Noob-Frage bezüglich Schneideigenschaften / Anschliff - Schnitzel Tri, Kansbol, Sanrenmu 708

hirschy

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Moin,
vor kurzem hat mich das Messervirus etwas befallen und unter andem haben die o.g. Messer bei mir Einzug gehalten.
In letzter Zeit hab ich mit denen ne Menge Kienspan "schön" geschnitzt und mich an Kerben versucht.
Waren die Schnitzeigenschaften von dem Sanrenmu und dem Kansbol relativ ähnlich (wobei das Kansbol nochmal etwas besser schnitzt) fällt das Tri dann doch recht stark ab.
Obwohl es auch die Haare vom Arm rasiert, ist es mir damit nicht möglich so schöne Kerben zu schnitzen und teilweise auch gar nicht so tief ins Holz einzudringen, um viel Material abzutragen, wei bei den anderen beiden.
Da ich auf das Schnitzel mit viel Vorfreude ne ganze Weile gewartet habe, bin ich jetzt doch recht ernüchtert.
In allen Videos wurde es ja viel gelobt und es gefällt mir auch total. Beim Schnitzen hab ich dann aber doch lieber das Kansbol in der Hand, weil man damit besser vorwärts kommt.
Jetzt frag ich mich:
- mach ich was falsch?
- war das von vornherein klar und das Tri ist für´s Schnitzen nicht gedacht?
- muss es doch noch mehr geschärft werden?
- ....
Falls ihr mich erleuchten könnt, wär das klasse!
mfg hirschy
 
Das klingt mir alles sehr bekannt. Einfach gesagt, kommt das Problem von den unterschiedlichen Schliffarten: Skandi geht in einem durch auf Null (oder fast Null), der durchgehende Flachschliff braucht eine extra Schneidfase. Und diese wird ab Werk oft in großem Winkel angelegt, um stabil zu sein (und auch allzu häufigen Reklamationen seitens der Kunden vorzubeugen). Gleiches gilt für Hohlschliff mit Schneidfase wie beim Sanrenmu.
Skandischliffe wie am Mora gehen per se einfach viieel besser in Holz als Flachschliffe mit einer Schneidfase. Ich vermute mal, das Schnitzel-Messer hat eine Schneidfase, die nicht auf Holzschnitzen ausgelegt ist, sondern auf so Sachen wie Jagdbeute verarbeiten. Da ist das Schnittgut nachgiebig, ein größerer Schneidenwinkel hält die Klinge länger scharf und ist bei Kontakt mit Knochen weniger empfindlich für Ausbrüche. Im Holz wirkt das alles wie eine Bremse.

Außerdem, so meine Erfahrung, mit einem Skandischliff kann man viel besser "zielen", d.h. die Klinge im richtigen Winkel anlegen, um z.B. Späne abzuheben.

Nimm das Schnitzel für allgemeine Aufgaben, wo die stabilere Schneide vorteilhaft ist, und das Mora zum Schnitzen. Ansonsten würde es helfen, die Schneide auszudünnen, bis sie gut in Holz greift. Das macht sie aber auch empfindlicher.
 
Besten Dank für deine Erläuterung!
Was mich tatsächlich sehr wundert ist, dass ich das in den ganzen Rezensionen nicht einmal gelesen habe oder es in den Videos nicht erwähnt wurde. Gerade beim Thema Bushcraft-Schnitzen spielt das doch eine große Rolle... Sicher kann man auch mit dem Tri Holzlocken machen, nur macht das mit dem Kansbol deutlich mehr Spaß.
Aber gut, dann werd ich mal schauen, was ich wo wie einsetzen kann und wie sich die Unterschiede bemerkbar machen.
 
Scandi ist eben der Holzexperte. Wenn du es noch schnitzfreudiger willst, versuch mal ein richtiges Schnitzmesser mit Scandi auf Null (die normalen Moras wie das Kansbol haben noch eine winzige Microfase). Die gibt es u.a. auch von Mora. Das Tri kommt da nicht ganz mit, ist aber dafür besser für normale Schneidarbeiten geeignet, wo der Scandi mit seiner Tendenz zum Spalten weniger Freude macht.
 
Nach scandi auf null such ich mal. Haste Modelle parat?
Welche Schneidarbeiten meinst du denn zum Beispiel?
 
Ich kenne keinen Hersteller, der seine Skandimesser als Skandi auf Null bezeichnet. Die allermeisten haben eine kleine oder auch größere Minifase. Meine einzigen Messer bisher, die einen echten Skandi auf Null hatten, waren ein EnZo PK70 und ein Entrek Forester. Aber dann ist die Schneide so dünn, dass man fast durchgucken kann und legt sich beim ersten Kontakt mit etwas härterem Holz zur Seite. Ich habe die beide gleich mal mit einer leichten Sicherheitsfase umgeschliffen.
EnZo gibts als Marke nicht mehr, das war ein Produkt von BRISA und so heißen sie jetzt auch.
 
Könntet Ihr mir nochmal aufzählen, wo ein Tri so seine Qualitäten ausspielt gegenüber dem Scandi? @Harry_W hatte ja geschrieben, dass es für "normale Schneidarbeiten" besser geeignet ist und der Scandi durch die Tendenz zum Spalten da weniger Freude macht.
Kann mir gerade nicht genau vorstellen, wo das der Fall sein sollte?! 🤔
 
Jagd, Fischerei, Outdoorküche; Kappen von Netzen, Seilen, Schnüren, Klebebändern, Fahrrad- oder Gartenschläuchen; Öffnen von Plastiksäcken und -verpackungen aller Art, Zuschneiden von Planen oder Segeltuch; Zerkleinern von Pappkartons ... kurz gesagt alles, wo das Schnittgut leicht zur Seite weicht. In die Finger geht auch gut ... duck und weg...
 
Moin,

für mich wird andersrum ein Schuh draus:

Alles, was nicht Stöckchen schnitzen ist, geht mit einem Flachschliff deutlich besser. Erst recht wenn der Scandi-Schliff so angebracht ist, dass er erst knapp vor der Schneide anfangt und ansonsten die volle Rückenstärke an den Flanken steht. Damit etwas durchzuschneiden ist alles andere angenehm oder sinnvoll.
Beim Thema "Bushcraft" geht es meist auch darum, möglichst wenig Ausrüstung mitzuschleppen, und da ist eben ein Messer wie das Schnitzel der besser Allrounder als ein Messer mit Scandi.
Wenn man dann noch ein Messer hat, dessen Geometrie eine eher geringe Klingenstärke und wenig "Fett" hinter der Wate hat, dann macht damit auch die Holzbearbeitung Freude. Womit ich Stöckchen anspitzen etc. meine, figürliches Schnitzen ist eine andere Geschichte.

Gruß,

Nick
 
Ich kenne keinen Hersteller, der seine Skandimesser als Skandi auf Null bezeichnet. Die allermeisten haben eine kleine oder auch größere Minifase.
Auf YT gibt es ein Video mit dem Produktionschef von Mora. Er erklärt, dass fast alle Moras eine mehr oder weniger feine Microfase haben (weil sie zum Schluss maschinell auf einem Band geschliffen werden). Dabei erwähnt er, dass die Schnitzmesser von Mora keine solche Microfase haben - also auf Null geschliffen sind.

@hirschy:
Mit normalen Schneidarbeiten meine ich eben so ziemlich alles außer Holzarbeit. Also angefangen beim Schnippeln von Seil und sonstigem Zeugs bis hin zu Foodprep. In den meißten Fällen will man die Spaltwirkung und extreme Bissigkeit des Scandis eigentlich gar nicht, jedenfall geht es mir so.
 
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Danke für Eure Erläuterungen! Ich werd mich nach umfangreicher Nutzung mit meinen Erfahrungen nochmal zurückmelden!
 
Wie Porcupine schon schrieb geht es gar nicht generell um die Form / Geometrie der Klinge sondern um den Schliff.
Wenn du deinem Schnitzel den selben Winkel anschleifst wie am Mora kannst du auch damit kerbschnitzen (zeig mal).

Das nennt sich meistens Scandi Zero. Ganz genau genommen stimmt das meistens nicht, da beim Abziehen oft nur direkt an der Schneidkante gearbeitet wird, aber wir lassen das mal gelten :)

Brisa/Enzo Trapper, Elver kannst du nach gucken. Die sind auf Null geschliffen. Die meisten Schnitzmesser, wie die erwähnten Mora, auch.

So ein Kerbschnitzmesser solltest du dir vielleicht mal näher anschauen. Relativ günstig von Beavercraft zu bekommen und damit geht das dann alles noch viel einfach. Die sind schließlich dafür gedacht.
 
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Eine Alternative, zu den hier beschriebenen Schliff-Arten, die sowohl bei der Holzarbeit als auch bei Allround-Aufgaben Spaß macht, ist übrigens der konvexe/ballige Schliff, zu finden z.B. bei Bark River.

Die Schneiden haben üblicherweise einen spitzen Schneidenwinkel (gut für's "Stöckchen schnitzen"), sind durch ihre Balligkeit (Parabel-Form), aber ausreichend stabil für die meisten anderen Aufgaben.
 
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