Nordische Messer ohne Handschutz [warum?]

Rottenburger180

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Nordische Messer gefallen mir optisch sehr. Nur habe ich immer Zweifel über den praktischen Wert bezüglich der Sicherheit. Vor X-Jahren bin ich beim Angeln mit nassen Händen und glattem Griff meines Puuko in die Schneide gerutscht, glücklicherweise nicht tief, da ich nicht fest zugepackt hatte , was beim Ausnehmen von Fischen auch nicht unbedingt notwendig ist. Bin kein Jäger, aber kann mir vorstellen, dass man beim Aufbrechen z. B. von Schwarzwild ohne Handschutz schon ein Problem kriegen kann. In praktisch allen Kulturen haben Messer Handschutz, nur bei den nordischen fehlt dieser bei vielen Modellen. Kann mir einer den evtl. historischen Grund nennen warum das so ist ? Besten Dank. :fat:
 
In praktisch allen Kulturen haben Messer Handschutz, nur bei den nordischen fehlt dieser bei vielen Modellen
Hast du dafür nähere Belege?
Ich wüste jetzt keine historische Arbeitsmesser mit Handschutz die nicht primär als Waffen genutzt wurden.
Und als ich jetzt mal spontan ein paar europäische Messer aus dem 10ten bis 12ten Jahrhundert durchgeblättert habe waren diese allesamt ohne Handschutz und den nordischen teils gar nicht so unähnlich.
Vielleicht also eher modische Erscheinung als kulturelles gut?

Die nordischen Messer sind Alleskönner und das ist eine Kultur in der unheimlich gerne geschnitzt wird.
Da ist dir der Handschutz meist im Weg.
Als jemand der den Handschutz nicht so gerne mag wüsste ich auch nicht wann mir dieser einmal abgegangen wäre.
Vielleicht gewöhnt man sich bei häufiger Benutzung auch einfach daran und ist dann automatisch vorsichtiger?

Grüße,
Eisenbrenner
 
. Bin kein Jäger, aber kann mir vorstellen, dass man beim Aufbrechen z. B. von Schwarzwild ohne Handschutz schon ein Problem kriegen kann.
Deshalb gab es früher hier keine Wildschweine weil die Messer keinen Handschutz haben.:lechz:
Spaß beiseite. Es finden sich hier in Schweden auch traditionelle Messer mit Handschutz , diese waren aber eher keine Gebrauchsmesser. Wie Eisenbrenner schon geschrieben hat stört ein Fingerschutz oft und die Skandinavier sind es gewöhnt ohne zu arbeiten.
 
Hast du dafür nähere Belege?
Ich wüste jetzt keine historische Arbeitsmesser mit Handschutz die nicht primär als Waffen genutzt wurden.
Und als ich jetzt mal spontan ein paar europäische Messer aus dem 10ten bis 12ten Jahrhundert durchgeblättert habe waren diese allesamt ohne Handschutz und den nordischen teils gar nicht so unähnlich.
Vielleicht also eher modische Erscheinung als kulturelles gut?

Die nordischen Messer sind Alleskönner und das ist eine Kultur in der unheimlich gerne geschnitzt wird.
Da ist dir der Handschutz meist im Weg.
Als jemand der den Handschutz nicht so gerne mag wüsste ich auch nicht wann mir dieser einmal abgegangen wäre.
Vielleicht gewöhnt man sich bei häufiger Benutzung auch einfach daran und ist dann automatisch vorsichtiger?

Grüße,
Eisenbrenner
Besten Dank für die Auskunft Eisenbrenner und Heiko Häß, an Schnitzarbeiten und ans 10. bis 12. Jahrhundert hatte ich bei meiner Anfrage nicht gedacht, da habt Ihr absolut recht. Ich dachte mehr an die neuere Zeit. Aber dass bei einem Handschutz die Verletzungsgefahr kaum vorhanden ist, lässt sich ja nicht weg diskutieren. Die super Messer von Heiko Häß haben ja auch ein Mulde für den Zeigefinger, um das Abrutschen in die Klinge zu verhindern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die meisten nordischen Messer, so kommt mir vor, weden ja traditionell in einer Steckscheide geführt, die den Griff großteils umschließt und das Messer per Reibung hält und beim Ziehen sogar einen gewissen Widerstand aufbaut (wenn sie richtig gemacht ist). Das ist mit Handschutz nicht möglich; maximal mit einer Fingermulde.
Ist evtl. diese "Scheidentradition" so wichtig, dass man deswegen lieber überwiegend auf einen Handschutz verzichtet?

In diesem Jahr wird mein ältestes feststehendes Messer, ein handschutzloses Marttiini von 1965, 50 Jahre in meinem Besitz sein (mit 11 gekauft). Ich habe mich mit ihm und seinen diversen (auch handschutzlosen) Geschwistern noch nie geschnitten.
Dazu habe ich mir auch eine spezielle Schneidetechnik angewöhnt (andere Benutzer vielleicht auch, wer weiß): Bei stoßenden Schnitten liegt der Knauf im Handinneren; auf die Weise rutscht der Zeigefinger praktisch nie zur Schneide hin.
 
Zuletzt bearbeitet:
). Das ist mit Handschutz nicht möglich; maximal mit einer Fingermulde.
Ist evtl. diese "Scheidentradition" so wichtig, dass man deswegen lieber überwiegend auf einen Handschutz verzichtet?
Stimmt so nicht ganz ;)
Hier eine Seite auf der man traditionelle schwedische Messer mit Handschutz sieht. Man beachte die Scheide dazu Knivar Eskilstuna
 
....schwedische Messer mit Handschutz ... Man beachte die Scheide dazu...
Danke für den Hinweis. Diese Art Messer waren mir auch irgendwie im Hinterkopf, aber die scheinen mir doch allesamt eher in die Kategorie Waffe zu gehören, oder vielleicht zum Abfangen von Jagdwild (?)
Klar, es gibt das. Ich habe meinen Kindern als erste Messer (mit 4 Jahren) je ein Mora Kindermesser gekauft - mit doppeltem Handschutz, aber spitzer Klinge (die abgerundeten waren damals noch nicht Mode). Bei den Waldwochen unserer Kita war mir nämlich aufgefallen, dass Kinder sich mit Schweizermessern regelmäßig in die Finger schnitten, bei feststehenden Messer mit Handschutz kam das praktisch nicht vor.

Nochmal zur Ausgangsfrage "warum ohne Handschutz": Meine Antwort wäre, weil er vielen Nutzern beim normalen Arbeiten störend im Weg und die Sicherheit in dem Fall eine Frage der Anwendung und Geschicklichkeit ist.
 
Evtl. ist der fehlende Handschutz auch "esstechnisch" entstanden.
Da sehr oft direkt vom Messer gegessen wurde/wird,stört sicher auch dort ein Handschutz.
Das sieht man öfter in Dokus von den noch immer existierenden Rentierzüchtern.

Gruß Carsten
 
Ist evtl. diese "Scheidentradition" so wichtig, dass man deswegen lieber überwiegend auf einen Handschutz verzichtet?
Ich denke mal, daß es sich da nicht nur um Traditionspflege handelt, da diese Scheiden und deren Tragweise beim Tragen an gebietypsicher Winterkleidung und beim Ziehen/Wegstecken mit dicken Handschuhen ja erhebliche praktische Vorteile bieten.
Beim Benutzen des Messers mit dicken (Faust)Handschuhen ist ein fehlender Handschutz bestimmt auch hilfreich, weil mehr Platz am Griff bleibt.
Zudem wäre ein Handschutz aus Holz/Horn/Bein aufwändig in der Herstellung, einer aus Metall hingegen kalt.
 
... Und als ich jetzt mal spontan ein paar europäische Messer aus dem 10ten bis 12ten Jahrhundert durchgeblättert habe ...
Grüße,
Eisenbrenner

Hallo Eisenbrenner,
ich bin immer au der Suche nach interessanter und mir bisher verborgener Messerliteratur.
Welche Titel verbergen sich hinter den spontan durchgebätterten Druckerzeugnissen?

Grüße
cut
 
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