Oberflächenbehandlung von Geweih/Knochen/Elfenbein?

Hephaestos

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Hallo,
ich hab im Sommer ein Messer für einen Bekannten gemacht, mit Dreilagenklinge, Elchgeweih, Maserbirke und Birkenrinde (unten ist ein Bild davon). Er hat mir das Ding nun neulich mal wieder gezeigt, und das Elchgeweih war total rot verfärbt. Er meinte, dass das die Paprika-Marinade beim Grillen angerichtet hätte... Nun meine Frage:
Wie behandelt ihr Geweih, dass es keinen Dreck "aufsaugt"?

Bei Mammut-Elfenbein ist mir auch schon ähnliches passiert, und ein Norweger meinte mal, man müsste bei Walross und Walzähnen ebenfalls aufpassen, weil diese auch sehr leicht Farbe aufnehmen... Hirschgeweih scheint etwas dichter zu sein.
Meine Griffhölzer behandle ich immer mit Danish Oil und bin sehr zufrieden damit. Das Problem ist nur, dass Geweih und Elfenbein davon etwas dunkler werden, und das Öl bei Elfenbein in kleine Risse eindringt und so Flecken verursacht.
Vor dem Lackieren schrecke ich etwas zurück, da hab ich bei Holz bislang keine guten Erfahrungen gemacht. Kleine Macken sieht man im Lack sofort, und irgendwann platzt anscheinend jeder Lack, weil Holz einfach arbeitet. Habt ihr da Erfahrungen mit Geweih, Elfenbein und Knochen?
Würde mich über eure Hilfe freuen,
Grüße
Hannes

messer_014.jpg
 
Eine Lösung müsste das Stabilisieren sein. Da das Material offenbar leicht porös ist und daher Partikel und Pigmente aufnehmen kann, müssen die Öffnungen versiegelt werden. Da wäre mein Favorit eine "Imprägnierung" mit Epoxydharz.

Vorsicht ist allerdings grundsätzlich bei Fruchtsäuren und ähnlichem geboten (Du sprachst von einer Paprika-Marinade). Ich habe schon Tomatensaucen und Marinaden gesehen, die sogar Kunststoffe für den Küchengebrauch dauerhaft eingefärbt haben.
 
....ich hab ....ein Messer.....gemacht, mit Dreilagenklinge, Elchgeweih, Maserbirke und Birkenrinde.....und das Elchgeweih war total rot verfärbt..... meine Frage: Wie behandelt ihr Geweih, dass es keinen Dreck "aufsaugt"?....
Alle diese Naturmaterialien haben eine gewisse Porosität. Daher nehmen sie Fremdstoffe in feiner Verteilung auf, und wenn diese gefärbt sind, wird das sehr deutlich.

Stabilisieren hilft da wohl am besten, da man aber häufig den großen Aufwand für ein kleines Teil scheut, bin ich dazu übergegangen, mit einem dünnflüssigen Cyanacrylatkleber (STARBOND 02, W. Christmann, Wiesbaden) die Oberfläche zu versiegeln. Das Zeug dringt auf Grund seiner äußerst geringen Viskosität sehr gut ein, aber sicher nicht so tief wie eine professionelle Stabilisierung unter Vakuum. Nach dem Aushärten (geht naturgemäß fix bei einem Sekundenkleber) kann man das Objekt schleifen und polieren, und die originale optische Anmutung des Materials bleibt erhalten.

Gruß

sanjuro
 
Hallo ihr beiden, danke für die schnellen Antworten.
Das mit dem Stabilisieren hatte ich mir auch schon überlegt, da gibt es allerdings gleich mehrere Probleme: Zum einen ist die Porosität wahrscheinlich nicht hoch genug, zum anderen müssen die Materialien dafür erhitzt werden. Ich glaube nicht, dass Geweih und Elfenbein das vertragen, oder? Ein Problem dabei könnte auch der natürlich Fettgehalt der Materialien sein. Zumindest die Firma Novacula schreibt auf ihrer Seite, dass öl- und fetthaltige Materialien nicht stabilisiert werden können...
Das mit dem Sekundenkleber klingt dagegen recht praktikabel. Hast du, sanjuro, damit auch schon "Langzeiterfahrungen"? Ein bisschen unwohl ist mir noch, weil Sekundenkleber ja nicht gerade das gesündeste Material ist...
Gibts nicht irgendwas auf Wachsbasis oder so?
Beste Grüße
Hannes
 
Bei Elfenbein kann ich Dir versichern, dass "Eigenfett" im Material zu vernachlässigen ist. Elfenbein, auch Elefantenelfenbein, neigt dazu, Fett und Öle dankend aufzunehmen und dann mit der Zeit gelb zu werden. Ist halt so. Poliert das Material anständig und gut ist.

Sollte die Verfärbung oder besser Vergilbung stören, dann kannst Du das Material immer mal wieder mit Wasserstoff bleichen. Wenns denn unbedingt sein muss.
 
Hallo nochmal,
das mit der Porosität kann man ja noch etwas weitertreiben, z.B. mit Oosik. Ich habe gerade erst einen frischen Oosik aus Kanada bekommen, ihn aber noch nicht angeschnitten... die Oberfläche ist ja durchaus richtig "löchrig", wie macht ihr das mit so einem Zeug? Auch einfach Polieren und beim Benutzen zusätzlich vorsichtig sein?
Danke schonmal,
Gruß
Hannes
 
Meines Wissens ist es nicht unüblich Elfenbein zu Stabilisieren. Aber am besten fragst Du einfach bei der Firma an.
Die Idee von Sanjuro finde ich aber auch sehr gut. Das könnte man ebenfalls unter Vakuum versuchen, Problem wäre allerdings das Einspritzen des Materials im Vakuum.Stelle ich mir kompliziert vor.

Ein weiterer Vorteil von Cyanacrylat ist, dass es sich an Fett bindet. (seihe hierzu Cyanacrylat-Bedampfungsverfahren aus der Kriminaltechnik)
 
.....Hast Du.....damit auch schon "Langzeiterfahrungen"? Ein bisschen unwohl ist mir noch, weil Sekundenkleber ja nicht gerade das gesündeste Material ist... Gibts nicht irgendwas auf Wachsbasis oder so?...
Du sollst den Sekundenkleber ja nicht trinken oder inhalieren (das Zeug beißt furchtbar in den Schleimhäuten - Verarbeitung in sehr gut belüfteten Räumen oder im Freien ist empfohlen!). Langzeiterfahrungen habe ich ich, wenn Dir ein paar Jahre - so vier bis fünf - genügen. Das Zeug ist absolut stabil, auch bei häufiger Benutzung. In meinem Geschäft habe ich ein - natürlich! - selbstgebautes Kartonmesser mit solchermaßen oberflächenstabilisiertem Buchenmasergriff, das täglich für alle möglichen Zwecke benutzt wird. Das Material scheint wesentlich härter als jeder Lack zu sein und die Verbindung zum Holz kann man nur mit der Feile lösen.

Ob sich das Cyanacrylat im Vakuum verarbeiten lässt, weiß ich nicht. Es ist sehr leicht flüchtig, ziemlich teuer und natürlich bindet es blitzschnell ab. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das im Unterdruck funktionieren würde. Nötig scheint es jedenfalls nicht zu sein.

Wachs geht natürlich auch, ist aber selten völlig farblos/transparent. Zudem greift es sich ab, da es weich ist. Mit Lösungsmitteln kann es wieder herausgewaschen werden.

Gruß

sanjuro
 
Zur Giftigkeit von Sekundenklebern:

Die Sekundenkleber, die ich bislang verwendet habe, basierten auf Zyanacrylat. In der Chirurgie werden ebensolche Kleber (Stichwort Dermabond) auch gerne verwendet, zumindest bei Wunden, die nicht zu groß sind und auch nicht gerade an mechanisch besonders beanspruchten Stellen liegen. Und wenn man gerade das Zeug zur Hand hat, es ist nämlich schon ein gutes Stück teurer als steriles Nahtmaterial.

Derartig giftig wird das Zeug demnach nicht sein, würde ich mutmaßen. Zumindest wenn man es nicht gerade trinkt, in seine Augen oder den Gehörgang schüttet, etc.

Auch wenn ich persönlich die "natürliche" Oberfläche von z.B. Holz vorziehen würde.
 
Das Gesundheitliche Hauptproblem ist das Einatmen des Klebstoffes. Er kann meines Wissens die Lungenbläschen verkleben. Man kann das ganze wunderbar beobachten:
Nimm ein Marmeladenglas, mach auf der Innenseite einen Fingerabdruck und kipp etwas Sekundenkleber auf den Boden. Der Fingerabdruck wird sehr gut sichtbar.
Wenn sich der Belag in größeren Mengen in der Lunge bildet... Mahlzeit!
 
Ich muss Meisenmann Recht geben, dass der "natürliche" Griff von Materialien sicher der angenehmste ist. Wenn aber die Ästhetik durch Verfärbungen versaut wird, fühlt sich das Messer auch nicht mehr gut an... Bei Holz hatte ich auch noch nie Probleme, da sind diverse Öle auf dem Markt wirklich gute Möglichkeiten, sowohl Optik als auch Haptik zu erhalten.

Speziell bei Geweih werde ich Sanjuros Methode mal testen. Mit ner Lackierermaske dürfte die Verarbeitung ja kein Problem sein. Mir gings bei der Gefährlichkeit eher um das Anfassen des Griffs und durch Schweiss gelöste Stoffe. Das Argument mit dem Wundenkleber ist allerdings ziemlich überzeugend.
Bei Elfenbein werde ich mich ich wohl an S.Dammanns Rat halten, und es beim Polieren belassen. Solange es keine Paprikamarinade ist, kann man kleine Verfärbungen, die mit der Zeit auftreten, vielleicht einfach als charakterfördernde Patina sehen...
Danke nochmals für die Tips
Gruß
Hannes
 
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