalog Jos. Drasche & Sohn, Wölmsdorf / Böhmen. Kein Datum, aber die Merkmale weisen eindeutig auf die böhmische Zugehörigkeit zu Österreich, also bis 1918 längstens. Wie weit zurückgehend….????

Ich gebe meinen geliebten Böhmen mal einen vorübergehenden Vorsprung der Alters-Benchmark. Habe gerade vorhin einen weiteren Beitrag mit Infos erhalten, folgt nach Aufbereitung demnächst. Muss ja spannend bleiben.

Abu
 
Die Idee mit den großen Ziernieten scheint schon älter zu sein. Im "Explanation or Key to the Various Manufactories of Sheffield" von Joseph Smith aus dem Jahr 1801 lässt sich folgende Abbildung eines Taschenmessers mit zwei großen Ziernieten finden:
42803403mp.jpg
 
Die Idee mit den großen Ziernieten scheint schon älter zu sein. Im "Explanation or Key to the Various Manufactories of Sheffield" von Joseph Smith aus dem Jahr 1801 lässt sich folgende Abbildung eines Taschenmessers mit zwei großen Ziernieten finden: ...

Messer wurden seit alters her und ohne Zweifel bereits vor 1801 nicht nur als "funktionales Werkzeug" hergestellt.
Neben dem Anwender, für den der praktische Nutzen als Schneidwerkzeug ausreichte, gab und gibt es hinreichend Käufer, für die das Messer ein Kultgegenstand ist oder als Statussymbol dient.
Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Nieten nicht nur für den funktionalen Zweck verwendet wurden. Als "Ziernieten" dekorieren sie den Messergriff bei moderatem Herstellungsaufwand wie hier # 4548:

Wolff, F.A., Gräfrath b. Solingen c. 1850.jpg


Wolff, F.A., Gräfrath bei Solingen, um 1850

Grüße
cut
 
Ich habe Post von unserem fleißig mitlesenden US-Kollegen Allen als Beitrag erhalten.
Nach seiner Kenntnis wurden historisch betrachtet die Nieten (Stifte und Scheiben) von den feststehenden Messern auf die Klappmesser übertragen. Mindestens seit den 1700er Jahren ist diese Ausstattung bei den Fixed bekannt, sie diente der Stabilität bzw. der Zierde. Genau wie später bei den Klappmessern. Hier ein Katalogauszug von Herder, datiert 1904:
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Ich persönlich bin einmal mehr erstaunt über die Vielfalt an Klingenformen gegenüber den heutigen mittelspitzen Klingen. Die Zeitreise scheint also von Sheffield über Solingen nach Böhmen zu gehen. Wobei Frankreich ganz sicher auch dabei war.

Gruß
Abu
 
Danke euch allen für die sehr informativen Antworten! es sieht so aus, als ob sich das Muster aus mehreren verschiedenen Stilen entwickelt hat. Kann man mit Sicherheit sagen, dass das Muster, wie wir es heute kennen (110-120 mm Swell-End / Tear-Drop-Holzgriff mit 3 oder 2 Nieten auf der Mark Side und verschiedene Klingenformen) zuerst in den 30er Jahren angekommen ist?

Die anderen Beispiele sind großartig und ich denke, sie alle haben zu dem beigetragen, was heute Nietmesser sind.
 
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... Von links nach rechts: C&R Linder, Friedr. Herder Abr. Sohn, Hartkopf & Co und Otter Messer
... Mein Otter ist eine neue Produktion, die anderen sind Vintage.

Für jede Hilfe bei der Datierung meiner Nietenmesser wäre ich sehr dankbar. Gerne würde ich auch Bilder von Ihren Nietmessern sehen. ...

Hallo Messerhq,
Ich gereife gerne mal Deine in post #1 gestellten Fragen auf:
Bei der Datierung des C&R Linder Messers vermute ich wegen der Ausführung der Griffbacken Nachkriegsfertigung, ca. 1950er - 1970er Jahre.
Ein nicht datiertes Musterbuch von C & R Linder, vermutlich aus den 1920er Jahren, zeigt diese 6 Modelle:

Linder, C&R Ziernieten A.x.JPG


Linder, C&R  Ziernieten B.x.JPG


Grüße
cut
 
Auch hier möchte ich mich ganz herzlich bei Euch für die interessanten Beiträge bedanken - besonders unser Herr cut ist ja quasi ein wandelndes Messer- und Herstellerlexikon. :giggle:(y)
 
Hallo Messerhq,
Ich gereife gerne mal Deine in post #1 gestellten Fragen auf:
Bei der Datierung des C&R Linder Messers vermute ich wegen der Ausführung der Griffbacken Nachkriegsfertigung, ca. 1950er - 1970er Jahre.
Ein nicht datiertes Musterbuch von C & R Linder, vermutlich aus den 1920er Jahren, zeigt diese 6 Modelle:

Anhang anzeigen 263117

Anhang anzeigen 263118

Grüße
cut
Vielen Dank für die Info @cut ! Ich denke, ich kann das Datum zurück in die 1920er Jahre verschieben 😃
 
hallo zusammen, ich würde gerne näher auf die nietmesser eingehen, die ich derzeit besitze. Ich habe hier zwei von Hartkopf &Co Teufelskerle. Ich habe hier im Forum gelesen, dass diese Firma von den 1930er bis Anfang der 70er Jahre operierte. Kann jemand genauere Daten zu meinen beiden Messern geben? Sie haben beide unterschiedliche Tang-Stempel, aber ich konnte keine Datierungstabelle finden. Danke für die Hilfe!
Joe



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... Kann jemand genauere Daten zu meinen beiden Messern geben? Sie haben beide unterschiedliche Tang-Stempel, aber ich konnte keine Datierungstabelle finden. Danke für die Hilfe!
Joe
Aus den mir bekannten Unterlagen kann ich leider keine zeitliche Zuordnung zu unterschiedlichen Markierungen der "Teufelskerle"-Hartkopf-Messer treffen.
Hier eine Abbildung aus einem undatierten Katalog ca.(korrigiert) 1960(!) ... 1970
Hartkopf & Co c. 1960...1970.jpg


Grüße
cut
 
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